Faszination: Lambo LM 002 - Dino Machina
Testbericht
Da steht der nun, der real gewordene Alptraum aller SUV-Fahrer. Tiefschwarz. Ein Koloss wie ein Kipplaster vom Tagebau. Der Lamborghini LM 002 ist ein Dinosaurier auf Rädern – und verbreitet den gleichen Schrecken.
Die Geschichte von der Entwicklung des Lamborghini LM 002 wird immer wieder gerne erzählt: Als die amerikanische Armee Ende der 70er Jahre nach einem Nachfolger für den US-Jeep suchte, beteiligte sich über die amerikanische Firma MIT auch Lamborghini am Bieterwettstreit. Zu den Vergleichfahrten im härtesten US-Terrain wurde aus Norditalien der Prototyp eines Lamborghini-Geländewagens mit Namen Cheetah eingeflogen. Während der heutige Hummer H-1 (HMMWV) mit Bravour bestand und die Generäle in Verzückung versetzte, fiel der US-Lambo mit Pauken und Trompeten durch und wurde bei den Testfahrten sogar völlig zerstört. Das war's erst mal.
Ein paar Jahre später stieß man bei der geplanten Neuausrichtung der Marke Lamborghini auf die ehemaligen Pläne und entschied sich, die einstigen Entwicklungskosten auf ein Serienprojekt umzulegen. Um eine Pleite wie bei der Armee-Fahrvorstellung zu verhindern, tüftelte und bastelte man noch knapp fünf Jahre lang. Erst mit Verzögerung wurde daher im Jahre 1986 das Serienmodell LM 002 vorgestellt. Bei aller Mühe für die Abstimmung von V12-Triebwerken, Fahrwerk, Allradantrieb und Edel-Interieur muss man das Außendesign schlicht vergessen haben. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Doch dass dieser Lamborghini zu den hässlichsten Autos der jüngeren Historie gehört, dürften nur wenige bezweifeln. Ändert alles nichts daran, dass der Gelände-Lambo ein Lustobjekt mit viel Sexappeal ist.
Ist es nun das martialische Aussehen eines Schützenpanzers, die undefinierbaren Flächen, Kanten und Ecken oder die Möglichkeit, einen Lamborghini mit Countach-Motor im Gelände zu bewegen, der den LM 002 so begehrlich macht? Von 1986 bis 1992 wurden gerade mal 301 Stück verkauft. Zuletzt angetrieben von einem V12-Countach-Triebwerk mit 5,2 Litern Hubraum, 444 PS und über 210 km/h Spitze galt der Panzer-Lambo lange Zeit als der sportlichste und schnellste Geländewagen der Welt. Scheichs und Prinzen, Stars und Sternchen liebten den norditalienischen Dampfhammer, der so wunderbar auf jegliches Understatement verzichtete und einen auf so drastische Art und Weise vom schnöden Pöbel abhob. Der erste LM 002 ging an den König von Marokko. Ein LM 002 wurde 1987 für die Pharaonen-Rallye und ein Jahr später für die Rallye Paris-Dakar aufgebaut und auch eingesetzt.
Gegen den 4,90 Meter langen und 2,7 Tonnen schweren LM 002 ist die alt-ehrwürdige Mercedes G-Klasse windschlüpfrig und der Land Rover Defender eine zarte Pflanze. Wer in den - trotz der mächtigen Dimensionen - viel zu eng geschnittenen Innenraum steigt, will protzen. Zeigen, dass er der König auf der Straße ist. Und wer sich in weichstem Leder gebettet und das Lastwagen-Lenkrad im Miniformat einmal in die Hände genommen hat, der weiß, dass an diesem Thron auf absehbare Zeit niemand rütteln wird. Seine militärische Herkunft sieht man ihm ebenso an wie dem auch längst zur Legende gewordenen Hummer H-1. Statt eines Kofferraums hat der Lambo eine winzige Ladefläche, die erst durch Verwendung einer Box für Gepäck nutzbar ist.
Das Armaturenbrett könnte auch von einem Bagger oder einem Traktor stammen. Ziemlich unförmig reckt sich das lederne Nardi-Lenkrad unter der rotbraun schimmernden Holzplatte hervor. Wenig elegant sind in dem Holz lieblose Rundinstrumente für Geschwindigkeit, Drehzahl, Temperatur, Batterie, Öldruck und Kraftstoff eingepfropft. Besonders der links unten liegenden Benzinuhr kommt beim LM 002 eine besondere Bedeutung zu: Der italienische Allradler hat seine 290 Liter Tankvolumen nicht ohne Grund. Bei jedem Gasstoß, dem ein lustvolles Grollen des Zwölfzylinders folgt, bewegt sich der Zeiger Richtung Neige. Die akustische Isolierung des Sportwagen-Triebwerks ist allenfalls sporadisch. Dementsprechend bullig dringen die bis zu 502 Nm Drehmoment an die Ohren. Man kann nur raten, wie viel sich der knapp 450 PS starke Motor unter heftigem Krafteinsatz im Gelände einschenkt. Selbst unter günstigen Bedingungen dürfte beim Durchschnittsverbrauch eine "30" vor dem Komma stehen. Eine eigene Ölquelle nebst Raffinerie scheint daher eine sinnvolle Anschaffung.
Anders als erwartet, lässt sich das elitäre Wüstentier nur manuell schalten. Die Automatik sucht man vergebens . Und die fünf einzelnen Fahrstufen für den Vortrieb wollen mit Genauigkeit und Bedacht eingelegt sein. Vor dem ebenfalls unmotiviert in den ledernen Innenraum hineinragenden Ganghebel liegt eine wilde Batterie an Plastikschaltern – montiert auf einem Holzbrett. Licht, Zentralverriegelung, Klimaanlage und Zusatzfunktionen lassen sich nach Fisher-Price-Manier hier mit festem Druck wählen.
Als ob der Raum für den Fahrer trotz drei Metern Radstand und zwei Metern Gesamtbreite nicht schon eng genug wäre, muss man sich die Handbremse am mächtigen Mitteltunnel ertasten. Gleich dahinter befinden sich wie bei einem Prototypen zwei üppig dimensionierte Wählhebel für Allradantrieb und Untersetzung. Nur mit Mühe erfummelt man dagegen das winzige Zündschloss und den Lenkstockhebel für die Scheibenwischer. Im Fond sieht es nicht anders aus. Hier wird die Rückbank von dem gewaltigen Mitteltunnel durchtrennt. Man sitzt weder vorn noch hinten wirklich gut und die mächtigen Windgeräusche werden allein durch den donnernden Zwölfzylinder übertönt. Arglosen Mitmenschen am Straßenrand fallen schier die Augen aus dem Kopf, wenn der schwarze Koloss wild brüllend an ihnen vorbeirauscht. "Die Dinosaurier kommen zurück", scheint ein grauhaariger Pensionär zu denken, der dem Lamborghini LM 002 wohl noch minutenlang hinterher starrt.
Der Aufmerksamkeitswert des Geländewagens ist ungeschlagen. Einige schauen verwirrt. Andere mit Verwunderung. Doch bei manchen scheint beinahe schon Furcht in den Augen zu stehen. Der LM 002 macht den Eindruck, er könnte über alles hinwegrollen, was sich ihm in den Weg stellt. Fette 345er Breitreifen vom Typ Pirelli Scorpion unterstreichen den visuellen Eindruck und sorgen dafür, dass die 444 PS auch standesgemäß auf die Straße kommen. Von 0 auf 100 km/h vergehen gerade mal 7,8 Sekunden. Der LM 002 ist das richtige für die Wüste, die Steppe oder die Savanne. Auf schmalen Landstraßen fühlt man sich im LM 002 kaum wohl. Die Hitze des Motors dringt nach wenigen Minuten deutlich spürbar in den Innenraum. Der Fahrer sollte das Lekrad mit beiden Händen fest greifen: Der Urwald-Lambo ist anfällig für Spurrillen und verlangt auch wegen der Lastwagenlenkung nach einer gefühlvollen Hand. Einen Dinosaurier wie den Lamborghini LM 002 gibt es nur einmal. Der Großteil der rund 300 gebauten Fahrzeuge dürfte noch heute in den Garagen der Reichen und Mächtigen weilen. Denn einen wie dieses Urtier gibt man nicht wieder her. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist das Angebot rar. Für einen gepflegtes Modell muss man zwischen 80.000 und 130.000 Euro kalkulieren.
Die Geschichte von der Entwicklung des Lamborghini LM 002 wird immer wieder gerne erzählt: Als die amerikanische Armee Ende der 70er Jahre nach einem Nachfolger für den US-Jeep suchte, beteiligte sich über die amerikanische Firma MIT auch Lamborghini am Bieterwettstreit. Zu den Vergleichfahrten im härtesten US-Terrain wurde aus Norditalien der Prototyp eines Lamborghini-Geländewagens mit Namen Cheetah eingeflogen. Während der heutige Hummer H-1 (HMMWV) mit Bravour bestand und die Generäle in Verzückung versetzte, fiel der US-Lambo mit Pauken und Trompeten durch und wurde bei den Testfahrten sogar völlig zerstört. Das war's erst mal.
Ein paar Jahre später stieß man bei der geplanten Neuausrichtung der Marke Lamborghini auf die ehemaligen Pläne und entschied sich, die einstigen Entwicklungskosten auf ein Serienprojekt umzulegen. Um eine Pleite wie bei der Armee-Fahrvorstellung zu verhindern, tüftelte und bastelte man noch knapp fünf Jahre lang. Erst mit Verzögerung wurde daher im Jahre 1986 das Serienmodell LM 002 vorgestellt. Bei aller Mühe für die Abstimmung von V12-Triebwerken, Fahrwerk, Allradantrieb und Edel-Interieur muss man das Außendesign schlicht vergessen haben. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Doch dass dieser Lamborghini zu den hässlichsten Autos der jüngeren Historie gehört, dürften nur wenige bezweifeln. Ändert alles nichts daran, dass der Gelände-Lambo ein Lustobjekt mit viel Sexappeal ist.
Ist es nun das martialische Aussehen eines Schützenpanzers, die undefinierbaren Flächen, Kanten und Ecken oder die Möglichkeit, einen Lamborghini mit Countach-Motor im Gelände zu bewegen, der den LM 002 so begehrlich macht? Von 1986 bis 1992 wurden gerade mal 301 Stück verkauft. Zuletzt angetrieben von einem V12-Countach-Triebwerk mit 5,2 Litern Hubraum, 444 PS und über 210 km/h Spitze galt der Panzer-Lambo lange Zeit als der sportlichste und schnellste Geländewagen der Welt. Scheichs und Prinzen, Stars und Sternchen liebten den norditalienischen Dampfhammer, der so wunderbar auf jegliches Understatement verzichtete und einen auf so drastische Art und Weise vom schnöden Pöbel abhob. Der erste LM 002 ging an den König von Marokko. Ein LM 002 wurde 1987 für die Pharaonen-Rallye und ein Jahr später für die Rallye Paris-Dakar aufgebaut und auch eingesetzt.
Gegen den 4,90 Meter langen und 2,7 Tonnen schweren LM 002 ist die alt-ehrwürdige Mercedes G-Klasse windschlüpfrig und der Land Rover Defender eine zarte Pflanze. Wer in den - trotz der mächtigen Dimensionen - viel zu eng geschnittenen Innenraum steigt, will protzen. Zeigen, dass er der König auf der Straße ist. Und wer sich in weichstem Leder gebettet und das Lastwagen-Lenkrad im Miniformat einmal in die Hände genommen hat, der weiß, dass an diesem Thron auf absehbare Zeit niemand rütteln wird. Seine militärische Herkunft sieht man ihm ebenso an wie dem auch längst zur Legende gewordenen Hummer H-1. Statt eines Kofferraums hat der Lambo eine winzige Ladefläche, die erst durch Verwendung einer Box für Gepäck nutzbar ist.
Das Armaturenbrett könnte auch von einem Bagger oder einem Traktor stammen. Ziemlich unförmig reckt sich das lederne Nardi-Lenkrad unter der rotbraun schimmernden Holzplatte hervor. Wenig elegant sind in dem Holz lieblose Rundinstrumente für Geschwindigkeit, Drehzahl, Temperatur, Batterie, Öldruck und Kraftstoff eingepfropft. Besonders der links unten liegenden Benzinuhr kommt beim LM 002 eine besondere Bedeutung zu: Der italienische Allradler hat seine 290 Liter Tankvolumen nicht ohne Grund. Bei jedem Gasstoß, dem ein lustvolles Grollen des Zwölfzylinders folgt, bewegt sich der Zeiger Richtung Neige. Die akustische Isolierung des Sportwagen-Triebwerks ist allenfalls sporadisch. Dementsprechend bullig dringen die bis zu 502 Nm Drehmoment an die Ohren. Man kann nur raten, wie viel sich der knapp 450 PS starke Motor unter heftigem Krafteinsatz im Gelände einschenkt. Selbst unter günstigen Bedingungen dürfte beim Durchschnittsverbrauch eine "30" vor dem Komma stehen. Eine eigene Ölquelle nebst Raffinerie scheint daher eine sinnvolle Anschaffung.
Anders als erwartet, lässt sich das elitäre Wüstentier nur manuell schalten. Die Automatik sucht man vergebens . Und die fünf einzelnen Fahrstufen für den Vortrieb wollen mit Genauigkeit und Bedacht eingelegt sein. Vor dem ebenfalls unmotiviert in den ledernen Innenraum hineinragenden Ganghebel liegt eine wilde Batterie an Plastikschaltern – montiert auf einem Holzbrett. Licht, Zentralverriegelung, Klimaanlage und Zusatzfunktionen lassen sich nach Fisher-Price-Manier hier mit festem Druck wählen.
Als ob der Raum für den Fahrer trotz drei Metern Radstand und zwei Metern Gesamtbreite nicht schon eng genug wäre, muss man sich die Handbremse am mächtigen Mitteltunnel ertasten. Gleich dahinter befinden sich wie bei einem Prototypen zwei üppig dimensionierte Wählhebel für Allradantrieb und Untersetzung. Nur mit Mühe erfummelt man dagegen das winzige Zündschloss und den Lenkstockhebel für die Scheibenwischer. Im Fond sieht es nicht anders aus. Hier wird die Rückbank von dem gewaltigen Mitteltunnel durchtrennt. Man sitzt weder vorn noch hinten wirklich gut und die mächtigen Windgeräusche werden allein durch den donnernden Zwölfzylinder übertönt. Arglosen Mitmenschen am Straßenrand fallen schier die Augen aus dem Kopf, wenn der schwarze Koloss wild brüllend an ihnen vorbeirauscht. "Die Dinosaurier kommen zurück", scheint ein grauhaariger Pensionär zu denken, der dem Lamborghini LM 002 wohl noch minutenlang hinterher starrt.
Der Aufmerksamkeitswert des Geländewagens ist ungeschlagen. Einige schauen verwirrt. Andere mit Verwunderung. Doch bei manchen scheint beinahe schon Furcht in den Augen zu stehen. Der LM 002 macht den Eindruck, er könnte über alles hinwegrollen, was sich ihm in den Weg stellt. Fette 345er Breitreifen vom Typ Pirelli Scorpion unterstreichen den visuellen Eindruck und sorgen dafür, dass die 444 PS auch standesgemäß auf die Straße kommen. Von 0 auf 100 km/h vergehen gerade mal 7,8 Sekunden. Der LM 002 ist das richtige für die Wüste, die Steppe oder die Savanne. Auf schmalen Landstraßen fühlt man sich im LM 002 kaum wohl. Die Hitze des Motors dringt nach wenigen Minuten deutlich spürbar in den Innenraum. Der Fahrer sollte das Lekrad mit beiden Händen fest greifen: Der Urwald-Lambo ist anfällig für Spurrillen und verlangt auch wegen der Lastwagenlenkung nach einer gefühlvollen Hand. Einen Dinosaurier wie den Lamborghini LM 002 gibt es nur einmal. Der Großteil der rund 300 gebauten Fahrzeuge dürfte noch heute in den Garagen der Reichen und Mächtigen weilen. Denn einen wie dieses Urtier gibt man nicht wieder her. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist das Angebot rar. Für einen gepflegtes Modell muss man zwischen 80.000 und 130.000 Euro kalkulieren.
Quelle: Autoplenum, 2009-05-05
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