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Testbericht

18. August 2006
Bregenzer Wald, 18. August 2006 – Die Serpentine in den Vorarlberger Alpen ist verdammt eng und Besorgnis erregend steil. Obwohl wir nach oben fahren, können wir, als uns ein kleiner Heizöl-Laster entgegen kommt, nicht nach dem Motto fahren "bergauf halt drauf". Am äußersten Rand der Kurve halten wir und lassen den LKW vorbei. Jetzt wird es spannend. Schaffen wir es, unser hohes Mobil an diesem heftigen Anstieg wieder nach vorn zu bewegen? Hohes Ross Der California kommt jetzt optional mit einer besonders hohen Schlaf-Mütze. Das Hochdach ist eine feste Konstruktion, die sich im Gegensatz zum Aufstelldach mit Faltbalg starr in die Höhe streckt. In der Front des zweiten Stocks befindet sich ein kleines Dachfenster. Von innen ist dieses mit einem Fliegengitter und einer Reflexionsfolie verkleidet. Den erhöhten Panoramablick gibt es so nicht. Das ist Absicht. Die oberen Plätze sind trotz Verbot bei Kindern als Aussichtsplattform äußerst beliebt. Da dieses umständlich zu öffnende kleine Fenster zum Sightseeing gänzlich ungeeignet ist, dürfte das Verweilen im Hochgeschoss während der Fahrt deutlich unattraktiver sein. Dies könnte sich als Sicherheitsgewinn herausstellen. Wohn-Küche Wer schon immer mal in seiner Küche schlafen wollte, ist im California Hochdach genau richtig. Stehen kann man in dem 2,60 Meter hohen Gefährt problemlos. Und das Dachgeschoss bietet sogar ein ausziehbares Bett. Wer gerne oben schläft, sollte den nötigen Kletter-Ehrgeiz mitbringen. Die Rückbank lässt sich zu einem weiteren, sehr viel bequemer zu erreichenden Bett umklappen. In Fahrtrichtung links neben dem Bett wartet die kleine Einbau-Küchenzeile auf Nahrungsmittelzubereitung. Die Spüle wird von einem hochklappbaren Wasserhahn gefüttert, links neben ihr öffnet sich der Schlund eines Kühlfachs. Vor der Spüle hängt eine verschiebbare Holzplatte, die sich mit einem Handgriff zu einem Tisch aufrichten lässt. Unter der Rückbank sitzt eine riesige Schublade, in der sich bequem ein gesamter Koffer versenken lässt.

Millimeter-Ausnutzung Auf Schritt und Tritt merkt man, dass der zur Verfügung stehende Platz bestens genutzt wurde. Und das an Orten, an die man gar nicht gedacht hätte. So sind in dem großen, weit öffnenden Heckdeckel zwei Aluminium-Klappstühle untergebracht. In der seitlichen Ich-Nerve-Morgens-Meine-Zeltplatznachbarn-Schiebetür (deshalb: Eine Schiebetür haben ist gut, neben einer campen ist schlecht) steckt ein Alu-Klapptisch. In der linken Möbelzeile verbergen sich zwei Eckschränke, die mit einer seitlich öffnenden Alu-Jalousie verschlossen sind. Auch im Heck, am Ende des oberen Bettes, befindet sich noch ein nach unten öffnendes Fach. Die Beladung ist gerade bei Reisemobilen ein Thema. Überladung mag zwar die Polizei nicht, viel schlimmer wiegt jedoch eine falsche Beladung. Schwere Gegenstände wie Bücher oder Bierkisten gehören nach unten, möglichst direkt über die Achsen. Oben haben nur Luft oder sehr leichte Gegenstände was zu suchen. Ein hoher Schwerpunkt ist nämlich Gift für jede Straßenlage. Der Turm fährt Jetzt ist es an der Zeit, unser emporragendes Fahrzeug mit straffer Geschwindigkeit in ein paar enge Kurven zu legen. Auf die bei Vans übliche Wankneigung machen wir uns instinktiv gefasst. Die Kurve wird immer enger, wir streben nach außen, aber unser aufrechtes Häuschen denkt nicht daran, zu kippeln. VW muss ganz enorme Quer-Stabilisatoren verbaut haben, um den Wagen in eine lotrechte Position zu zwingen. Hier hat der California in der Familie der Vans die Nase vorn. Am Rest des Fahrwerks gibt es wenig zu tippen. Untergründe aller Art, auch der holperige Wiesengrund eines Campingplatzes, stellen kein sonderliches Problem dar. Nur ganz üble Kanten an Landstraßen-Baustellen werden hart pariert, was man dem fleißigen Reisemobil aber nicht verübeln kann.

Die Kraft zum Reisen Seine Tatkraft entspringt bei unserem California einem 2,5-Liter-Dieselmotor mit umweltschonendem Partikelfilter. 174 Pferde schickt dieser vor den neuzeitlichen Planwagen. Damit geht der hohe Reisevan mit Schaltgetriebe in 13,7 Sekunden von null auf 100. Wenn eine Automatik den Job übernimmt, sprintet das Mobil sogar in 13,1 Sekunden zur magischen Marke. Und so können wir auch nach unserem Heizöl-LKW-Stopp locker wieder in die Wand gehen. Am Steilhang starten wir ganz problemlos und ohne Handbremsen-Einsatz durch, vor Anfahren am Berg braucht sich also niemand zu fürchten.

Hohe Sparsamkeit Wer möchte, legt bis zu 174 lange Urlaubs-Kilometer in der Stunde zurück. In der Stadt werden für den Vortrieb 10,8 Liter auf 100 Kilometer aufgerufen. Auf der Autobahn begnügt sich der Große dann aber mit 7,8 Litern Diesel. Dabei klingt das Triebwerk nicht übermäßig dieselmäßig. Der recht zivile Sound wird auch auf längeren Strecken keinen nerven. Die manuelle Sechs-Gang-Schaltung findet sich gut im Getriebe zurecht, ohne den Motor zu kernig wirken zu lassen. (gh)
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltung
Motor Bauart:Reihenmotor
Hubraum:2.459
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:5
Leistung:128 kW (174 PS) bei UPM
Drehmoment:400 Nm bei 2.000-2.300 UPM
Preis
Neupreis: 51.922 € (Stand: August 2006)
Fazit
Der California hat das Zeug, die Bedürfnisse verschiedenster Fahrer zu stillen. Durchs Land reisende Selbstständige wissen das wendige Eigenheim genauso zu schätzen wie Familien, die vor ihren Wohnwagen ein weiteres Zimmer spannen wollen. Ein besonderer Vorteil des California: Sein Parkplatzbedarf entspricht dem eines normalen VW-Transporters und liegt somit unter dem von gängigen Wohnmobilen. Theoretisch ist der California für vier Personen geeignet. Aber wer ein erfahrener Camper ist weiß: Nie die volle Kapazität ausnutzen, sonst wird es schnell ungemütlich. Der praktische und gut zu reinigende Aufbau macht den California eigentlich zur idealen Studentenkarre. Allerdings kostet das günstigste California-Hochdach-Modell, der 1,9-Liter-Trendline, mindestens 41.371 Euro. So schnell platzen Studententräume. Hier kommen die etwas sparsamer ausgestatteten Multivan-Modelle schon eher in Frage. Die wissen auch Robbie Williams und seine Crew auf ihren Tourneen zu schätzen.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: auto-news, 2006-08-18

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