Otto-Alternative: Der Mitsubishi Lancer 1.8 MIVEC im Test
Testbericht
Haar, 12. März 2008 - Ein Gesicht sagt mehr als tausend Worte: Wer in die scharf geschnittenen Augen des neuen Mitsubishi Lancer schaut, der denkt unvermeidlich an die kommende Evolution-Version des Japaners mit 300 PS und intelligentem Allradantrieb - bislang unter dem Namen "Evo X" bekannt. Um den traditionell wildesten Hund der ansonsten vernünftigen Lancer-Familie geht es heute aber nicht, denn dessen zehnte Generation startet in Deutschland erst im Sommer 2008 durch.
Der Zweite im Bunde
Heute unter der Lupe: die derzeit einzige Alternative zum Turbodiesel-Lancer. Was die Leistung angeht, übertrifft der keilförmige Japaner seinen Selbstzünder-Stallgefährten knapp: 143 PS produziert der 1,8-Liter-Ottomotor mit variabler Ventilsteuerung, der Diesel entfesselt maximal 140 Pferde. Wie bei Autos aus Nippon oft üblich, erreicht das Aggregat seine Höchstleistung allerdings erst bei sportlich hoher Drehzahl - in diesem Fall sind es 6.000 Touren. Beim Drehmoment fällt der Sauger naturgemäß ab: Gerade 178 Newtonmeter stemmt der Ottomotor auf die Kurbelwelle, der Zweiliter-Diesel schafft mit 310 Newtonmeter deutlich mehr. Insgesamt also keine ganz perfekten Voraussetzungen, um der Bezeichnung "Sportlimousine" gerecht zu werden, mit der Mitsubishi den Lancer in den Kampf gegen VW Jetta und Co. schickt.
Ab Werk gepimpt Auch im Innenraum mit dem aufgeräumten und fast schalterlosen Armaturenbrett wird deutlich, dass bei der Entwicklung des Lancer das Thema Sportlichkeit eine große Rolle gespielt hat. Die getunnelten Einzelinstrumente für Drehzahl und Tempo erinnern an historische Lösungen aus dem Hause Alfa Romeo. Zusätzlich soll eine Zierleiste im Karbon-Look, die quer über das ganze Armaturenbrett läuft, Assoziationen an den Motorsport oder die japanische Tuning-Szene wecken. Einen noch eindeutigeren Hinweis auf diese Szene fährt unser Testwagen mit dem Top-Paket "Instyle" serienmäßig spazieren: Hinter der linken Heckleuchte sitzt im Kofferraum nämlich ein gewaltiger Subwoofer. Voll auf die Ohren Zusammen mit acht weiteren Lautsprechern gehört die Bassmembran zum Lancer-Audiopaket des amerikansichen Hifi-Spezialisten Rockford Fosgate. In der Topversion ebenfalls serienmäßig ist das Touchscreen-Navi inklusive 30-Gigabyte-Festplatte, davon sechs Gigabyte für eigene MP3-Dateien. Zudem mit an Bord: Ein Cinch-Eingang für externe Audio- und Videoquellen. Insgesamt schlummern 650 Watt Musikleistung im Lancer. Diese beeindruckende Power reicht bei unseren Testfahrten locker aus, um den Innenspiegel zum Tanzen und Teile der Innenverkleidung zum Mitschwingen zu bringen.
Asiatischer Blechbläser Weitere Nachrichten von der Akustikfront: Die Schalldämmung der Karosserie scheint an einigen Stellen ziemlich dünn zu sein. Das Öffnen der Fondtüren etwa hört sich für ein Auto des Jahres 2008 ziemlich blechern an. Das Schließen hingegen klingt satt. Ein ebenfalls metallisches Klangbild entsteht, wenn der Motor in höhere Drehzahlregionen getrieben wird. Sportliche, gierige Töne hat das Aggregat nicht wirklich zu bieten. Es klingt eher metallisch, wenn der drehfreudige Aluminium-Vierzylinder seiner Arbeit nachgeht. Er beschleunigt den Viertürer in standesgemäßen - aber keineswegs atemberaubenden - 9,8 Sekunden auf 100 Sachen und ist für 204 km/h Höchstgeschwindigkeit gut. Mit diesem Temperament haben das serienmäßige Sportfahrwerk und die fein dosierbaren, rundum innenbelüfteten Scheibenbremsen keine großen Probleme. In schnellen Kurven bleibt der Fronttriebler kalkulierbar und untersteuert gutmütig. Erfreulicherweise erlauben das serienmäßige ESP und die Traktionskontrolle dem Piloten etwas Spielraum und lassen den Lancer etwa gewähren, wenn er aufs Lupfen des Gaspedals mit einem leicht eindrehenden Heck reagiert. Insgesamt überzeugt die Vorstellung des Fahrwerks, auch wenn es sich für ein Sport-Chassis einen Tick zu weich anfühlt und kurze, grobe Stöße fast ungefiltert weiter zu leiten scheint. Lauter, schneller, härter Durchaus passend zum sportlichen Anspruch sind die Sitzposition und die Bedienelemente im Inneren. Die Fünfgang-Schaltung erfordert ein wenig Nachdruck, hakelt aber nicht und ist exakt. Einen drehzahlsenkenden sechsten Gang dürften auch empfindsame Ohren bei hohem Tempo nicht wirklich vermissen. Jenseits der 180 km/h sind die Wind- und Reifengeräusche nämlich so laut, dass sie den Motor akustisch in den Hintergrund drängen. Das Lenkrad mit glattem Lederbezug liegt gut in der Hand, kann allerdings nur in der Höhe, nicht in der Tiefe justiert werden. Zusammen mit der wenig präzisen Sitzlehnenverstellung per Zughebel erschwert das die Suche nach der idealen Position hinterm Volant.
Polierte Kuhhaut Trotz des etwas zu glatten Lederbezugs geht der Komfort auf den Vordersitzen völlig in Ordnung. Auch auf Langstreckenfahrten hinterlassen die ausreichend straff gepolsterten Sessel einen guten Eindruck. Für Freunde der forscheren Fahrweise könnten sie aber etwas mehr Seitenhalt bieten. Auf den hinteren Sitzen passt das Raumangebot ebenfalls. Hinter einem 1,80-Meter-Fahrer kann locker ein gleich großer Zeitgenosse Platz nehmen, ohne dass einer der beiden sich beengt fühlen müsste. Der Einstieg nach hinten geht problemlos vonstatten und die Kopffreiheit auf den vermeintlich billigen Plätzen ist für Normalgewachsene mehr als ausreichend. Obwohl es für die meisten Aufgaben ausreichend groß sein sollte, kann das Gepäckabteil des Lancer im Klassenvergleich nicht glänzen. Mit 377 Liter (400 sind es ohne den Subwoofer) ist der Mitsubishi rückwärtig deutlich schlechter bestückt als etwa der VW Jetta mit seinen 527 Liter. Allerdings kommt der Japaner serienmäßig mit einer asymmetrisch umklappbaren Rückbank, mit der die Gepäckhöhle in den Innenraum erweitert werden kann. Japanischer Kassensturz Die kleinen Schwächen bei Verarbeitung (etwa der ungleichmäßig schließende Handschuhfachdeckel) und Materialien (zahlreiche Hartplastikoberflächen) macht der Lancer über den Preis wett. Lediglich ein Extra, die Metallic-Lackierung für 450 Euro, muss bei unserer Topausstattung "Instyle" gesondert bezahlt werden. Klimaautomatik, Bluetooth-Anbindung, Ledersitze, elektrische Fensterheber oder das fett-krasse Hifi-System: Alles schon serienmäßig mit an Bord für 25.570 Euro. Zusätzlich lockt der Lancer mit Details, die in seiner Klasse nicht alltäglich sind - etwa der Knieairbag für den Fahrer oder schlüsselloser Zugang und Zündung. Für das Gebotene ist der Preis also sicher nicht zu hoch - wer ein Premium-Interieur auf VW- oder BMW-Niveau erwartet, der muss halt auch entsprechend mehr bezahlen. Verwunderlich ist allerdings das Fehlen einiger alltäglicher Goodies. Spontan vermisst haben wir etwa Parksensoren und einen automatisch abblendenden Innenspiegel. Beide Extras sind laut Mitsubishi Deutschland derzeit nicht erhältlich, wenigstens die Parksensoren sollen aber bis Ende 2008 ins Programm aufgenommen werden.
Ab Werk gepimpt Auch im Innenraum mit dem aufgeräumten und fast schalterlosen Armaturenbrett wird deutlich, dass bei der Entwicklung des Lancer das Thema Sportlichkeit eine große Rolle gespielt hat. Die getunnelten Einzelinstrumente für Drehzahl und Tempo erinnern an historische Lösungen aus dem Hause Alfa Romeo. Zusätzlich soll eine Zierleiste im Karbon-Look, die quer über das ganze Armaturenbrett läuft, Assoziationen an den Motorsport oder die japanische Tuning-Szene wecken. Einen noch eindeutigeren Hinweis auf diese Szene fährt unser Testwagen mit dem Top-Paket "Instyle" serienmäßig spazieren: Hinter der linken Heckleuchte sitzt im Kofferraum nämlich ein gewaltiger Subwoofer. Voll auf die Ohren Zusammen mit acht weiteren Lautsprechern gehört die Bassmembran zum Lancer-Audiopaket des amerikansichen Hifi-Spezialisten Rockford Fosgate. In der Topversion ebenfalls serienmäßig ist das Touchscreen-Navi inklusive 30-Gigabyte-Festplatte, davon sechs Gigabyte für eigene MP3-Dateien. Zudem mit an Bord: Ein Cinch-Eingang für externe Audio- und Videoquellen. Insgesamt schlummern 650 Watt Musikleistung im Lancer. Diese beeindruckende Power reicht bei unseren Testfahrten locker aus, um den Innenspiegel zum Tanzen und Teile der Innenverkleidung zum Mitschwingen zu bringen.
Asiatischer Blechbläser Weitere Nachrichten von der Akustikfront: Die Schalldämmung der Karosserie scheint an einigen Stellen ziemlich dünn zu sein. Das Öffnen der Fondtüren etwa hört sich für ein Auto des Jahres 2008 ziemlich blechern an. Das Schließen hingegen klingt satt. Ein ebenfalls metallisches Klangbild entsteht, wenn der Motor in höhere Drehzahlregionen getrieben wird. Sportliche, gierige Töne hat das Aggregat nicht wirklich zu bieten. Es klingt eher metallisch, wenn der drehfreudige Aluminium-Vierzylinder seiner Arbeit nachgeht. Er beschleunigt den Viertürer in standesgemäßen - aber keineswegs atemberaubenden - 9,8 Sekunden auf 100 Sachen und ist für 204 km/h Höchstgeschwindigkeit gut. Mit diesem Temperament haben das serienmäßige Sportfahrwerk und die fein dosierbaren, rundum innenbelüfteten Scheibenbremsen keine großen Probleme. In schnellen Kurven bleibt der Fronttriebler kalkulierbar und untersteuert gutmütig. Erfreulicherweise erlauben das serienmäßige ESP und die Traktionskontrolle dem Piloten etwas Spielraum und lassen den Lancer etwa gewähren, wenn er aufs Lupfen des Gaspedals mit einem leicht eindrehenden Heck reagiert. Insgesamt überzeugt die Vorstellung des Fahrwerks, auch wenn es sich für ein Sport-Chassis einen Tick zu weich anfühlt und kurze, grobe Stöße fast ungefiltert weiter zu leiten scheint. Lauter, schneller, härter Durchaus passend zum sportlichen Anspruch sind die Sitzposition und die Bedienelemente im Inneren. Die Fünfgang-Schaltung erfordert ein wenig Nachdruck, hakelt aber nicht und ist exakt. Einen drehzahlsenkenden sechsten Gang dürften auch empfindsame Ohren bei hohem Tempo nicht wirklich vermissen. Jenseits der 180 km/h sind die Wind- und Reifengeräusche nämlich so laut, dass sie den Motor akustisch in den Hintergrund drängen. Das Lenkrad mit glattem Lederbezug liegt gut in der Hand, kann allerdings nur in der Höhe, nicht in der Tiefe justiert werden. Zusammen mit der wenig präzisen Sitzlehnenverstellung per Zughebel erschwert das die Suche nach der idealen Position hinterm Volant.
Polierte Kuhhaut Trotz des etwas zu glatten Lederbezugs geht der Komfort auf den Vordersitzen völlig in Ordnung. Auch auf Langstreckenfahrten hinterlassen die ausreichend straff gepolsterten Sessel einen guten Eindruck. Für Freunde der forscheren Fahrweise könnten sie aber etwas mehr Seitenhalt bieten. Auf den hinteren Sitzen passt das Raumangebot ebenfalls. Hinter einem 1,80-Meter-Fahrer kann locker ein gleich großer Zeitgenosse Platz nehmen, ohne dass einer der beiden sich beengt fühlen müsste. Der Einstieg nach hinten geht problemlos vonstatten und die Kopffreiheit auf den vermeintlich billigen Plätzen ist für Normalgewachsene mehr als ausreichend. Obwohl es für die meisten Aufgaben ausreichend groß sein sollte, kann das Gepäckabteil des Lancer im Klassenvergleich nicht glänzen. Mit 377 Liter (400 sind es ohne den Subwoofer) ist der Mitsubishi rückwärtig deutlich schlechter bestückt als etwa der VW Jetta mit seinen 527 Liter. Allerdings kommt der Japaner serienmäßig mit einer asymmetrisch umklappbaren Rückbank, mit der die Gepäckhöhle in den Innenraum erweitert werden kann. Japanischer Kassensturz Die kleinen Schwächen bei Verarbeitung (etwa der ungleichmäßig schließende Handschuhfachdeckel) und Materialien (zahlreiche Hartplastikoberflächen) macht der Lancer über den Preis wett. Lediglich ein Extra, die Metallic-Lackierung für 450 Euro, muss bei unserer Topausstattung "Instyle" gesondert bezahlt werden. Klimaautomatik, Bluetooth-Anbindung, Ledersitze, elektrische Fensterheber oder das fett-krasse Hifi-System: Alles schon serienmäßig mit an Bord für 25.570 Euro. Zusätzlich lockt der Lancer mit Details, die in seiner Klasse nicht alltäglich sind - etwa der Knieairbag für den Fahrer oder schlüsselloser Zugang und Zündung. Für das Gebotene ist der Preis also sicher nicht zu hoch - wer ein Premium-Interieur auf VW- oder BMW-Niveau erwartet, der muss halt auch entsprechend mehr bezahlen. Verwunderlich ist allerdings das Fehlen einiger alltäglicher Goodies. Spontan vermisst haben wir etwa Parksensoren und einen automatisch abblendenden Innenspiegel. Beide Extras sind laut Mitsubishi Deutschland derzeit nicht erhältlich, wenigstens die Parksensoren sollen aber bis Ende 2008 ins Programm aufgenommen werden.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Otto-Reihenmotor, DOHC |
Hubraum: | 1.798 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 105 kW (143 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 178 Nm bei 4.250 UPM |
Preis
Neupreis: 25.750 € (Stand: März 2008)Fazit
Mit der schnittigen Karosserie des sportlich gestylten Lancer kann der 1,8-Liter-Motor nicht ganz Schritt halten. Der Vierzylinder hängt zwar gut am Gas und dreht eifrig hoch, klingt dabei aber nicht wirklich aufregend und hat etwas wenig Punch. Die standfesten Bremsen und das agile, direkte Einlenkverhalten hingegen passen gut zur Bezeichnung "Sportlimousine". Die Ausstattung ist nahezu komplett, der Innenraum großzügig geschnitten.
Auch stilistisch ist das sportlich angehauchte Interieur durchaus gelungen, qualitativ spielt es aber in einer anderen Liga als der Klassenprimus VW Jetta. Das gilt allerdings auch für den erfreulich günstigen Preis des Lancer. Wer einen ähnlich luxuriös ausgestatteten Jetta Sportline mit 1.4-TSI-Motor und 140 PS ordert, der muss einen Obolus von deutlich mehr als 30.000 Euro nach Wolfsburg überweisen.Testwertung
Quelle: auto-news, 2008-03-12
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