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Testbericht

Stefan Grundhoff, 2. September 2008
Der DTS von Cadillac gehört zu den am besten geschützten Geheimnissen der automobilen Welt. Kein Wunder: In ihm ist der amerikanische Präsident unterwegs - wenn er seine Airforce One einmal verlassen muss.

An sich ist der Cadillac DTS ein ziemlich unspektakuläres Auto. Es fällt allenfalls durch seine Länge von 5,28 Meter und seine INsassen vornehmlich älteren Jahrgangs auf. In punkto Fahrdynamik, Motor und Verarbeitung kann es der Luxusamerikaner keinesfalls gegen die deutlich bessere Konkurrenz aus Europa und Asien aufnehmen. Aber der amerikanische Präsident wäre nicht der amerikanische Präsident, wenn er nicht in einer Luxuslimousine aus eigenen Landen auf Staatsbesuch gehen würde.

Technisch ist der DTS selbst im GM-Konzern eine alte Nummer. Er basiert nach wie vor auf der Plattform des betagten Edeldoppels Cadillac DTS und STS, die schon im Sommer 1993 ihre Premiere feierten. Während sich der STS mittlerweile technisch und optisch frisch gemacht hat, ist der DTS das, was er schon immer war: Eine Sänfte auf Rädern. Er ist der Nachfolger des legendären DeVille Touring Sedan, von dem sich auch sein Namenskürzel ableitet. Zusammen mit dem Lincoln Towncar hat der DTS in den USA den Stellenwert einer Mercedes S-Klasse und ist seit Anfang der 50er Jahre das Aushängeschild der Marke Cadillac. Mittlerweile ist der DTS nur noch als viertürige Limousine im Handel. Die lange Jahre angebotenen Coupé- und Cabrioletversionen wurden aufgrund geringer Nachfragen eingestellt. Anders als die gesamte Konkurrenz aus dem In- und Ausland wird der DTS trotz üppiger Motorleistung und entsprechendem Leergewicht über die Vorderachse angetrieben. Das ehemalige 4,9-Liter-Triebwerk wurde 1996 durch den durchzugsstärkeren 4,6 Liter V8 ersetzt.

In den USA ist der Cadillac DTS mit einem 279 und einem 295 PS starken Achtzylinder mit Benzindirekteinspritzung und Vierstufenautomatik auf dem Markt. Während die Serienmodelle 180 bzw. 210 km/h schnell sind und knapp 1,9 Tonnen wiegen, hat die Staatslimousine "Cadillac One" des amerikanischen Präsidenten deutlich imposantere Werte: Die Motorleistung soll bei rund 500 PS liegen. Die Panzerung oberhalb der üblichen B6/B7-Panzerung anderer Schutzlimousinen und der nochmals verlängerte Radstand machen das US-Car-Number-1 knapp fünf Tonnen schwer. Die gepanzerten Scheiben sind dicker als ein Unterarm und halten selbst schwerstem Beschuss stand. Der DTS bietet höchstmöglichen Schutz vor terroristischen Angriffen.

Seine Armierung hält Gewehrprojektile alle Art ebenso aus wie Handgranaten und andere Sprengsätze. Zusätzliche Sicherheits-Features sind Reifen mit Notlaufeigenschaften, ein selbst dichtender Tank und eine Feuerlöschanlage. Im Notfall lassen sich die Türen zum Notausstieg heraussprengen. Satellitentelefon, Computer und gesicherte Telefonleitungen sind nur einige weitere Ausstattungsdetails. Es gibt mehrere Exemplare des Cadillac One. Alle sind identisch ausgestattet, mit einem schwarzen Metalliclack (Jet-Black) überzogen und verfügen über dunkelblaue Ledersitze. Im Innenraum haben sechs Personen bequem Platz.

"General Motors und Cadillac sind stolz, mit dem DTS als Präsidentenlimousine das neueste Kapitel in der amerikanischen Automobilgeschichte zu schreiben", sagt General-Motors-Chef Rick Wagoner, ganz Patriot. Der ganz normale unpräsidiale Cadillac DTS zeichnet sich durch eine schwammige Lenkung, weiche Dämpfer und einen Verbrauch von rund 13,7 Liter Normalbenzin auf 100 Kilometer auf. Der schwerstgepanzerte DTS von George W. Bush dagegen dürfte deutlich mehr als 30 Liter pro 100 Kilometer schlucken.

In den vergangenen Jahren hat insbesondere die europäische Konkurrenz dem DTS sehr zugesetzt. Viele Cadillac-Fans fühlten sich zum neu entwickelten STS mit Heckantrieb, Powermotor und zunehmend europäischen Genen hingezogen. Bei den älteren US-Kunden steht der DeVille Touring Sedan jedoch nach wie vor hoch im Kurs. Platzangebot sowie Serienausstattung sind opulent. Und Bodenwellen werden wie von einem fliegenden Teppich ins Jenseits befördert. Das mögen nicht nur Präsidenten.

Quelle: Autoplenum, 2008-09-02

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