Porsche Boxster / Boxster S - Präzisionsgeschoss
Testbericht
Der Boxster ist Porsches Purist. Mehr Fahrspaß für vergleichsweise wenig Geld gibt es nicht in Zuffenhausen. Die erste Ausfahrt klärt, was der neue anders macht als sein Vorgänger und ob man "S" haben muss.
Brauche ich S? Diese Frage stellen sich viele potenzielle Boxster-Piloten. Die Antwort lautet Jein. Denn natürlich ist der Boxster S mit 3,4 Litern Hubraum, 315 PS und 360 Nm Drehmoment eine echte Rakete. Drehzahlen muss man dem kräftigen Saugmotor schon gönnen, doch er belohnt das mit ununterbrochenem Schub. Oberhalb von 5000 Touren atmet sich der Sechszylinder-Boxer frei wie ein Marathonläufer, bei dem die Endorphin-Ausschüttung einsetzt. Jeder Tritt aufs Gaspedal des Mittelmotor-Sportwagens erhöht die Hormonproduktion.
Doch auch das Standardmodell bietet mit 2,7 Litern Hubraum, 265 PS und 280 Nm Drehmoment ordentlich Leistung. Ohne die variable Resonanzsauganlage mit zuschaltbaren Klappen klingt der Boxermotor vielleicht nicht ganz so kernig. Der größte Unterschied zum S-Modell ist der etwas schwächere Vortrieb "untenrum". Der Boxster braucht dann noch mehr Drehzahl und zieht beim Herausbeschleunigen aus der Kurve nicht ganz so souverän ab.
Egal welcher der beiden Sechszylinder hinter den Sitzen sein sattes Brabbeln in die Welt schmettert - der Boxster ist perfekt abgestimmt. Der Vorgänger war ebenfalls eine geniale Spaßmaschine, insgesamt aber eine Spur härter, nervöser und manchmal giftiger. Beim neuen gehen alle Antriebs- und Fahrwerkskomponenten eine extrem harmonische Einheit ein. Die elektromechanische Servolenkung mit aktiver Rückstellung vermittelt einen präzisen Kontakt zur Fahrbahn. Die ganz leicht hecklastige Gewichtsverteilung (46% vorn, 54% hinten) sorgt für hohe Stabilität bei Lastwechseln, der Boxster ruht in sich wie ein buddhistischer Mönch beim Kampfsport-Training.
Die Sechsgangschaltung ist ebenfalls ein Präzisionsinstrument, die Schaltvorgänge fließen nur so dahin. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) ist so reaktionsschnell, dass man quasi mit dem Gaspedal schalten kann. Das System scheint die benötigten Gänge vorauszuahnen und verhaspelt sich nie. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h braucht der Boxster mit Schaltgetriebe 5,8 Sekunden, der Boxster S mit PDK nur 4,8 Sekunden – genauso schnell wie ein 911 Carrera. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt je nach Version 262 bis 279 km/h.
Die adaptiven Stoßdämpfer und der Sport-Modus mit spontanerer Gasannahme sind ein nettes Zubrot, doch auch ohne diese Dopingspritzen ist ein Boxster der geborene Kurvenräuber. Selbst bei forscher Fahrweise steht das ESP gelangweilt in der Ecke. Wer die gelbe Lampe blinken sehen will, muss sich schon ziemlich blöd anstellen.
Knapp 1,4 Tonnen bringt der Boxster auf die Waage, das sind gut zwei Zentner weniger als bei vielen Konkurrenten. 47% der Karosserie bestehen aus Aluminium, die Verdeckspriegel zum größten Teil aus Magnesium. Auch das Stoffhäubchen hat etwas Leichtfüßiges an sich, wenn es sich elektrisch auf Knopfdruck in flotten neun Sekunden öffnet oder schließt. Das funktioniert während der Fahrt bis zu einem Tempo von 50 km/h.
Der Boxster ist und bleibt eine Fahrmaschine, die noch am ehesten den Purismus klassischer Porsche-Boliden versprüht. Nicht umsonst haben die Designer viele Hinweise auf die Rennsporthistorie der Marke im Boxster verewigt. Die senkrecht übereinander stehenden Reflektoren in den Scheinwerfern zum Beispiel seien eine Verbeugung vor den Sportprototypen 906 bis 917, erläutert Exterieur-Designer Matthias Kulla. Ungewohnt ist die mit den Rückleuchten kombinierte Spoilerlippe. "Wir wollten das Heck einfach ein bisschen aufräumen", sagt Kulla.
Auf seiner Webseite bewirbt Porsche den neuen Boxster mit einem einzigen Wort: "Unabhängigkeitserklärung." Unabhängig muss man in der Tat sein für dieses Auto. Zum Beispiel familiär: Zwar gibt es zwei kleine Kofferräume (150 Liter vorn – genug Platz für zwei Flugzeug-Trolleys - und 130 Liter hinten). Platz für Kinder bleibt in dem Mittelmotor-Sportler aber nicht, also hat man entweder keine oder genug Geld für einen Boxster als reinen Zweitwagen.Denn finanzielle Unabhängigkeit schadet auch nicht: 48.291 Euro muss man mindestens für den Boxster anlegen und hat dann empfehlenswerte Sportausrüstung wie Doppelkupplungsgetriebe, aktives Dämpfungssystem oder Sport Chrono Paket noch nicht an Bord. Auch dass bei Ledersitzen die Sitzheizung extra berechnet und der Pilot andernfalls mit hässlichen Blindschaltern abgespeist wird, ist Porsche-typisch abgehoben. Für den Boxster S ruft Porsche 59.120 Euro auf und spendiert ein paar zusätzliche Dinge wie Bi-Xenon-Scheinwerfer, rot lackierte Bremssättel und natürlich die Resonanzsauganlage mit Klappen. Allein der Sound-Gewinn dürfte so manchen Käufer schon zum S-Modell greifen lassen. Reichlich Fahrspaß bietet bereits das Basismodell.
Brauche ich S? Diese Frage stellen sich viele potenzielle Boxster-Piloten. Die Antwort lautet Jein. Denn natürlich ist der Boxster S mit 3,4 Litern Hubraum, 315 PS und 360 Nm Drehmoment eine echte Rakete. Drehzahlen muss man dem kräftigen Saugmotor schon gönnen, doch er belohnt das mit ununterbrochenem Schub. Oberhalb von 5000 Touren atmet sich der Sechszylinder-Boxer frei wie ein Marathonläufer, bei dem die Endorphin-Ausschüttung einsetzt. Jeder Tritt aufs Gaspedal des Mittelmotor-Sportwagens erhöht die Hormonproduktion.
Doch auch das Standardmodell bietet mit 2,7 Litern Hubraum, 265 PS und 280 Nm Drehmoment ordentlich Leistung. Ohne die variable Resonanzsauganlage mit zuschaltbaren Klappen klingt der Boxermotor vielleicht nicht ganz so kernig. Der größte Unterschied zum S-Modell ist der etwas schwächere Vortrieb "untenrum". Der Boxster braucht dann noch mehr Drehzahl und zieht beim Herausbeschleunigen aus der Kurve nicht ganz so souverän ab.
Egal welcher der beiden Sechszylinder hinter den Sitzen sein sattes Brabbeln in die Welt schmettert - der Boxster ist perfekt abgestimmt. Der Vorgänger war ebenfalls eine geniale Spaßmaschine, insgesamt aber eine Spur härter, nervöser und manchmal giftiger. Beim neuen gehen alle Antriebs- und Fahrwerkskomponenten eine extrem harmonische Einheit ein. Die elektromechanische Servolenkung mit aktiver Rückstellung vermittelt einen präzisen Kontakt zur Fahrbahn. Die ganz leicht hecklastige Gewichtsverteilung (46% vorn, 54% hinten) sorgt für hohe Stabilität bei Lastwechseln, der Boxster ruht in sich wie ein buddhistischer Mönch beim Kampfsport-Training.
Die Sechsgangschaltung ist ebenfalls ein Präzisionsinstrument, die Schaltvorgänge fließen nur so dahin. Das Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) ist so reaktionsschnell, dass man quasi mit dem Gaspedal schalten kann. Das System scheint die benötigten Gänge vorauszuahnen und verhaspelt sich nie. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h braucht der Boxster mit Schaltgetriebe 5,8 Sekunden, der Boxster S mit PDK nur 4,8 Sekunden – genauso schnell wie ein 911 Carrera. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt je nach Version 262 bis 279 km/h.
Die adaptiven Stoßdämpfer und der Sport-Modus mit spontanerer Gasannahme sind ein nettes Zubrot, doch auch ohne diese Dopingspritzen ist ein Boxster der geborene Kurvenräuber. Selbst bei forscher Fahrweise steht das ESP gelangweilt in der Ecke. Wer die gelbe Lampe blinken sehen will, muss sich schon ziemlich blöd anstellen.
Knapp 1,4 Tonnen bringt der Boxster auf die Waage, das sind gut zwei Zentner weniger als bei vielen Konkurrenten. 47% der Karosserie bestehen aus Aluminium, die Verdeckspriegel zum größten Teil aus Magnesium. Auch das Stoffhäubchen hat etwas Leichtfüßiges an sich, wenn es sich elektrisch auf Knopfdruck in flotten neun Sekunden öffnet oder schließt. Das funktioniert während der Fahrt bis zu einem Tempo von 50 km/h.
Der Boxster ist und bleibt eine Fahrmaschine, die noch am ehesten den Purismus klassischer Porsche-Boliden versprüht. Nicht umsonst haben die Designer viele Hinweise auf die Rennsporthistorie der Marke im Boxster verewigt. Die senkrecht übereinander stehenden Reflektoren in den Scheinwerfern zum Beispiel seien eine Verbeugung vor den Sportprototypen 906 bis 917, erläutert Exterieur-Designer Matthias Kulla. Ungewohnt ist die mit den Rückleuchten kombinierte Spoilerlippe. "Wir wollten das Heck einfach ein bisschen aufräumen", sagt Kulla.
Auf seiner Webseite bewirbt Porsche den neuen Boxster mit einem einzigen Wort: "Unabhängigkeitserklärung." Unabhängig muss man in der Tat sein für dieses Auto. Zum Beispiel familiär: Zwar gibt es zwei kleine Kofferräume (150 Liter vorn – genug Platz für zwei Flugzeug-Trolleys - und 130 Liter hinten). Platz für Kinder bleibt in dem Mittelmotor-Sportler aber nicht, also hat man entweder keine oder genug Geld für einen Boxster als reinen Zweitwagen.Denn finanzielle Unabhängigkeit schadet auch nicht: 48.291 Euro muss man mindestens für den Boxster anlegen und hat dann empfehlenswerte Sportausrüstung wie Doppelkupplungsgetriebe, aktives Dämpfungssystem oder Sport Chrono Paket noch nicht an Bord. Auch dass bei Ledersitzen die Sitzheizung extra berechnet und der Pilot andernfalls mit hässlichen Blindschaltern abgespeist wird, ist Porsche-typisch abgehoben. Für den Boxster S ruft Porsche 59.120 Euro auf und spendiert ein paar zusätzliche Dinge wie Bi-Xenon-Scheinwerfer, rot lackierte Bremssättel und natürlich die Resonanzsauganlage mit Klappen. Allein der Sound-Gewinn dürfte so manchen Käufer schon zum S-Modell greifen lassen. Reichlich Fahrspaß bietet bereits das Basismodell.
Testwertung
Quelle: Autoplenum, 2012-03-09
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