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Testbericht

Jürgen Wolff, 17. Februar 2014
Fiat rundet seine erfolgreichen 500L-Versionen mit einem Diesel- und einem Benzinmotor nach oben ab.

Viel ist gerade nicht mehr übrig von Fiats einstmals stolzer Modellpalette. Eine wirklich relevante Rolle spielen nur noch der Retro-Knuddel 500 mit seinen Derivaten und der Panda. Und bei beiden sorgt dafür nicht zuletzt die historisch gewachsene Grundsympathie, die bei italofinen Autokäufern offenbar schon in den Gensequenzen angekommen ist. An die "Tolle Kiste" denken sogar noch diejenigen mit warmem Wohlwollen, die zu Produktionsbeginn 1980 nicht einmal geboren waren. Und die rundliche Optik des 500er ist so tief im kollektiven Gedächtnis verwurzelt, dass jetzt sogar die kommende Version des Renault Twingo so aussieht. Dabei war der Twingo selbst mal eine Designikone. Nur logisch also, dass Fiat vor allem beim 500 fleißig an den Stellschrauben dreht.

Für die diversen Varianten des 500L bietet Fiat künftig zwei neue Motoren an, beide mit jeweils 88 kW/120 PS. Der Turbo-Diesel 1.6 16V Multijet soll dabei die meisten Käufer finden. Die Leistungsklasse um 120 PS, so haben Fiats Marktstrategen herausgefunden, "ist eine der beliebtesten in Europa". Und im Segment des Fiat 500L entfallen rund 16 Prozent aller Neuwagenkäufe auf diese Kategorie.

Der neue Vierzylinder-Diesel liefert seine 120 PS bei einer Drehzahl von 3.750 U/min. an die Vorderachse ab. Das maximale Drehmoment von 320 Nm liegt bereits bei 1.750 U/min. an. Das reicht, um den Fiat binnen 10,7 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h zu beschleunigen und für eine Höchstgeschwindigkeit von 189 km/h. Entsprechend fährt sich der Fiat durchaus spritzig - verlangt aber Schaltarbeit. Denn anders als viele andere moderne Diesel hält er das Drehmoment nicht konstant auch über die 1.750 U/min. hinaus. Wer flott beschleunigt, muss also immer wieder hochschalten, um die Drehzahl zum Optimum herunter zu steuern. Dem Fahrspaß macht das keinen großen Abbruch - ein entspannter Gleiter ist der 500L dadurch aber nicht.

Der laufruhige Diesel selbst ist zwar nicht unbedingt leise - stört aber auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht wirklich. Die präzise Start-Stopp-Automatik, die er mitbringt, hilft beim Spritsparen. Offiziell kommt der Diesel-500L mit 4,6 Litern 100 Kilometer weit. Damit liegt er weitgehend auf einer Linie mit der Konkurrenz. Dass er im realen Leben deutlich mehr Durst entwickelt, sollte nicht verwundern. Ob das allerdings tatsächlich die 9,0 Liter werden, die der Bordcomputer nach den rund 150 Kilometern einer ersten und keineswegs rasanten Ausfahrt anzeigte, mag man bezweifeln: Vielleicht war ja der Computer kaputt und nicht die Einspritz-Elektronik. Eingestuft ist der 500L mit dem 1,6-Liter-Diesel jedenfalls in Euro-6. Und offiziell kommt er mit einem CO2-Ausstoß von 120 g/km aus.

Außer dem Diesel liefert Fiat den 500L künftig auch optional mit einem gleich starken 1,4-Liter-Benziner aus. Der beschleunigt eine halbe Sekunde schneller auf Tempo 100 und schafft 183 km/h Spitze. Seinen Durchschnittsverbrauch gibt Fiat mit 6,9 Litern an, was einem CO2-Ausstoß von 159 g/km entspricht. Das ist nicht unbedingt ein Spitzenwert. Zum Vergleich: Der aktuelle Citroën C3 Picasso VTi 120 mit 120 PS ist ähnlich dimensioniert und kommt mit 6,3 Litern aus. Und der 122 PS starke Mini Cooper Countryman gibt sich mit 6,0 Litern zufrieden.

Ansonsten bringt der 500L in seinen unterschiedlichen Ausstattungsvarianten alles mit wie in den bisherigen Versionen. Ein durchaus schmuckes Äußeres, ein durchgestyltes Innenleben, Platz und eine aufklappbare dritte Sitzreihe. Aber er hat auch die diversen Nervereien. Vor allem anderen sind da die Frontsitze zu nennen, deren Sitzfläche für durchschnittlich ausgewachsene Mitteleuropäer sehr viel zu kurz ist. Als Trekking macht er zumindest optisch auf den rustikalen Offroader, als Living bringt er weitere 21 Zentimeter Länge mit.

Der 500L Diesel steht ab sofort bei den Händlern, den Benziner gibt es ab März 2014. Die Preise beginnen für den 1,4-Liter-Benziner bei 15.950 Euro. Der Diesel ist ab 20.950 Euro zu haben.

Quelle: Autoplenum, 2014-02-17

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