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Testbericht

Stefan Grundhoff, 8. September 2014
Audi schafft es nicht, BMW will nicht und die meisten anderen können nicht. Jetzt greift Mercedes erstmals den Sportwagenkönig Porsche 911 an. Und der Konkurrenz bleibt einfach nur der Atem weg.

DTM-Ikone Bernd Schneider erzählt aus guten alten AMG-Zeiten, Entwicklungsvorstand Thomas Weber strahlt mit Markenchef Tobias Moers um die Wette und F1-Pilot Nico Rosberg träumt von seinem nächsten Dienstwagen. Affalterbach, 30 Kilometer nordöstlich von Stuttgart, wurde ein paar Stunden zur Boxengasse für den neuen Mercedes AMG GT.

Es scheint so, als sei der coole Mercedes SLS nur eine engagierte Fingerübung gewesen. Mit dem Mercedes GT, ebenfalls von der hauseigenen Sportwagenabteilung AMG gebaut, wollen die Schwaben die Sportwagenwelt unterhalb der Supersportler in Wallung versetzen. Die Spannung ist seit Monaten kaum auszuhalten. Wie sieht der Mercedes GT aus? Und vor allem was kann er? Bereits das betont organisch-rundliche Design dürfte der Konkurrenz in München, Ingolstadt und Zuffenhausen den Atem verschlagen und auch in Maranello werden die Augenbrauen nach oben gehen. Auch ohne Flügeltüren sorgt dieser Doppelsitzer für Aufsehen. Er hat ein klares Ziel: den Porsche 911, seit Jahrzehnten das Urmeter aller Sportwagen vom Thron stoßen, von der Platte putzen und nicht zuletzt von der Start- und Zielgeraden fegen. Kraftvolle Front, lässige Seitenlinie und scharfes Heck - der Mercedes GT bietet das, was man insbesondere bei Hauptkonkurrent BMW und dessen M GmbH Realität werden lassen möchte. Ein Sportwagen, der nicht zuletzt Chevrolet, Ferrari und Aston Martin ärgert und Maserati die Trauben für den geplanten Renner ein paar Äste höher hängt.

Der Mercedes AMG GT ist eine echte Sportkanone; kein aufgedrehter Ökosportler, der den Weg in eine ungewisse Zukunft zeigen soll. Er soll für weltweites Konzernimage sorgen, AMG beflügeln und Mercedes nach vorne pressen. Die Zutaten sind verlockend. Das Doppelpack aus Mercedes AMG GT und GT S wird von einem vier Liter großen Achtzylinder mit doppelter Turboaufladung befeuert, der wahlweise zunächst 340 kW / 462 PS oder 375 kW / 510 PS leistet und rund 9,4 Liter verbrauchen soll. Front-Mittel-Motor, Hinterradantrieb, siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe und eine Höchstgeschwindigkeit von 304 bzw. 310 km/h wecken Hoffnungen auf sportlichsten Vortrieb; der Imagespurt 0 auf Tempo 100 in 3,8 Sekunden ebenso. Das Gewicht von über 1,6 Tonnen liegt jedoch deutlich oberhalb des Zuffenhausener Zielobjekts; der Preis mit unter 120.000 Euro auf Augenhöhe für die Carrera-S-Versionen.

"Mit dem neuen GT positionieren wir Mercedes-AMG als dynamische Sportwagenmarke noch offensiver als bisher", so AMG-Chef Tobias Moers, "mit seiner technologischen Substanz erfüllt der GT unsere hohen Ansprüche an Fahrdynamik, Agilität und Sportlichkeit. Gebaut wird er nach der Devise ‚Handcrafted By Racers‘ - das sagt alles über unsere Herkunft und unseren Spirit." Die Gewichtsverteilung liegt nicht zuletzt dank der Getriebepositionierung an der Hinterachse bei 47:53. Der Fahrer kann je nach Modell zwischen bzw. fünf Fahrmodi zwischen Komfort und Rennmodus wählen. Exklusiv für den Mercedes GT S gibt es dynamische Motor- und Getriebelager. Innen gibt es ein ausgeräumtes Armaturenbrett im aktuellen Mercedes-Stil mit Sportsitzen, analogen Runduhren, freistehendem Bildschirm und einem übertriebenen Luftdüsenquartett auf der Mittelkonsole.

Fest steht, dass Mercedes und AMG mit dem GT-Paket einiges vorhaben. So wird es bei den beiden Erstlingen nicht bleiben. Versionen wie GT R und Black Series lassen die Konkurrenz ab 2016 nochmals erzittern; Allradversionen wie beim Porsche 911 erscheinen jedoch unwahrscheinlich. Eine eigene Rennserie, seinerzeit zu teuer für den Mercedes SLS Flügeltürer, scheint ebenso fest zu stehen, wie umfangreiche Renneinsätze, um das Vorbild Porsche 911 dort anzugreifen, wo es besonders weh tut: auf den Rundkursen dieser Welt.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2014-09-08

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