Praxistest: Mercedes-Benz A 180 CDI - Scheinriese
Testbericht
Zu den skurrilen Erfindungen des Schriftstellers Michael Ende gehört auch Herr Tur Tur, der Scheinriese aus den Jim Knopf-Büchern. Auch der A180 CDI ist ein Scheinriese: Er wirkt größer, als er wirklich ist.
Die A-Klasse ist die kleinste Modellreihe aus dem Hause Mercedes-Benz, die den Stern tragen darf. Spätestens in der zweiten Generation ist die Kombilimousine nun auch tatsächlich ein Mercedes geworden - mit allen Stärken und Schwächen. Ein Erfolg ist er allemal - auch, wenn die Stuttgarter ihn anfangs eher widerwillig ins Programm genommen haben. Man brauchte 1998 ein Auto, das den üppigen Flottenverbrauch statistisch senken konnte. Und man bekam eines, das sich allein in Deutschland während der ersten fünf Monate diesen Jahres rund 27.100 mal verkauft hat. Damit ist der "A" der meistverkaufte Mercedes - noch vor C- und E-Klasse. Das hat seine Gründe - und nicht nur den, dass er der einzige Mercedes ist, den sich viele leisten können. Oder dass er nun gefälliger und erwachsener aussieht als sein Vorgänger. Die A-Klasse ist ein kleines Raumwunder. Von außen wie von innen wirkt er größer, als er tatsächlich ist. Ein Scheinriese eben, dessen wahre Dimensionen erst im direkten Vergleich auffallen. Wenn er neben einem Hyundai Matrix steht zum Beispiel, der auch als Minivan firmiert und trotzdem höher und länger ausfällt als die A-Klasse mit ihren 3,84 Metern Länge, 1,76 Metern Breite und 159 Metern Höhe.
Doch auch mit den Außenmaßen eines Honda Jazz bietet die A-Klasse innen mehr Raum als etwa der Volvo-Kombi V50. Und das deutlich flexibler und besser nutzbar. Wer im A180 die asymmetrisch teilbare Rückbank vorklappt, bekommt wie gehabt selbst zwei voll montierte Bikes hinten unter - aufrecht stehend und mit dem Tourgepäck für ein verlängertes Wochenende. Gegen Aufpreis lässt sich selbst der Beifahrersitz komplett ausbauen. Aber auch bei voller Bestuhlung reichen die 435 Liter Laderaum für jeden Wocheneinkauf samt sperriger Getränkekisten - der VW Golf zum Beispiel hat selbst als Plus-Version weniger zu bieten. Dazu kommt, dass sich der Laderaum der A-Klasse durch die weit aufschwingende Ladeklappe und die große Öffnung auch mit sperrigen Gütern bestens beladen lässt. Der Ladeboden ist durchgehend eben, quadratisch geschnitten und hat eine niedrige Ladekante. Fächer für Kleinkram sorgen dafür, dass nichts durch die Gegend fliegt. Geräumig geht es auch vorne zu - wenn auch die Sitzposition erst mal gewöhnungsbedürftig ist: Wegen der hohen Bauweise des Sandwichbodens und der niedrigen Sitzhöhe sitzt nicht wie üblich mit angewinkelten, sondern mit eher gestreckten Beinen - ähnlich wie in einem Sportwagen. Die Sitze selbst sind vorne gut verstellbar, auch große Passagiere finden bequem Platz. Was man leider von der hinteren Reihe nicht sagen kann - dort ist mit der Kniefreiheit schnell Ende. Und mehr als zwei Personen sitzen zu beengt.
Die Inneneinrichtung des A180 ist von den Materialien und von der Verarbeitung her so hochwertig, wie man es von einem Mercedes erwarten kann. Leider aber auch so langweilig und ohne jegliche Überraschungen. Die Instrumente sind übersichtlich, gut erreichbar und lassen sich ohne großes Studium der Bedienungsanleitung intuitiv bedienen. Ablagen gibt es ausreichend. Wer Komfort über die magere Basisausstattung hinaus will, der darf sich an einer langen Aufpreisliste abarbeiten - auch das mercedestypisch. Von der Fahrerposition aus hat man in der A-Klasse eine gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen. Auch Anfang und Ende des Minivans sind mit ein bisschen Übung gut einzuschätzen. Wer sicher gehen will, sollte sich die optisch und per Warnton funktionierende Einparkhilfe ordern. Die kompakten Maße machen den kleinen Mercedes auch im dichten Stadtverkehr zu einem handlichen Auto. Zu dem angenehmen Fahrempfinden trägt auch die komfortbetonte Federung bei - auch lange Strecken lassen sich so gut überstehen. Auf holprigen Pisten allerdings zeigt sich, dass der kurze Benz doch seine Grenzen hat: Dann schlägt die Sparwut der Straßenbaubehörden doch ziemlich auf die Wirbelsäule der Passagiere durch. Ansonsten zeigte sich der A180 als sicher und einfach zu fahren - Elchtest war gestern. Traktionskontrolle und ESP sorgen für Sicherheit, in flott gefahrenen Kurven untersteuert der Benz etwas, bevor das ESP reagiert. Die Lenkung ist wieder typisch Mercedes: Ziemlich indirekt und mit wenig Gefühl für die Fahrbahn - aber auch präzise und gewohnt. Ein Fall für sich ist die stufenlose Automatik - sie hält den Motor zwar ziemlich konstant im gleichen Drehzahlbereich, wenn man nicht gerade Vollgas gibt. Aber irgendwie hat man - vor allem beim Beschleunigen - immer wieder das Gefühl, das Vorwärtsdrang und Motorgeräusch nicht zusammen passen. Das Tempo hinkt, wie mit einem Gummiband hinterher gezogen, immer ein wenig hinter dem Gasfuß zurück.
Unter der Fronthaube arbeitete bei unserem Testwagen unüberhörbar ein Diesel. Das 2-Liter-Aggregat mit Common-Rail-Einspritzung wird mit gleichem Hubraum aber unterschiedlicher Leistung durch alle drei Diesel der A-Klasse gereicht - auch im A160 CDI werden ebenso wie im A180 CDI oder dem A200 CDI 1991 cm³ befeuert. Den Selbstzünder im A180 haben die Ingenieure auf 80 kW/109 PS eingestellt. Bei einem maximalen Drehmoment von 250 Nm, das bei 1600 U/min. anliegt, reicht das für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 186 km/h. Alles nicht sehr üppig - aber für den 1,4 Tonnen schweren Mini-Benz durchaus ausreichend. Dass man in einem Diesel sitzt, lässt Mercedes einen nie vergessen: Das Nageln ist nicht übermäßig lautstark, aber akustisch stets präsent. Das Nageltier merkt man aber auch beim Tanken - diesmal positiv: Offiziell reichen 5,7 Liter Diesel für 100 Kilometer Strecke. Bei unseren Testfahrten brauchten wir mit 7,6 Litern allerdings deutlich mehr. Am Rasen kann es nicht gelegen haben: Der Bordcomputer zeigte einen Schnitt von 90 km/h an. Auch in der Anschaffung ist dieser Mercedes ein Mercedes: Der Preis ist heiß. Mindestens 22.194 Euro muss man für die Basisversion überweisen. Und "Basis" bedeutet bei Mercedes auch "Basis": Nahezu für alles ist ein Aufpreis fällig. Gepäckraumabdeckung (113 Euro), Nebelscheinwerfer (179 Euro) oder Seitenairbags hinten (399 Euro) kosten genauso extra wie Bi-Xenon-Leuchten (982 Euro) oder Navi (ab 2094 Euro). Kleiner Trost: Der hohe Wiederverkaufswert relativiert zumindest den Anschaffungspreis wieder etwas.
Die A-Klasse ist die kleinste Modellreihe aus dem Hause Mercedes-Benz, die den Stern tragen darf. Spätestens in der zweiten Generation ist die Kombilimousine nun auch tatsächlich ein Mercedes geworden - mit allen Stärken und Schwächen. Ein Erfolg ist er allemal - auch, wenn die Stuttgarter ihn anfangs eher widerwillig ins Programm genommen haben. Man brauchte 1998 ein Auto, das den üppigen Flottenverbrauch statistisch senken konnte. Und man bekam eines, das sich allein in Deutschland während der ersten fünf Monate diesen Jahres rund 27.100 mal verkauft hat. Damit ist der "A" der meistverkaufte Mercedes - noch vor C- und E-Klasse. Das hat seine Gründe - und nicht nur den, dass er der einzige Mercedes ist, den sich viele leisten können. Oder dass er nun gefälliger und erwachsener aussieht als sein Vorgänger. Die A-Klasse ist ein kleines Raumwunder. Von außen wie von innen wirkt er größer, als er tatsächlich ist. Ein Scheinriese eben, dessen wahre Dimensionen erst im direkten Vergleich auffallen. Wenn er neben einem Hyundai Matrix steht zum Beispiel, der auch als Minivan firmiert und trotzdem höher und länger ausfällt als die A-Klasse mit ihren 3,84 Metern Länge, 1,76 Metern Breite und 159 Metern Höhe.
Doch auch mit den Außenmaßen eines Honda Jazz bietet die A-Klasse innen mehr Raum als etwa der Volvo-Kombi V50. Und das deutlich flexibler und besser nutzbar. Wer im A180 die asymmetrisch teilbare Rückbank vorklappt, bekommt wie gehabt selbst zwei voll montierte Bikes hinten unter - aufrecht stehend und mit dem Tourgepäck für ein verlängertes Wochenende. Gegen Aufpreis lässt sich selbst der Beifahrersitz komplett ausbauen. Aber auch bei voller Bestuhlung reichen die 435 Liter Laderaum für jeden Wocheneinkauf samt sperriger Getränkekisten - der VW Golf zum Beispiel hat selbst als Plus-Version weniger zu bieten. Dazu kommt, dass sich der Laderaum der A-Klasse durch die weit aufschwingende Ladeklappe und die große Öffnung auch mit sperrigen Gütern bestens beladen lässt. Der Ladeboden ist durchgehend eben, quadratisch geschnitten und hat eine niedrige Ladekante. Fächer für Kleinkram sorgen dafür, dass nichts durch die Gegend fliegt. Geräumig geht es auch vorne zu - wenn auch die Sitzposition erst mal gewöhnungsbedürftig ist: Wegen der hohen Bauweise des Sandwichbodens und der niedrigen Sitzhöhe sitzt nicht wie üblich mit angewinkelten, sondern mit eher gestreckten Beinen - ähnlich wie in einem Sportwagen. Die Sitze selbst sind vorne gut verstellbar, auch große Passagiere finden bequem Platz. Was man leider von der hinteren Reihe nicht sagen kann - dort ist mit der Kniefreiheit schnell Ende. Und mehr als zwei Personen sitzen zu beengt.
Die Inneneinrichtung des A180 ist von den Materialien und von der Verarbeitung her so hochwertig, wie man es von einem Mercedes erwarten kann. Leider aber auch so langweilig und ohne jegliche Überraschungen. Die Instrumente sind übersichtlich, gut erreichbar und lassen sich ohne großes Studium der Bedienungsanleitung intuitiv bedienen. Ablagen gibt es ausreichend. Wer Komfort über die magere Basisausstattung hinaus will, der darf sich an einer langen Aufpreisliste abarbeiten - auch das mercedestypisch. Von der Fahrerposition aus hat man in der A-Klasse eine gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen. Auch Anfang und Ende des Minivans sind mit ein bisschen Übung gut einzuschätzen. Wer sicher gehen will, sollte sich die optisch und per Warnton funktionierende Einparkhilfe ordern. Die kompakten Maße machen den kleinen Mercedes auch im dichten Stadtverkehr zu einem handlichen Auto. Zu dem angenehmen Fahrempfinden trägt auch die komfortbetonte Federung bei - auch lange Strecken lassen sich so gut überstehen. Auf holprigen Pisten allerdings zeigt sich, dass der kurze Benz doch seine Grenzen hat: Dann schlägt die Sparwut der Straßenbaubehörden doch ziemlich auf die Wirbelsäule der Passagiere durch. Ansonsten zeigte sich der A180 als sicher und einfach zu fahren - Elchtest war gestern. Traktionskontrolle und ESP sorgen für Sicherheit, in flott gefahrenen Kurven untersteuert der Benz etwas, bevor das ESP reagiert. Die Lenkung ist wieder typisch Mercedes: Ziemlich indirekt und mit wenig Gefühl für die Fahrbahn - aber auch präzise und gewohnt. Ein Fall für sich ist die stufenlose Automatik - sie hält den Motor zwar ziemlich konstant im gleichen Drehzahlbereich, wenn man nicht gerade Vollgas gibt. Aber irgendwie hat man - vor allem beim Beschleunigen - immer wieder das Gefühl, das Vorwärtsdrang und Motorgeräusch nicht zusammen passen. Das Tempo hinkt, wie mit einem Gummiband hinterher gezogen, immer ein wenig hinter dem Gasfuß zurück.
Unter der Fronthaube arbeitete bei unserem Testwagen unüberhörbar ein Diesel. Das 2-Liter-Aggregat mit Common-Rail-Einspritzung wird mit gleichem Hubraum aber unterschiedlicher Leistung durch alle drei Diesel der A-Klasse gereicht - auch im A160 CDI werden ebenso wie im A180 CDI oder dem A200 CDI 1991 cm³ befeuert. Den Selbstzünder im A180 haben die Ingenieure auf 80 kW/109 PS eingestellt. Bei einem maximalen Drehmoment von 250 Nm, das bei 1600 U/min. anliegt, reicht das für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 10,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 186 km/h. Alles nicht sehr üppig - aber für den 1,4 Tonnen schweren Mini-Benz durchaus ausreichend. Dass man in einem Diesel sitzt, lässt Mercedes einen nie vergessen: Das Nageln ist nicht übermäßig lautstark, aber akustisch stets präsent. Das Nageltier merkt man aber auch beim Tanken - diesmal positiv: Offiziell reichen 5,7 Liter Diesel für 100 Kilometer Strecke. Bei unseren Testfahrten brauchten wir mit 7,6 Litern allerdings deutlich mehr. Am Rasen kann es nicht gelegen haben: Der Bordcomputer zeigte einen Schnitt von 90 km/h an. Auch in der Anschaffung ist dieser Mercedes ein Mercedes: Der Preis ist heiß. Mindestens 22.194 Euro muss man für die Basisversion überweisen. Und "Basis" bedeutet bei Mercedes auch "Basis": Nahezu für alles ist ein Aufpreis fällig. Gepäckraumabdeckung (113 Euro), Nebelscheinwerfer (179 Euro) oder Seitenairbags hinten (399 Euro) kosten genauso extra wie Bi-Xenon-Leuchten (982 Euro) oder Navi (ab 2094 Euro). Kleiner Trost: Der hohe Wiederverkaufswert relativiert zumindest den Anschaffungspreis wieder etwas.
Quelle: Autoplenum, 2008-01-25
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