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Testbericht

Stefan Grundhoff, 12. Oktober 2010
Sollte es diesen Winter wirklich einmal keinen neuen Batman-Streifen geben? Der amerikanische Kleinserienhersteller Panoz bringt zum Jahreswechsel seinen neuen Boliden Abruzzi auf den Markt. Genau das rechte Fahrzeug für Dark Knight bei seinem Kampf gegen die dunklen Seiten von Gotham City.

Modellbezeichnungen von Autos sind bekanntlich eine schwierige Geschichte. Phaeton, Pajero oder Rodius sind alles andere als glücklich gewählt; Quattroporte, 911 oder Murcielago präsentieren sich dagegen als akustische Volltreffer. Doch wenn ein Hersteller einen Sportwagen vorstellt, der Abruzzi heißt, kann der Ideengeber allenfalls ein WC-Reiniger oder ein scharfes Scheuermittel gewesen sein. Donald Panoz, graue Eminenz von Panoz Automotive, ficht das alles nicht an. Der amerikanische Milliardär und Gründer des Élan-Pharmakonzerns gibt nicht viel auf die Kritik von außen. Zusammen mit seinem Sohn Dan schuf der heute 75jährige 1989 in der Nähe von Atlanta / Georgia seine eigene Sportwagenschmiede. Exklusiver als in einem Panoz kann man seither kaum unterwegs sein. Selbst ein Aston Martin One-77 oder ein Porsche 911 Speedster verkommen neben einem Panoz-Geschoss zu unscheinbaren Volumenmodellen von der Stange. Don Panoz, Sohn italienischer Einwanderer, der sein Geld insbesondere mit Nikotinpflastern machte, hat neben dem Rauchen eine weitere Leidenschaft: schnelle Autos. Längst liegen die Geschicke von Panoz Automotive in Händen des Sohnes Dan, der die Leidenschaft für schnelle Autos seit Jahr und Tag mit seinem umtriebigen Vater teilt.

Bereits die ersten Panoz-Modelle Roadster oder Esperante fielen weit mehr durch ihre Motorleistung und das eigenwillige Design als durch besondere Eleganz auf. Doch der Abruzzi setzt in jeglicher Hinsicht neue Maßstäbe. Seine Weltpremiere feierte der neue Panoz, der den vielsagenden Namenszusatz „Spirit of Le Mans“ bekam, beim bekanntesten Langstreckenrennen der Welt Mitte des Jahres. Hier und nicht an seinem Produktionsort in der Nähe von Atlanta wird der Abruzzi ab Anfang 2011 ausschließlich ausgeliefert. Wer einen der über 500.000 Dollar teuren Abruzzi sein Eigen nennt, kann sich glücklich schätzen. Es werden bis zum Jahre 2013 gerade einmal 81 Fahrzeuge produziert. Genau so viele Le-Mans-Rennen gab es seit der ersten Veranstaltung im Jahre 1923. „Wir sind sehr stolz auf den Abruzzi“, so Don Panoz, „nicht nur wegen des Designs und seiner Performance. Das ganze Konzept ist einfach einzigartig. Der Abruzzi soll an die großen Zeiten des klassischen Motorsports erinnern, als die Fahrer ihre eigenen Autos nach Le Mans brachten und nach dem Rennen wieder damit nach Hause fuhren.“

Wie schon seine Vorgänger wird auch der Panoz Abruzzi wohl kaum einen Schönheitspreis gewinnen. Freunden eleganter Sportwagen und Coupés dreht sich beim Anblick des fünf Meter langen Boliden eher der Magen um. Wer nicht rechtzeitig von der Überholspur geht, wird vom martialischen Kühlergrill schlicht weggesaugt. Und wer die bissigen Xenonaugen des Abruzzi einmal im Rückspiegel erblickt, sollte nur kurz staunen und in Sekundenbruchteilen den Weg freimachen, sonst könnte es gefährlich werden. Das Einscheren nach rechts bietet sich zudem deshalb an, um einen Blick auf die Seitenlinie und das kaum weniger gefährliche Heck des zweisitzigen Power-Panoz zu werfen. Technische Basis ist die aktuelle Corvette, von der Panoz nicht nur Motor und Getriebe, sondern auch Plattform und Teile des Antriebs übernommen hat. Technisches Highlight des automobilen WC-Reinigers ist seine Karosserie, die aus einer neuen Kunststoffart besteht, die Panoz selbst erfunden hat. Ähnlich wie Karbon soll der Verbundstoff besonders leicht, stabil und verwindungssteif sein. Kein Wunder also, dass Panoz den Abruzzi auch als Rennversion anbietet, die im nächsten Jahr in der ebenfalls von Donald Panoz ins Leben gerufenen American Le Mans Serie gegen Porsche 911, BMW M3 oder Jaguar XKR antreten könnte.

Jedoch hat bereits die Serienversion ein Triebwerk, das für den rechten Vortrieb in allen Lebenslagen sorgt. Ein 6,2 Liter großer V8 leistet 640 PS und ein gewaltiges Drehmoment von 820 Nm sorgt für imposante Fahrleistungen wie man sie sonst allenfalls von Supersportwagen kennt. Per manueller Sechsgang-Handschaltung wird die Leistung des brüllenden Achtzylinders wirkungsvoll an die Hinterachse übertragen. 0 auf 100 km/h schafft der 1,6 Tonnen schwere Bolide in vier Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit soll über 300 km/h liegen. Im Innenraum präsentiert sich der Abruzzi abgesehen von einzelnen Corvette-Bedienmodulen eigenständig und exklusiv. Handvernähtes Leder wohin man auch schaut und bequeme Sportstühle sorgen jedoch auch beim Interieur für eine deutliche Abgrenzung zur ähnlich sportlichen Corvette ZR-1. Die kostet jedoch nur einen Bruchteil und fällt weniger auf. Welcher Corvette-Fahrer hätte das auf europäischem Boden je gedacht?

Quelle: Autoplenum, 2010-10-12

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