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Testbericht

Stefan Grundhoff, 4. Dezember 2009
Für alle, denen der Boxster bisher zu wenig Sportwagen war, gibt es nunmehr eine Chili-Schote: den Spyder.

Mit dem 911er macht Porsche es seit Jahren erfolgreich vor, wie man aus einer knappen Handvoll Modelle unterschiedlichste Varianten mit entsprechendem Kundenkreis kreiert. Auf diesen Spuren soll zukünftig auch der Boxster wandeln. Schließlich gilt es das Stuttgarter Einstiegsmodell bis zur Neuauflage in zweieinhalb Jahren begehrenswert zu halten. Dabei ist der Spyder der ungewöhnlichste Boxster, den es bisher gab. Nur ein Teil seines Charmes fußt in der Gewichtsersparnis von 80 Kilogramm. Denn statt Komfortausstattungen und einem elektrischen Stoffdach verfügt der Zuffenhausener Spaßmacher über eine völlig neues Heckdesign. Das soll Erinnerungen wecken an den legendären Straßenrenner Porsche 550 Spyder.

Der Boxster Spyder ist mehr als ein müdes Sondermodell, mit dem die Kunden bei Laune gehalten werden sollen. Wer sich für einen Spyder entscheidet, verabschiedet sich vom weichgespülten Image eines Nachwuchs-Porsches. Mit großem Aufwand gaben Designer und Ingenieure dem Spyder einen ganz eigenen Charakter. Möglich wurde dies durch eine überdimensionale Heckklappe, die sich von den Sitzlehnen bis zur Stoßstange erstreckt. Einen Verdeckkasten wie beim gewöhnlichen Boxster gibt es nicht. Kein Wunder, statt der üblichen Stoffmütze, die sich standesgemäß elektrische bedienen lässt, ist der Spyder ein rein offenes Fahrzeug. Sollte einen bei der Kurvenhatz in den Alpen ein kräftiger Schauer überraschen, kann auch das Notverdeck kaum noch etwas ausrichten. Schließlich muss man den zweiteiligen Notbehelf erst umständlich über die Fahrgastzelle stülpen und spannen. Besser man fährt schnell unter dem Regen durch und schützt sich mit Mütze oder Schal.

Damit der puristische Charakter des offenen Zweisitzers unterstrichen wird und Anlehnungen an Straßenrennwagen wie den 550er oder den 718 nicht allzu sehr an den Haaren herbeigeholt wirken, wurde der Boxster deutlich leichter gemacht. Durch Weglassen von Komfortdetails wie Klimaanlage, Sitzheizung, Radio oder eben den Dachmechanismus wurde einiges an Übergewicht eingespart. „Das Leistungsgewicht des Spyders liegt damit bei 3,98 Kilogramm pro PS“, erklärt Entwicklungsleiter Hans-Jürgen Wöhler, „wir haben insgesamt 80 Kilogramm aus dem Wagen herausgeholt.“ Allein Aluminiumtüren, Sportschalensitze und der Wegfall des Dachs brachten fast 50 Kilogramm. Zusammen mit dem geänderten Sportfahrwerk mit einer Tieferlegung wurde der Schwerpunkt so um 25 Millimeter nach unten verlegt.

Bereits der Serien-Boxster ist ein sportlicher Roadster. Doch im scharf gemachten Spyder geht es eine ganze Ecke wilder zu. Dazu trägt auch der um 10 PS und 10 Nm erstarkte Boxermotor bei. Mit seinem 3,4 Litern Hubraum leistet der Direkteinspritzer 235 KW / 320 PS und ein maximales Drehmoment von 370 Nm. Am meisten Spaß macht der 1.275 Kilogramm schwere Hecktriebler mit dem knackigen Sechsgang-Getriebe. Wer es eine Spur komfortabler und sparsamer will, ordert die siebenstufige Doppelkupplung. Dann sinkt der Durchschnittsverbrauch auf 9,3 Liter SuperPlus auf 100 Kilometern. Zudem spurtet der Schwabe in 4,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Bei der Höchstgeschwindigkeit von 267 km/h fliegen einem durch die abgeflachte Windschutzscheibe und die kleinen Seitenfester jedoch trotz Windschott fast die Ohren weg.

Der Boxster Spyder ist nichts für längere Vollgastouren auf der Autobahn. Sein bevorzugtes Revier ist die kurvige Landstraße – am besten in den Bergen. Hier kann er seine Gewichtsvorteile, die satte Straßenlage und das serienmäßige Sperrdifferenzial am effektivsten ausspielen. Sind die Reifen erst einmal warm und der Fahrer bei Laune, gibt es kaum ein Halten mehr. Das Alcantara-Steuer liegt griffig in der Hand und der Pilot gibt mit ihm messerscharf die Richtung vor. Erst danach nimmt man den exzellenten Seitenhalt der Sportschalensitze war. Kein Gedanke, bei diesem Lustbringer jemals ein Dach montieren zu wollen.

Doch es ginge durchaus noch puristischer. Der Sechszylinderboxer dürfte gerade im höheren Drehzahlbereich noch wilder brüllen und noch härtere Dämpfer würden dem Spyder ebenfalls gut in die Abstimmung passen. Wer warm duschen will, kann sich immer noch für einen Serien-Boxster-S oder eben einen offenen 911er entscheiden. Doch ein Spyder ist eine puristische Fahrmachine – nicht mehr und nicht weniger. Da hätten die Zuffenhausener ruhig noch mehr riskieren können. Porsche rechnet in der Boxster- / Cayman-Familie mit einem Spyder-Verkaufsanteil von zehn Prozent. Das ist doch schon etwas. Schließlich lässt man sich das Weglassen von Ausstattungsdetails obligatorisch einiges kosten. Mit 63.404 Euro ist der Spyder fast 7.000 Euro teurer als der mindestens 56.383 Euro teure Boxster S.

Quelle: Autoplenum, 2009-12-04

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