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Testbericht

Peter Eck/SP-X, 14. Mai 2020

Einmal Opel „mit alles“ bitte. Das ist bei den Rüsselsheimern derzeit ein Opel Grandland X Hybrid4 zum Mitnahmepreis von 51.165 Euro. Viel Geld für ein mittelgroßes SUV, das allerdings auch mit gleich drei Motoren antritt und dem wir auch die Umweltprämie von rund 4.100 Euro noch nicht angerechnet haben. Trotzdem: Vom reinen Listenpreis her ist selbst der stärkste Opel Insignia, der GSI, mit 49.700 Euro zunächst günstiger. Der kommt allerdings auch nur auf 230 und nicht auf beeindruckende 300 PS wie der Plug-in-Blitz. 

So steigen wir einigermaßen stolz in unseren Testwagen mit der Zweifarblackierung á la Kadett C (schwarze Motorhaube) und sind zunächst ganz leicht enttäuscht. Denn auch als hochmoderner Teilstromer bleibt der Grandland immer noch ein Opel. Also kein Schicki-Micki-Armaturenbrett und auch sonst auf den ersten Blick solide deutsche Ingenieurskost. Dasmuss erwähnt werden, hat sich die einstige GM-Marke doch ansonsten ganz ungeniert und doch geschickt in den Regalen der neuen Mutter PSA bedient. Um es gleich zu sagen: Letztlich ist der Grandland X Hybrid4 nichts anderes als das deutsche, übrigens in Eisenach gebaute Pendant zu den gleichstarken französischen Geschwistern Peugeot 3008 PHV 300e und DS 7 Crossback E-Tense.

Aber sowas ist in der Automobilindustrie ja durchaus üblich und sinnvoll. Und so, wie es etwa feine Unterschiede zwischen einem VW Golf und einem Audi A3 Sportback gibt, so macht es eben auch Opel etwas anders als die französischen Marken. Die Federung ist komfortabel und dabei doch verbindlicher. Das Cockpit ist weniger verspielt, aber auch nicht teutonisch-streng. Die Instrumente sind vorbildlich platziert und sehr gut ablesbar. Die AGR-Sitze sind absolut langstreckentauglich. Und der zur Verfügung stehende Raum im 4,48 Meter langen SUV wird noch ein wenig cleverer genutzt. Trotzdem, im Vergleich zu einem normalen Grandland X kostet das Plug-in-Paket natürlich einiges an Platz. Da wäre zunächst das Kofferraumvolumen, es sinkt von guten 514 auf für ein Auto dieser Größe recht mickrige 390 Liter, bei umgelegten Rücksitzen bleibt der Raumverlust von 124 Litern erhalten, macht sich aber nicht so bemerkbar. Hier steckt die Hybrid4-Version bis zu 1.528 Liter Gepäck weg, in einem Diesel oder Benziner sind es 1.652. Gespart hat Opel aus Platzgründen auch beim Tank, er fasst nur noch 42 Liter und damit 10 Liter weniger.

Ja, aber dafür ist ja eine Batterie an Bord, werden Sie jetzt sagen. Stimmt, die fasst 13,2 kWh und lässt den Opel theoretisch knapp 60 Kilometer rein elektrisch fahren. Aber das schafft der Grandland in der Realität natürlich nicht, auch wenn man mittels der Taste neben dem Wählhebel für die Achtgang-Automatik den „E-Modus“ gewählt hat. In diesem fährt er aber beim Neustart sowieso immer los. Und obwohl der Verbrenner und der stärkere E-Motor mit 110 PS für den Frontantrieb zuständig sind, arbeitet das Fahrzeug wenn immer möglich im reinen Hinterradantrieb mit dem 113 PS leistenden E-Motor, der direkt in die Hinterachse integriert ist.Wer aber nun zum Beispiel weiß, dass es am Ende der geplanten Etappe noch durch die Stadt geht, kann sich den Stromdafür sichern. Hier machen es die Opel-Leute einem denkbar einfach, per Knopfdruck sind 10 oder 20 Kilometer elektrische Restreichweite aufsparbar oder auch als dritte Möglichkeit einfach alles, was noch in der Batterie ist. Ansonsten ist der Hybrid-Modus mit seinem ausgeklügelten Zusammenspiel aus unauffällig zuschaltendem Verbrenner und E-Motor die beste Wahl im Alltag.Neben dem reinen E- und dem Hybridmodus hält das System noch einen Allradmodus, etwa für den Einsatz bei Schnee, und den Sport-Modus bereit. Letzterer macht vor allem bei noch gefüllter Batterie selbstredend am meisten Spaß, obwohl der Grandland X Hybrid4 nicht wie ein reines E-Auto reagiert. Das heißt ergeht etwa beim Ampelstart nicht gleich ab wie die Post, sondern lässt es leicht verzögert angehen, erst nach 2 bis 3 Sekunden merkt man einen zusätzlichen Schub. Das ist im Alltag überhaupt kein Problem, denn schließlich will man ja eigentlich mit seiner elektrischen Energie haushalten.

Muss man allerdings auch, denn wer den Opel im E- oder Hybrid-Modus „tritt“, wird mit der üblichen Schnellschmelze der Batterie bestraft, dann ist auch mal nach 20 oder 30 Kilometern Schluss mit Strom. Und wenn der fehlt, wird es PHV-typisch teuer, dann sind 7 Liter Verbrauch für das immerhin fast 1.900 Kilo schwere SUV, 370 Kilo mehr als der Benziner mit gleichem Hubraum,sogar noch ein guter Wert. Mit leerer Batterie im Sport-Modus auf der Autobahn – also der GAV (Größter Anzunehmender Verbrauchsfall) – geht es zwar auch zügig auf bis zu 235 km/h, aber ebenso schnell in die Zweistelligkeit. Denn dann hat der Turbobenziner mit 200 PS, die er allerdings aus nur 1,6 Liter Hubraum schöpfen muss, schwer zu kämpfen, und der Öko-Effekt ist futsch.

Nein, auch wenn der immerhin in 6,1 Sekunden auf Tempo 100 spurtende Opel viel Fahrspaß verheißt, man sollte ihn stets bewusst und intelligent nutzen. Also immer wieder Strom tanken und wenn es denn lange Strecken sein müssen, seinen Strom-/Gasfuß zügeln. Überhaupt ist eine eigene Wallbox, die Opel für rund 900 Euro anbietet, sehr zu empfehlen. Allerdings zieht der Grandland den Strom serienmäßig nur einphasig aus der Stromleitung. Also sollten weitere 500 Euro für den stärkeren Onboard-Charger investiert werden. Dann ist die kleine Batterie nach zwei Stunden wieder voll. Weiterer Vorteil der eigenen Ladestation: Man muss  sich nicht ständig in den Tarifdschungel der öffentlichen Stromanbieter begeben, die einen – wenn man nicht aufpasst – das Geld nur so aus der Tasche ziehen und den vermeintlichen finanziellen Vorteil Strom vs. Benzin/Diesel glatt ins Gegenteil verkehren. Wenn man sich also für einen Plug-in-Hybriden entscheidet und vielleicht sogar als Dienstwagenfahrer die 0,5-Prozent-Besteuerung mitnehmen will, sollte das Fahrprofil aber schon passen. Etwa, weil man die Fahrt zur Arbeit und zurück locker komplett elektrisch zurücklegen oder, wenn das nicht geht, während der Arbeit nachladen kann. Dann verzeiht die Öko-Bilanz auch die einmal jährliche Fahrt über den Brenner an den Gardasee. Und wenn es so passt, dann ist der komfortable Opel Grandland X Hybrid4 sicher nicht die schlechteste Wahl.Das wäre eigentlich ein schönes Schlusswort aber …… wer es noch ein wenig vernünftiger haben will, kauft die Version Grandland X Hybrid. Aus dem Fehlen der „4“ wird deutlich, hier verzichtet Opel auf den Hinterradantrieb und belässt es bei 224 PS. Dann kostet der Spaß nur noch 44.190 Euro. Und weil das weniger als 40.000 Euro netto sind, darf sogar die erhöhte Umweltprämie von 4.927 Euro (brutto) gegengerechnet werden. Zu kompliziert? Anders gesagt: macht dann 39.260 Euro. Zum Schnäppchen wird der Grandland X als Teilzeitstromer auch so immer noch nicht. Aber er passt vielleicht besser ins Dienstwagenbudget.

Opel Grandland X Hybrid4 – Technische Daten:

Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Mittelklasse
Länge: 4,48 Meter, Breite: 1,91 Meter (mit Außenspiegeln: 2,10 Meter), Höhe: 1,61 Meter, Radstand: 2,68 Meter
Kofferraumvolumen: 390 – 1.528 Liter
1,6-Liter-Turbobenziner mit 147 kW/200 PS 
2 Elektromotoren mit 81 kW/110 PS (vorne) + 83 kW/113 PS (hinten)
Systemleistung: 221 kW/300 PS
Achtgang-Automatik
Allradantrieb
maximales Drehmoment: 520 Nm
0-100 km: 6,1 s
Vmax: 235 km/h (rein elektrisch: 135 km/h)
Normverbrauch: 1,3-1,4 Liter/100 Kilometer /15,3 – 15,9 kWh
Reichweite: 57-59 km (WLTP)
CO2-Ausstoß: 29-32 g/km
Abgasnorm: Euro 6d
Emissionsklasse: A+
Preis: ab 51.165 Euro (Innovation) minus 4.100 Euro Umweltprämie

Kurzcharakteristik
Warum: stark motorisiert, gut ausgestattet, günstig im E-Betrieb
Warum nicht: teuer in der Anschaffung, hoher Praxisverbrauch im Verbrenner-Modus, eingeschränktes Ladevolumen

Was sonst: die Schwestermodelle Peugeot 3008 und DS 7 Crossback E-Tense
Was kommt noch: die deutlich günstigere Basisversion „Hybrid“ mit nur einem E-Motor und reinem Frontantrieb ab 44.190 Euro

Fazit

Man nehme ein knackiges Baguette und serviere es mit Handkäs. Oder umgekehrt belegte man ein kräftiges hessisches Landbrot mit feinem französischem Camembert. Was wir sagen wollen: Die neue hessisch-französische Freundschaft funktioniert. Zumindest im automobilen Bereich.

Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2020-05-14

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