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Testbericht

Elfriede Munsch/SP-X, 4. Juli 2016

Werbung mit Augenzwinkern: In einem US-Fiat-Werbespot sorgt eine Ausfahrt im Fiat 124 Spider statt die Einnahme einer gewissen blauen Pille für nachhaltigen Lustgewinn, so dass der nicht mehr ganz junge Fahrer sich anschließend wieder leidenschaftlich seiner Liebsten widmen kann. Bei deutschen Kunden soll der italienische Roadster zumindest fahrerische Glücksmomente hervorrufen. Mindestens 23.990 Euro werden für den 103 kW/140 PS starken Zweisitzer fällig.
 
Endlich hat Fiat also wieder neben dem mittlerweile doch betagten Cinquecento mit dem 124 Spider ein Emotionen weckendes Fahrzeug im Portfolio. Der Zweisitzer gefällt auf den ersten Blick. Den Fiat-Designer ist es gelungen, durch ein maßgeschneidertes italienisches Blechkleid optisch vom Genspender Mazda MX-5 abzulenken. Statt japanischem Look gibt es Reminiszenzen an den erfolgreichen Fiat 124 Sport Spider aus dem Jahr 1966. So erinnern der sechseckige Kühlergrill mit Wabenstruktur, die beiden Auswölbungen auf der Motorhaube und die Rückleuchten ans historische Vorbild. Dank der geänderten Blechhülle streckt sich der Fiat auf 4,06 Meter, übertrifft das japanische Original um 13 Zentimeter.
 
Doch nicht nur beim Blech konnte Fiat eigene Akzente setzen. Zwar ist die Ähnlichkeit bei Interieur recht hoch, allerdings gibt es beim Spider mehr Lederbesatz am Armaturenbrett, ein wenig mehr Klavierlack statt einfachem Kunststoff, dickere Seitenscheiben sowie ein besser gedämmtes Stoffverdeck. Viel Platz gibt es wenig, dafür fühlt man sich alleine oder auch zu zweit wie in einem Kokon geschützt. Die Sitze schmiegen sich eng an alle Konfektionsträger jenseits der Größe Size 0, zu umfangreich um die Hüfte sollten die Insassen also nicht sein. Kleinteile mit Betonung auf „Klein“-teile finden ein Plätzchen im Fahrzeuginneren, alles was größer als eine kleine Damenhandtasche ist, sollte aber bei Zweiernutzung im Kofferraum verstaut werden. Dieser fasst immerhin 140 Liter, kleinere Einkäufe zu transportieren macht keine Probleme. Mit offenem Verdeck müssen auch lange Menschen sich keine Gedanken über Kopffreiheit machen, ist die Stoffmütze jedoch geschlossen, sollten Fahrer über 1,85 Meter schon ganz schon tief in den Sitz rutschen, um Kontakt zwischen Scheitel und Dachhimmel zu meiden.
 
Apropos Verdeck: Öffnen und Schließen erfolgt ganz traditionell per Hand. Und so schnell, dass kein elektrischer Antrieb es schneller machen könnte. Einfach Entriegeln, Stoffmütze nach hinten werfen und dann ein kurzer Druck, um sie in ihrer Vertiefung zu fixieren. Das Schließen des Verdecks geschieht fast genauso schnell. So lassen sich die wenigen Sonnenscheinminuten des diesjährigen Sommers effektiv nutzen.
 
Und offen macht eine Ausfahrt mit einem Roadster besonders viel Freude. Unter der langen Motorhaube des Spiders werkelt ein 1,4-Liter-Benziner mit 103 kW/140 PS. Anders als die japanischen Kollegen setzen die Fiat-Ingenieure nicht auf Saugmotoren, sondern auf Turbounterstützung. Der kleine Turbo reagiert sich schon bei zartem Gaspedaldruck mit beherztem Vorwärtsdrang und sattem Sound. Kein Wunder, es müssen ja auch nur 1.125 Leergewicht in Bewegung gesetzt werden. So fühlen sich die 140 PS auch nach deutlich mehr Leistung an. Auf kurvigen Landstraßen im Rheingau machte der Zweisitzer bei ersten Ausfahrten einfach nur gute Laune. Das Sechsgang-Schaltgetriebe ist knackig, die 240 Nm können so passgenau durch Schaltarbeit zum Abruf gebracht werden. Der Spider nimmt dank Hinterradantrieb Kurven spielerisch leicht. Das Fahrwerk schafft - je nach Beschleunigungslage - den Spagat zwischen Sportlichkeit und Rückenfreundlichkeit. Wer will, kann mit seinem Spider auf der Autobahn Tempo 217 erreichen. Vermutlich machen aber die artgerechten Geschwindigkeiten auf Landstraßen mehr Spaß. Den Normverbrauch gibt Fiat übrigens mit 6,4 Litern an.
 
Wem es nach mehr Leistung dürstet, muss bis September warten. Dann kommt der Abarth 124 Spider mit 125 kW/170 PS auf den Markt. Für diesen verlangt der Fiat-Händler allerdings mindestens 40.000 Euro. Der Fiat 124 Spider ist günstiger. Los geht es ab 23.990 Euro. Im Preis enthalten sind unter anderem Klima, 16-Zoll-Felgen und Lederlenkrad. In der „Lusso“-Ausstattung (ab 26.490 Euro) gehören Ledersitze, Klimaautomatik, Nebelscheinwerfer und 17-Zöller ab Werk dazu. Natürlich gibt es weitere Individualisierungsmöglichkeiten. Schick sieht der Spider zum Beispiel mit LED-Scheinwerfern aus (im Paket mit Kurvenlicht: 1.500 Euro). Navigationssystem mit Rückfahrkamera (1.000 Euro) oder ein Bose-Soundsystem (700 Euro) stehen ebenfalls wie verschieden Metallic-Lacke (520 Euro) zur Wahl. Fiat rechnet damit, dass die Spider-Kunden gerne zur höheren Ausstattung greifen und auch bei Extras nicht sparen. Das weckt dann auch beim Fiat-Händler Lustgefühle.

Fiat 124 Spider – Technische Daten:

Zweitüriger, zweisitziger Roadster; Länge: 4,06 Meter, Breite: 1,74 Meter (1,93 Meter mit Außenspiegeln), Höhe: 1,23 Meter, Radstand: 2,31 Meter, Kofferraumvolumen: 140 Liter
 
Antrieb
1,4-Liter-Turbo-Benzinmotor, 103 kW/140 PS, Sechsgang-Getriebe, Hinterradantrieb, maximales Drehmoment: 240 Nm bei 2.250 U/min, 0-100 km/h: 7,5 s, Vmax: 217 km/h, Durchschnittsverbrauch: 6,4 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 148 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: F,
Preis: ab 23.990 Euro

Kurzcharakteristik:

Warum: weil der Lustfaktor hoch ist
Warum nicht: weil man zu wenig Zeit für dolce vita hat
Was sonst: der Genspender Mazda MX-5

Endlich hat Fiat wieder ein Spaßauto im Programm. Der 124 Spider ist zwar kein richtiger Italiener, aber daher besonders gut.

Fazit
Endlich hat Fiat wieder ein Spaßauto im Programm. Der 124 Spider ist zwar kein richtiger Italiener, aber daher besonders gut.
Testwertung
5.0 von 5

Quelle: Autoplenum, 2016-07-04

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