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Testbericht

Stefan Grundhoff, 26. August 2010
Rennstallbesitzer und Porsche-Veredler Olaf Manthey ist am Nürburgring bekannt wie ein bunter Hund. Deutlich schlichter koloriert ist sein Aushängeschild: der Manthey Porsche 911 GT3 M480. Der Auftritt des weißen Renners ist umso imposanter.

Jahrelang schien es, als könnte Ex-Rennfahrer und Rennstallbesitzer das prestigeträchtige 24-Stunden-Rennen am legendären Nürburgring nicht gewinnen. In den letzten Jahren schien er dagegen unbezwingbar und avancierte bis 2009 zum Seriensieger. Doch Olaf Manthey steht nicht nur für Rennsport in Langstreckenpokal und beim 24-Stunden-Rennen. Wem sein Porsche 911er zu langweilig oder zu wenig renntauglich ist, findet gerne den Weg nach Meuspath. Die modernen Werkshallen von Manthey Motors liegen nur einen strammen Steinwurf von der Döttinger Höhe entfernt. Auf dem einzig nennenswerten Geradeausstück der Nordschleife wird traditionell Topspeed gefahren. In dem benachbarten Gewerbegebiet hat Tourenwagen-Altmeister Olaf Manthey seit rund zehn Jahren seinen Firmensitz.

Seit 1996 baut Olaf Manthey Porsche-Renner und Fahrzeuge im Kundenauftrag auf und kümmert sich um die Logistik und den Einsatz an der Strecke. Die Erfolge in Supercup, DTM oder Langstreckenmeisterschaft sorgen dafür, dass immer mehr private Porsche-Liebhaber mit straßenzugelassenen Autos an seine Tür klopften, um den eigenen Renner mit Fahrwerkssetups oder Leistungssteigerungen nachzuschärfen. Das beste Pferd im aktuellen Stall heißt Manthey M480. Die Fahrzeugbasis ist ein Porsche 997 GT3 der Generation eins. Wichtiger als das pure Mehr an Leistung ist der Zugewinn an Längs- und Querdynamik. Durch ein neues Fahrwerk, zahlreiche Rennsportkomponenten und Leichtbauteile wird aus einem bereits mehr als dynamischen 911 GT3 ein grandios sportlicher Manthey M480. "Man kann es als Straßensport bezeichnen", sagt Firmenchef Olaf Manthey, „Performance ist alles für uns, nur darum geht es. Doch ein Porsche muss auch nach seinem Besuch in Meuspath in erster Linie noch ein Porsche sein.“

Der geneigt-ambitionierte Kunde hat die Wahl, wie er seinen 911 GT3 aufbrezeln will. Motorhaube und Dachhaut aus Karbon bringen zusammen mehr als zehn Kilogramm Gewicht – und kosten mehr als 5.000 Euro. Leichtbau-Heckscheibe, Spoilerlippe, leichte Rennsportfelgen oder eine geänderte Getriebeauslegung sollen dafür sorgen, dass sich der Elfer auf Rennstrecken aller Art noch sportlicher fährt, als ohnehin schon. Viele der Kunden entscheiden sich für eine Leistungssteigerung, die mit über 46.000 Euro Mehrpreis ein gewaltiges Loch in die Wochenend-Kasse reißt. Dafür gibt es 4,1 Liter Hubraum, 480 PS und 475 Nm maximales Drehmoment, um auf Döttinger Höhe und hinauf zum Schwedenkreuz bei den schnellsten zu sein.

Obwohl der weiße Manthey-Porsche eine Straßenzulassung besitzt, hat der Fahrer nie das Gefühl, in einem Straßenauto unterwegs zu sein. Gestartet wird zwar noch per Zündschlüssel, doch bereits das heisere Röcheln der Ttitan-Auspuffanlage unterstreicht, dass man in den engen Schalen eines Rennwagens Platz genommen hat. Die Sportkupplung ist knochenhart und bissig kuppelt der erste Gang ein. Der Motor fühlt sich unterhalb von 3.000 Touren kaum zu Hause – erst deutlich oberhalb erwacht er zu brüllendem Leben und macht der Konkurrenz hinauf zur hohen Acht das Leben schwer. Doch beeindruckender als die Leistungsentfaltung ist die bissige Hochleistungsbremse, die ebenfalls erst einmal auf Temperatur gebracht werden muss. Im kalten Zustand beißt sie sich weitgehend digital in die glänzenden Rennscheiben. Ist sie erst einmal heiß, geht es dem Fahrer kaum anders. Knochig vollziehen sich die Gangwechsel. Gerade die Gänge drei und vier decken dabei einen Großteil des Alltagsgebrauchs ab. Für knapp 3.000 Euro gibt es eine kürzere Auslegung der Schaltstufen fünf und sechs. Nur auf der Rennstrecke lernt der ambitionierte Pilot wohl die Annehmlichkeiten einer Schaltwegeverkürzung zu schätzen.

Damit die Traktion auch im Grenzbereich stimmt, ist der Sportfahrer gut beraten, seinen Manthey-Porsche mit Gewindefahrwerk und Hinterachssperre auszustatten. Macht zusammen nochmals über 4.000 Euro extra. Wer auf die Rennstrecke – und allen voran auf die Nordschleife will – wird den Zuwachs an dynamischer Fahrbarkeit schnell schätzen lernen. Mit warmen Reifen liegt der M480 selbst in engen Kehren stoisch auf der Straße und überrascht mit grandiosen Kurvengeschwindigkeiten und imposanten Radien. Bei der Bereifung setzt Manthey Motors auf Bewährtes. Der Radsatz mit den griffigen Semislicks Michelin PS Cup bleibt erhalten. Wer will, kann an der Hinterachse lediglich noch asphalthungrigere 325er-Reifen montieren. Kein Kunde ist wie der andere, erklärt Olaf Manthey: „Oft dauern diese Gespräche eine Stunde oder mehr. Was Meier mag, muss Müller noch lange nicht gut finden.“

Wer seinen 911 GT3 komplett auf Mantheys M 480 umbauen lässt, zahlt rund 200.000 Euro. Höchstgeschwindigkeit und Spurtvermögen hängen in erster Linie von Reifen und der Feinjustierung der Aerodynamik ab. Deutlich über 300 km/h sind bei fast 8.500 Touren jedoch kein Problem. Der Umbau von 911 GT3 auf Manthey M480 dauert rund zwei Wochen. Die Hallen bei Manthey Motors zeigen, dass die Nachfrage stetig steigt. „Pro Jahr arbeiten wir an rund 150 Fahrzeugen. Viele unserer Kundenschon seit mehr als zehn Jahren zu uns“, erläutert Manthey-Sprecher Jan Erren, „dazu kommen hier am Ring noch einmal 25 Prozent weitere Kunden aus Großbritannien dazu. Viele Kunden kommen aus Japan oder Skandinavien.“

Der Fahrunterschied zwischen dem sportlichen 911 Serien-GT3 und dem Manthey M480 ist eindrucksvoll. Das Mindergewicht macht sich dagegen fast ausschließlich auf der Rennstrecke bemerkbar. Jedoch sind die Veränderungen am auf 4,1 Liter gewachsenen Sechszylinder-Boxer durch die Mehrleistung und das breitere Drehzahlband deutlich zu spüren. Die Schaltwegeverkürzung ist Geschmacksache und auch an die Rennsportkupplung müssen sich Trainingsweltmeister erst einmal gewöhnen. Im Innern verströmen allein Klimaautomatik, elektrische Spiegel, Fensterheber und das Navigationssystem den Charme eines Serien-Porsche, mit dem sich vortrefflich zur täglichen Arbeit fahren ließe. Die Realität sieht jedoch anders aus. Fahrwerk, Motor und Bremsen sprechen ebenso nachdrücklich für einen ausschließlichen Renneinsatz wie Schalensitze, Löschvorrichtung und Sechspunkte-Gurte. „Über 90 Prozent unserer Kunden, die etwas an ihrem Porsche gemacht haben wollen, fahren GT2 oder GT3“, ergänzt Jan Erren, „nur wenige fahren einen Turbo. Die Kunden wollen ihren Serien-Porsche eben zum Straßenrennwagen machen.“ Für den Rest ist schließlich Porsche selbst zuständig.

Quelle: Autoplenum, 2010-08-26

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