Fast wie in Kong Kongs Händen: Mercedes S-Klasse 63 AMG im Test
Testbericht
Haar, 18. Juni 2007 Die Landschaft rauscht rasend schnell an mir vorbei dunkel, konturlos. Nur Begrenzungspfeiler und Verkehrsschilder blitzen immer wieder in meinem Blickfeld auf. Dieses endet in der schwarzen Nacht dort, wo die Scheinwerfer ihre Leuchtkraft verlieren. Doch ein Monitor hinterm Lenkrad zeigt: Auch weit voraus ist kein anderes Auto mehr unterwegs. Ich habe freie Fahrt und gebe Vollgas.
King Kongs Hand im Sitz Dort, wo mir der Monitor mehr zeigt als ich sehen kann, befindet sich eigentlich ein großer Rundtacho. Doch jetzt jage ich mit dem Bild der Nachtsichtkamera vor mir über die Bahn. Ein Balken unterm Kamerabild zeigt meine Geschwindigkeit: knapp über 200 km/h. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und dumpfes Grollen wechselt in hartes Wummern kurze Zeit später steht der Balken jenseits der 250. Trotz Vollspeed zirkle ich jetzt mit perfekt verhärtender und exakter Lenkung den Wagen entspannt durch eine Kurve. Dabei verstärkt der Sitz automatisch seine Umklammerung, hält mich wie einst King Kongs Hand die weiße Frau trotz hoher Fliehkräfte in tadellos aufrechter Position.
Oberklasse mit Sahnehäubchen Was mich hier in eine höhere Dimension des Fahrens befördert, ist der Überfluss vom Überfluss ein Mercedes S 63 AMG. Der Werkstuner des Stuttgarter Autobauers hat sich des Inbegriffs der Oberklasse angenommen und ihm ein imposantes 6,2-Liter-V8-Herz eingepflanzt. Dessen 525 PS katapultieren das Flaggschiff der Mercedes-Flotte weit nach vorn in die Königsklasse leistungsstarker Automobile.
Limo mit DTM-Anleihen Bereits optisch erzeugt die exklusive Performance-Variante viel Aufmerksamkeit. Allein die Außenmaße der S-Klasse flößen Respekt ein. Mit Schwellern, Spoilern, Riesenfelgen und vier Auspuffrohren hat AMG das sportliche Ansinnen zudem optisch eindrucksvoll in Szene gesetzt. Der Mix aus Prestige-Limousine und DTM-Boliden kann sich sehen lassen und zieht die Blicke auf sich.
Viel Luxus, wenig Sport innen Im Innenraum paaren sich Prunk und Protz mit Stil und Funktionalität. Außerdem verwöhnt mich das Testfahrzeug mit fast allen erdenkbaren Annehmlichkeiten: ventilierbare Multikontursitze mit Massagefunktion, ein TV-Tuner, ein Abstandsradar. Recht dezent sind hingegen die AMG-spezifischen Dynamik-Details. Alu-Pedale und das Lenkrad mit Schaltwippen für die Automatik künden innen von der besonderen Stärke.
Schalten wie Alonso Neben einigen Fitnessmaßnahmen für den Motor hat AMG auch die Speedshift 7G-Tronic einer Spezialmassage unterzogen. Über die großen Alu-Schaltwippen hinterm Lenkrad kann ich so die Gangstufen wie Fernando Alonso wechseln. Wenn ich will. Ansonsten erledigt dies die Automatik rasch und mit fast perfektem Kraftschluss. Während das Getriebe im Sportmodus mit einem charaktervollen Ruck die nächste Gangstufe einlegt, geschieht dies im Komfortmodus butterweich. Ein besonderer Genuss ist es, beim Ausrollen manuell die Gänge runterzuschalten. Dann ertönt ein Zwischengasstoß und es brabbelt danach herrlich leistungsschwanger aus vier Auspuffrohren.
Giftig und dennoch sicher Die Giftigkeit des S 63 AMG ist nicht nur hör- sondern auch erfahrbar. So reagiert das Hinterteil des Hecktrieblers auf kräftige Gasstöße meist etwas nervös. Das überbordende Drehmoment lässt die Haftung der Hinterräder aber nur kurz abreißen und den Wagen kleine Seitwärtsschlenker machen. Bevor mehr passiert, bremst das ESP den Benz-Boliden wieder ein. Fast so als würde King Kongs Riesenhand diesmal von oben mein Auto zurück in die Spur setzen. Den ergonomisch schlecht erreichbaren Schalter zum Stilllegen der Regelassistenz lasse ich besser unangetastet. Irgendwie hätte ich kein gutes Gefühl, diesen bissigen Kraftprotz ohne Maulkorb im öffentlichen Straßenverkehr zu fahren. Das Übermaß an Leistung dürfte wohl das fahrerische Können der Allermeisten übersteigen. Vor allem auf regennasser Fahrbahn verhält sich der Hintern schlüpfrig wie ein Stück Seife in nasser Hand. Ohne ESP wären ungewollte Dreher dann vorprogrammiert.
Durchtrainierter Schwergewichtler Doch ansonsten wirkt die starke S-Klasse dank ihrer exakten Lenkung, dem straffen doch nie unkomfortablem Fahrwerk und den besonders groß dimensionierten Super-Stoppern sehr gut beherrschbar. Angesichts der über zwei Tonnen Gewicht beeindruckt mich das Fahrzeug mit seiner Agilität und einer unerwarteten Leichtigkeit. Keine Frage: Ein paar Kilo weniger könnten dem sportlichen Fahrspaß durchaus zuträglich sein. Doch fühlt sich der S 63 AMG nicht wie ein schwerfälliger Muskelprotz an. Vielmehr habe ich das Gefühl, mit einem nahezu perfekt durchtrainierten Schwergewichtler durch die Kurven zu jagen.
Wer schwer arbeitet, muss viel trinken Dass ein derart starker und schwerer PS-Protz dabei viel verbrennt, versteht sich von selbst: Der Spritkonsum schwankt zwischen 13 und 20 Liter, je nach Streckenprofil und meiner Gier nach Leistung. Im Schnitt verfeure ich bei meist zurückhaltender Fahrweise 14,9 Liter. Exakt so viel, wie Mercedes als Durchschnittsverbrauch angibt.
Nicht für den Normalverdiener Auch beim Kaufpreis sind individuell deutliche Schwankungen möglich. Die Basis kostet 130.543 Euro. Doch ist mein Testwagen mit seinen vielen Extras rund 30.000 Euro teurer. Allein das Sonderzubehör kostet so viel wie vier Dacia Logan oder zwei VW Golf. Normalverdiener wie ich dürfen also eigentlich vom S 63 AMG nur träumen und weiterhin kräftig Lotto spielen. Entsprechend genieße ich es noch einmal, während einer Zigarettenpause an den Wagen gelehnt dem metallischen Klingen der abkühlenden Auspuffanlage zu lauschen, die interessierten Blicke der Passanten einzufangen und denke bei mir: Wie herrlich erquickend ist doch dieses Bad im warmen Saft eurer Missgunst!
King Kongs Hand im Sitz Dort, wo mir der Monitor mehr zeigt als ich sehen kann, befindet sich eigentlich ein großer Rundtacho. Doch jetzt jage ich mit dem Bild der Nachtsichtkamera vor mir über die Bahn. Ein Balken unterm Kamerabild zeigt meine Geschwindigkeit: knapp über 200 km/h. Ein beherzter Tritt aufs Gaspedal und dumpfes Grollen wechselt in hartes Wummern kurze Zeit später steht der Balken jenseits der 250. Trotz Vollspeed zirkle ich jetzt mit perfekt verhärtender und exakter Lenkung den Wagen entspannt durch eine Kurve. Dabei verstärkt der Sitz automatisch seine Umklammerung, hält mich wie einst King Kongs Hand die weiße Frau trotz hoher Fliehkräfte in tadellos aufrechter Position.
Oberklasse mit Sahnehäubchen Was mich hier in eine höhere Dimension des Fahrens befördert, ist der Überfluss vom Überfluss ein Mercedes S 63 AMG. Der Werkstuner des Stuttgarter Autobauers hat sich des Inbegriffs der Oberklasse angenommen und ihm ein imposantes 6,2-Liter-V8-Herz eingepflanzt. Dessen 525 PS katapultieren das Flaggschiff der Mercedes-Flotte weit nach vorn in die Königsklasse leistungsstarker Automobile.
Limo mit DTM-Anleihen Bereits optisch erzeugt die exklusive Performance-Variante viel Aufmerksamkeit. Allein die Außenmaße der S-Klasse flößen Respekt ein. Mit Schwellern, Spoilern, Riesenfelgen und vier Auspuffrohren hat AMG das sportliche Ansinnen zudem optisch eindrucksvoll in Szene gesetzt. Der Mix aus Prestige-Limousine und DTM-Boliden kann sich sehen lassen und zieht die Blicke auf sich.
Viel Luxus, wenig Sport innen Im Innenraum paaren sich Prunk und Protz mit Stil und Funktionalität. Außerdem verwöhnt mich das Testfahrzeug mit fast allen erdenkbaren Annehmlichkeiten: ventilierbare Multikontursitze mit Massagefunktion, ein TV-Tuner, ein Abstandsradar. Recht dezent sind hingegen die AMG-spezifischen Dynamik-Details. Alu-Pedale und das Lenkrad mit Schaltwippen für die Automatik künden innen von der besonderen Stärke.
Schalten wie Alonso Neben einigen Fitnessmaßnahmen für den Motor hat AMG auch die Speedshift 7G-Tronic einer Spezialmassage unterzogen. Über die großen Alu-Schaltwippen hinterm Lenkrad kann ich so die Gangstufen wie Fernando Alonso wechseln. Wenn ich will. Ansonsten erledigt dies die Automatik rasch und mit fast perfektem Kraftschluss. Während das Getriebe im Sportmodus mit einem charaktervollen Ruck die nächste Gangstufe einlegt, geschieht dies im Komfortmodus butterweich. Ein besonderer Genuss ist es, beim Ausrollen manuell die Gänge runterzuschalten. Dann ertönt ein Zwischengasstoß und es brabbelt danach herrlich leistungsschwanger aus vier Auspuffrohren.
Giftig und dennoch sicher Die Giftigkeit des S 63 AMG ist nicht nur hör- sondern auch erfahrbar. So reagiert das Hinterteil des Hecktrieblers auf kräftige Gasstöße meist etwas nervös. Das überbordende Drehmoment lässt die Haftung der Hinterräder aber nur kurz abreißen und den Wagen kleine Seitwärtsschlenker machen. Bevor mehr passiert, bremst das ESP den Benz-Boliden wieder ein. Fast so als würde King Kongs Riesenhand diesmal von oben mein Auto zurück in die Spur setzen. Den ergonomisch schlecht erreichbaren Schalter zum Stilllegen der Regelassistenz lasse ich besser unangetastet. Irgendwie hätte ich kein gutes Gefühl, diesen bissigen Kraftprotz ohne Maulkorb im öffentlichen Straßenverkehr zu fahren. Das Übermaß an Leistung dürfte wohl das fahrerische Können der Allermeisten übersteigen. Vor allem auf regennasser Fahrbahn verhält sich der Hintern schlüpfrig wie ein Stück Seife in nasser Hand. Ohne ESP wären ungewollte Dreher dann vorprogrammiert.
Durchtrainierter Schwergewichtler Doch ansonsten wirkt die starke S-Klasse dank ihrer exakten Lenkung, dem straffen doch nie unkomfortablem Fahrwerk und den besonders groß dimensionierten Super-Stoppern sehr gut beherrschbar. Angesichts der über zwei Tonnen Gewicht beeindruckt mich das Fahrzeug mit seiner Agilität und einer unerwarteten Leichtigkeit. Keine Frage: Ein paar Kilo weniger könnten dem sportlichen Fahrspaß durchaus zuträglich sein. Doch fühlt sich der S 63 AMG nicht wie ein schwerfälliger Muskelprotz an. Vielmehr habe ich das Gefühl, mit einem nahezu perfekt durchtrainierten Schwergewichtler durch die Kurven zu jagen.
Wer schwer arbeitet, muss viel trinken Dass ein derart starker und schwerer PS-Protz dabei viel verbrennt, versteht sich von selbst: Der Spritkonsum schwankt zwischen 13 und 20 Liter, je nach Streckenprofil und meiner Gier nach Leistung. Im Schnitt verfeure ich bei meist zurückhaltender Fahrweise 14,9 Liter. Exakt so viel, wie Mercedes als Durchschnittsverbrauch angibt.
Nicht für den Normalverdiener Auch beim Kaufpreis sind individuell deutliche Schwankungen möglich. Die Basis kostet 130.543 Euro. Doch ist mein Testwagen mit seinen vielen Extras rund 30.000 Euro teurer. Allein das Sonderzubehör kostet so viel wie vier Dacia Logan oder zwei VW Golf. Normalverdiener wie ich dürfen also eigentlich vom S 63 AMG nur träumen und weiterhin kräftig Lotto spielen. Entsprechend genieße ich es noch einmal, während einer Zigarettenpause an den Wagen gelehnt dem metallischen Klingen der abkühlenden Auspuffanlage zu lauschen, die interessierten Blicke der Passanten einzufangen und denke bei mir: Wie herrlich erquickend ist doch dieses Bad im warmen Saft eurer Missgunst!
Technische Daten
Antrieb: | Heckantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 7 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | V-Kompressor-Benzinmotor |
Hubraum: | 6.208 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 8 |
Leistung: | 386 kW (525 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 630 Nm bei 5.200 UPM |
Preis
Neupreis: 130.543 € (Stand: Juni 2007)Fazit
Der zugegeben teure S 63 AMG verwöhnt mit Leistung und Luxus. Sein drehfreudiger und klangvoller V8 ist ein Traum und harmoniert wunderprächtig mit der Siebengang-Automatik. Sportliche Ambitionen unterstützt das fein abgestimmte und stets sehr komfortable Fahrwerk. Außerdem bietet die S-Klasse viele Extras und zukunftsweisende Sicherheitstechnik, die das Fahren besonders angenehm machen.Testwertung
Quelle: auto-news, 2007-06-19
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