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Testbericht

Marcel Sommer, 3. September 2013
Der Ford Focus electric bietet alle Annehmlichkeiten eines Elektroautos und sieht gleichzeitig auch noch schick aus. Nicht nur der Preis stört das Gesamtbild.

Ein Volumeneinstieg sieht anders aus. Fast 40 Exemplare sind seit seiner Einführung in Deutschland vor eineinhalb Monaten verkauft worden. Für ein normales Auto wäre dies ein ziemlich schlechter Verkaufsstart. Doch der Ford Focus electric ist kein normales Auto. Er ist ein reinrassiger Stromer - ein Elektroauto. Und denen wird gemeinhin ein holpriger Start nachgesehen. Die meisten seiner Art werden zwar ein Leben als Flottenfahrzeug führen. Doch erhofft sich Ford natürlich auch einen kleinen aber feinen Absatz im Privatbereich. Was da allerdings noch vor dem CO2-Wert gesenkt werden sollte, ist der Preis. Denn 39.990 Euro für einen Focus sind vielen potenziellen Kunden ein paar Tausend Euro zu viel. Oder um in der Ford-Welt zu verbleiben: Ein Focus electric kostet fast 5.000 Euro mehr als ein vollausgestatteter Galaxy beziehungsweise S-Max mit Verbrennungsmotor. Kein Wunder, dass die Kunden ausbleiben.

Wer sich hingegen bereiterklärt für eine saubere Gegenwart etwas mehr zu investieren, der darf mit dem bis zu 137 Kilometer pro Stunde schnellen Viertürer ins Land der lautlosen Gleiter eintauchen. Dass dieses Maximaltempo nicht jedem Autobahnfahrer ein Lächeln ins Gesicht treibt, macht dabei ausnahmsweise nichts. Die Stärken des mit einer Ladung nur bis zu 162 Kilometer weit fahrenden Elektroautos liegen ganz klar dort, wo jeder Stromer glänzt: In der Beschleunigung und dem sofort anliegenden Drehmoment. Beim Focus electric sind das bei durchgedrücktem Strompedal 250 Newtonmeter an den Vorderrädern. Wird diese Kraft aus dem Stand heraus in eine Kurvenfahrt entfesselt, lässt sich trotz eifrig arbeitender Traktionskontrolle ein den kompletten Kurvenradius andauerndes Reifenquietschen erzeugen. Die Kraft wirkt dabei, unterstützt von der Ruhe im Innenraum, um ein Vielfaches höher. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass bei einem ambitionierten Ampelstart die Hände eigentlich nichts zu tun haben. Die elektrische Servolenkung muss trotz der Kraft so gut wie gar nicht bedient werden. Der 4,36 Meter lange, 2,06 Meter breite und 1,47 Meter hohe Gleiter fährt stur geradeaus.

Dass der im Saarlouiser Werk produzierte Focus all seine Kraft benötigt, wird klar, wenn ein Blick auf sein Gewicht geworfen wird. Die insgesamt 23 Kilowattstunden speichernden Lithium-Ionen-Batteriepacks bringen rund 300 Kilogramm mehr ins Fahrzeug. Unterm Strich bedeutet dies ein Gesamtgewicht von 1,7 Tonnen. Die 145 erzeugten Pferdestärken treiben den auf 17 Zoll großen Rädern rollenden Fünfsitzer innerhalb von 11,4 Sekunden bis Tempo 100. Ist dieses Ziel erreicht, geht dem über lediglich einen Gang verfügendem Elektrofahrzeug die Puste aus. Und auch seine Fahrdynamik erinnert mehr an einen kleinen Transporter als an die Golfklasse. Sein Gewicht lässt ihn etwas behäbig und schwerfällig ums Eck fahren. Die Federung wirkt etwas härter als bei seinen Verbrenner-Brüdern, was ebenfalls seinem Gewicht anzulasten ist. In puncto Übersichtlichkeit und Rangierfähigkeit steht er ihnen aber in nichts nach. Und da ein tatsächlich lautloses Fahren auf Grund der auftretenden Abroll- und Windgeräusche sowie nur bis ungefähr 50 Kilometer pro Stunde möglich ist, kommen seine Fahrer vor allem in der Stadt in den vollen Genuss des Stromerns. Ein großer Einkauf sollte jedoch nicht auf dem Plan stehen, denn der Kofferraum ist um ganze 126 Liter auf 237 Liter zusammengeschrumpft.

Ist der Akku so gut wie leer, heißt es wie beim Smartphone: Aufladen! Beim Ford Focus electric bedeutet dies, dass ihn sein Besitzer an einer speziellen Ladebox des Entwicklungspartners Schneider Electric innerhalb von sieben Stunden auftankt. An der haushaltsüblichen Steckdose kann sich dieser Vorgang bis zu elf Stunden hinziehen. Am schnellsten geht es an einer öffentlichen Stromtankstelle mit 32 Ampere. Hier vergehen knapp vier Stunden während einer kompletten Batteriefüllung. Damit nicht jeden Abend die Stromtankstelle angefahren werden muss verfügt der Focus electric über ein regenerativ arbeitendes Bremssystem. Es sorgt dafür, dass im Durchschnitt 95 Prozent der kinetischen Energie, die das Bremsen freisetzt, zum Laden der Batterien zurückgewonnen wird. Wie bei nahezu jedem Elektroauto auch, wird auch im Ford eine vereinfacht dargestellte Grafik der aktuellen Fahrweise im Display angezeigt. In diesem Falle gilt: Je mehr Schmetterlinge zu sehen sind, desto effizienter ist der Umgang mit dem Fahrzeug. Na dann, guten Flug. Naja, viele werden diese Schmetterlinge bei einem Preis von 40.000 Euro, einem Ladevolumen von 237 Litern und einer Reichweite von 160 Kilometern eben nicht sehen.

Quelle: Autoplenum, 2013-09-03

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