Chevrolet Malibu im Test: Globalisierung à la Coca-Cola?
Testbericht
Dreieich bei Frankfurt, 31. August 2012 - Malibu klingt für deutsche Ohren nach Palmen und Sand, eine angenehme Assoziation. Der kalifornische Badeort hat zudem den Vorteil, fast weltweit bekannt zu sein. Gute Voraussetzungen für ein "Weltmodell" wie den neuen Chevrolet Malibu. Der in den USA bereits seit den 60er-Jahren bekannte "mid-size sedan" kommt in seiner achten Generation nun auch nach Deutschland. Wird das der Ausgangspunkt für einen Welterfolg wie bei McDonalds oder Coca-Cola? Wir haben die viertürige Stufenhecklimousine getestet. Ein großer Mittelklässler Gebaut wird der neue Malibu in China, Korea und den USA. Aber auch wenn der Malibu aus Übersee kommt, hat man ihm ein paar amerikanische Eigenheiten ausgetrieben. "Objects in mirror are closer than they appear": Diesen Spruch kann man in den Außenspiegeln des Chevrolet Captiva lesen, aber nicht beim Malibu. Die Optik ist aus deutscher Sicht ein Amalgam: Die Front erinnert an den Opel Insignia, der ja auch auf der gleichen Plattform basiert. Dagegen gemahnt das Heck mit den vier charakteristischen Leuchten an den Camaro. Mit 4,87 Meter Länge gehört der Malibu zu den größten Vertretern der Mittelklasse, liegt sogar gleichauf mit der Mercedes E-Klasse. Ein schwacher Benziner Den Malibu bietet Chevrolet gerade mal in zwei Motorisierungen an: Neben einem 2,4-Liter-Benziner mit 167 PS gibt es noch einen 2,0-Liter-Diesel mit 160 PS. 90 Prozent der Verkäufe sollen auf den Selbstzünder entfallen - wegen der hiesigen Dieselvorliebe in der Mittelklasse eine plausible Annahme. Wer versucht, mit dem Benziner-Malibu hinter dem Diesel herzukommen, der kennt einen weiteren Grund: Der Benziner fällt trotz ähnlicher Leistungsdaten sehr deutlich zurück. Wenn der Fahrer des Diesel-Malibu vor einem Gas gibt, muss man auf jeden Fall vom sechsten in den vierten Gang zurückschalten. Und auch dann kommt man auch nicht ansatzweise hinterher.
Ordentlicher Diesel Vergessen wir den Benziner also schnell wieder und kümmern uns um den Diesel. Mit 350 Newtonmeter, die ab 1.750 U/min parat stehen, liefert er guten Durchzug von unten. Generell geht das Beschleunigungsgefühl in Ordnung. Das Laufgeräusch ist ein wenig rau, aber das wird nur akustisch Empfindliche stören. Wir fuhren den 2.0D nicht mit der serienmäßigen Sechsgang-Schaltung, sondern mit der ebenfalls sechsstufigen Automatik. Diese schaltet nicht sehr sanft, aber dafür lässt die Reaktion auf einen Gasstoß nicht lange auf sich warten - das Getriebe schaltet rasch zurück. Das gilt jedoch nur für den Automatik-Modus. In der manuellen Betriebsart dagegen bleibt der eingelegte Gang auf Biegen und Brechen drin. Schaltwippen gibt es nicht, wer den Gang wechseln will, drückt oben auf dem Wahlhebel einen Schalter. Den Verbrauch der Automatikversion gibt Chevrolet mit 5,3 Liter je 100 Kilometer an, der Bordcomputer zeigte nach der Ausfahrt auf Landstraße und Autobahn 6,7 Liter an. Ein Start-Stopp-System gibt es für den Malibu nicht. Wenig zu mäkeln bei Fahrwerk und Lenkung In puncto Lenkung fehlt es einem im Malibu an nichts. Sie ist weder zu leicht-, noch unangenehm schwergängig. Auch an der Direktheit gibt es nichts zu mäkeln, sie ist nicht so sensibel wie bei einem Sportwagen, reagiert aber auch nicht träge wie bei einem Offroader. Das Fahrwerk neigt ein wenig zur holprigen, hölzern klingenden Seite, aber nicht in störendem Maße. Die Sitze gewähren an den Oberschenkeln guten Seitenhalt, der Rücken wackelt dagegen hin und her, wenn man die Polsterung nicht in Form von eigenem Körperfett mitbringt. Heterogene Materialien Im Innenraum erscheinen die Materialien etwas zusammengewürfelt. Das Navi-Display ist in eine moderne Klavierlackoberfläche eingepasst, doch daraus ragt ein Schiebe-Griff aus altertümlichem Hartplastik. Die Gegend um den Wahlhebel wird von einem schwarzweiß karierten Material umkleidet, eine Art Karbon-Imitat, das uns an billige Innenraum-Tuningversuche erinnert. Und die Klimaeinheit sowie der Rahmen um die Konsole sind wieder aus anderen Materialien gemacht. Die türkisfarbene Ambientebeleuchtung macht all das nicht besser, sondern nur noch schlimmer.
Viel Platz im Fond und Kofferraum Im Fond sitzt man jedoch gut. Vor den Knien und über dem Kopf von Mittelgroßen bleibt genug Platz, um sich wohl zu fühlen. Wenn der Platz eher für den Einkauf im Möbelcenter benötigt wird, lassen sich die Sitzlehnen einfach umklappen, sodass sich ein recht langer Laderaum ergibt. In Normalkonfiguration fasst der Kofferraum jedoch auch schon 545 Liter, etwa soviel wie in eine E-Klasse passt. Beim Ausladen wird allerdings die Schwelle von etwa 20 Zentimeter stören. Auch die Verarbeitung lässt zu wünschen übrig: Wir fanden auffällig breite Spalte und wackelige Griffe. Schon unter 30.000 Euro Den Malibu gibt es zu Preisen ab 29.990 Euro. Dafür erhält man entweder den Diesel mit der Basisausstattung LT+ oder den Benziner in der gehobenen Version LTZ. Die Automatik kostet in beiden Fällen 1.500 Euro Aufpreis. Wir würden uns ohne Zögern für den Diesel in Grundausstattung entscheiden. Denn diese bietet bereits mehr als nur das Nötige. Neben Selbstverständlichem gehören dazu auch Nebelscheinwerfer, 17-Zoll-Alufelgen, ein Tempomat, eine elektrische Parkbremse, Licht- und Regensensor, Klimaautomatik und sogar Parkpiepser hinten, eine elektrische Sitzverstellung und ein Sieben-Zoll-Navi. Als nacktes Auto bekommt man den Malibu also gar nicht. Hinzu kommt noch eine dreijährige Garantie. Die Extraliste verdient diesen Namen nicht, sie enthält nur die Metallic-Lackierung. Die derzeit so angesagten Sicherheitsassistenten fehlen gänzlich. Doch angesichts der Ausstattung ist der Preis von 31.490 Euro für den Malibu 2.0 D LT+ Automatik günstig. Den identisch motorisierten Opel Insignia 2.0 CDTI Automatik bekommt man in der vergleichbaren Ausstattung Sport erst für 34.570 Euro, und für einen Peugeot 508 HDi FAP 160 Allure Automatik zahlt man 33.400 Euro.
Technische Daten
Antrieb: | Frontantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Turbodiesel mit variabler Turbinengeometrie, Ladeluftkühler, Common-Rail-Einspritzung, DOHC |
Hubraum: | 1.956 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 118 kW (160 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 350 Nm bei 1.750 UPM |
Preis
Neupreis: 31.490 € (Stand: August 2012)Fazit
Den Benziner im Chevrolet Malibu vergisst man am besten gleich wieder. Dagegen bietet der 160-PS-Diesel ordentlichen Vortrieb. Fahrwerk und Lenkung gehen in Ordnung, das Platzangebot ist gut. Berücksichtigt man die Motorisierung und die üppige Ausstattung, ist auch der Preis niedrig. Außen ist der Malibu ebenfalls gelungen. Nur das Interieur missfällt gründlich. Dass das US-Globalmodell hierzulande den Markt überschwemmen wird, ist nicht zu erwarten - in der Mittelklasse kauft der Deutsche lieber deutsch.Testwertung
Quelle: auto-news, 2012-08-30
Getestete Modelle
Ähnliche Testberichte
Autoplenum, 2012-08-31
Chevrolet Malibu - Ein Hauch Amerika (Kurzfassung)Ganzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2012-07-18
Chevrolet Malibu Eco - MassenmarktGanzen Testbericht lesen
auto-reporter.net, 2012-05-21
Chevrolet Malibu ab Juli im HandelGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2012-05-21
Chevrolet Malibu - Üppige bestückte US-MittelklasseGanzen Testbericht lesen
Autoplenum, 2012-05-02
Chevrolet Malibu - Das Multi-Kulti-ModellGanzen Testbericht lesen