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Testbericht

Sebastian Viehmann, 24. Februar 2009
Handlungsreisende horten heimlich Audi-Prospekte unterm Kopfkissen. Der A6 ist der Traumwagen jedes Kilometerfressers: Geräumig, schnell, ziemlich sparsam und mit allerlei Helferlein ausgerüstet. Die sind aber teuer.

Was haben Nivea, Google und Audi gemeinsam? Alle drei gehören zu den Lieblingsmarken der Deutschen. So jedenfalls lautet das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Befragung von 250.000 Personen. Die Marke mit den Ringen fährt in Sachen Image allen anderen davon. Und kaum ein Modell steht so für den Aufstieg von der piefigen Opa-mit-Hut-Marke zum Traumauto-Bauer wie der A6. Die meisten Autofahrer dürften einen A6 von hinten auf Anhieb erkennen, während sie die Front wahrscheinlich am schnellsten im Rahmen eines Innenspiegels identifizieren können. Der große Audi verbringt einen nicht unbeträchtlichen Teil seines Lebens auf der Überholspur. Die meisten Kunden ordern ihn mit PS-starken Motoren und hochwertiger Ausstattung. Die Wahl für den Avant fällt leicht, denn die Kombiversion sieht sogar eleganter aus als die Limousine.

Die stärkste Dieselmotorisierung ist der A6 Avant 3.0 TDI quattro mit 176 kW/240 PS, bei dem das optionale Sechsstufen-Automatikgetriebe für ein klassisches Langstreckenauto einfach dazugehört. Der Grundpreis beträgt dann stolze 50.100 Euro. Die Sicherheitsausstattung des A6 ist vorbildlich, und Dinge wie Nebelscheinwerfer oder Klimaautomatik sind immerhin serienmäßig an Bord. Die Liste der gern georderten Optionen allerdings ist ellenlang. Das Navigationspaket inklusive Bluetooth-Freisprecheinrichtung etwa kostet 2820 Euro und allein die Optionen zum Thema Sitzkomfort umfassen acht verschiedene Posten.

Hat man sich die Wunschausstattung zusammengespart oder für den Dienstwagen zusammengestellt, wird der A6 schnell zum angenehmen Reisebegleiter. Mit dem drehmomentstarken Dreiliter-Diesel ist man schnell unterwegs. Doch den angegeben Durchschnittsverbrauch von 7,1 Litern auf 100 Kilometer konnte unser Testwagen nicht erfüllen. Stattdessen schluckte der Wagen im Schnitt zwischen 8 und 8,5 Litern. Dank Allradantrieb kennt der Audi-Kombi keine Traktionsschwächen und legt nicht nur auf Schnee ein fantastisches Fahrverhalten an den Tag.

Mit elektronisch geregelter Luftfederung (1950 Euro) kann man den Wagen auf sänftengleichen Komfort oder dynamische Gangart trimmen, oder man entscheidet sich für die (meist optimale) automatische Einstellung von Fahrzeugniveau und Dämpfung. Über das "MMI" genannte Fahrzeuginterface an der Mittelkonsole, das aus verschiedenen Drehreglern und Schaltern besteht, kann man diverse Einstellungen am Auto vornehmen. Das System hat seine Stärken – die Bedienung der Freisprecheinrichtung und des Radiosystems etwa gehen nach einer gewissen Eingewöhnung flott von der Hand – und seine Schwächen: Die Mischbedienung des Navigationssystems mit Drehregler und Schaltern erfordert es, öfter auf die Mittelkonsole zu schauen, da sich viele Schalter auch nach der Eingewöhnungsphase nicht durch Ertasten voneinander unterscheiden lassen. Im Vergleich zum neuen iDrive von BMW kann man sich beim Audi-System allerdings nicht so schnell in Untermenus verzetteln.

Für 600 Euro Aufpreis gibt es den "Side Assist", der vor anderen Autos seitlich hinter dem Fahrzeug warnt. Das Warnlicht des Spurwechsel-Assistenten kann man zwar per Einstellungsmenü in der Helligkeit anpassen. Doch das System arbeitet mit praxisfernen Abständen. In Stresssituationen lenkt das hektische Blinken manchmal mehr ab, als dass es hilft, da es oft vor Fahrzeugen warnt, die noch weit entfernt sind. Zumindest im Stadtverkehr stellt man das System schnell ab – und auch in einem Hightech-Kreuzer sollte man sich für einen gewissenhaften Schulterblick nicht zu schade sein.

Der Abstandstempomat (1590 Euro) hält automatisch einen vorhergewählten Abstand zum Vordermann. Doch auch hier zeigen sich die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis. Je leerer die Autobahn, desto größer ist der Komfortgewinn. Wie auch bei den Systemen von BMW oder Mercedes ist Audis Adaptive Cruise Control aber in manchen Situationen zu phlegmatisch – sie bremst spät, aber ziemlich stark, oder braucht zu lange, bis sie nach einem Bremsvorgang wieder beschleunigt. Letzteres lässt sich aber durch einen Tritt aufs Gaspedal ausgleichen, ohne dass sich das System deaktiviert. Während der Testphase erwies sich der Abstandstempomat auch bei schlechten Witterungsbedingungen als zuverlässig.

Wer in Sachen Leistung Abstriche machen kann und Preisdifferenzen lieber in bessere Ausstattung investiert, dürfte übrigens schon mit dem 2.0 TDIe (100 kW/136 PS, ab 35.100 Euro) glücklich werden. Der Vierzylinder-Diesel schiebt den schweren Wagen überraschend flott voran und verbraucht im Schnitt 5,3 Liter pro 100 Kilometer (Automatik: 5,8 Liter). Auf Allradantrieb muss man beim Zweiliter-TDI dann allerdings verzichten.

Quelle: Autoplenum, 2009-02-24

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