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Testbericht

Sebastian Viehmann, 17. März 2011
Montags in die City, sonntags auf die Piste: Der Maserati GranTurismo Stradale ist aus dem Rennsport abgeleitet. Der Zweisitzer sprengt als einziges Modell der Italiener die 300 Km/h-Marke.

Im italienischen Bermuda-Dreieck ist die Arbeitsteilung eigentlich klar. Ferrari baut die eleganten Hochleistungsboliden, Lamborghini die extrovertierten Extremsportler und Maserati die kraftvollen, formvollendeten Cruiser. Im GranTurismo MC Stradale herrscht allerdings eine andere Marschrichtung, und das merkt man schon beim Einsteigen. Man lässt sich in die straffen Schalensitze gleiten und befestigt die optionalen Vierpunktgurte. Rücksitze hat der MC Stradale nicht, stattdessen macht sich ein Überrollbügel in der Kabine breit. Das Cockpit entspricht weitgehend dem des normalen GranTurismo S, doch neue Armaturen und ein Knopf mit dem Aufdruck „Race“ machen den Piloten neugierig.

Der Stradale ist von den Rennsportwagen Trofeo GranTurismo MC und GT4 inspiriert. Die 2010 wieder eingeführte Rennserie Trofeo Maserati wird 2011 fortgesetzt, erster Termin im Rennkalender ist der 26. März in Imola. „Wir kehren zu den glorreichen Tagen zurück, als wir noch Kundenautos für den Rennsport verkauften“, sagt Produktmanager Giuseppe Di Coste. Die Straßenversion des Dreizack-Sprinters hat die gleiche markante Frontschürze mit dem tief liegenden Spoiler, der Wagen liegt vorn um 10 und hinten um 12 Millimeter tiefer als ein normaler GTS. Und das ist noch nicht alles: „Der MC Stradale ist der schnellste, stärkste und leichteste Wagen unserer Modellpalette“, sagt Giuseppe Di Coste.

Die Änderungen am Antrieb allerdings sind wenig beeindruckend. Der altbekannte Front-Mittelmotor-V8 mit 4,7 Litern Hubraum wurde um 10 auf 450 PS gesteigert und entwickelt nun ein maximales Drehmoment von 510 Newtonmetern. Das automatisierte Sechsganggetriebe wurde wie gewohnt in Transaxle-Bauweise vor der Hinterachse platziert. Mächtig gerührt haben die Ingenieure beim Gewicht – das Maserati-Coupé ist ja nicht gerade leicht wie eine Feder. Beim MC Stradale konnten die Italiener das Trockengewicht um 110 Kilogramm auf 1,67 Tonnen drücken. Dazu tragen zum Beispiel neue Felgen bei (minus fünf Kilo), Keramikbremsen (minus 18 Kilo), Karbonsitze (minus 26 Kilo) und eine abgespeckte Geräuschisolierung (minus 25 Kilo).

In schnellen Kurven kann der Maserati sein immer noch stolzes Gewicht nicht ganz verhehlen, doch der Unterschied zum normalen GTS ist deutlich spürbar. Das Fahrwerk ist straffer ausgelegt, was auf längeren Autobahnpassagen manchmal für etwas Unruhe sorgt. Für die forsche Kurvenjagd ist der Italiener mit der breiten Spur dafür so gut geeignet wie kein anderer Maserati, nur die Lenkung könnte eine Spur direkter übersetzt sein. Auch bei Bodenwellen behält der Stradale brav den Kontakt zur Fahrbahn.

Durch die verringerte Geräuschdämmung ist der kernige Sound des V8 noch präsenter, bei Vollgas brüllt der Maserati aus Leibeskräften. Etwas störend ist das konstante Röhren beim gemütlichen Dahingleiten, wenn der Motor um 2000 Touren dreht und die Automatik im Zweifel lieber einen niedrigeren Gang wählt.

Im Zweifel runterschalten – das ist überhaupt das Motto des Stradale. „Der Wagen muss nun einmal sportlicher sein als ein GTS“, sagt Maserati-Entwickler Vincent Biard. So haben die Ingenieure dem Getriebe die Freude an hohen Drehzahlen eingeimpft. Im Sport-Modus verkürzen sich die Schaltzeiten von 240 auf 100 Millisekunden. Im Race-Modus sind es sogar nur 60 Millisekunden, außerdem schaltet das Getriebe sofort zwei Gänge herunter.

Das Wechseln der Gänge muss der Pilot im Sport- und Race-Modus selbst übernehmen, sonst bleibt er unweigerlich im Drehzahlbegrenzer hängen. Wenn man vor der Kurve stark anbremst und die Schaltwippe angezogen lässt, schaltet das System im Eiltempo solange herunter, bis die passende Drehzahl zum Herausbeschleunigen erreicht ist. Das erfordert etwas Gewöhnung und macht dafür umso mehr Spaß. Da die geballte Kraft des Sportwagens auf die Hinterräder wirkt, muss man bei glatter Fahrbahn aber schon etwas auf der Hut sein.Den Sprint von 0 auf 100 Km/h schafft der MC Stradale in 4,6 Sekunden, den umgekehrten Weg nach 33 Metern. Die serienmäßigen Karbon-Keramikbremsen beißen also kraftvoll zu, allerdings lassen sie sich auf den ersten Zentimetern des Pedalwegs nicht optimal dosieren. Bei der Höchstgeschwindigkeit knackt der Stradale als einziger Maserati die 300er Marke – wenn auch mit 301 Km/h nur ganz knapp.

Der MC Stradale ist erwartungsgemäß das teuerste Coupé der Italiener, es kostet 152.320 Euro (GTS: 127.330 Euro). Die Serienausstattung ist ordentlich, man muss nur auf wenige Komfortdetails verzichten wie zum Beispiel die elektrische Sitzverstellung. Als Extras gibt es neben dem Überrollkäfig auch einen Feuerlöscher sowie ein Racing Kit mit Rennanzug, Helm und passenden Handschuhen. Echte Italiener gehen eben nur perfekt gestylt auf die Piste.

Quelle: Autoplenum, 2011-03-17

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