Motivations-Medizin: Der VW Passat Variant BlueMotion im Spritspar Test
Testbericht
Berlin, 2. Mai 2007 Der Union Jack, die Flagge des Vereinigten Königreichs, flattert fröhlich im Wind. Dahinter die Fahne Südafrikas und immer weitere staatstragende Tücher. Alle sind über eine kleine Chromstange an Autos befestigt. Alle wehen auf VW-Passat-BlueMotion-Modellen und fließen als diplomatisches Band am Kanzleramt in Berlin vorbei. Film aus. Der Traum des Marketing-Manns ist vorbei. VW will so zeigen, dass die auch politisch vehement geführte CO2-Debatte im Konzern angekommen ist. Der aktuelle Beitrag der Wolfsburger: BlueMotion-Variationen der bekannten Modellpalette.
Nichts zu sehen
Begonnen hat es im Spätsommer letzten Jahres mit dem Polo BlueMotion, der als Nachfolger des glücklosen Drei-Liter-Lupo gehandelt wird. Jetzt wird der Passat nachgeschoben, an einer BlueMotion-Variante des Touareg wird bereits gearbeitet. Um ein mögliches Kraftstoff-Sparpotenzial zu ergründen, setzten wir uns in den Vorzeige-Familienkombi Passat Variant. Von außen ist das BlueMotion-Modell kaum vom normalen Passat zu unterscheiden. Am Kühlergrill und am Heck sitzt ein "BlueMotion"-Schriftzug. Das war`s, die restlichen Unterschiede erkennen nur Leute mit Inselbegabungen.
Optimiertes Grillen
Der Kühlergrill des BlueMotion-Passat grillt die durchströmende Luft jetzt mit weniger Widerstand. Um den cW-Wert zu optimieren, wurden Teile des Lüftungsgitters verschlossen. Optisch unterscheidet sich der Grill durch seinen Chrom-Überzug von der dem BlueMotion-Modell zu Grunde liegenden Basisausstattung "Trendline". Auch die seitlichen hinteren Schutzleisten glänzen in Chrom. Diese Ausstattungsmerkmale kommen von der teureren Linie "Highline". Kräftig gearbeitet wurde am Unterboden des Passat. Die Kanäle der Bremsleitungen wurden abgedeckt und vor der Hinterachse wurden spezielle Bodenverkleidungen montiert. Zudem bekommt der Variant Innenkotflügel mit verlängerten Radspoilerlippen. Dank dieses Maßnahmepakets konnte der cW-Wert des Wagens um über zwölf Prozent auf 0,275 gesenkt werden.
Innen gewohnte Qualität Der Innenraum enthält keinen direkten Hinweis darauf, dass wir gerade mit einem BlueMotion-Passat unterwegs sind. Zwar steht auf dem Schalthebel als höchste Zahl eine "5", worüber wir uns später noch ärgern werden, und die serienmäßige Multifunktionsanzeige ist in der Lage, den optimalen Gang vorzuschlagen, aber das sind unmerkbare Kleinigkeiten. Der Passat-Innenraum ist riesig, auch hinten haben sehr große Erwachsene richtig viel Platz zum Rumlümmeln. Dazu kommen Kopffreiheit und der gigantische Kofferraum, welcher bis zu 1.731 Liter Gepäck frisst. Das Gestühl ist angenehm straff und lädt mit sportlichem Seitenhalt zum Verweilen ein. Alle Oberflächen wirken schick, hochwertig und kratzunempfindlich. Die fantastische Verarbeitung spüren wir schon in den ersten Sekunden unseres Passat-Aufenthalts. Tief-Sparer Auch dem Fahrwerk ging es zu Gunsten von optimierten Verbrauchseigenschaften an die Federn. Der Passat neigt sich in den Wind: Vorne wurde er um 15, hinten um acht Millimeter tiefer gelegt. Diese Maßnahme wird durch frische Spezialreifen unterstützt. Die Gummis stehen unter einem um 0,4 bar erhöhten Druck und sollen so einen geringeren Rollwiderstand auf den Asphalt bringen. Serienmäßig stecken sie auf Stahlfelgen. VW stellt für Leichtmetallaufrüstungen ausschließlich eine 16-Zoll-Felge bereit. Für andere Reifendimensionen scheint es die Energie-Pneus noch nicht zu geben. Man merkt es Tieferes Fahrwerk und härtere Reifen, spürt man das nicht beim Fahren? Ja, wir spüren das. Die Abrollgeräusche sind lauter, Kopfsteinpflaster-Stöße und Schlaglochpisten-Ruckler werden etwas stärker zur Wirbelsäule geleitet. Auch das Einlenkverhalten in Kurven verändert sich, wirkt minimal unpräziser als beim Serienmodell. Die Modifikationen gehen hier ein wenig zu Lasten des Komforts.
Knauser-Herz Der Passat BlueMotion setzt auf genau eine Motorisierung: VWs Mittelklasse-Einstiegsdiesel 1.9 TDI mit 105 PS muss es richten. Damit er den Stempel "BlueMotion" tragen darf, programmierten die Ingenieure kräftig in der Triebwerkssteuerungs-Software herum. So sinkt die Leerlaufdrehzahl von 830 auf 730 U/min. Außerdem wurden Ladedruck, Einspritzzeitpunkt und Abgasrückführrate angepasst. Und das Steuergerät ist jetzt in der Lage, den Fahrer mit Schaltempfehlungen zu versorgen. Das Gute: Durch das Gepimpe konnte die Top Speed um fünf auf 190 km/h geschraubt werden, die 100er-Marke fällt wie beim Normalo-Passat in 12,4 Sekunden. Wie macht er sich? Wirklich jede Sekunde denken wir daran, dass wir in einem Auto sitzen, was Sprit sparen soll. Also stellen wir die Anzeige auf "Momentan-Verbrauch" und düsen los. Nach ruhiger Fahrt über leere Autobahnen und Landstraßen pegelt sich der Wert auf 4,9 Litern pro 100 Kilometer ein. Schon verspüren wir keinerlei Lust mehr, es richtig krachen zu lassen. Beschleunigt wird sanft und 190 km/h auf der Autobahn müssen nicht sein. Immer richtet sich unser Blick eifersüchtig auf die Verbrauchsanzeige. In der Stadt steigt der Wert natürlich unweigerlich an. 5,1 Liter schlagen jetzt zu Buche. Aber wir kämpfen uns bis zu unserem Zielpunkt durch vorausschauendes Fahren auf 5,0 Liter runter 0,2 Liter unter der Herstellerangabe. Ein kleiner Erfolg, der Spaß macht. Ein unmodifizierter Passat Variant mit 1,9-Liter-Motor genehmigt sich hier 5,9 Liter Diesel.
Deutlich länger übersetzt Den größten Anteil am wirtschaftlichen Fahren erzeugt das modifizierte Fünfgang-Schaltgetriebe. Der dritte, vierte und fünfte Gang wurden mit aufsteigenden Raten länger übersetzt, und zwar um vier, sieben und zwölf Prozent. Und das bei einer Motor-Getriebekombination, die ohnehin schon nicht allzu tolerant ist, was Drehzahlbereiche angeht. So vermissen wir im Passat-BlueMotion einen sechsten Gang noch mehr, als im naturbelassenen Modell, zumal ein vergleichsweise schlappes Diesel-Drehmoment von 250 Newtonmetern ohnehin nach einer feineren Gangabstufung ruft. VW begründet die fehlende sechste Stufe damit, dass sie auch im Basismodell nicht zu bekommen ist und dass eine derartige Modifikation mit erhöhten Kosten verbunden wäre. Die vom Display bereitgehaltenen Schaltempfehlungen sind nur was für unsensible Fahrer. Mit und ohne Beachtung der kleinen Hoch- und Runterschaltpfeile erzielen wir beim Verbrauch identische Werte. 600 Euro teurer gleich fünf Jahre Fahren Der Passat BlueMotion kostet 600 Euro mehr als sein normaler Serienbruder. 0,7 Liter Diesel soll er auf 100 Kilometer sparen. Legen wir einen Kraftstoffpreis von 1,16 Euro pro Liter und eine Jahres-Kilometerleistung von 15.000 Kilometern zu Grunde, müssen wir knapp fünf Jahre unterwegs sein, damit sich der Mehrpreis rechnet. Wer also nur auf die Finanzen schaut, der muss beim Passat BlueMotion langfristig denken. VW preist allerdings an, dass die hier serienmäßig verbauten Ausstattungsmerkmale Tempomat und Multifunktionsanzeige alleine schon mit 415 Euro in den Aufpreislisten stehen und die technischen Einspar-Modifikationen quasi verschenkt werden. Doch was bedeuten schon Aufpreislisten, umgekehrt wird ein Schuh draus: Tempomat plus Anzeige werden herstellerseitig mit zirka 25 Euro zu Buche schlagen, der Rest geht für die Ingenieurleistungen drauf. Ab Juni 2007 steht der Sparwagen bei den Händlern.
Innen gewohnte Qualität Der Innenraum enthält keinen direkten Hinweis darauf, dass wir gerade mit einem BlueMotion-Passat unterwegs sind. Zwar steht auf dem Schalthebel als höchste Zahl eine "5", worüber wir uns später noch ärgern werden, und die serienmäßige Multifunktionsanzeige ist in der Lage, den optimalen Gang vorzuschlagen, aber das sind unmerkbare Kleinigkeiten. Der Passat-Innenraum ist riesig, auch hinten haben sehr große Erwachsene richtig viel Platz zum Rumlümmeln. Dazu kommen Kopffreiheit und der gigantische Kofferraum, welcher bis zu 1.731 Liter Gepäck frisst. Das Gestühl ist angenehm straff und lädt mit sportlichem Seitenhalt zum Verweilen ein. Alle Oberflächen wirken schick, hochwertig und kratzunempfindlich. Die fantastische Verarbeitung spüren wir schon in den ersten Sekunden unseres Passat-Aufenthalts. Tief-Sparer Auch dem Fahrwerk ging es zu Gunsten von optimierten Verbrauchseigenschaften an die Federn. Der Passat neigt sich in den Wind: Vorne wurde er um 15, hinten um acht Millimeter tiefer gelegt. Diese Maßnahme wird durch frische Spezialreifen unterstützt. Die Gummis stehen unter einem um 0,4 bar erhöhten Druck und sollen so einen geringeren Rollwiderstand auf den Asphalt bringen. Serienmäßig stecken sie auf Stahlfelgen. VW stellt für Leichtmetallaufrüstungen ausschließlich eine 16-Zoll-Felge bereit. Für andere Reifendimensionen scheint es die Energie-Pneus noch nicht zu geben. Man merkt es Tieferes Fahrwerk und härtere Reifen, spürt man das nicht beim Fahren? Ja, wir spüren das. Die Abrollgeräusche sind lauter, Kopfsteinpflaster-Stöße und Schlaglochpisten-Ruckler werden etwas stärker zur Wirbelsäule geleitet. Auch das Einlenkverhalten in Kurven verändert sich, wirkt minimal unpräziser als beim Serienmodell. Die Modifikationen gehen hier ein wenig zu Lasten des Komforts.
Knauser-Herz Der Passat BlueMotion setzt auf genau eine Motorisierung: VWs Mittelklasse-Einstiegsdiesel 1.9 TDI mit 105 PS muss es richten. Damit er den Stempel "BlueMotion" tragen darf, programmierten die Ingenieure kräftig in der Triebwerkssteuerungs-Software herum. So sinkt die Leerlaufdrehzahl von 830 auf 730 U/min. Außerdem wurden Ladedruck, Einspritzzeitpunkt und Abgasrückführrate angepasst. Und das Steuergerät ist jetzt in der Lage, den Fahrer mit Schaltempfehlungen zu versorgen. Das Gute: Durch das Gepimpe konnte die Top Speed um fünf auf 190 km/h geschraubt werden, die 100er-Marke fällt wie beim Normalo-Passat in 12,4 Sekunden. Wie macht er sich? Wirklich jede Sekunde denken wir daran, dass wir in einem Auto sitzen, was Sprit sparen soll. Also stellen wir die Anzeige auf "Momentan-Verbrauch" und düsen los. Nach ruhiger Fahrt über leere Autobahnen und Landstraßen pegelt sich der Wert auf 4,9 Litern pro 100 Kilometer ein. Schon verspüren wir keinerlei Lust mehr, es richtig krachen zu lassen. Beschleunigt wird sanft und 190 km/h auf der Autobahn müssen nicht sein. Immer richtet sich unser Blick eifersüchtig auf die Verbrauchsanzeige. In der Stadt steigt der Wert natürlich unweigerlich an. 5,1 Liter schlagen jetzt zu Buche. Aber wir kämpfen uns bis zu unserem Zielpunkt durch vorausschauendes Fahren auf 5,0 Liter runter 0,2 Liter unter der Herstellerangabe. Ein kleiner Erfolg, der Spaß macht. Ein unmodifizierter Passat Variant mit 1,9-Liter-Motor genehmigt sich hier 5,9 Liter Diesel.
Deutlich länger übersetzt Den größten Anteil am wirtschaftlichen Fahren erzeugt das modifizierte Fünfgang-Schaltgetriebe. Der dritte, vierte und fünfte Gang wurden mit aufsteigenden Raten länger übersetzt, und zwar um vier, sieben und zwölf Prozent. Und das bei einer Motor-Getriebekombination, die ohnehin schon nicht allzu tolerant ist, was Drehzahlbereiche angeht. So vermissen wir im Passat-BlueMotion einen sechsten Gang noch mehr, als im naturbelassenen Modell, zumal ein vergleichsweise schlappes Diesel-Drehmoment von 250 Newtonmetern ohnehin nach einer feineren Gangabstufung ruft. VW begründet die fehlende sechste Stufe damit, dass sie auch im Basismodell nicht zu bekommen ist und dass eine derartige Modifikation mit erhöhten Kosten verbunden wäre. Die vom Display bereitgehaltenen Schaltempfehlungen sind nur was für unsensible Fahrer. Mit und ohne Beachtung der kleinen Hoch- und Runterschaltpfeile erzielen wir beim Verbrauch identische Werte. 600 Euro teurer gleich fünf Jahre Fahren Der Passat BlueMotion kostet 600 Euro mehr als sein normaler Serienbruder. 0,7 Liter Diesel soll er auf 100 Kilometer sparen. Legen wir einen Kraftstoffpreis von 1,16 Euro pro Liter und eine Jahres-Kilometerleistung von 15.000 Kilometern zu Grunde, müssen wir knapp fünf Jahre unterwegs sein, damit sich der Mehrpreis rechnet. Wer also nur auf die Finanzen schaut, der muss beim Passat BlueMotion langfristig denken. VW preist allerdings an, dass die hier serienmäßig verbauten Ausstattungsmerkmale Tempomat und Multifunktionsanzeige alleine schon mit 415 Euro in den Aufpreislisten stehen und die technischen Einspar-Modifikationen quasi verschenkt werden. Doch was bedeuten schon Aufpreislisten, umgekehrt wird ein Schuh draus: Tempomat plus Anzeige werden herstellerseitig mit zirka 25 Euro zu Buche schlagen, der Rest geht für die Ingenieurleistungen drauf. Ab Juni 2007 steht der Sparwagen bei den Händlern.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 5 |
Getriebe: | Schaltgetriebe |
Motor Bauart: | Turbo-Dieselmotor |
Hubraum: | 1.896 |
Anzahl Ventile: | 2 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 77 kW (105 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 250 Nm bei 1.900 UPM |
Preis
Neupreis: 27.428 € (Stand: Mai 2007)Fazit
Der VW Passat BlueMotion ist ein kleiner Schritt für VW und ein noch viel kleinerer für den Autofahrer. Wenig Aufwand gleich wenig Wirkung. 0,7 Liter Spritersparnis und 19 Gramm weniger CO2 pro Kilometer sind zwar schön, stellen aber nur die Oberfläche des derzeit technisch Möglichen dar.Während Toyota mit dem Prius und Honda mit dem Civic-Hybrid reine Spritsparmodelle anbieten, fließen die enormen Effizienz-Innovationen bei BMW direkt in die Serie ein, wie man es beim neuen 1er und 5er nachhaltig spüren kann. VW geht einen dritten Weg: Öko-Light.
Der alles andere als spritzige Einstiegsmotor plus die gähnend lang übersetzte Fünfgangschaltung sorgen vornehmlich für Motivation. Die Technik erinnert den Fahrer an den Grund von BlueMotion: Kraftstoff sparen. Immerhin geht das Sparen ohne Abstriche bei der Leistung und mit nur geringen Einbußen beim Fahrkomfort ab.
Der Passat BlueMotion ist ein teureres Spezialmodell. VW hätte besser daran getan, die überschaubaren Neuerungen in die laufende Serie zu integrieren.
Testwertung
Quelle: auto-news, 2007-05-02
Getestete Modelle
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