Kia Cee'd Sportswagon im Test: Wie gut ist der neue Kompakt-Kombi?
Testbericht
München, 19. September 2012 - Früher war ein Kombi einfach ein Kombi. Oder ein Caravan oder ein Turnier. Damals galten die geräumigen Lademeister aber eher als Lieferanten- oder Handwerkerautos. Mittlerweile sind Kombis richtig in, und entsprechende Namenszusätze tragen sie. Zu Avant, Variant und Touring haben sich in den vergangenen Jahren Sports Tourer, Station Wagon und Grandtour gesellt. Die Kombiversion des Kia Cee'd mutiert jetzt vom "Sporty Wagon" zum "Sportswagon". Doch mehr als mit dem modifizierten Namen will der kompakte Koreaner mit Qualität und Design überzeugen.
Nur in Europa erhältlich
Der Sportswagon, der ein halbes Jahr nach dem fünftürigen Schrägheckmodell an den Start geht, ist für die koreanische Marke besonders wichtig. Immerhin rund 60 Prozent der Cee'd-Käufer werden sich künftig für den Kombi entscheiden. Wie die komplette Baureihe wurde auch der Sportswagon komplett in Europa designt und entwickelt und wird hier (im slowakischen Zilina) produziert. Außerhalb Europas wird der Cee'd übrigens gar nicht angeboten und konnte deshalb exakt auf die hiesigen Bedürfnisse abgestimmt werden. Wie schon die 20 Zentimeter kürzere Schrägheckversion überzeugt der 4,51 Meter lange Cee'd Sportswagon durch sein gefälliges, modernes Design. Seit Ex-VW- und Audi-Mann Peter Schreyer für das Design der Marke verantwortlich zeichnet, haben die Fahrzeuge einen hohen Wiedererkennungswert. Auch der neue Kompakt-Kombi verfügt über weit in die Karosserie gezogene Scheinwerfer und einen Kühlergrill in Knochenform. Die Gürtellinie steigt weit nach hinten an. Lediglich die Heckpartie besitzt eine eigene Note, erinnert dabei ein bisschen an den Opel Astra Sports Tourer.
Größerer Kofferraum als Golf und Astra
Der Gepäckraum des Cee'd Sportswagon ist gut zugänglich, die Ladekante niedrig gehalten. Die Heckklappe ist relativ weit vorne angeschlagen, das soll auch groß gewachsenen Personen ein bequemes Be- und Entladen in aufrechter Körperhaltung ermöglichen. Mit einem Fassungsvermögen von 528 bis 1.642 Liter passt in den Kofferraum zudem einiges mehr hinein als in den Golf Variant (505 bis 1.495 Liter) oder den Astra Sports Tourer (500 bis 1.550 Liter). Unter dem Ladeboden gibt es ein paar praktische Staufächer, auf Wunsch ist ein Laderaum-Management-System zu haben. Nichts zu kritisieren gibt es auch beim Platzangebot für die Passgiere. Es fällt vorne ordentlich und hinten ebenfalls manierlich aus. Im Fond können - heute keine Selbstverständlichkeit mehr - alle drei Sitzplätze gut genutzt werden.
Die Einrichtung enttäuscht etwas
Nicht ganz so überzeugend ist allerdings die Einrichtung der Kabine. Mit dem schicken Äußeren kann die Innenraumgestaltung nicht mithalten. Das Cockpit ist zwar solide verarbeitet und übersichtlich gestaltet. Aber in den einfacheren Ausstattungen dominiert billig wirkendes Hartplastik. Abhilfe kann man hier durch die Zuwahl von Klavierlackoberflächen und einer Lederausstattung schaffen. Der auf derselben Plattform basierende Konzernbruder Hyundai i30 cw hinterlässt allerdings innen einen wertigeren Eindruck. Immerhin bietet Kia für seinen neuen Kombi ein komfortables, nicht klassenübliches Extra wie eine Lenkradheizung. Ein CD-Radio inklusive USB-, AUX- und iPod-Anschluss ist ebenfalls immer mit an Bord.
Von 90 bis 135 PS
Weiteres Entwicklungspotenzial besitzt Kia bei der Antriebspalette. Zwei Benziner und zwei Selbstzünder mit 90 bis 135 PS stehen für den Cee'd Sportswagon zur Wahl, doch so richtig spritzig ist keiner davon. Der 1,6-Liter-Turbodiesel etwa fühlt sich nicht nach 128 PS und 260 Newtonmeter an. Die beiden Benziner überzeugen durch große Laufruhe und eine geringe Geräuschkulisse. Der stärkere besitzt 1,6 Liter Hubraum, 135 PS und eine Benzindirekteinspritzung, ist aber dank mäßiger 165 Newtonmeter Drehmoment ebenfalls kein Ausbund an Agilität. Einzig für diese Topmotorisierung steht ein von Hyundai-Kia selbst entwickeltes Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung. Es wechselt die Gänge sanft, reizt sie allerdings sehr weit aus. Das Triebwerk dreht entsprechend hoch und klingt dann etwas gequält. Dank Schaltwippen am Lenkrad kann der Fahrer aber auch manuell schalten, was man gerne und häufig in Anspruch nimmt. Der Cee'd Sportswagon 1.6 GDI spurtet mit dem Doppelkupplungsgetriebe in 11,1 Sekunden von null auf Tempo 100, das ist fast eine volle Sekunde langsamer als mit dem serienmäßigen Sechsgang-Schaltgetriebe. Als Durchschnittsverbrauch nennt Kia 6,4 Liter pro 100 Kilometer. Mit Handschaltung und optionalem Start-Stopp-System sollen auch 6,0 Liter möglich sein.
Verstellbare Lenkung
Das Fahrwerk des kompakten Kombis ist straff, aber nicht unkomfortabel. Querrillen bügelt der Cee'd ordentlich aus. Für die elektrische Lenkung haben sich die Ingenieure etwas Besonderes einfallen lassen. Es nennt sich "Flex Steer" und ermöglicht auf Knopfdruck die Einstellung in drei Stufen: Normal, Comfort und Sport. Je nach Fahrweise und individuellen Vorlieben kann der Fahrer die Lenkung hier etwas leicht- oder schwergängiger handhaben. Der Kia Cee'd Sportwagon startet als 100-PS-Benziner bei 15.690 Euro, das entspricht einem Aufpreis von 1.200 Euro gegenüber der fünftürigen Schrägheckversion. Der von uns gefahrene 1.6 GDI mit Doppelkupplungsgetriebe schlägt mit mindestens 22.490 Euro zu Buche. Wie von Kia gewohnt sind Extras überwiegend an die vier Ausstattungslinien sowie sechs Options-Pakete gebunden. Einzelne Sonderaussstattungen können kaum hinzugebucht werden. Erfreulich ist hingegen, dass der koreanische Hersteller wie auf alle seine Neuwagen auch beim Cee'd Sportswagon eine Garantie über sieben Jahre oder 150.000 Kilometer gewährt. Im Frühjahr 2013 wird die Kompaktfamilie dann durch den dreitürigen Pro_Cee'd komplettiert.
Fazit
Kia zeigt mit dem neuen Cee'd, dass der Abstand zum Klassenprimus Golf weiter geschrumpft ist. Der Kombi namens Sportswagon überzeugt durch sein gutes Platzangebot und sein schickes Außendesign. Nicht mithalten können allerdings die Interieurgestaltung und die etwas schwachbrüstigen Motoren. Auch wenn der kommende Golf wohl die Latte wieder etwas höher legt: Der Weg, den Kia beschreitet ist der richtige, er ist aber noch lange nicht zu Ende.Testwertung
Quelle: auto-news, 2012-09-19
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