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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 16. August 2016

Wer einen VW Golf V als Gebrauchten sucht, für den könnte das parallel gebaute Schwestermodell Jetta eine interessante Alternative sein. Zwar gilt der Stufenheck-Golf als Altherren-Limousine, doch zur Entschädigung für das biedere Image bietet der Jetta einen riesigen Kofferraum, eine bessere Basisausstattung und bewährte Golf-Technik für vergleichsweise wenig Geld.
 
Karosserie und Innenraum: Seine Fahrgäste empfängt die 4,55 Meter lange Limousine mit einem ähnlich großzügig geschnitten Innenraum wie sein kompakter Bruder. Darüber hinaus hat ein Jetta aber grundsätzlich vier Einstiegstüren und einen 527 Liter großen Kofferraum (Golf 350 Liter). Dank einer umklappbaren Rückbank kann das Gepäckabteil erweitert werden, was die Mitnahme selbst langer Gegenstände erlaubt. Entsprechend ist der Jetta ein vielseitig nutzbares Alltagsauto, der sich auch prächtig für die lange Urlaubsreise mit Familie eignet. Der Arbeitsplatz bietet zudem all die vom Golf her bekannten Annehmlichkeiten und Qualitäten. Das ausstattungsabhängig mehr oder weniger edle Ensemble überzeugt auch heute noch mit einer zeitgemäßen und wertigen Anmutung.
 
Motoren und Fahrwerk: Während beim Golf V die breite Motorenpalette bei 80 PS startet, ist beim Jetta-Pendant nichts unter einem dreistelligen PS-Niveau zu machen. Basis ist der bereits völlig ausreichende und grundsolide 1.6er-Benziner mit 75 kW/102 PS. Insgesamt waren in der fünfjährigen Bauzeit sechs weitere Benziner im Angebot. Topversion ist ein vom Golf GTI her bekannter 200-PS-Benziner. Neben manuellen Getrieben mit fünf oder sechs Stufen wurde für einige Benziner noch das selbstschaltende DSG mit sieben Stufen angeboten.
 
Dieselseitig kann man den Jetta in den drei Leistungsstufen 77 kW/105 PS, 103 kW/140 PS und 125 kW/170 PS mit 1,6, 1,9 oder 2,0 Liter Hubraum in Kombination mit Handschaltung oder DSG bekommen. Der 1,6er mit 105 PS dürfte vor allem Sparnaturen interessieren, die deutlich stärkeren 1,9- beziehungsweise 2,0-Liter-Diesel sind besonders bei Vielfahrern beliebt, die gerne schnell über die Autobahn brettern.
 
Das Fahrwerk des Jetta überzeugt mit dem tadellosen Golf-Standard. Im Alltag und auf langen Strecken gibt sich das Stufenheckmodell entsprechend angenehm komfortabel und ausgewogen. Seine Agilität und Gutmütigkeit befriedigt aber auch dynamisch orientierte Fahrer.
 
Ausstattung und Sicherheit: Wie den Golf hat VW auch den Jetta einst in den Ausstattungen Trendline, Comfortline und Sportline angeboten. Bereits als Trendline sind sechs Airbags, ABS und ESP an Bord. Wie der Golf sind Jetta-Basismodelle zudem mit elektrisch einstellbaren Außenspiegeln und einer Zentralverriegelung mit Fernbedienung ausgestattet. Während das kompakte Schwestermodell jedoch serienmäßig nur vorne elektrische Fensterheber hat, bietet die Limousine stets deren vier. Außerdem hat der Jetta dem Kompakt-Pendant eine automatische Gepäckraumöffnung, eine Klimaanlage sowie ein vollwertiges Reserverad voraus. Unter anderem aufgrund seiner besseren Ausstattung lag der Basispreis des Jetta rund 1.600 Euro über dem des Golf.
 
Qualität: Während Golf III und IV und deren Derivate Jetta und Bora in Hinblick auf Langzeitqualitäten durchwachsen abschneiden, profitiert der von 2005 bis 2010 gebaute Jetta auch im fortgeschrittenen Alter vom höheren Qualitätsniveau des Golf V. Laut TÜV-Report gilt dieser wie auch seine Derivate als solides, wenn auch nicht ganz fehlerfreies Langzeitauto. Das Fahrwerk ist stabil, die Bremsen sind langlebig und die Auspuffanlage kennt Rost nur vom Hörensagen. Probleme machen in der Regel nur die elektronischen Sonderausstattungen. So gelten Navigationsgerät und Klimaanlage als vergleichsweise anfällig. Und dass bei aller Verarbeitungsqualität auch ein Jetta nicht perfekt ist, zeigen die gelegentlich knarzigen Türen und Armaturenbretter.
 
Auch die Motoren gelten als grundsätzlich solide. Probleme können allerdings die Steuerketten der TSI-Turbobenziner sowie die Fünfgang-Schaltgetriebe bei 1,6-Liter-Benziner und den Dieseln bereiten. Auch das DSG und der Turbolader bei den Dieselmotoren sorgen bei hoher Laufleistung gelegentlich für Ärger. Schließlich sollten Käufer darauf achten, dass die mit Schummelsoftware belasteten 1,6- und 2,0-Liter-Dieselmotoren (EA 189 ab Baujahr 2008) in der Werkstatt nachgebessert wurden.
 
Fazit: Wer sich mit dem etwas biederen Image eines Jetta arrangiert, kann eigentlich nichts falsch machen. Zumindest die vom Golf V abgeleitete Generation gilt als ausgewogen und solide. Der Jetta bietet im Vergleich zum Golf sogar ein paar handfeste Vorteile, wie etwa eine bessere Basisausstattung und einen größeren Kofferraum. Obwohl aufgrund der umfangreicheren Ausstattung einst teurer als der Golf, wird der Jetta mittlerweile meist zu geringeren Preisen gehandelt. Derzeit liegen die günstigsten Gebrauchtexemplare zwischen 3.000 und 4.000 Euro.
 

VW Jetta? Jawohl, zwischen 2005 und 2010 war das Stufenheck-Pendant des Golf V ganz offiziell im VW-Programm. Als Gebrauchter ist er zwar selten, doch bietet er dafür im Vergleich zum Golf V neben ein paar praktischen Vorteilen außerdem noch günstigere Preise.

Fazit
VW Jetta? Jawohl, zwischen 2005 und 2010 war das Stufenheck-Pendant des Golf V ganz offiziell im VW-Programm. Als Gebrauchter ist er zwar selten, doch bietet er dafür im Vergleich zum Golf V neben ein paar praktischen Vorteilen außerdem noch günstigere Preise.
Testwertung
4.5 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-08-16

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