McLaren 675 LT - Rasende Leidenschaft
Testbericht
Wie kann es sein, dass eine kleine Sportwagenschmiede wie McLaren die etablierten Hersteller derart vorführt? Der neue McLaren 675LT ist ein spektakulärer Supersportler, der Blut und Leidenschaft gleichermaßen in Wallung bringt.
Was McLaren in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt hat, sucht fraglos seinesgleichen. Entwicklern und Verantwortlichen von Porsche, Audi, Ferrari oder Lamborghini steht der Mund weit offen, wenn sie sich mit einem Konkurrenten von der britischen Insel beschäftigen, den keiner so recht mehr auf dem Radar hatte. Das wird sich beim neuen McLaren 675 LT nicht ändern - im Gegenteil. Denn der Karbonsportler aus der jüngst erschaffenen Super Series bietet eine derartige Qualität, dass viele Konkurrenten direkt einpacken können - wenn sie es nicht bereits getan haben.
Wenn man den sportlichen Briten etwas vorwerfen kann, dann ist es die hauseigene Nomenklatur. Zwar soll die Zahlenkombination Aufschluss darüber geben, wieviel Leistung das Triebwerk seinem Piloten zur Verfügung stellt, doch zu welcher Baureihe die jeweils rasend schnellen Boliden gehören, ist auf den ersten Blick nicht so recht klar. Da der Hypersportler McLaren P1 im September nach Produktionsende erst einmal keinen Nachfolger bekommt, steigt der 675LT (Long Tail) mit seiner Marktpremiere als Nachfolger des 650S zum Prunkstück der Marke auf. "Wir haben im Vergleich zum 650er das meiste grundlegend geändert", erläutert der Produktverantwortliche Mark Gayton, "der gesamte Hinterwagen und die Hälfte des Motors sind neu. Breiter und leichter als bisher. Wir sind insgesamt um hundert Kilogramm leichter geworden."
Angetrieben wird der Rennwagen für die Straße vom bekannten McLaren-Standardtriebwerk. Der M838TL-Achtzylindermotor mit 3,8 Litern und Turboaufladung leistet zwischen Fahrgastzelle und Hinterachse verbaut überraschend dezent brabbelnde 675 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Nm, das zwischen 5.500 und 6.000 U/min an der Kurbelwelle Wunder vollbringt. Noch spektakulärer als der Vortrieb ist die negative Beschleunigung des Doppelsitzers mit nach vorn und oben aufschwingenden Fledermaustüren. Bei der Beschleunigung 0 auf Tempo 100 in 2,9 Sekunden liegt der Bremsvorgang aus gleichem Tempo mit 3,0 Sekunden noch leicht hintenan. Rauben einem die Sprint 0 auf 200 km/h in 7,9 Sekunden und 0 auf 300 km/h in 22,5 Sekunden schier den Atem, ringt man beim Bremsvorgang rein physisch mit seinen irdischen Grenzen. Aus Tempo 200 bremst der Brite Dank Karbonscheiben in 4,5 Sekunden auf null ab. Selbst aus dem Tempo 300 sind es gerade einmal 6,89 Sekunden, bis der McLaren 675LT zum Stillstand kommt - real schier unbeschreiblich. Bei harten Bremsmanövern drückt sich der ausfahrbare Heckspoiler zur Stabilisierung steil in den Wind und die Nackenhaare stellen sich noch mehr auf, als ohnehin schon. Den 675LT zu bewegen, das sind Lustgefühle pur und dazu - durchaus überraschend - eine gehörige Portion Alltagsnutzen.
Doch es sind nicht die realen Fahrwerte oder eine Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h, was einen an der Grundwerten der ansonsten bevorzugt festgefahrenen Sportwagenwelt zweifeln lässt. Es ist schier die Leichtigkeit und das automobile Laissez Faire, mit der der 1.320 Kilogramm schwere Mittelmotorsportler die ihm gestellten Aufgaben erledigt. Der Restkomfort des Fahrwerks ist auf der Höhe eines Pagani und liegt deutlich über dem, was einem Doppelsitzer aus norditalienischer Produktion zumuten und mindestens so viel wie es ein Porsche 911 Turbo S oder ein Audi R8 bieten.
Seine Art Lenkbefehle umzusetzen ist schlicht perfekt. Leichtgängig und präzise mit grandioser Rückmeldung, sodass die Fahrt in der Innenstadt abgesehen vom untauglichen Wendekreis genauso ein Vergnügen ist, wie mit Dampf über britische Landstraßen zu rauschen und die immergrünen Landschaften nur so vorbeifliegen zu sehen. Nicht ganz perfekt präsentiert sich das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe, das sich im Automatikmodus bisweilen mit der Gangwahl schwer tut und gerade bei niedrigen Tempi einige Wünsche offen lässt. Nicht nur im britischen Galopp sollte man daher auf den manuellen Modus wechseln, der sich ebenso wie die Regelsysteme und das Fahrwerk vielstufig variieren lassen. Das ESP verrichtet nunmehr in drei Stufen - auf Wunsch auch mit langer Leine - seine Arbeit. Spoilerwerk und 20 Zoll große P Zeros aus dem Hause Pirelli drücken den Grenzbereich in Regionen, wo sich kaum ein erfahrener Sportwagenfahrer noch aufhalten sollte. Der Pilot fühlt sich dabei in den Schalensitzen überraschend bequem aufgehoben und die Sitzposition passt abgesehen von der zu starken Lehnenneigung zum restlichen Boliden: schlicht perfekt.
Es fällt einem schwer, sich nicht in den McLaren 675LT zu verlieben, auch wenn der Normverbrauch von 11,7 Litern auf einem anderen Planeten als der Erde in die technischen Daten eingeflossen sein muss. Doch wie bei allen Liebeleien hat auch diese aus dem britischen Woking ihren schmerzhaften Haken. Das ist nur bedingt der Einstandspreis von 309.750 Euro, der sich durch sinnvolle Dreingaben wie die besonders leichten Fünfstern-Felgen (1.100 Euro), das Karbon-Optik-Paket (9.290 Euro) oder das dringend benötigte Liftsystem (4.390 Euro) zum Schutz des tiefen Frontspoilers nach oben drücken lässt. Ganz nebenbei gibt es zwei Kamerasysteme für insgesamt 7.270 Euro, die zum einen zum Ein- und Ausparken, zum anderen aber für perfekte Runden auf der Rennstrecke zu nutzen und mit den Telemetriedaten des 675ers vernetzt sind. Für Geld, Kontakte und gute Worte ist der McLaren 675LT nicht mehr zu bekommen - noch bevor das erste Kundenfahrzeug die heiligen Produktionshallen verlassen hat. Nach der Weltpremiere auf dem Genfer Automobilsalon im März 2015 war der 4,55 Meter lange und gerade einmal 1,19 Meter hohe Sportler innerhalb weniger Wochen ausverkauft. Alle 500 Fahrzeuge weg, Ende und finito. So weckt man Begehrlichkeiten bei den Kunden uns schafft es die Verkaufszahlen im Handumdrehen auf zuletzt fast 1.700 Stück zu drücken.
Was McLaren in den vergangenen Jahren auf die Beine gestellt hat, sucht fraglos seinesgleichen. Entwicklern und Verantwortlichen von Porsche, Audi, Ferrari oder Lamborghini steht der Mund weit offen, wenn sie sich mit einem Konkurrenten von der britischen Insel beschäftigen, den keiner so recht mehr auf dem Radar hatte. Das wird sich beim neuen McLaren 675 LT nicht ändern - im Gegenteil. Denn der Karbonsportler aus der jüngst erschaffenen Super Series bietet eine derartige Qualität, dass viele Konkurrenten direkt einpacken können - wenn sie es nicht bereits getan haben.
Wenn man den sportlichen Briten etwas vorwerfen kann, dann ist es die hauseigene Nomenklatur. Zwar soll die Zahlenkombination Aufschluss darüber geben, wieviel Leistung das Triebwerk seinem Piloten zur Verfügung stellt, doch zu welcher Baureihe die jeweils rasend schnellen Boliden gehören, ist auf den ersten Blick nicht so recht klar. Da der Hypersportler McLaren P1 im September nach Produktionsende erst einmal keinen Nachfolger bekommt, steigt der 675LT (Long Tail) mit seiner Marktpremiere als Nachfolger des 650S zum Prunkstück der Marke auf. "Wir haben im Vergleich zum 650er das meiste grundlegend geändert", erläutert der Produktverantwortliche Mark Gayton, "der gesamte Hinterwagen und die Hälfte des Motors sind neu. Breiter und leichter als bisher. Wir sind insgesamt um hundert Kilogramm leichter geworden."
Angetrieben wird der Rennwagen für die Straße vom bekannten McLaren-Standardtriebwerk. Der M838TL-Achtzylindermotor mit 3,8 Litern und Turboaufladung leistet zwischen Fahrgastzelle und Hinterachse verbaut überraschend dezent brabbelnde 675 PS und ein maximales Drehmoment von 700 Nm, das zwischen 5.500 und 6.000 U/min an der Kurbelwelle Wunder vollbringt. Noch spektakulärer als der Vortrieb ist die negative Beschleunigung des Doppelsitzers mit nach vorn und oben aufschwingenden Fledermaustüren. Bei der Beschleunigung 0 auf Tempo 100 in 2,9 Sekunden liegt der Bremsvorgang aus gleichem Tempo mit 3,0 Sekunden noch leicht hintenan. Rauben einem die Sprint 0 auf 200 km/h in 7,9 Sekunden und 0 auf 300 km/h in 22,5 Sekunden schier den Atem, ringt man beim Bremsvorgang rein physisch mit seinen irdischen Grenzen. Aus Tempo 200 bremst der Brite Dank Karbonscheiben in 4,5 Sekunden auf null ab. Selbst aus dem Tempo 300 sind es gerade einmal 6,89 Sekunden, bis der McLaren 675LT zum Stillstand kommt - real schier unbeschreiblich. Bei harten Bremsmanövern drückt sich der ausfahrbare Heckspoiler zur Stabilisierung steil in den Wind und die Nackenhaare stellen sich noch mehr auf, als ohnehin schon. Den 675LT zu bewegen, das sind Lustgefühle pur und dazu - durchaus überraschend - eine gehörige Portion Alltagsnutzen.
Doch es sind nicht die realen Fahrwerte oder eine Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h, was einen an der Grundwerten der ansonsten bevorzugt festgefahrenen Sportwagenwelt zweifeln lässt. Es ist schier die Leichtigkeit und das automobile Laissez Faire, mit der der 1.320 Kilogramm schwere Mittelmotorsportler die ihm gestellten Aufgaben erledigt. Der Restkomfort des Fahrwerks ist auf der Höhe eines Pagani und liegt deutlich über dem, was einem Doppelsitzer aus norditalienischer Produktion zumuten und mindestens so viel wie es ein Porsche 911 Turbo S oder ein Audi R8 bieten.
Seine Art Lenkbefehle umzusetzen ist schlicht perfekt. Leichtgängig und präzise mit grandioser Rückmeldung, sodass die Fahrt in der Innenstadt abgesehen vom untauglichen Wendekreis genauso ein Vergnügen ist, wie mit Dampf über britische Landstraßen zu rauschen und die immergrünen Landschaften nur so vorbeifliegen zu sehen. Nicht ganz perfekt präsentiert sich das siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe, das sich im Automatikmodus bisweilen mit der Gangwahl schwer tut und gerade bei niedrigen Tempi einige Wünsche offen lässt. Nicht nur im britischen Galopp sollte man daher auf den manuellen Modus wechseln, der sich ebenso wie die Regelsysteme und das Fahrwerk vielstufig variieren lassen. Das ESP verrichtet nunmehr in drei Stufen - auf Wunsch auch mit langer Leine - seine Arbeit. Spoilerwerk und 20 Zoll große P Zeros aus dem Hause Pirelli drücken den Grenzbereich in Regionen, wo sich kaum ein erfahrener Sportwagenfahrer noch aufhalten sollte. Der Pilot fühlt sich dabei in den Schalensitzen überraschend bequem aufgehoben und die Sitzposition passt abgesehen von der zu starken Lehnenneigung zum restlichen Boliden: schlicht perfekt.
Es fällt einem schwer, sich nicht in den McLaren 675LT zu verlieben, auch wenn der Normverbrauch von 11,7 Litern auf einem anderen Planeten als der Erde in die technischen Daten eingeflossen sein muss. Doch wie bei allen Liebeleien hat auch diese aus dem britischen Woking ihren schmerzhaften Haken. Das ist nur bedingt der Einstandspreis von 309.750 Euro, der sich durch sinnvolle Dreingaben wie die besonders leichten Fünfstern-Felgen (1.100 Euro), das Karbon-Optik-Paket (9.290 Euro) oder das dringend benötigte Liftsystem (4.390 Euro) zum Schutz des tiefen Frontspoilers nach oben drücken lässt. Ganz nebenbei gibt es zwei Kamerasysteme für insgesamt 7.270 Euro, die zum einen zum Ein- und Ausparken, zum anderen aber für perfekte Runden auf der Rennstrecke zu nutzen und mit den Telemetriedaten des 675ers vernetzt sind. Für Geld, Kontakte und gute Worte ist der McLaren 675LT nicht mehr zu bekommen - noch bevor das erste Kundenfahrzeug die heiligen Produktionshallen verlassen hat. Nach der Weltpremiere auf dem Genfer Automobilsalon im März 2015 war der 4,55 Meter lange und gerade einmal 1,19 Meter hohe Sportler innerhalb weniger Wochen ausverkauft. Alle 500 Fahrzeuge weg, Ende und finito. So weckt man Begehrlichkeiten bei den Kunden uns schafft es die Verkaufszahlen im Handumdrehen auf zuletzt fast 1.700 Stück zu drücken.
Technische Daten
Antrieb: | Hinterradantrieb |
---|---|
Getriebe: | Siebengang-Doppelkupplung |
Motor Bauart: | Sechszylinder mit doppelter Turboaufladung |
Hubraum: | 3.800 |
Drehmoment: | 700 Nm bei 5500 UPM |
Preis
Neupreis: 309.750 € (Stand: 2015-07-22)Testwertung
Quelle: Autoplenum, 2015-07-21
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