Lamborghini Miura - Heimspiel in den Alpen
Testbericht
Der spektakulärste Lamborghini aller Zeiten ist der Miura. Ende der 60er
Jahre war der flache Stier der begehrenswerteste Sportwagen der Welt.
Am einfachsten war es, den Miura in seinem natürlich Revier, den Wohngegenden der Schönen und Reichen aufzuspüren. Saint Tropez, Los Angeles, München oder eben Sankt Moritz. Hierhin ließ sich der Schah von Persien als einer der ersten Kunden sein dunkelrotes Spielmobil liefern. „Es war im Winter 1967. Der Schah von Persien war hier in Sankt Moritz im Urlaub. Ein Anruf - er wollte seinen neuen Miura unbedingt hier fahren“, erinnert sich Valentino Balboni, ehemaliger Cheftestfahrer von Lamborghini. Wenn der Schah anruft, dann gehen auch bei einem Automobilhersteller die Uhren gerne einmal anders herum. So wurde der eigens für Schah Mohammad Reza Pahlavi fertig gestellte Miura im Werk Santa Agata schnell winterfit gemacht. „Neben den normalen Reifen haben wir gleich noch Winterreifen mit Spikes geliefert. Schließlich hatte es hier in Sankt Moritz viel Schnee. Unser damaliger Testingenieur Bob Wallace hat den Wagen selbst hierhin gebracht und mit ihm die ersten Runden gedreht.“
Wo sollten sich die Schönen und Reichen in Europa zur Winterzeit aufhalten, wenn nicht in Davos, Kitzbühel oder eben Sankt Moritz? Hier zeigt man gerne was man hat. Der ehemalige Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, lebte in den Wintermonaten gerne in einer exklusiven Herberge im noblen Schweizer Wintersportort. Für eine standesgemäße Motorisierung und die nötige Aufmerksamkeit war der brandneue Lamborghini Miura, gefühlt kaum höher als ein Handrücken – genau das richtige Fahrzeug. Schah Mohammad hatte bei Firmenchef Ferruccio Lamborghini persönlich eine Einzelanfertigung des neuen Miura bestellt. Außen tief dunkelrot und innen mit weißem Leder ausgeschlagen. „Sonst ist der Wagen serienmäßig“, erklärt Balboni mit einem Lächeln, „es gab sonst keine Extras bei dem Wagen – nur die Klimaanlage.“ Was sollte es auch geben, der Wagen war für damalige Verhältnisse komplett ausgestattet: weiße Ledersitze, elektrische Fensterheber, Renngurte und ein Philips Radio. Den zweiten Wischer ließ der Schah abmontieren. Schließlich brauchte er am Steuer des norditalienischen Stieres nur selbst den Durchblick zu behalten.
Irgendwie ist alles wie damals: Die tiefrote Flunder kauert vor dem eleganten Hotel des Baines am Ortsausgang von Sankt Moritz erwartungsvoll auf dem Asphalt. Das Hineinklettern vollzieht sich leichter als erwartet und nach dem Kreisverkehr geht es direkt Richtung Julierpass. Der Zwölfzylinder-Mittelmotor mit seinen knapp vier Litern Hubraum brüllt bereits bei 3.000 Touren, dass die meisten Einwohner von Sankt Moritz zumindest jetzt alle im Bett stehen müssten. Der Bolide des ehemaligen Schahs befindet sich mittlerweile in der Hand eines Schweizer Lamborghini-Sammlers. „Der erstand den Wagen vor rund eineinhalb Jahren von dem Hollywood-Schauspieler Nicolas Cage“, so Valentino Balboni, der den Renner kennt wie kein anderer. Der Innenraum des Miura ist makellos. Auf dem Tachometer stehen nicht einmal 10.000 Kilometer. Die zahlreichen Schalter und die Batterie an Rundanzeigen auf der wenig filigranen Mittelkonsole sehen aus wie neu. Keiner der ehemaligen Eigentümer scheint dem Supersportler vergangener Zeit zu viel zugemutet zu haben.
Die normalen Vier-Liter-Triebwerke der Miura-Modelle leisteten rund 350 PS. Valentino Balboni: „Dieser Miura sollte so rund 380 PS haben. Allemal genug.“ Den Julierpass hinter Sankt Moritz hinauf zeigt der Lamborghini schnell sein Potenzial. Die Kupplung ist ruppig und die Bremse kommt spät. Doch das knüppelharte Gaspedal des Miura belohnt jeden engagierten Tatendrang des Piloten mit einem brünstigen Brüllen und einer eindrucksvollen Bewegung der Tachonadel. Die Welt der sehenswerten Schweizer Alpen fliegt nur so an einem vorbei und wäre das Wetter besser, man könnte es so recht fliegen lassen. Doch mit Hinweis auf Temperaturen von kaum über null Grad Celsius, anhaltendem Regen und der Reifen die schon bessere Zeiten gesehen haben, muss es heute eben etwas zivilisierter gehen.
Auf dem Genfer Salon im Frühjahr 1966 hatte der Lamborghini Miura seine Weltpremiere gefeiert. Die Aufregung um den PS-starken Renner war schon am Lac Leman riesengroß. Besonders viele Prominente verliebten sich Hals über Kopf in den Wagen. Die Automobilwelt war fassungslos, die italienische Supersportwagen-Szene danach nicht mehr dieselbe. Hier war für viele etwas Unerhörtes, fast schon Unmögliches wahr geworden. Es hieß Miura, wie die spanischen Züchter von Kampfstieren. Aufreizend sportlich und ungemein sexy betörte die Form des 4,37 Meter langen Lamborghini Miura, die der damals nicht einmal 30 Jahre alte Bertone- Mitarbeiter Marcello Gandini geschaffen hatte. Die wiederum war auch von technischer Revolution geprägt; hatte dieses Auto doch seinen Mittelmotor quer vor der Hinterachse eingebaut - unmittelbar hinter den beiden Schalensitzen. So etwas gab es allenfalls bei Rennwagen und genau das war der Miura. Vorteil war ein vergleichsweise neutrales Fahrverhalten durch den mittig positionierten Motor. Jedoch machten sich Lärm und Hitze im Innenraum des gerade einmal 1,05 Meter hohen Renners breit.
Auch nach mehr als vier Jahrzehnten ist der ehemalige Lamborghini Miura des Schahs noch immer ein Quell automobiler Freude. Flach wie eine Flunder kauert er auf der Straße und hat zumindest bei trockenem Geläuf keinerlei Probleme seine Leistung effektvoll einzusetzen. Die schwergängige Lenkung und der hakelige Schaltung können einem diesen automobilen Hochgenuss kaum verleiten. Unbeirrt stürmt der Miura den Julierpass hinauf und zaubert seinem Piloten mehr als ein Lächeln auf die Lippen. Ob sich der Schah von Persien in den 60er Jahren ebenso mit seinen Spikes den Pass hinaufkämpfte oder der Miura nur auf der verschneiten Flaniermeile von Sankt Moritz sein Können zeigen musste? Das bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Höchstgeschwindigkeit, die beim Lamborghini Miura wohl niemand ernsthaft benennen konnte. Einige sprechen von 280 km/h; andere von knapp Tempo 300 und auch Valentino Balboni schweigt vielsagend zu diesem Thema. In jedem Fall hat er mit dem Miura seine Tätigkeit als Testfahrer bei Lamborghini begonnen. „Ich habe kein Auto lieber gefahren“, sagt der Pensionär und wirft behutsam die Beifahrertür des Lamborghini Miura zu, „der Wagen kommt jetzt wieder zurück in die Privatsammlung.“
Am einfachsten war es, den Miura in seinem natürlich Revier, den Wohngegenden der Schönen und Reichen aufzuspüren. Saint Tropez, Los Angeles, München oder eben Sankt Moritz. Hierhin ließ sich der Schah von Persien als einer der ersten Kunden sein dunkelrotes Spielmobil liefern. „Es war im Winter 1967. Der Schah von Persien war hier in Sankt Moritz im Urlaub. Ein Anruf - er wollte seinen neuen Miura unbedingt hier fahren“, erinnert sich Valentino Balboni, ehemaliger Cheftestfahrer von Lamborghini. Wenn der Schah anruft, dann gehen auch bei einem Automobilhersteller die Uhren gerne einmal anders herum. So wurde der eigens für Schah Mohammad Reza Pahlavi fertig gestellte Miura im Werk Santa Agata schnell winterfit gemacht. „Neben den normalen Reifen haben wir gleich noch Winterreifen mit Spikes geliefert. Schließlich hatte es hier in Sankt Moritz viel Schnee. Unser damaliger Testingenieur Bob Wallace hat den Wagen selbst hierhin gebracht und mit ihm die ersten Runden gedreht.“
Wo sollten sich die Schönen und Reichen in Europa zur Winterzeit aufhalten, wenn nicht in Davos, Kitzbühel oder eben Sankt Moritz? Hier zeigt man gerne was man hat. Der ehemalige Schah von Persien, Mohammad Reza Pahlavi, lebte in den Wintermonaten gerne in einer exklusiven Herberge im noblen Schweizer Wintersportort. Für eine standesgemäße Motorisierung und die nötige Aufmerksamkeit war der brandneue Lamborghini Miura, gefühlt kaum höher als ein Handrücken – genau das richtige Fahrzeug. Schah Mohammad hatte bei Firmenchef Ferruccio Lamborghini persönlich eine Einzelanfertigung des neuen Miura bestellt. Außen tief dunkelrot und innen mit weißem Leder ausgeschlagen. „Sonst ist der Wagen serienmäßig“, erklärt Balboni mit einem Lächeln, „es gab sonst keine Extras bei dem Wagen – nur die Klimaanlage.“ Was sollte es auch geben, der Wagen war für damalige Verhältnisse komplett ausgestattet: weiße Ledersitze, elektrische Fensterheber, Renngurte und ein Philips Radio. Den zweiten Wischer ließ der Schah abmontieren. Schließlich brauchte er am Steuer des norditalienischen Stieres nur selbst den Durchblick zu behalten.
Irgendwie ist alles wie damals: Die tiefrote Flunder kauert vor dem eleganten Hotel des Baines am Ortsausgang von Sankt Moritz erwartungsvoll auf dem Asphalt. Das Hineinklettern vollzieht sich leichter als erwartet und nach dem Kreisverkehr geht es direkt Richtung Julierpass. Der Zwölfzylinder-Mittelmotor mit seinen knapp vier Litern Hubraum brüllt bereits bei 3.000 Touren, dass die meisten Einwohner von Sankt Moritz zumindest jetzt alle im Bett stehen müssten. Der Bolide des ehemaligen Schahs befindet sich mittlerweile in der Hand eines Schweizer Lamborghini-Sammlers. „Der erstand den Wagen vor rund eineinhalb Jahren von dem Hollywood-Schauspieler Nicolas Cage“, so Valentino Balboni, der den Renner kennt wie kein anderer. Der Innenraum des Miura ist makellos. Auf dem Tachometer stehen nicht einmal 10.000 Kilometer. Die zahlreichen Schalter und die Batterie an Rundanzeigen auf der wenig filigranen Mittelkonsole sehen aus wie neu. Keiner der ehemaligen Eigentümer scheint dem Supersportler vergangener Zeit zu viel zugemutet zu haben.
Die normalen Vier-Liter-Triebwerke der Miura-Modelle leisteten rund 350 PS. Valentino Balboni: „Dieser Miura sollte so rund 380 PS haben. Allemal genug.“ Den Julierpass hinter Sankt Moritz hinauf zeigt der Lamborghini schnell sein Potenzial. Die Kupplung ist ruppig und die Bremse kommt spät. Doch das knüppelharte Gaspedal des Miura belohnt jeden engagierten Tatendrang des Piloten mit einem brünstigen Brüllen und einer eindrucksvollen Bewegung der Tachonadel. Die Welt der sehenswerten Schweizer Alpen fliegt nur so an einem vorbei und wäre das Wetter besser, man könnte es so recht fliegen lassen. Doch mit Hinweis auf Temperaturen von kaum über null Grad Celsius, anhaltendem Regen und der Reifen die schon bessere Zeiten gesehen haben, muss es heute eben etwas zivilisierter gehen.
Auf dem Genfer Salon im Frühjahr 1966 hatte der Lamborghini Miura seine Weltpremiere gefeiert. Die Aufregung um den PS-starken Renner war schon am Lac Leman riesengroß. Besonders viele Prominente verliebten sich Hals über Kopf in den Wagen. Die Automobilwelt war fassungslos, die italienische Supersportwagen-Szene danach nicht mehr dieselbe. Hier war für viele etwas Unerhörtes, fast schon Unmögliches wahr geworden. Es hieß Miura, wie die spanischen Züchter von Kampfstieren. Aufreizend sportlich und ungemein sexy betörte die Form des 4,37 Meter langen Lamborghini Miura, die der damals nicht einmal 30 Jahre alte Bertone- Mitarbeiter Marcello Gandini geschaffen hatte. Die wiederum war auch von technischer Revolution geprägt; hatte dieses Auto doch seinen Mittelmotor quer vor der Hinterachse eingebaut - unmittelbar hinter den beiden Schalensitzen. So etwas gab es allenfalls bei Rennwagen und genau das war der Miura. Vorteil war ein vergleichsweise neutrales Fahrverhalten durch den mittig positionierten Motor. Jedoch machten sich Lärm und Hitze im Innenraum des gerade einmal 1,05 Meter hohen Renners breit.
Auch nach mehr als vier Jahrzehnten ist der ehemalige Lamborghini Miura des Schahs noch immer ein Quell automobiler Freude. Flach wie eine Flunder kauert er auf der Straße und hat zumindest bei trockenem Geläuf keinerlei Probleme seine Leistung effektvoll einzusetzen. Die schwergängige Lenkung und der hakelige Schaltung können einem diesen automobilen Hochgenuss kaum verleiten. Unbeirrt stürmt der Miura den Julierpass hinauf und zaubert seinem Piloten mehr als ein Lächeln auf die Lippen. Ob sich der Schah von Persien in den 60er Jahren ebenso mit seinen Spikes den Pass hinaufkämpfte oder der Miura nur auf der verschneiten Flaniermeile von Sankt Moritz sein Können zeigen musste? Das bleibt ebenso ein Geheimnis wie die Höchstgeschwindigkeit, die beim Lamborghini Miura wohl niemand ernsthaft benennen konnte. Einige sprechen von 280 km/h; andere von knapp Tempo 300 und auch Valentino Balboni schweigt vielsagend zu diesem Thema. In jedem Fall hat er mit dem Miura seine Tätigkeit als Testfahrer bei Lamborghini begonnen. „Ich habe kein Auto lieber gefahren“, sagt der Pensionär und wirft behutsam die Beifahrertür des Lamborghini Miura zu, „der Wagen kommt jetzt wieder zurück in die Privatsammlung.“
Quelle: Autoplenum, 2010-08-18
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