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Testbericht

Stefan Grundhoff, 11. April 2017
Auch wenn im kommenden Jahr bereits eine neue Mercedes A-Klasse vor der Tür steht; für seine Brüder GLA, CLA und B-Klasse gibt es jetzt noch einmal eine leichte Modellpflege. Viel getan hat sich nicht, doch das Spektrum bleibt breiter denn je.

Die Mercedes A-Klasse als Kernmodell der Mercedes-Frontantriebsplattform bekam seine Modellpflege bereits vor ein paar Monaten verabreicht. Der Grund liegt auf der Hand. Während die kommende Mercedes A-Klasse ihre Premiere bereits 2018 feiert, sind die Schwestermodelle CLA, GLA und B-Klasse noch mindestens ein Jahr länger unterwegs. Aus den aktuell fünf Kompaktklassemodellen werden in der nächsten Generation acht Versionen; eng verwandt mit entsprechenden Infiniti-Modellen auf der gleichen Plattform. Produziert wird dabei ab 2018 nicht nur in Rastatt, Kecskemét, Peking, Uusikaupunki sondern auch in Aguascalientes / Mexiko.

Bevor sich die Kunden auf einen neuen komplett neuen Mercedes GLA in 2019 freuen können, soll eine kaum sichtbare Modellpflege potenzielle Interessenten bei der Stange halten. Besonders der Mercedes GLA erfreut sich unverändert großer Beliebtheit. Er ist weder optisch noch technisch ein echter Crossover und schwimmt irgendwo zwischen Kompaktmodell und Einstiegs-SUV. 4,42 Meter lang bietet er dabei nur vorn angenehme Platzverhältnisse. Im Fond geht es eng und fast schon düster zu. Aufgrund der überaus überschaubaren Bein- und Kopffreiheit sollte man maximal zwei kleiner gewachsenen Personen einen Platz auf den offiziell drei Sitzgelegenheiten zumuten. Personen um 1,80 Meter sollten lieber gleich den Bus nehmen oder einen Fußmarsch machen, denn kommod ist es im GLA-Fond wirklich nicht. Oder man nutzt die zweite Reihe für den Transport größerer Gegenstände. Wer die Rückbank umlegt, kann statt der normalen 421 bis zu 1.235 Liter nutzen.

Die sanfte Modellpflege im Herbst des Lebenszyklus‘ ist von außen kaum zu erkennen. Die bisherigen Xenonscheinwerfer werden von optionalen LED-Lichtmodulen ersetzt und die kleinen Retuschen an Front sowie Heck erkennt kaum jemand als solche. Das gilt auch für den Innenraum, denn hier sind die analogen Runduhren und der unverändert wie ein Fremdkörper auf der Armaturentafel montierte Multifunktionsbildschirm mit seinem breiten Rahmen optisch mittlerweile in die Jahre gekommen. Die Ergonomie mit dem viel zu weit hinten positionierten Drehdrücksteller auf der Mittelkonsole ist nach wie vor sehr mäßig und eine sinnvolle Touchfunktion für den Bildschirm fehlt weiterhin.

Nichts getan hat sich auch bei den Triebwerken. Selbst wer sparsam unterwegs sein will und auf kraftvollen Durchzug verzichten kann, dürfte sich mit dem Mercedes GLA 200d schwertun; auch wenn der Einstiegsdiesel mittlerweile mit dem sinnvollen Allradantrieb (ab 37.943 Euro) kombiniert ist. 100 kW / 136 PS und 300 Nm maximales Drehmoment sind nicht viel, denn inklusiv Allradantrieb bringt der 200er rund 1,6 Tonnen auf die Waage. Der Durchzug ist im Vergleich zu deutlich agileren GLA 220d überschaubar und der Verbrauch identisch. Doch 0 auf Tempo 100 in unter zehn Sekunden und 200 km/h Höchstgeschwindigkeit dürften vielen Kunden jedoch ausreichen. Die Lenkung ist betont leichtgängig und das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe arbeitet - um niedrige Drehzahlen bemüht - dezent im Hintergrund. Die bessere Wahl ist in jedem Fall jedoch der 177 PS starke GLA 220d 4matic (ab 40.686 Euro), der ebenso 4,8 Liter Diesel auf 100 Kilometern verbraucht; jedoch deutlich mehr Fahrspaß bietet.

Im Gegensatz zur überarbeiteten A-Klasse ist der aufgefrischte Mercedes GLA unverändert nicht mit elektronischen Dämpfern zu bekommen. Der Kunde kann sich zwischen Normal-, Sport- oder Offroadfahrwerk entscheiden. Kein Problem bei den Basismodellen, doch gerade bei den leistungsstärkeren Modellen sind die Zeiten vorbei, dass man sich vor dem Kauf für ein Fahrwerk entscheidet und dies bis an Ende aller Tage fahren muss.

Wie groß die Spreizung in der GLA-Reihe ist, zeigt im Vergleich zum GLA 200d 4matic der brüllende Spaßmacher. Mit 280 kW / 381 PS ist der unverändert des stärkste Vierzylinder-Serientriebwerk der Welt. AMG-Chef Tobias Moers: "Wir verfügen darüber hinaus über das breiteste Angebot an Performance-Automobilen in der Kompaktklasse." Hat man erst einmal ins Sport+-Fahrprogramm geschaltet, meint man nicht mehr in einem sportlich-kompakten Crossover zu sitzen. Dann mimt der mindestens 56.852 Euro teure AMG GLA 45 einen echten Sportler, verbeißt sich Dank Vorderachs-Sperrdifferenzial und Allradantrieb vehement in den Asphalt und stürmt los, wie ein wilder Stier. Aus der Sportauspuffanlage donnert er nur so heraus und die einzelnen Stufen des siebenstufigen Doppelkupplungsgetriebes schnalzen nur so durch, während der Tacho sich im Uhrzeigersinn wahnwitzig beschleunigt. Dank 1,8 bar Ladedruck gibt es kein Halten mehr. Kaum zu glauben, dass man nur Minuten zuvor in dem gleichen Auto mit müde vor sich hintrottenden 136 Diesel-PS ohne jegliche Emotionen saß.

Im Vergleich zu den normalen GLA-Versionen beeinflusst das Fahrprogramm hier nicht nur Lenkung, Gaspedalkennung und Schaltpunkte, sondern auch das Fahrwerk, dass sich bei entsprechender Gangart zielsicher verhärtet. 0 auf Tempo 100 in kaum mehr als vier Sekunden und 270 km/h Spitze - da ist ein Normverbrauch von 7,4 Litern Super auf 100 Kilometern ein allemal guter Wert, der freilich mit der Realität wenig gemein hat. Dazu macht es einfach zu viel Spaß, den GLA 45 über kurvige Landstraßen zu scheuchen. Auf der Autobahn bei höheren Tempi merkt man dem sportlichsten aller GLA-Modelle die Fahrzeugklasse an. Dann wird es laut und bisweilen ungemütlich. Doch für längere Stecken gibt es sowieso bessere Alternativen.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2017-04-11

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