Porsche 911 Turbo - Sportstunde
Testbericht
Für viele Autofans ist ein Porsche 911 das höchste aller Sportwagengefühle. Das können jedoch nur die behaupten, die den 911 Turbo noch nie bewegt haben. Denn ein Turbo lässt jeden normalen Elfer wie einen dummen Jungen dastehen.
Sport in der Schule wurde immer dann zum Genuss, wenn die Doppelstunde einen prall gefüllten Schultag krönte. Bestenfalls in der fünften / sechsten und wenn es nichts anders ging, in der siebten / achten Stunde konnte man sich bei Basketball, Tennis oder Leichtathletik so richtig auspowern. Danach erschöpft in die Dusche – was für ein Tag. Nicht viel anders ging es lange Jahre beim Porsche 911 Turbo. Die Sportmaschine aus Zuffenhausener Produktion war das rechte Fortbewegungsmittel, wenn es nach getaner Arbeit nach Hause ging oder die Freizeit des sonnenreichen Wochenendes lockte. Doch die Zeiten, in denen ein 911 Turbo sich nur im Feierabend zu Hause fühlte und bei Herrenfahrern für geistige und körperliche Entspannung sorgte, sind lange vorbei.
Seit der Baureihe 996 ist der mittlerweile allradbetriebene Porsche 911 Turbo zu einem Alltagssportwagen aufgestiegen – wahrscheinlich zu dem Besten auf der Welt. Rasen, donnern und im Drift enge Kehren schneiden erledigt der Supersportler im 36. Jahr seiner Produktion mittlerweile genauso souverän wie den grauen Weg ins morgendliche Büro, die Stauorgie am Autobahnende oder der Besuch bei der alles andere als unterhaltsamen Schwiegermutter. Der Alltagsnutzen des ehemaligen Spartensportlers ist bei jeder Fahrt aufs Neue beeindruckend. Dabei hat die Modellzeichnung „911 Turbo“ über die Jahrzehnte nichts von ihrer Mystik verloren. Die meisten Autofans bekommen schon bei der Produktnennung nasse Hände und trockene Münder. Und wer sagt schon, er fährt einen Porsche 911, wenn er in der Realität einen Turbo bewegt? Ein automobiler Automatismus erhebt den 911er durch den Namensannex „Turbo“ in eine andere Liga. Supersportwagen, Luxuscruiser , Rennschlitten und Imagebolide – der 911 Turbo ist all das – und selbstredend ein Objekt der zumeist männlichen Begierde. Natürlich ist der Elfer als Turbo etwas Besonderes. Um allein sportlich und imageträchtig unterwegs zu sein, reicht ein Saug-Elfer allemal aus. Der läuft als Targa, 4S oder Cabrio knapp 300 km/h und schafft den Spurt 0 auf 100 km/h in unter fünf Sekunden. Wo ist da noch Spielraum für einen 500 PS starken Turbo?
Vor Jahren war ein Turbomotor in einem Auto noch etwas Besonderes. Saab, Fiat, Volvo und ein paar verwegene Tüftler versuchten ihren zumeist wenig sportlichen Fahrzeugen mit der Zwangsbeatmung den erhofften Leistungsodem einzuhauchen. Auch Porsche wusste sich Mitte der 70er Jahre nicht anders zu helfen, als seine ohnehin mehr als sportlichen 911er-Versionen mit der Turboaufladung zu ungeahnten Leistungsschüben zu verhelfen. 260, dann 300, 330 und schließlich die 420 PS des Porsche 996 Turbo ließen die Konkurrenz auf der linken Spur zumeist nur beschämt die Fahrbahn wechseln. Bei der aktuellen Generation des 997 gab es Dank variabler Turboschaufeln nicht nur einen Leistungszuwachs auf 480 und dann 500 PS, sondern auch eine Leistungsentfaltung, die man von einem Porsche 911 erwartet, der ein „Turbo“ im Namen trägt und mit seinem wenig schmucken Doppelflügel polarisiert.
Wer der Ansicht ist, dass ein 911 Turbo allein ein besonders starker Elfer ist, hat noch keinen gefahren. Wenn sich der Turbolader erst einmal des potenten Boxertriebwerks bemächtigt hat, gibt es für Fahrer und Passagier kein Halten mehr. Das typische Rauschen im Heck und brachiale Vortrieb lassen einem kurzzeitig fast die Gesichtszüge entgleiten. Der Zuffenhausener Sprinter wird für einen Augenblick zur Zeitmaschine. Es ist so etwas wie eine zeitlose Stille, die den eng geschnittenen Innenraum des Boliden durchflutet, der bei Porsche tatsächlich als 2+2-Sitzer als geführt wird. Wie bei allen Elfern können auch beim aktuellen Turbo nur zwei Personen Platz nehmen. Die beiden Notsitzsitzschalen im Fond dienen allein der Vergrößerung des kargen Laderaums über der ebenfalls angetriebenen Vorderachse. Kaum zu glauben, dass adaptive Sportsitze und zahlreiche Innenraum-Annehmlichkeiten beim Turbo immer noch Aufgeld kosten und Selbstverständlichkeiten wie eine Fahrlichtautomatik oder ein Regensensor fehlen. Nur zur Erinnerung: der Bolide startet in der 150.000-Euro-Klasse.
Es ist in erster Linie die Kraftentfaltung, die den Piloten des Stuttgarters begeistert. Fahrleistungen, niemals adäquat ausgedrückt durch schnöde Zahlen, sind das eine. Doch der Turbo zeigt in jedem Fahrbetrieb, zu was er fähig ist. Sportsportwagen wie Mercedes SLS, Audi R8 GT oder Ferrari 458 haben zu Recht größten Respekt vor der schwäbischen Allzweckwaffe. Er kann sich mit den Besten der Besten messen und brilliert bei aller Lust an Fahrleistungen mit einem imposanten Alltagsnutzen. Tempo 70 cruisend im siebten Gang bei 1.500 Touren - der Turbo kann auch lässig. Dazu trägt nicht nur die variable Dämpferabstimmung, sondern auch das optionale Doppelkupplungs-Getriebe PDK bei. Das ist mit 3.915 Euro Aufpreis selbstredend viel zu teuer, überzeugt jedoch gleichermaßen auf der Rennstrecke und der Münchner Maximilianstrasse. Endlich konnte sich Porsche aufraffen, die nervigen Drück-Zieh-Taster am griffigen Sportlenkrad ins Zuffenhausener Nirwana zu schicken.
So können die sieben Schaltstufen durch Paddel am Lenkrad bequem intuitiv in die gewünschte Position gebracht werden. Rechts geht es hoch – links herunter. Doch selbst der Automatikmodus der Doppelkupplung erledigt alle Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit und kann in den Fahrmodi Sport und Sport Plus selbst dynamische Ansprüche befriedigen. Einlenkverhalten und Fahrwerksabstimmung sind schlicht grandios. Erst der variable Allradantrieb macht den Elfer-Turbo zu einem derart überlegenen Sportskameraden, dass auch ungeübte Chirurgenhände bei flotter Gangart nicht feuchter als am Operationstisch werden.
Aus seinem 3,8 Liter großen Sechszylinder-Boxer presst der 911er Dank Turboaufladung 368 KW / 500 PS und ein maximales Drehmoment von 650 Nm heraus. Bereits ab 2.000 Touren geht es fast schon beängstigend zur Sache. Mit dem optionalen Chrono-Paket geht es im Sportmodus noch schärfer: 700 Nm Drehmoment und 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden sind noch beeindruckender als eine Höchstgeschwindigkeit, die zumindest nach Tacho jenseits der 325 km/h liegt. Bei artgerechter Haltung ist der Normverbrauch von 11,5 Litern SuperPlus auf 100 Kilometern nicht zu realisieren. Doch wer nicht nur durch die Innenstadt brabbelt, kommt mit 13,5 Litern aus. Bei diesen Fahrleistungen alles andere als eine Enttäuschung. Wenn der mindestens 150.155 Euro teure Porsche 911 Turbo immer noch nicht reichen sollte, kann der wohl betuchte Kunde nachschärfen. Doch statt der identisch teuren der Rennstreckenbesetzung 911 GT3 RS empfiehlt sich der Turbo S, der für 172.000 Euro 30 PS mehr und ein paar weitere Annehmlichkeiten bietet. Wer’s braucht.
Sport in der Schule wurde immer dann zum Genuss, wenn die Doppelstunde einen prall gefüllten Schultag krönte. Bestenfalls in der fünften / sechsten und wenn es nichts anders ging, in der siebten / achten Stunde konnte man sich bei Basketball, Tennis oder Leichtathletik so richtig auspowern. Danach erschöpft in die Dusche – was für ein Tag. Nicht viel anders ging es lange Jahre beim Porsche 911 Turbo. Die Sportmaschine aus Zuffenhausener Produktion war das rechte Fortbewegungsmittel, wenn es nach getaner Arbeit nach Hause ging oder die Freizeit des sonnenreichen Wochenendes lockte. Doch die Zeiten, in denen ein 911 Turbo sich nur im Feierabend zu Hause fühlte und bei Herrenfahrern für geistige und körperliche Entspannung sorgte, sind lange vorbei.
Seit der Baureihe 996 ist der mittlerweile allradbetriebene Porsche 911 Turbo zu einem Alltagssportwagen aufgestiegen – wahrscheinlich zu dem Besten auf der Welt. Rasen, donnern und im Drift enge Kehren schneiden erledigt der Supersportler im 36. Jahr seiner Produktion mittlerweile genauso souverän wie den grauen Weg ins morgendliche Büro, die Stauorgie am Autobahnende oder der Besuch bei der alles andere als unterhaltsamen Schwiegermutter. Der Alltagsnutzen des ehemaligen Spartensportlers ist bei jeder Fahrt aufs Neue beeindruckend. Dabei hat die Modellzeichnung „911 Turbo“ über die Jahrzehnte nichts von ihrer Mystik verloren. Die meisten Autofans bekommen schon bei der Produktnennung nasse Hände und trockene Münder. Und wer sagt schon, er fährt einen Porsche 911, wenn er in der Realität einen Turbo bewegt? Ein automobiler Automatismus erhebt den 911er durch den Namensannex „Turbo“ in eine andere Liga. Supersportwagen, Luxuscruiser , Rennschlitten und Imagebolide – der 911 Turbo ist all das – und selbstredend ein Objekt der zumeist männlichen Begierde. Natürlich ist der Elfer als Turbo etwas Besonderes. Um allein sportlich und imageträchtig unterwegs zu sein, reicht ein Saug-Elfer allemal aus. Der läuft als Targa, 4S oder Cabrio knapp 300 km/h und schafft den Spurt 0 auf 100 km/h in unter fünf Sekunden. Wo ist da noch Spielraum für einen 500 PS starken Turbo?
Vor Jahren war ein Turbomotor in einem Auto noch etwas Besonderes. Saab, Fiat, Volvo und ein paar verwegene Tüftler versuchten ihren zumeist wenig sportlichen Fahrzeugen mit der Zwangsbeatmung den erhofften Leistungsodem einzuhauchen. Auch Porsche wusste sich Mitte der 70er Jahre nicht anders zu helfen, als seine ohnehin mehr als sportlichen 911er-Versionen mit der Turboaufladung zu ungeahnten Leistungsschüben zu verhelfen. 260, dann 300, 330 und schließlich die 420 PS des Porsche 996 Turbo ließen die Konkurrenz auf der linken Spur zumeist nur beschämt die Fahrbahn wechseln. Bei der aktuellen Generation des 997 gab es Dank variabler Turboschaufeln nicht nur einen Leistungszuwachs auf 480 und dann 500 PS, sondern auch eine Leistungsentfaltung, die man von einem Porsche 911 erwartet, der ein „Turbo“ im Namen trägt und mit seinem wenig schmucken Doppelflügel polarisiert.
Wer der Ansicht ist, dass ein 911 Turbo allein ein besonders starker Elfer ist, hat noch keinen gefahren. Wenn sich der Turbolader erst einmal des potenten Boxertriebwerks bemächtigt hat, gibt es für Fahrer und Passagier kein Halten mehr. Das typische Rauschen im Heck und brachiale Vortrieb lassen einem kurzzeitig fast die Gesichtszüge entgleiten. Der Zuffenhausener Sprinter wird für einen Augenblick zur Zeitmaschine. Es ist so etwas wie eine zeitlose Stille, die den eng geschnittenen Innenraum des Boliden durchflutet, der bei Porsche tatsächlich als 2+2-Sitzer als geführt wird. Wie bei allen Elfern können auch beim aktuellen Turbo nur zwei Personen Platz nehmen. Die beiden Notsitzsitzschalen im Fond dienen allein der Vergrößerung des kargen Laderaums über der ebenfalls angetriebenen Vorderachse. Kaum zu glauben, dass adaptive Sportsitze und zahlreiche Innenraum-Annehmlichkeiten beim Turbo immer noch Aufgeld kosten und Selbstverständlichkeiten wie eine Fahrlichtautomatik oder ein Regensensor fehlen. Nur zur Erinnerung: der Bolide startet in der 150.000-Euro-Klasse.
Es ist in erster Linie die Kraftentfaltung, die den Piloten des Stuttgarters begeistert. Fahrleistungen, niemals adäquat ausgedrückt durch schnöde Zahlen, sind das eine. Doch der Turbo zeigt in jedem Fahrbetrieb, zu was er fähig ist. Sportsportwagen wie Mercedes SLS, Audi R8 GT oder Ferrari 458 haben zu Recht größten Respekt vor der schwäbischen Allzweckwaffe. Er kann sich mit den Besten der Besten messen und brilliert bei aller Lust an Fahrleistungen mit einem imposanten Alltagsnutzen. Tempo 70 cruisend im siebten Gang bei 1.500 Touren - der Turbo kann auch lässig. Dazu trägt nicht nur die variable Dämpferabstimmung, sondern auch das optionale Doppelkupplungs-Getriebe PDK bei. Das ist mit 3.915 Euro Aufpreis selbstredend viel zu teuer, überzeugt jedoch gleichermaßen auf der Rennstrecke und der Münchner Maximilianstrasse. Endlich konnte sich Porsche aufraffen, die nervigen Drück-Zieh-Taster am griffigen Sportlenkrad ins Zuffenhausener Nirwana zu schicken.
So können die sieben Schaltstufen durch Paddel am Lenkrad bequem intuitiv in die gewünschte Position gebracht werden. Rechts geht es hoch – links herunter. Doch selbst der Automatikmodus der Doppelkupplung erledigt alle Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit und kann in den Fahrmodi Sport und Sport Plus selbst dynamische Ansprüche befriedigen. Einlenkverhalten und Fahrwerksabstimmung sind schlicht grandios. Erst der variable Allradantrieb macht den Elfer-Turbo zu einem derart überlegenen Sportskameraden, dass auch ungeübte Chirurgenhände bei flotter Gangart nicht feuchter als am Operationstisch werden.
Aus seinem 3,8 Liter großen Sechszylinder-Boxer presst der 911er Dank Turboaufladung 368 KW / 500 PS und ein maximales Drehmoment von 650 Nm heraus. Bereits ab 2.000 Touren geht es fast schon beängstigend zur Sache. Mit dem optionalen Chrono-Paket geht es im Sportmodus noch schärfer: 700 Nm Drehmoment und 0 auf 100 km/h in 3,4 Sekunden sind noch beeindruckender als eine Höchstgeschwindigkeit, die zumindest nach Tacho jenseits der 325 km/h liegt. Bei artgerechter Haltung ist der Normverbrauch von 11,5 Litern SuperPlus auf 100 Kilometern nicht zu realisieren. Doch wer nicht nur durch die Innenstadt brabbelt, kommt mit 13,5 Litern aus. Bei diesen Fahrleistungen alles andere als eine Enttäuschung. Wenn der mindestens 150.155 Euro teure Porsche 911 Turbo immer noch nicht reichen sollte, kann der wohl betuchte Kunde nachschärfen. Doch statt der identisch teuren der Rennstreckenbesetzung 911 GT3 RS empfiehlt sich der Turbo S, der für 172.000 Euro 30 PS mehr und ein paar weitere Annehmlichkeiten bietet. Wer’s braucht.
Quelle: Autoplenum, 2010-10-27
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