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Testbericht

22. April 2005
Valencia, 22. April 2005 – Renault hat den Modus, Fiat den Idea, Opel den Meriva und so weiter. Peugeot aber hatte bisher noch keinen Kleinwagen-Van. Das ändert sich demnächst – wenn der 1007 auf den Markt kommt. Der Neue von Peugeot ist weit mehr als ein müder Abklatsch der Konkurrenz. Die französische Marke beweist Mut und rüstet das Auto mit zwei elektrischen Schiebetüren aus – ein völlig neues Konzept in diesem Segment. Das Fahrzeug kommt im September 2005 auf den Markt. Wir haben es bereits für Sie getestet. Auf der Plattform des C2 und C3 Der mille-sept – so die französische Aussprache – basiert auf der Plattform 1 des Konzerns PSA Peugeot Citroën. Auf dieser Kleinwagen-Grundform beruhen bereits der Citroën C2 und C3. Aber auch der Nachfolger des 206, der als Studie wohl bereits im September 2005 auf der Frankfurter Automesse IAA stehen wird, wird darauf basieren. Der 1007 ist ein Viersitzer mit einer Länge von 3,73 Metern. Damit liegt er zwischen dem 3,43 Meter langen 107 und dem 3,82 Meter langen 206. Aufgrund dieser Längenverhältnisse wird klar, dass der 1007 nicht der 207-Van sein kann, wie man vermuten könnte. Denn der 207 wird wohl eher länger als der 206. Drei Motoren Für den 1007 gibt es ab Marktstart drei Motoren: einen 73 PS starken 1,4-Liter-Benziner als Basisaggregat, einen 109 PS starken 1,6-Liter-Ottomotor sowie einen 1,4-Liter-Diesel mit 68 PS. Alle drei Antriebe sind aus anderen Peugeot-Modellen wie dem 206 bekannt. Im 1007 erfüllen alle drei die Euro-4-Norm. Wir haben den 109-PS-Benziner und den 68-PS-Diesel für Sie erprobt.

109-PS-Benziner mit 2-Tronic Den 109-PS-Benziner gibt es ausschließlich in Verbindung mit einem automatisierten Schaltgetriebe. Dieses ist vom Citroën C2 und C3 her bekannt. Während es bei der Partnermarke Sensodrive heißt, sagt man bei Peugeot 2-Tronic. Das Fünfgang-Getriebe lässt sich wie eine normale Automatik fahren: Man braucht sich dann um den Gangwechsel nicht zu kümmern. Der Hauptunterschied zu einer normalen Automatik ist der niedrigere Preis: Im 1007 kostet das Getriebe 600 Euro Aufpreis – eine normale Automatik würde etwa die doppelte Summe kosten.

Schaltwippen am Lenkrad Ein zweiter Unterschied sind die deutlich wahrnehmbaren Schaltruckler der 2-Tronic. Ein Vorteil des PSA-Getriebes sind die Schaltwippen. Mit ihnen lassen sich die Gänge sequenziell wechseln: Links wird herunter- und rechts heraufgeschaltet. Dies ist ein enormer Vorteil gegenüber anderen automatisierten Schaltgetrieben, wo man nur am Wahlhebel herauf- und herunterschalten kann. Während sich der Spritverbrauch durch das automatisierte Schaltgetriebe leicht verringert, nimmt die Sprintzeit gleich um rund zwei Sekunden zu – zumindest beim Einstiegsmotor ist dies so. Schneller Sprint und niedriger Verbrauch Auch wenn er durch die 2-Tronic heruntergebremst wird, macht der 109-PS-Motor im 1007 viel Spaß. Denn die immer noch sehr gute Standard-Sprintzeit von 11,8 Sekunden lässt sich auch subjektiv spüren. Der vom Hersteller angegebene Spritverbrauch von 6,6 Litern auf 100 Kilometern unterscheidet sich dabei kaum von dem des Basismodells, das 6,5 Liter braucht – und das bei fast 35 PS mehr Leistung. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 190 km/h.

68-PS-Diesel Deutlich weniger Freude als der starke Benziner macht der 68-PS-Diesel. Der scheint eher ein Motor für die Stadt als für lange Autobahnfahrten zu sein. Denn dort wirkt das Aggregat etwas zu lahm für den 1,3 Tonnen schweren Kleinvan. Den Sprint auf Tempo 100 schafft das Auto in 15,4 Sekunden – ein akzeptabler Wert für einen Kleinwagen.

Kein Filter Wie erwähnt hält das Aggregat die strenge Euro-4-Abgasnorm ein. In puncto Partikelfilter muss der Selbstzünder aber passen: Den gibt es nicht für den 1007. Aber die umweltfreundliche Erfindung wird auch bei anderen Kleinwagen derzeit noch kaum angeboten. Der Spritverbrauch wird mit 4,7 Litern auf 100 Kilometer angegeben – ein üblicher Wert für einen kleinen Diesel. Der 1.4 HDi wird serienmäßig mit einem Fünfgang-Schaltgetriebe ausgeliefert, das keinen Anlass zu Beanstandungen gibt. Bemerkenswert stabiles Fahrwerk Das Fahrwerk muss bei Kleinwagen-Vans ganz besonders viel aushalten. Aber erstaunlicherweise kommen viele dieser kurzen Autos trotz ihrer großen Höhe gut zurecht. Das gilt auch für den 1007. Mit 1,62 Metern ist er wesentlich höher als ein normaler Kleinwagen – und fast so hoch wie breit. Aber in der Kurve bleibt das Auto bemerkenswert stabil. Man spürt die Karosserie kaum nach außen wanken. Bei Stößen reagiert das Auto wie bei Kleinwagen üblich: Es schüttelt etwas. Wer sich darüber ärgert, muss eine Klasse höher einsteigen.

Völlig neuer Innenraum Im Innenraum sieht der 1007 völlig anders aus als beispielsweise der 206 – nur die Instrumente wirken vertraut. Insgesamt wirkt das Interieur bei den von uns gefahrenen französischen Ausstattungen hochwertig; die Materialien überzeugen. Die Sitze bieten annehmbaren Seitenhalt; der am meisten beanspruchte Teil der Sitzbezüge lässt sich mit einem Reißverschluss herauszippen und austauschen. Gut gefällt uns, dass man die Kopfstützen genügend weit herausziehen kann – das ist selten in dieser Klasse. Für Kleinkram finden sich in der Umgebung der Frontpassagiere genug Ablagen, unter anderem auch unten an den Sitzen. Ein Manko ist, dass man die Sonnenschutzblende nicht zur Seite schwenken kann. Die Gurte sind – da sie in den weit hinten positionierten B-Säulen angebracht sind – nicht leicht zu erreichen. Auch höheneinstellbar sind sie nicht. Dafür lassen sich Lenkrad und Sitze bei allen Versionen in der Höhe einstellen. Zwei Schiebetüren serienmäßig Die beiden serienmäßigen elektrischen Schiebetüren sind das Alleinstellungsmerkmal des 1007. Kein anderer Kleinwagen-Van hat so etwas. Der Vorteil: Beim Querparken kann man leichter ein- und aussteigen, ohne das danebenstehende Fahrzeug zu beschädigen. Auch beim Längsparken in stark befahrenen Straßen wird der Zustieg erleichtert, und Unfallgefahren werden entschärft. Theoretisch kann man auch mit offenen Türen fahren, obwohl das natürlich verboten ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass man leichter als bei einem normalen Dreitürer in den Fond gelangt. Ob das Einsteigen auch leichter als bei einem Fünftürer geht, hängt wohl von der körperlichen Konstitution ab. Gesunde Erwachsene mittleren Alters und moderater Körpergröße sollten in keinem von beiden Fällen Probleme haben. Dass die Schiebetüren kein Sicherheitsrisiko sind, hat das Auto bereits in einem EuroNCAP-Crashtest bewiesen, wo es die Maximalnote von fünf Sternen bekam.

Verschiebbare Sitze im Fond Da der 1007 nur ein Viersitzer ist, finden sich im Fond nur zwei Kopfstützen und zwei Dreipunktgurte. Die Sitze selbst lassen sich einzeln um bis zu 23 Zentimeter in Längsrichtung verschieben. Der Sitzkomfort hinten ist in Ordnung, auch wenn wir schon kleinere Autos mit mehr Kniefreiheit gesehen haben. Das gilt sogar dann, wenn man die Sitze ganz nach hinten schiebt. In diesem Fall gibt es im 1007 nicht viel mehr Platz vor den Knien als beim deutlich kürzeren 107. Dafür sind das Raumgefühl und die Kopffreiheit überragend. Auch die Kopfstützen lassen sich hinten genügend weit herausziehen. Schlecht zugänglicher Kofferraum Die Kofferraumklappe öffnet sich beim 1007 weit nach oben. Der Zugang zum Ladeabteil ist dennoch nicht einfach. Denn bei aufrecht stehenden Fondsitzen bleibt nur ein schmaler Spalt zwischen Hutablage und der Ladekante. Um Gegenstände einzuladen, muss also fast immer die Hutablage angehoben werden, und auch dann ist das Beladen nicht einfach. Beim Ausladen stört die mit 29 Zentimetern extrem hohe Ladeschwelle, über die man das Gepäck heben muss – normalerweise sind es bei Kleinwagen zehn Zentimeter weniger. In den Kofferraum passen bei ganz nach hinten geschobenen Sitzen – und nur in diesem Fall können hinten Erwachsene sitzen – gerade mal 178 Liter. Das ist Platz für zwei Flugzeug-Trolleys, nicht viel mehr. Sitze nach vorn wickeln Wer mehr Gepäck hat, schiebt entweder die Sitze nach vorn oder er „wickelt“ sie. Beides geht ganz einfach. Zum Wickeln der Sitze versenkt man die Kopfstützen und klappt die Lehnen auf die Sitzpolster. Dann löst man mit einem weiteren Griff eine Verriegelung und die zusammengeklappten Sitze bewegen sich in die Vertikale. Zwei Gasdruckfedern sorgen dafür, dass sie auch in der Senkrechten bleiben – bei anderen Modellen müssen die Sitze eigens mit einem Gurt am Vordersitz befestigt werden.

Bis zu 1.048 Liter Nach dem Umbau verfügt man über einen ebenen Laderaum, der allerdings nicht groß ist: Die Ladefläche ist lediglich 90 Zentimeter lang. Längere Gegenstände lassen sich transportieren, indem man den Beifahrersitz umklappt. Nur wenn man den 1007 bis zum Dach belädt, kommt man auf ein Ladevolumen von 1.048 Litern. Das ist in etwa die Transportkapazität eines 206. Reserverad unter dem Boden Das Reserverad befindet sich beim 1007 nicht im Kofferraum, sondern unter dem Boden. Nachteil: Es kann unbemerkt beschädigt werden. Dann steht man bei einer Reifenpanne ohne Ersatz da. Ab 13.650 Euro Den 1007 gibt es in der Basisversion mit 73 PS ab recht heftigen 13.650 Euro. Gut, der 1007 kommt mit vergleichsweise viel Ausstattung daher. Stets an Bord sind sieben Airbags, ESP, elektrische Fensterheber vorn, elektrisch bedienbare Außenspiegel und eine Zentralverriegelung. Und auch die aufwendigen elektrischen Schiebetüren sollte man nicht vergessen. Vergleichen wir mit der Konkurrenz: Der fünftürige Modus mit 75 PS kostet 12.200 Euro. Bei der Ausstattung fehlen im Vergleich zum 1007 ein ESP und elektrisch bedienbare Außenspiegel. Wenn man noch die Schiebetüren berücksichtigt, kommt man auf einen ähnlichen Betrag wie beim 1007.

Nicht überteuert Der Peugeot ist in Anbetracht des Gebotenen nicht überteuert, aber der Basispreis ist hoch. Da kommt man ins Überlegen, ob man nicht den um 30 Zentimeter längeren Opel Meriva nehmen sollte. Der kostet in der Basisversion 14.350 Euro, und das sogar mit 90 PS. Wer weniger ausgeben möchte, findet in einem fünftürigen 206 Petit Filou mit 75 PS einen Kandidaten: Für diesen bezahlt man nur 11.340 Euro. (sl)
Technische Daten
Antrieb:Vorderradantrieb
Getriebe:Automatisiertes 5-Gang-Schaltgetriebe
Motor Bauart:Otto-Reihenmotor
Hubraum:1.587
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:80 kW (109 PS) bei UPM
Drehmoment:147 Nm bei 4.000 UPM
Preis
Neupreis: 13.650 € (Stand: April 2005)
Fazit
Peugeot hat Mut – das muss man der Marke lassen. Schon der erfolgreiche 206 CC war ein gewagter Schritt weg von vertrauten Rezepten, und der 1007 haut in dieselbe Kerbe. Doch der Basispreis für den 1007 ist hoch, und in wirtschaftlich trüben Zeiten wie diesen muss man sich fragen, ob Kleinwagenkäufer wirklich so viel ausgeben werden.

Die Schiebetüren sind sicherlich aufwendiger als normale Türen und wohl auch etwas praktischer, aber hauptsächlich erscheinen sie uns als Gimmick, das man nicht wirklich braucht. Eine recht hochwertige Anmutung und eine gute Ausstattung muss man dem Auto allerdings zugute halten. Das Innenraumkonzept überzeugt jedoch nicht vollständig. Weder im Fond noch im Kofferraum ist so viel Platz wie man erwarten dürfte – ein 206 bietet da mehr. Auch dass der Kofferraum so schlecht zugänglich ist, nervt. Auf der Positivseite stehen das bemerkenswert standfeste Fahrwerk und der starke 109-PS-Benziner. Der gibt dem 1007 ordentlich Zunder und auch die damit verbandelte 2-Tronic ist eine sinnvolle Sache. (sl)

Quelle: auto-news, 2005-04-22

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