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Testbericht

Stefan Grundhoff, 2. September 2008
Die Autos auf unseren Straßen werden immer verwechselbarer. Nur wenige konnten sich diesem Trend entziehen. Wie die beiden Hardcore-Offroader Landrover Defender und Jeep Rubicon - sie kraxeln nach wie vor ungeschminkt durch die Landschaft. Doch wie zeitgemäß ist man mit den beiden heute noch unterwegs? Ein Vergleichstest der etwas anderen Art.

Beides sind Urgesteine, beide haben große Tradition und beide gehören im Gelände zum Besten, was man fahren kann. Selbst härteste Geländeakrobatik stellt weder Defender noch Jeep vor große Probleme. Doch der Offroadtrend hat längst die internationalen Boulevards und Autobahnen erobert. Wer sich aus der Masse der lauen SUVs abheben möchte, muss schon zu einem Exoten greifen.Bereits der erste Blick auf beide Konkurrenten zeigt: Die Zeit ist an ihnen nahezu spurlos vorbeigezogen. Besonders kantig presst sich der Landrover Defender in den Wind. Besonders beliebt ist die Station-Wagon-Version mit langem Radstand und Platz für bis zu neun Personen. Die Stirnfläche ist mächtig: Der Fahrwind stößt auf eine nahezu gerade Wand. Kühlergrill und Windschutzscheibe stehen mannshoch fast im rechten Winkel. Ebenfalls rustikal, aber deutlich rundlicher präsentiert sich der Rubicon. Der besonders geländegängige Wrangler ist nichts für Weichlinge. Auf den ersten Blick fallen das Planenverdeck und die grobstolligen Geländereifen auf. Klar – auch der Jeep fühlt sich eigentlich nur abseits der Straßen zuhause.

Doch die meisten Kilometer spulen beide hierzulande auf asphaltierten Pisten ab. Die meisten werden das Gelände niemals sehen. Hat man den Land Rover einmal gestartet, zittert und bebt das 4,44 m lange Auto. Bereits nach wenigen Kilometern möchte man lieber in einem modernen Kleinlastwagen zu sitzen, denn der Fahr- und Federungskomfort des Land Rover ist kein solcher. Selbst kleinste Unebenheiten werden spürbar an den Innenraum übertragen und martern die Passagiere. Ebenfalls störend die schlappen Bremsen, die hakelige Fünfgang-Schaltung und die präzise, aber schwergängige Lenkung. Durch den hohen Schwerpunkt und die starren Achsen heißt es Vorsicht bei flotter Kurvenfahrt.

Dagegen macht laute 2,5-Liter große Turbodiesel keine schlechte Figur. Er leistet zwar nur 90 kW/122 PS, hängt jedoch gut am Gas und schlägt sich trotz rund zwei Tonnen Leergewichts redlich. Allein auf der Autobahn kommt der Wunsch nach einem Kleinlastwagen wieder hoch - der fährt sich agiler. Die Höchstgeschwindigkeit des Land Rover liegt bei gerade einmal 132 km/h. Seine starke Seite zeigt der Brite in Wald und Flur. Mit Allradantrieb und Geländereduktion bereiten selbst tiefe Wasserdurchfahrten keinerlei Schwierigkeiten. Angesichts der schrankwandähnlichen Aerodynamik geht ein Durchschnittsverbrauch von 12,3 Litern Diesel auf 100 km wohl in Ordnung.

Davon kann beim Rubicon keine Rede sein. Durchschnittlich verbrauchte der Jeep 17,2 Liter Super auf 100 km. Selbst die Geländereifen, die allzu betagte Automatik und die 174 PS sind kein Grund für einen solch überschwänglichen Spritkonsum. Ein Diesel ist nicht zu bekommen - so wird der Rubicon von einem bulligen Vierliterbenziner mit sechs Zylinder und 305 Nm angetrieben. Der bullige Motor passt gut zum nur 4,02 m langen Klettermaxen. Mit blubberndem Sound geht es vehement los. Die Lenkung ist schwammig, die Bremsen genauso schwach wie beim Defender. Zudem gibt es den Rubicon nicht mit ABS.

Überraschend komfortabel zeigt sich das Fahrwerk. Die 245er Reifen sind dagegen wirklich nur etwas für das Gelände. Auf der Straße wird es durch den harten Leiterrahmen und die starren Achsen nach kurzer Zeit ungemütlich. Man wünscht sich förmlich einen Ritt im Gehölz. Denn hier gibt es für den Rubicon kein Halten mehr. Geländeuntersetzung und zuschaltbare Sperren machen das Unmögliche immer wieder möglich. Dafür muss man sich auf der Straße mit 150 km/h zufrieden geben. Doch gerade mit dem flatternden Softtop möchte man die 130er-Marke nicht brechen. Statt der fummeligen Mütze kann man auch das Hardtop montieren.

Die Ursprünge von Wrangler und Defender liegen mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Der Land Rover muss geradezu bestiegen werden. Das Armaturenbrett ist zerklüftet und allzu spärlich. Das Lenkrad lässt sich nicht verstellen, die Teilledersitze nur unzureichend. Jede längere Strecke wird zur Tortour – das steht früh fest. Beim Blick auf die Rückbank reibt man sich die Augen. Keine Kopfstützen und ein paar windige Beckengurte. Noch schlimmer sieht es auf den Klappsitzen im Kofferraum aus. Einen Unfall möchte man mit dem Briten wirklich nicht haben. Da sitzt es sich im Jeep deutlich besser. Die wenig ansehnlichen Sitze sind immerhin komfortabel. Auf den zwei Einzelsitzen im Fond fehlen ebenfalls Kopfstützen. Immerhin gibt es im Rubicon zwei Airbags und höhenverstellbare Gurte.

Klar, Komfort darf man bei solchen Raubeinen nur eingeschränkt erwarten. Doch etwas mehr darf es schon sein. Immerhin bietet der Defender Funkfernbedienung, elektrische Fensterheber, Sitzheizung und eine Klimaanlage. Das Radio dagegen bietet einen geradezu erbärmlichen Klang und kann den lauten Dieselmotor kaum übertönen. Noch düsterer sieht es bei dem Amerikaner aus. Zentralverriegelung? Ebenso Fehlanzeige wie elektrische Fensterheber, Sitzheizung oder andere Annehmlichkeiten irgendwelcher Art. Neben der Klimaanlage sorgt zumindest ein gutes Soundsystem im Überrollkäfig für satten Sound. Nicht viel für 30.990 Euro. Der Land Rover Defender 110 Station Wagon kostet 31.500. Mit den genannten Komfortextras sind es über 35.000 Euro.

Die Frage, ob solche Autos heute noch auf die Straßen gehören, kann man mit einem überzeugenden "Jein" beantworten. Abseits der befestigten Pisten ist der Defender der geländegängige Lastesel, ein echtes Nutzfahrzeug wie der Unimog. Dagegen ist der Jeep Rubicon ein Lifestyle-Sportgerät, das im Gelände kaum Grenzen kennt, mit dem man aber auch in der City eine gute Figur macht. Auf der Autobahn haben beide jedoch nichts zu suchen. Schön, dass die Dinosaurier noch nicht ganz ausgestorben sind. Doch etwas mehr Technik und ein mächtiges Plus an Komfort darf es im dritten Jahrtausend schon sein. Sonst sterben die Dinosaurier bald aus.

Quelle: Autoplenum, 2008-09-02

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