Dauertest Alfa Romeo Giulietta QV
Testbericht
Haar, 3. August 2016
510 PS, Heckantrieb, 3,9 Sekunden auf 100 km/h, sehr viel Carbon - Alfa ist zurück. Das "neue" Ferrari-Alfa, das laut allen wichtigen Konzern-Menschen so viel besser ist als das "alte" Fiat-Alfa. Natürlich gibt es die neue Giulia nicht nur als M3-meuchelnden 300-km/h-Dampfhammer, auch ganz gewöhnliche Diesel mit wenigstens 136 PS sind an Bord. Auch sie sind leicht, heckgetrieben und richtig gut. Allerdings will sich nicht jeder eine 4,65 Meter lange Limousine in die Einfahrt stellen. Für all jene gilt: Das Alfa-mäßigste, was Sie abseits der neuen Giulia von Alfa kriegen, ist die "alte", vorderradgetriebene Kompaktsportlerin Gulietta QV (den kleinen, hinreißend schönen Kohlefaser-Sportler 4C bekommt man nur mit etwas Glück und eineinhalb Jahren Lieferzeit, das zählt nicht).
Motor, Getriebe, Verbrauch
Immerhin steckt auch in unserem Neuzugang ein Fünkchen 4C. Der 240 PS starke 1,75-Liter-Turbo samt Sechsgang-Doppelkupplung wanderte im April 2014 nämlich aus der Mitte des Exoten in die Front des Kompakten. Mich als alten Alfa-Hasen und Ex-147-GTA-Besitzer besänftigt das ein wenig. Als ich 2011, noch sehr verliebt in den 3,2-Liter-Arese-V6 des GTA, erstmals eine Giulietta QV mit altem 235-PS-Motor und Handschaltung fuhr, war ich gelinde gesagt "etwas entsetzt". Die neue Antriebskombination fühlt sich zum Glück deutlich besser an. Auch wenn das DCT-Getriebe sicher nicht der Weisheit letzter Schluss ist (kleiner Tipp: Dynamic-Modus und selbst schalten funktioniert noch am besten) und es ein Turboloch gibt, bei dem das Jahr 1987 vor Scham rot anlaufen würde, ist das Top-Julchen nun ein wirklich schnelles und deutlich besseres Auto. Außerdem entströmt den beiden Endrohren (und einem Lautsprecher) endlich sowas wie "Cuore e Amore". Vorher entströmte rein gar nichts. Über unsere Dauertest-Distanz von knapp 8.000 Kilometer verbrauchte die Giulietta übrigens gut 9,5 Liter im Schnitt. Ließ man sie auf der Autobahn mit 120 bis 150 km/h rollen, waren es knapp acht Liter. Bei einem Normverbrauch von 6,8 Liter sicher kein Musterwert, aber für ein 240-PS-Auto schon noch irgendwie okay.
Fahrverhalten
Was das Fahrverhalten betrifft, ist die Giulietta mehr starker Kompakter als reinrassiger Hot Hatch à la Mégane R.S. oder Civic Type R. Das Fahrwerk ist eher Lederslipper als Laufschuh. An sich hätte es wohl einiges an dynamischem Potenzial, das Problem ist nur: Was über das absurd große Lenkrad an Infos kommt, wirkt künstlicher als aufgespritzte Lippen, das ESP geht nicht aus und generell ist einfach zu wenig Bewegung in der Bude, um richtig zu fesseln. Wirklich gut ist hingegen, wie entspannt man in diesem Alfa vorankommt. Er federt richtig schön und eignet sich zum mühelosen Kilometerfressen.
Was man sonst noch wissen sollte
An der Giulietta QV nervte nicht viel. Neben dem teils vogelwilden Doppelkupplungsgetriebe war da vor allem der Regensensor. Wir vermuten, er führte ein glückliches Eigenleben. Sonderlich sinnvoll gewischt hat er allerdings nicht. Das Bose-Soundsystem (770 Euro) war in Ordnung. Nicht mehr und nicht weniger. Falls Sie das Auto neu kaufen möchten: Im März 2016 gab es ein erneutes Facelift. Technisch änderte sich nichts, die Optik wurde aber ein wenig an die neue Giulia angepasst und der Innenraum mit einigen neuen Details aufgefrischt. Außerdem heißt das Topmodell jetzt nicht mehr QV sondern Veloce. Der Grundpreis stieg um 850 Euro.
510 PS, Heckantrieb, 3,9 Sekunden auf 100 km/h, sehr viel Carbon - Alfa ist zurück. Das "neue" Ferrari-Alfa, das laut allen wichtigen Konzern-Menschen so viel besser ist als das "alte" Fiat-Alfa. Natürlich gibt es die neue Giulia nicht nur als M3-meuchelnden 300-km/h-Dampfhammer, auch ganz gewöhnliche Diesel mit wenigstens 136 PS sind an Bord. Auch sie sind leicht, heckgetrieben und richtig gut. Allerdings will sich nicht jeder eine 4,65 Meter lange Limousine in die Einfahrt stellen. Für all jene gilt: Das Alfa-mäßigste, was Sie abseits der neuen Giulia von Alfa kriegen, ist die "alte", vorderradgetriebene Kompaktsportlerin Gulietta QV (den kleinen, hinreißend schönen Kohlefaser-Sportler 4C bekommt man nur mit etwas Glück und eineinhalb Jahren Lieferzeit, das zählt nicht).
Motor, Getriebe, Verbrauch
Immerhin steckt auch in unserem Neuzugang ein Fünkchen 4C. Der 240 PS starke 1,75-Liter-Turbo samt Sechsgang-Doppelkupplung wanderte im April 2014 nämlich aus der Mitte des Exoten in die Front des Kompakten. Mich als alten Alfa-Hasen und Ex-147-GTA-Besitzer besänftigt das ein wenig. Als ich 2011, noch sehr verliebt in den 3,2-Liter-Arese-V6 des GTA, erstmals eine Giulietta QV mit altem 235-PS-Motor und Handschaltung fuhr, war ich gelinde gesagt "etwas entsetzt". Die neue Antriebskombination fühlt sich zum Glück deutlich besser an. Auch wenn das DCT-Getriebe sicher nicht der Weisheit letzter Schluss ist (kleiner Tipp: Dynamic-Modus und selbst schalten funktioniert noch am besten) und es ein Turboloch gibt, bei dem das Jahr 1987 vor Scham rot anlaufen würde, ist das Top-Julchen nun ein wirklich schnelles und deutlich besseres Auto. Außerdem entströmt den beiden Endrohren (und einem Lautsprecher) endlich sowas wie "Cuore e Amore". Vorher entströmte rein gar nichts. Über unsere Dauertest-Distanz von knapp 8.000 Kilometer verbrauchte die Giulietta übrigens gut 9,5 Liter im Schnitt. Ließ man sie auf der Autobahn mit 120 bis 150 km/h rollen, waren es knapp acht Liter. Bei einem Normverbrauch von 6,8 Liter sicher kein Musterwert, aber für ein 240-PS-Auto schon noch irgendwie okay.
Fahrverhalten
Was das Fahrverhalten betrifft, ist die Giulietta mehr starker Kompakter als reinrassiger Hot Hatch à la Mégane R.S. oder Civic Type R. Das Fahrwerk ist eher Lederslipper als Laufschuh. An sich hätte es wohl einiges an dynamischem Potenzial, das Problem ist nur: Was über das absurd große Lenkrad an Infos kommt, wirkt künstlicher als aufgespritzte Lippen, das ESP geht nicht aus und generell ist einfach zu wenig Bewegung in der Bude, um richtig zu fesseln. Wirklich gut ist hingegen, wie entspannt man in diesem Alfa vorankommt. Er federt richtig schön und eignet sich zum mühelosen Kilometerfressen.
Innenraum und Connectivity
Das Cockpit der Giulietta QV ist ziemlich schlicht, die Materialien wirken teilweise deutlich liebloser als in einem Audi A3 oder VW Golf, aber Alfa hat eine Gabe dafür, alles so zu arrangieren, dass es sich trotzdem speziell und angenehm anfühlt. Die Bedienung gibt im Prinzip keine Rätsel auf, vor allen Dingen überraschte uns allerdings das Uconnect-Infotainmentsystem. Wer schon mal das "Vergnügen" mit älteren Alfa-Systemen hatte, wird sein Glück kaum fassen können. Keine Navi-Aussetzer, superschnelle und kinderleichte Verbindung mit dem Smartphone, vernünftige Bedienlogik - hier gab es während des gesamten Tests nichts zu meckern. Vorne erfreute das luftige Raumgefühl, hinten ging es für eine Länge von immerhin 4,35 Meter allerdings etwas eng zu. Und was das Kofferabteil betrifft: 350 Liter im Normalzustand klingen nicht gerade bahnbrechend, legt man aber alles, was es so an Rückbänken gibt um, entsteht dann doch ein recht eindrucksvoller Laderaum. Das Urlaubsgepäck für die Kleinfamilie samt allem, was ein neun Monate altes Kind so braucht (übersteigt die Vorstellungskraft des Durchschnittsvaters um ein Vielfaches und dann kommt noch der Kinderwagen) ging irgendwie hinein. Bemerkenswert.
Ausstattung und Preise
Der Grundpreis von 32.500 Euro klingt ziemlich heftig (ein Golf GTI ist schließlich fast 3.000 Euo günstiger), das meiste wichtige Zeug wie Klimaautomatik, Parkpiepser, sehr coole Sabelt-Schalensitze, Brembo-Bremsen oder ein Handy-freundliches Fünf-Zoll-Infotainmentsystem ist aber schon ab Werk an Bord. Unser Sonderlack namens "Rosso Competizione (2.500 Euro) war zum Niederknien, kostet aber soviel wie fünf große Inspektionen, also kriegt er eher ein Nein. Das gilt auch für die rutschigen Ledersitze (kein Aufpreis) mit elektrischer Sitzverstellung (900 Euro), die ich den tollen Alcantara-Schalen niemals vorziehen würde. Empfehlenswert sind hingegen die Bi-Xenon-Leuchten mit Kurvenlicht für 1.300 Euro, sowie das UConnect-Navi mit 6,5-Zoll-Bildschirm für 1.500 Euro.
Mängel
Nirgends lebt das Klischee noch so ungeniert vor sich hin wie bei Alfa. Echte Alfas (je nachdem, wie schlimm ein Alfista infiziert ist, bedeutet das Heckantrieb, V6 oder beides) müssen sein wie eine Frau, die eigentlich viel zu schön und exotisch für das eigene Selbst ist: Man verliebt sich unsterblich, sie macht einen wahnsinnig und am Ende ist man pleite. Für mich war die Giulietta aber nie die vernebelnde Affäre mit verheerenden Folgen, sondern eher die pragmatisch veranlagte Vernunftehe. Immerhin mit einer doch recht ansehnlichen Braut. Für Hardcore-Fans mag Giuliettas Mangel an Irrsinn und Raffinesse etwas enttäuschend sein, dafür geht jetzt nichts mehr kaputt. Vor 15 Jahren hätte man sich zum Dauertest gleich noch einen Mechaniker mitbestellt. Auch das ist Fortschritt. Klar, wir fuhren das Auto nur drei Monate und gut 8.000 Kilometer, aber nichts klapperte oder fiel einfach ab. Insgesamt machte die Giulietta einen wirklich soliden Eindruck.
Das Cockpit der Giulietta QV ist ziemlich schlicht, die Materialien wirken teilweise deutlich liebloser als in einem Audi A3 oder VW Golf, aber Alfa hat eine Gabe dafür, alles so zu arrangieren, dass es sich trotzdem speziell und angenehm anfühlt. Die Bedienung gibt im Prinzip keine Rätsel auf, vor allen Dingen überraschte uns allerdings das Uconnect-Infotainmentsystem. Wer schon mal das "Vergnügen" mit älteren Alfa-Systemen hatte, wird sein Glück kaum fassen können. Keine Navi-Aussetzer, superschnelle und kinderleichte Verbindung mit dem Smartphone, vernünftige Bedienlogik - hier gab es während des gesamten Tests nichts zu meckern. Vorne erfreute das luftige Raumgefühl, hinten ging es für eine Länge von immerhin 4,35 Meter allerdings etwas eng zu. Und was das Kofferabteil betrifft: 350 Liter im Normalzustand klingen nicht gerade bahnbrechend, legt man aber alles, was es so an Rückbänken gibt um, entsteht dann doch ein recht eindrucksvoller Laderaum. Das Urlaubsgepäck für die Kleinfamilie samt allem, was ein neun Monate altes Kind so braucht (übersteigt die Vorstellungskraft des Durchschnittsvaters um ein Vielfaches und dann kommt noch der Kinderwagen) ging irgendwie hinein. Bemerkenswert.
Ausstattung und Preise
Der Grundpreis von 32.500 Euro klingt ziemlich heftig (ein Golf GTI ist schließlich fast 3.000 Euo günstiger), das meiste wichtige Zeug wie Klimaautomatik, Parkpiepser, sehr coole Sabelt-Schalensitze, Brembo-Bremsen oder ein Handy-freundliches Fünf-Zoll-Infotainmentsystem ist aber schon ab Werk an Bord. Unser Sonderlack namens "Rosso Competizione (2.500 Euro) war zum Niederknien, kostet aber soviel wie fünf große Inspektionen, also kriegt er eher ein Nein. Das gilt auch für die rutschigen Ledersitze (kein Aufpreis) mit elektrischer Sitzverstellung (900 Euro), die ich den tollen Alcantara-Schalen niemals vorziehen würde. Empfehlenswert sind hingegen die Bi-Xenon-Leuchten mit Kurvenlicht für 1.300 Euro, sowie das UConnect-Navi mit 6,5-Zoll-Bildschirm für 1.500 Euro.
Mängel
Nirgends lebt das Klischee noch so ungeniert vor sich hin wie bei Alfa. Echte Alfas (je nachdem, wie schlimm ein Alfista infiziert ist, bedeutet das Heckantrieb, V6 oder beides) müssen sein wie eine Frau, die eigentlich viel zu schön und exotisch für das eigene Selbst ist: Man verliebt sich unsterblich, sie macht einen wahnsinnig und am Ende ist man pleite. Für mich war die Giulietta aber nie die vernebelnde Affäre mit verheerenden Folgen, sondern eher die pragmatisch veranlagte Vernunftehe. Immerhin mit einer doch recht ansehnlichen Braut. Für Hardcore-Fans mag Giuliettas Mangel an Irrsinn und Raffinesse etwas enttäuschend sein, dafür geht jetzt nichts mehr kaputt. Vor 15 Jahren hätte man sich zum Dauertest gleich noch einen Mechaniker mitbestellt. Auch das ist Fortschritt. Klar, wir fuhren das Auto nur drei Monate und gut 8.000 Kilometer, aber nichts klapperte oder fiel einfach ab. Insgesamt machte die Giulietta einen wirklich soliden Eindruck.
Was man sonst noch wissen sollte
An der Giulietta QV nervte nicht viel. Neben dem teils vogelwilden Doppelkupplungsgetriebe war da vor allem der Regensensor. Wir vermuten, er führte ein glückliches Eigenleben. Sonderlich sinnvoll gewischt hat er allerdings nicht. Das Bose-Soundsystem (770 Euro) war in Ordnung. Nicht mehr und nicht weniger. Falls Sie das Auto neu kaufen möchten: Im März 2016 gab es ein erneutes Facelift. Technisch änderte sich nichts, die Optik wurde aber ein wenig an die neue Giulia angepasst und der Innenraum mit einigen neuen Details aufgefrischt. Außerdem heißt das Topmodell jetzt nicht mehr QV sondern Veloce. Der Grundpreis stieg um 850 Euro.
Technische Daten
Antrieb: | Vorderradantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Doppelkupplungsgetriebe |
Motor Bauart: | Reihenmotor, Turbo |
Hubraum: | 1.742 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 177 kW (240 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 340 Nm bei 2.000 UPM |
Preis
Neupreis: 32.500 € (Stand: Februar 2016)Fazit
Nach gut drei Monaten bleibt die Giulietta vor allem als unaufgeregter, extrem angenehmer Alltagsbegleiter in Erinnerung. Es gab wenige Eigenschaften, die besonders nach oben oder nach unten ausschlugen. In Sachen Solidität gab es wenig zu meckern, auch Mängel traten während der Testzeit keine auf. Wer eine heiße und extrem aufregende Affäre sucht, ist bei der Giulietta QV aber wohl falsch. Trotz Kleeblatt ist sie eher schneller Gleiter als Hardcore-Sportler. + durchzugsstarker Turbo-Motor; guter Federungskomfort; gutes Infotainmentsystem; ordentliche Serienausstattung; solider Gesamteindruck; keine Mängel während des Testzeitraums - wildes Doppelkupplungsgetriebe; Fahrverhalten nicht wirklich sportlich; wenig Platz im Fond; seltsame Lenkung; Ledersitze ausbaufähig; vergleichsweise teuerTestwertung
Quelle: auto-news, 2016-08-03
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