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Testbericht

Jürgen Wolff, 7. November 2013
Der Qashqai geht in die zweite Runde. Nissan hat den Crossover nach sieben Jahren Bauzeit komplett überarbeitet und auf eine neue Plattform gestellt.

Für Nissan ist der Qashqai das, was der Golf für VW ist: das Brot-und-Butter-Auto. Allein in Deutschland wurde der Crossover der Japaner in den ersten zehn Monaten diesen Jahres knapp 22.500 Mal verkauft. Damit macht er rund die Hälfte aller Nissan-Zulassungen aus. In der Zulassungsstatistik des Kraftfahrt Bundesamtes (KBA) führt der Qashqai mit deutlichem Abstand das Segment der SUV an - vor dem BMW X1 und dem Skoda Yeti. Vom Verkaufsstart 2007 bis Ende 2012 hat Nissan insgesamt rund 1,2 Millionen Qashqai und Dualis verkauft - unter diesem Namen firmiert der Qashqai außerhalb Europas.

Entsprechend viel Sorgfalt hat Nissan bei der Entwicklung der nächsten Qashqai-Generation walten lassen, die jetzt in den londoner 3 Mills Studios vorgestellt wurde: viele Verbesserungen - aber keine tief greifenden Veränderungen. Es sei denn, man sieht sie nicht. Wie zum Beispiel die neue Plattform, auf der Nissans Crossover-SUV künftig rollt und die er sich mit dem künftigen X-Trail teilen wird. Als erstes Fahrzeug in der Renault-Nissan-Allianz setzt der Qashqai auf der modular aufgebauten Common Module Family-Plattform (CMF) auf. "Das macht den Weg frei für den effizienten Einsatz neuer Technologien", heißt es bei Nissan.

Und für mehr Platz. Insgesamt ist die zweite Generation des Nissan-Bestsellers knapp fünf Zentimeter länger sowie etwas flacher und zwei Zentimeter breiter geworden als sein Vorgänger. Entsprechend gewachsen ist der Innenraum und auch der Laderaum hat mit 439 Litern mehr Stauraum spendiert bekommen. Praktisch der variable, zweigeschossige Ladeboden im Kofferraum und das eigene Verstaufach für das Gepäckraumrollo. Kopf- und Kniefreiheit fallen für die Passagiere ebenfalls etwa üppiger aus. Wie gehabt sorgt eine leicht erhöhte Sitzposition für SUV-Feeling, die Materialien im Innenraum wirken wertiger. Den neuen Qashqai wird es wohl nur noch als 5-Sitzer geben, die 7-Sitzer sind bei Nissan künftig dem X-Trail vorbehalten.

Im gemeinhin "Golf-Klasse" genannten C-Segment, in das auch der Qashqai offiziell eingruppiert ist, wird in den Zeiten des "Downsizing" technisch kräftig aufgerüstet: Immer öfter suchen Besitzer größerer Fahrzeuge nach einer kompakteren und effizienteren Alternative, ohne dabei auf gewohnten Komfort verzichten zu wollen. Entsprechend hat auch Nissan den Qashqai mit diversen Assistenzsystemen aufgewertet. So gibt es in der neuen Generation als Option das "Nissan Safety Shield" mit einem autonomen Notbrems-Assistenten, einem Übermüdungswarner, Verkehrszeichenerkennung und weiteren Assistenzsystemen zum Insassenschutz. Oder einen Einpark-Assistenten für das Rangieren in engen Parklücken. Dazu kommen ein aktiver Wankausgleich, aktive Motorbremse, Berganfahrassistent und eine sensorbasierte aktive Spurkontrolle. Alle Qashqai-Varianten haben künftig ab Werk ein LED-Tagfahrlicht in Bumerang-Optik, einige Versionen bieten Leuchtdioden auch für Abblend- und Fernlicht.

Zum Marktstart im Februar 2014 bekommt der Qashqai eine neue Einstiegsmotorisierung. Der 1.2 DIG-T Turbo-Motor mit Direkteinspritzung liefert 85 kW/115 PS und ein maximales Drehmoment von 195 Nm. Ab Werk wird er mit Start-/Stopp-Automatik geliefert. Nissan verspricht einen DIN-Verbrauch von 5,6 Litern auf 100 Kilometer. Das bedeutet einen CO2-Ausstoß von 120 g/km.

Die anderen Motoren wurden überarbeitet und vor allem auf etwas weniger Gewicht, mehr Sparsamkeit und Laufruhe getrimmt. Das sauberste Diesel-Aggregat schickt nun gerade mal 99g CO2 pro Kilometer durch den Auspuff - "ohne wesentlich an Leistung einzubüßen", wie Nissan verspricht. Angeboten werden ein weiterer Benziner mit 1,6 Litern Hubraum und 110 kW/150 PS. Dazu kommen zwei dCi-Diesel mit 81 kW/110 PS und mit 96 kW/130 PS. Der kleinere Diesel, der auch in diversen Renault-Modellen zu finden ist, soll mit 3,8 Litern auf 100 Kilometern auskommen, der etwas stärkere mit 4,4 Litern. 2015 soll es einen Qashqai mit Plug-In-Hybrid geben.

Die meisten Qashqai werden auch künftig wie gehabt über die Vorderachse angetrieben. Angeboten werden soll aber zumindest beim 1.6 dCi auch eine Allrad-Version. Die Fronttriebler verfügen hinten über eine Verbundlenkerachse, der Allradler hat eine Mehrlenker-Einzelradaufhängung. Vorne gibt es für beide McPherson-Federbeine. Außerdem können die Käufer zwischen einem manuell geschalteten Sechsgang-Getriebe und - zumindest im 1.6 dCi - einer neuen, stufenlosen Xtronic-CVT-Automatik wählen, die bei starker Beschleunigung die stufenweisen Gangwechsel einer herkömmlichen Wandlerautomatik nachahmen soll. Gründlich überarbeitet wurde die (elektrische) Servolenkung, die nun beim Einlenken eine stärkere Rückmeldung und in der Kurvenmitte mehr Lenkunterstützung bereitstellen soll. Der Fahrer kann wählen zwischen den beiden Lenkmodi "Normal" und "Sport".

Entwickelt worden ist der neue Qashqai vor allem in den Nissan Designstudios in London sowie in den hauseigenen Technologie-Zentren im spanischen Barcelona und im britischen Cranfield. Produziert wird er wie schon sein Vorgänger im nordostenglischen Werk Sunderland. Über den Preis für den neuen Qashqai schweigt Nissan noch. Er dürfte aber wie beim Vorgänger bei knapp unter 20.000 Euro starten.

Quelle: Autoplenum, 2013-11-07

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