Kia Sportage 2.0 CRDi AWD Test
Testbericht
Der neue Kia Sportage ist ein Überzeugungskauf. Noch mehr mit dem stärksten Dieselmotor mit 184 statt 136 PS und Allrad- statt Frontantrieb?
„Für uns der absolute Wahnsinn … der Sportage hat uns komplett überrascht“, sagt einer, der die Zahlen so gut kennen muss wie die eigene Ehefrau: Kia Deutschland-Geschäftsführer Martin van Vugt. Der Grund: Über 10.000 Exemplare des smarten SUVs wurden in diesem Jahr schon abgesetzt. Da es zu Engpässen kam, wurde die Produktion in Zilina im Juni sogar auf drei Schichten heraufgefahren – wer den Sportage kennt, wundert sich nicht.
Der ist ein Mannversteher. Bullige Karosse, breites Heck, tiefes Dach – Look California. Vom Schicksein ein Weltensprung im Vergleich zum kauzigen Vormodell. Die breiten 18-Zöller (235/55) füllen die Radhäuser satt aus. Praktisch ist die Karosse fast immer, aber nicht immer. Die modern flach verlaufenden A-Säulen durchkreuzen beim Einbiegen, trotz mehr Sitzhöhe als im PKW, das ein oder andere Mal die Übersicht. Die Heckscheibe baut so schmal im Rückspiegel, dass die großen Außenspiegel als Hauptinformant für den Rückraum dienen müssen. Damit lässt sich über den Parkassistenten nur eines schreiben: Pflichtprogramm.
Die Pflicht ist nun auch Kür – viel ansehnlicher und hochwertiger als in der Vorgeneration erschließt sich der Innenraum. Den, klassisch schwarz gehalten und gut verarbeitet, schätzt man bald: Instrumente (tadellos), Ablagen (ordentliches Handschuhfach, Mittelfach zum Unterarm ablegen) und auch die Peripherie (AUX-, iPod-, USB-Ports direkt vor dem Schalthebel). Das meiste funktioniert intuitiv (Tempomat: vier Tasten, kein Problem), gibt sich modern (3D-Navi), ist ebenso sofort zielführend (der Reset des Tageskilometerzählers: keine nervende Suche) oder funktioniert wie anno dazumal: Eine mechanische (und keine elektrische) Feststellbremse, und trotzdem bleibt genug Raum dahinter für Becherhalter und ein Fach. Ein anderer Griff, der Haltegriff in Griffweite des Beifahrers, der beim 4x4-Einsatz vielleicht mal gebraucht wird, offenbart, dass in der Materialgüte noch etwas Luft nach oben bleibt.
Nicht soviel in Reihe zwei – die tiefe Dachlinie spürt man als hoch bauender Homo sapiens hinten mehr als vorn. Da kommt es gut, dass sich die Rückbank in der Schräge etwas abduckt. Genug Raum für die Beine und eine bequeme Armlehne mit zwei Becherhaltern freuen bauhohe Hintensitzer, der Mittelplatz ist aber auch hier – wie fast immer – eine schmale Sache ohne Sitzkontur. Fällt die ganze Sitzbank in die Ebene, ergibt sich eine nicht ganz flache, sondern gen Bug leicht ansteigende Ladefläche. Die ist ordentlich breit und tief und bietet im Fach unter dem schwarzen Teppichboden ein vollwertiges Ersatzrad. Der Innengriff sorgt auch nach dem Verschließen der Heckklappe (Stehhöhe: akzeptabel) für saubere Hände und die für ein SUV tiefe Ladekante für bequemes Packen.
Tief kommt, wenn es rund zugeht, besser – Der geduckte Dachaufbau tut der Straßenlage gut. Das Chassis überzeugt mehr als das diffuse Fahrwerk des Vormodells und kündet, leicht beherrschbar und bei provozierten Lastwechseln mit verhaltenem Pneuseufzen weich in die Knie gehend, von den Grenzen. Mit dem 4x4-Antrieb geschieht dies im Vergleich zur Frontantriebsvariante effektiver und souveräner, ohne großen Schlupf bei Vollgas oder auf nasser Fahrbahn. Dass man im Vergleich zur vorigen Sportage-Generation auch noch eine fahreradaptivere Servolenkung in die Hand bekommt, macht die Sache auch sprichwörtlich rund.
Der Motor ist ein Abkömmling des bekannten Zweiliter-Dieselmotors (136 PS, 320 Nm), jedoch mit mehr Leistung (184 PS bei 4.000 U/min) und Drehmoment (383 Nm bei 1.800 U/min). Relativ laufruhig cruist der Sportage Diesel, wenn er nicht mit Drehzahl gemobbt wird, durch den Alltag. Schon unterhalb von 2.000 U/min schwellt ihm der Bizeps. Bis etwa 3.500 U/min hält man ihn am Gang. Ab 4.000 Umdrehungen schaltet man, da er nun dumpf wird, hoch. Das geschieht mit dem Sechsganggetriebe in erhöhter Position zwar ergonomisch korrekt, jedoch auch ein wenig hakelig. Die Windgeräusche, die sich bei hohem Tempo auf der Autobahn einstellen, darf man kritisieren.
Die „Trip“-Taste des Bordcomputers und den Schalter des ESPs ebenso: Zwei Mal wird das ESP mit dem linken Knie deaktiviert: Das sollte nicht mal aus Versehen geschehen können. Das war´s dann aber schon mit der Kritik, denn Lob hat der aktuelle Sportage weit mehr verdient. Nicht nur im hinteren Fußraum rückt er dem größeren Sorento auf die Pelle. Zum gründlich aufgepeppten Selbstbewusstsein gesellen sich – so etwas spart man sich in Wolfsburg beim Tiguan – sieben Jahre Garantie. Wobei es gar nicht mal der stärkste Dieselmotor, mit dem man im Alltag einen Verbrauch von 8,1 Liter Diesel realisiert, sein muss. Schon mit kraftvollen 136 PS – und 1700 Euro günstiger als das 33.000 Euro teure Topmodell – ist der Sportage als echter Typ mehr als OK. Kein Wunder, dass sie mit dem Bauen in der Slowakei kaum hinterherkommen.
(Lothar Erfert)
„Für uns der absolute Wahnsinn … der Sportage hat uns komplett überrascht“, sagt einer, der die Zahlen so gut kennen muss wie die eigene Ehefrau: Kia Deutschland-Geschäftsführer Martin van Vugt. Der Grund: Über 10.000 Exemplare des smarten SUVs wurden in diesem Jahr schon abgesetzt. Da es zu Engpässen kam, wurde die Produktion in Zilina im Juni sogar auf drei Schichten heraufgefahren – wer den Sportage kennt, wundert sich nicht.
Der ist ein Mannversteher. Bullige Karosse, breites Heck, tiefes Dach – Look California. Vom Schicksein ein Weltensprung im Vergleich zum kauzigen Vormodell. Die breiten 18-Zöller (235/55) füllen die Radhäuser satt aus. Praktisch ist die Karosse fast immer, aber nicht immer. Die modern flach verlaufenden A-Säulen durchkreuzen beim Einbiegen, trotz mehr Sitzhöhe als im PKW, das ein oder andere Mal die Übersicht. Die Heckscheibe baut so schmal im Rückspiegel, dass die großen Außenspiegel als Hauptinformant für den Rückraum dienen müssen. Damit lässt sich über den Parkassistenten nur eines schreiben: Pflichtprogramm.
Die Pflicht ist nun auch Kür – viel ansehnlicher und hochwertiger als in der Vorgeneration erschließt sich der Innenraum. Den, klassisch schwarz gehalten und gut verarbeitet, schätzt man bald: Instrumente (tadellos), Ablagen (ordentliches Handschuhfach, Mittelfach zum Unterarm ablegen) und auch die Peripherie (AUX-, iPod-, USB-Ports direkt vor dem Schalthebel). Das meiste funktioniert intuitiv (Tempomat: vier Tasten, kein Problem), gibt sich modern (3D-Navi), ist ebenso sofort zielführend (der Reset des Tageskilometerzählers: keine nervende Suche) oder funktioniert wie anno dazumal: Eine mechanische (und keine elektrische) Feststellbremse, und trotzdem bleibt genug Raum dahinter für Becherhalter und ein Fach. Ein anderer Griff, der Haltegriff in Griffweite des Beifahrers, der beim 4x4-Einsatz vielleicht mal gebraucht wird, offenbart, dass in der Materialgüte noch etwas Luft nach oben bleibt.
Nicht soviel in Reihe zwei – die tiefe Dachlinie spürt man als hoch bauender Homo sapiens hinten mehr als vorn. Da kommt es gut, dass sich die Rückbank in der Schräge etwas abduckt. Genug Raum für die Beine und eine bequeme Armlehne mit zwei Becherhaltern freuen bauhohe Hintensitzer, der Mittelplatz ist aber auch hier – wie fast immer – eine schmale Sache ohne Sitzkontur. Fällt die ganze Sitzbank in die Ebene, ergibt sich eine nicht ganz flache, sondern gen Bug leicht ansteigende Ladefläche. Die ist ordentlich breit und tief und bietet im Fach unter dem schwarzen Teppichboden ein vollwertiges Ersatzrad. Der Innengriff sorgt auch nach dem Verschließen der Heckklappe (Stehhöhe: akzeptabel) für saubere Hände und die für ein SUV tiefe Ladekante für bequemes Packen.
Tief kommt, wenn es rund zugeht, besser – Der geduckte Dachaufbau tut der Straßenlage gut. Das Chassis überzeugt mehr als das diffuse Fahrwerk des Vormodells und kündet, leicht beherrschbar und bei provozierten Lastwechseln mit verhaltenem Pneuseufzen weich in die Knie gehend, von den Grenzen. Mit dem 4x4-Antrieb geschieht dies im Vergleich zur Frontantriebsvariante effektiver und souveräner, ohne großen Schlupf bei Vollgas oder auf nasser Fahrbahn. Dass man im Vergleich zur vorigen Sportage-Generation auch noch eine fahreradaptivere Servolenkung in die Hand bekommt, macht die Sache auch sprichwörtlich rund.
Der Motor ist ein Abkömmling des bekannten Zweiliter-Dieselmotors (136 PS, 320 Nm), jedoch mit mehr Leistung (184 PS bei 4.000 U/min) und Drehmoment (383 Nm bei 1.800 U/min). Relativ laufruhig cruist der Sportage Diesel, wenn er nicht mit Drehzahl gemobbt wird, durch den Alltag. Schon unterhalb von 2.000 U/min schwellt ihm der Bizeps. Bis etwa 3.500 U/min hält man ihn am Gang. Ab 4.000 Umdrehungen schaltet man, da er nun dumpf wird, hoch. Das geschieht mit dem Sechsganggetriebe in erhöhter Position zwar ergonomisch korrekt, jedoch auch ein wenig hakelig. Die Windgeräusche, die sich bei hohem Tempo auf der Autobahn einstellen, darf man kritisieren.
Die „Trip“-Taste des Bordcomputers und den Schalter des ESPs ebenso: Zwei Mal wird das ESP mit dem linken Knie deaktiviert: Das sollte nicht mal aus Versehen geschehen können. Das war´s dann aber schon mit der Kritik, denn Lob hat der aktuelle Sportage weit mehr verdient. Nicht nur im hinteren Fußraum rückt er dem größeren Sorento auf die Pelle. Zum gründlich aufgepeppten Selbstbewusstsein gesellen sich – so etwas spart man sich in Wolfsburg beim Tiguan – sieben Jahre Garantie. Wobei es gar nicht mal der stärkste Dieselmotor, mit dem man im Alltag einen Verbrauch von 8,1 Liter Diesel realisiert, sein muss. Schon mit kraftvollen 136 PS – und 1700 Euro günstiger als das 33.000 Euro teure Topmodell – ist der Sportage als echter Typ mehr als OK. Kein Wunder, dass sie mit dem Bauen in der Slowakei kaum hinterherkommen.
(Lothar Erfert)
Testwertung
Quelle: automobilmagazin, 2012-08-07
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