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Testbericht

Jürgen Wolff, 13. November 2020
Nissan schickt im nächsten Jahr die dritte Generation des Qashqai in den Markt. Der Crossover wurde komplett überarbeitet und kommt auch mit einem interessanten Elektrokonzept.

Zwar sind die Prototypen der neuen Quashqai-Generation noch im schwarzweißen Tarnkleid unterwegs - aber dennoch lässt sich bereits erahnen, dass sich der Neue zumindest äußerlich in den Proportionen nicht grundlegend vom Vorgänger unterscheidet. Die Dimensionen sind dabei leicht gewachsen. So nahm die Länge des Qashqai um 21 Millimeter auf 4.429 Millimeter zu, die Breite um 32 auf 1.838 Millimeter. Bei der Höhe legte Nissans Bestseller von 1.590 Millimeter auf 1.615 Millimeter zu. Einen kleinen Zuschlag dürfte es auch für den Innenraum geben: Der Radstand dehnte sich um 20 auf 2.666 Millimeter. Dazu gibt es größere Räder.

Doch ansonsten, versichert Marco Fioravanti, Vizepräsident von Nissan Europa, hat sich Grundlegendes geändert. Bei der Karosserie etwa. Die Heckklappe besteht nun aus Kunststoff-Verbundmaterial, die Türen, vorderen Kotflügel und die Motorhaube sind aus Aluminium. Allein das spart gegenüber der Vorgängerversion 23,6 Kilogramm Gewicht ein. Gestiegen ist der Anteil an hochfesten Stählen in der Fahrzeugstruktur - laut Nissan um 50 Prozent. Das sowie der Einsatz von neuen Stanz- und Verbindungstechniken sorge für eine deutlich bessere Crash-Struktur und Steifigkeit der Karosserie.

Nissans neuer Qashqai baut zudem auf einer völlig neuen Plattform auf, die in der gesamten Allianz von Nissan, Renault und Mitsubishi eingesetzt werden wird. In Europa hat die CMF-C Plattform mit dem Qashqai Premiere. Die einst eher eckige Grundstruktur der Plattform ist nun homogener und soll über die Knautschzonen bei einem Aufprall entstehende Kräfte besser absorbieren. Nebenbei ist die gesamte Rohkarosserie nun 60 Kilogramm leichter.

Nissan wird den Qashqai mit zwei Motorvarianten produzieren. Da ist einmal ein 1,3-Liter-Benziner mit Mild-Hybrid-System und einem Leistungsangebot von 138 bis 155 PS. Angeboten wird er wahlweise mit manuellem Schaltgetriebe oder mit CVT-Automatik. Vorderradantrieb wird die Regel sein, aber auf Wunsch gibt es auch eine Allradoption. Im Unterboden des Benziners stecken ein Lithium-Ionen-Akku und ein riemengetriebener Generator zur Rückgewinnung von Bremsenergie. Die rekuperierte Energie kann in dem 12-Volt-System die elektrischen Motorsysteme versorgen und die Start-Stopp-Phasen verlängern. Außerdem liefert der Mild-Hybrid zusätzliches Drehmoment beim Beschleunigen und macht \"Segeln\" möglich: Das Fahrzeug wird nicht vom Motor abgebremst, sobald man vom Gas geht, sondern rollt aus eigenem Schwung und benzinsparend weiter.

Die zweite Antriebsvariante hat Nissan \"e-Power\" getauft und ist im Grunde ein Elektromotor mit einem Benzinmotor als Range Extender. Angetrieben wird der Qashqai dabei über die Vorderräder und ausschließlich per Elektromotor, der auf eine Leistung von 188 PS kommt. Der Verbrenner ist dabei nicht mit den Rädern verbunden, sondern versorgt als Generator regulär den Akku, bei hohem Leistungsbedarf aber auch den Elektromotor direkt mit Strom. Entsprechend kann der Benziner ständig im verbrauchsgünstig optimalen Drehzahlbereich laufen. Nissan verspricht denn auch, dass sich der neue elektrische Qashqai wie ein reiner Stromer fahren lässt: Mit zügiger und gleichmäßiger Beschleunigung ohne Gangwechsel. Netter Nebeneffekt des Antriebkonzepts: Keine Probleme mit der Reichweite. Zur Not hilft ein kurzer Stopp an der Tankstelle.

Modifiziert wurden darüber hinaus Radaufhängung und Lenkung. Vorne wie hinten sorgen MacPherson Federbeine für den Kontakt zur Straße, hinten gibt es je nach Bereifung und Antriebsachse eine Verbund- oder Mehrlenkerachse.

Ausgebaut hat Nissan beim Qashqai auch das Angebot an Assistenzsystemen. Der \"ProPilot mit Navi-Link\" bietet zum einen Funktionen wie die automatische Regelung der Geschwindigkeit bis hin zum Stillstand im Stau, aber auch eine Funktion, die das Tempo vor engen Kurven und Ausfahren automatisch anpasst oder bei einem Spurwechsel in die Lenkung eingreift, falls sich ein anderes Fahrzeug im toten Winkel befindet. Neu beim Qashqai auch die Scheinwerfer, die aus zwölf einzelnen LED-Elementen bestehen, die bei Gegenverkehr gezielt einzeln deaktiviert werden können und so die Fahrbahn optimal ausleuchten, ohne entgegenkommende Autofahrer zu blenden.

Für Nissan ist der Qashqai ein Erfolgsmodell. Seit der Markteinführung 2007 wurden weltweit mehr als fünf Millionen, in Europa über drei Millionen Stück verkauft. Wenn alles so läuft wie geplant, wird die dritte Generation des Crossovers ab Anfang nächsten Jahres bestellbar und ab Ende Frühjahr 2021 bei den Händlern sein. Eine Version als Siebensitzer wie den Qashqai+2 soll es künftig dann nicht mehr geben.

Quelle: Autoplenum, 2020-11-13

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