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Testbericht

28. Mai 2008

Der neue Ford Mondeo 2.5 Ghia X mit dem 220 PS-Fünfzylinderturbomotor. Oberklassegefühle zum Mittelklassepreis?

Klar war früher alles besser. Und Papa hat das eindrucksvollste Auto gehabt. Manchmal war das ein Käfer mit der lustigen (aber gefährlichen Kuhle: Heckaufprall?), manchmal, wenn er ein grundsolider Spießer oder gewiefter Realist war, war es eben ein Opel Rekord. Oder, wenn er zwar viel Geld hatte, und die Kinder endlich aus dem Haus haben wollte - ein Porsche 911. Wer aber im Ford Granada 2.8 Ghia sozialisiert wurde - noch ohne Freischein für Kupplung, Gas und Bremse – kann sich nun auf dessen Nachfolger freuen: Ford Mondeo 2.5 Ghia X.

Keine Frage, wäre der Fond des Granada damals so geräumig gewesen wie das hintere Raumreich im neuen Mondeo heute, hätte bestimmt ein glückliches Kind seine Carrerabahn dort aufgebaut. Heute könnte dieses Kind – nun erwachsen – das mit dem Mondeo gesparte Geld (Stichwort: Preis-Leistung) in einen Chauffeur investieren, um in den Genuss dessen zu kommen, was dem Autotester selten vergönnt ist – hinten sitzen. Für das 2 Meter hoch gewordene Kind im Mann bedeutet dies absolute Luft-, Fuß- und Schulterraumhoheit. Vorne wie hinten, hinten aber mehr wie vorne.

Verglichen mit 4,84 m Länge und 550 l Kofferraumvolumen eines Mondeo, ist ein BMW 3er 30 cm zu kurz und der Kofferraum eines BMW 7er zu klein. Der Radstand von 2,85 m wird im Mondeo an die Insassen durchgereicht. Das fühlt sich nach mehr an: Der erste Mondeo war „Weltauto” (wegen der Verkaufszahlen), dieser ist fast ein Mobil von Welt.

Carrozzeria Ghia Torino: dickes Leder, Holzlook, Alutouch. Der Fond wurde streng abgedunkelt. Die Klimadüsen fecheln aus der B-Säule und das formidable Aktiv-Fahrwerk (965 €) verschweigt geschickt den Belag. Bodenreflektion? Selten. Ist die aktive Dämpfung auf „Normal” oder „Comfort” eingepegelt (Schalter auf der Mittelkonsole), sprechen die Stoßdämpfer weich an. In der Einstellung „Sport” dagegen nimmt der 2.5 T mehr am Leben der Straße teil. Sowohl an ihrem Schnitt wie auch an ihren Verwerfungen. Das bedeutet: weniger Seitenneigung der Karosserie, weniger weiche Aufwärtsbewegungen, aber eben dafür mehr harte. Den Fahrer freut es, die Beifahrer schüttelt es.

Überzeugungsmotor? Kann man sagen. Der 2,5 Liter-Fünfzylinder von Volvo (ja, auch Ford), dem eine klasse Lenkung und souveräne Bremsen zuarbeiten, ist heißer als manche kühle Blonde blond. Kultiviert oder kernig? Beruhigend oder emotional? Vehement oder gelassen? Der Gasfuß macht, was das Ohr vernehmen will: Motivierend kraftvoll, geballt elastisch, unterlegt mit dem knurrigen Anrühren der fünf Töpfe. Anders als früher: eine Fünf ohne Versetzungsstress. Der Turbomotor braucht kaum Drehzahl, spricht ruckfrei an, überspringt Gänge ohne zu mucken, dreht aber willig an die 7.000. Bei Nässe oder unter Volllast gehen die 220 PS via Fronttraktion nicht ganz auf die Straße, und wer meint, der Amerikaner saufe gemeinhin zu viel, der liegt auch nicht ganz falsch: Unter 12 Liter Super gibt sich die Verbrauchsanzeige in der Stadt kaum ab. 

Wo bei Ford nun wieder viel Licht scheint, findet man auch einige Schatten. Die A-Säulen der sehr flachen Windschutzscheibe schneiden den Blick. Der Blick zurück ist eher geprägt von Gefühl und Vermuten als von Übersicht. Dass die Bedienung mancher Knöpfe und Steller sofort einleuchtet, kann man auch nicht behaupten (Klimaanlage, Gebläse). Dass Sitzriesen kein Schiebedach ordern sollten aber schon (zu hohe Sitzposition).

Fazit
Also steige ich in der Vorstellung aus dem Fond des Granada Ghia von 1978 und checke erst jetzt in meinem inneren, von der Erinnerung arg vernebeltem Rückspiegel, was damals doch alles gefehlt hat: Der Tempomat mit Abstandsradar (praktisch: in 5 km/h-Schritten einsteuerbar, 945 €), die gut funktionierende Spracherkennung (linker Lenkstockhebel, 300 €) und das schlüssellose Öffnen (200 €). Nix ABS, nix ESP, nix Airbags …. und, und, und. Früher war alles gut? Dann ist heute vieles besser. Sehr gutes Raumangebot, tolles Fahrwerk, deutlich verbesserte Qualität. Das hat seinen Preis? Ja, wie früher einen sehr fairen: 31.750 Euro.

Fotos © 2014 Redaktionsbüro Kebschull

Testwertung
4.0 von 5
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