Gebrauchtwagen-Check: Renault Captur (1. Generation) - Fast ohne Fehl und Tadel
Testbericht
SP-X/Köln. Mit dem Captur zeigte Renault 2013, dass schöne Formen und praktische Eigenschaften kein Widerspruch sein müssen. Das Mini-SUV gefiel den Kunden: Der schick gezeichnete Franzose konnte gegen Opel Mokka oder Nissan Juke punkten, verkaufte sich gut und stand lange Zeit an der Spitze der Zulassungen im B-SUV-Segment. Bleibt die Frage, wie sich die erste Generation des Captur (bis 2020) beim TÜV macht.Karosserie und Innenraum: Der 4,12 Meter lange Captur fällt durch seine optischen SUV-Anleihen wie die bullige Front auf. Den Designer ist es aber gelungen, den Auftritt ohne allzu große Macho-Allüren zu gestalten. So wirkt der Franzose eher freundlich als aggressiv. Zum netten Erscheinungsbild trägt auch der Einsatz von viel Chrom und peppigen Farben bei. Dass der damals aktuelle Kleinwagen Clio (IV) Technikspender war, bemerkt man nicht. Der Innenraum ist ebenfalls freundlich und auf Wunsch der Erstbesitzer farbenfroh mit bunten Einfassungen von Mittelkonsole, Lüftungsdüsen und Lautsprechern gestaltet. Dazu gibt es eine etwas höhere Sitzposition, eine verschiebbare Rückbank, viele Ablagen und ordentliche Platzverhältnisse. Die Materialauswahl ist allerdings nicht immer hochwertig. Die Rückbank lässt sich zugunsten von mehr Knie- oder Kofferraumvolumen in der Längsrichtung um 16 Zentimeter verschieben. Das Gepäckvolumen variiert so von 377 und 455 bis zu 1.235 Litern bei umgelegte Rücksitzlehne. Hingucker ist das Handschuhfach. Statt einer klassischen Variante ist es beim Captur als ausziehbare Schublade gefertigt.2017 erhielt das Mini-SUV ein Facelift. Die Front wurde mit Anleihen bei den großen SUV-Brüdern Kadjar und Koleos nachgeschärft. Für den markanten Auftritt sorgt seitdem der vorne und hinten gut sichtbare Unterfahrschutz. Außerdem hielten ein neues Lederlenkrad, neue Polsterstoffe sowie weichere Kunststoffmaterialien Einzug im Captur.Motoren und Antrieb: Wo Wettbewerber wie Opel Mokka X, Audi Q2 oder Fiat 500 X zumindest 4x4-Antrieb als Option anbieten, bleibt der Captur dem Schein-SUV treu und verfügt nur über Frontantrieb. Volumenmotor ist der 0,9-Liter-Dreizylinder, der 66 kW/90 PS leistet und an ein manuelles Fünfganggetriebe gekoppelt ist. Der Basismotor reicht für den nicht allzu fahrerischen anspruchsvollen Alltag. Wenn es etwas mehr als 171 km/h in der Spitze und 140 Nm sein darf: Der 1,2-Liter-Vierzylinder-Turbo mit zuletzt 87 kW/118 PS (zum Marktstart: 88 kW/120 PS) kommt auf eine Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h und 205 Nm. Alternativ zum manuellen Sechsganggetriebe gibt es ihn auch mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe (EDC). Der 1.2er wurde 2018 aus dem Programm genommen, als Ersatz kam ein spritziger 1,3-Liter-Vierzylinder, der in den Ausbaustufen mit 96 kW/131 PS und 110 kW/150 PS angeboten wurde. Beim 150 PS-Turbo steht ein EDC-Getriebe optional zum Handschalter zur Verfügung. Die Verbräuche der Benziner bewegen sich zwischen 5,1 und 5,6 Litern. Sparsamer ist der 1.5-Liter-Diesel, der wahlweise mit 90 PS oder 81 kW/110 PS aufwartet. Die Selbstzünder begnügen sich durchschnittlich mit Verbrauchswerten von 3,6 bis 3,9 Litern.Ausstattung und Sicherheit: zum Markstart wurde der Captur in den drei Ausstattungslinien „Expression“, „Dynamique“ und „Luxe“ offeriert. Im Laufe der Jahre änderten sich die Bezeichnungen, außerdem bot Renault mehr Komfortlinien an. Geblieben ist, dass die Basisversionen (Expression, Life) nicht viel mehr als das Nötigste bieten und zum Beispiel keine Klimaanlage an Bord haben. Allerdings fragte die Kundschaft eher höhere Ausstattungsversionen nach, die Basisvarianten fristen ein Nischendasein. Außerdem hatte Renault für die erste Generation des Captur Annehmlichkeiten im Programm, darunter Leder, Alus, Rückfahrkamera oder ein Panoramaglasdach. Eine Besonderheit sind Reißverschlüsse für die Sitzpolster, so dass die Bezüge abnehmen und waschen lassen. Beim NCAP-Crashtest erzielte der Captur eine Fünf-Sterne-Bewertung, Assistenten sucht man bei ihm aber noch fast vergebens. Einzig ein Tot-Winkel-Warner war erhältlich.Qualität: Der Captur sieht nicht nur gut aus und ist praktisch, er gibt auch bei den TÜV-Hauptuntersuchungen ein überwiegend gutes Bild von sich ab. Einzig das Thema Achsaufhängung verhagelt dem Mini-SUV den Besuch beim TÜV und das über alle Altersklassen. Die Beleuchtungsanlage der jüngeren Jahrgänge gibt ebenfalls Anlass zu Kritik seitens der Prüfer, die Fußbremse zeigt sich bei älteren Modellen von ihrer schwachen Seite. Ansonsten finden die Prüfer nichts zu bemängeln. Der Captur absolviert die HU im Vergleich zum Segmentdurchschnitt mit deutlich geringer Fehleranfälligkeit.Fazit: Wer kleine SUV goutiert, auf schöne Formen und farbenfrohe Lackierungen steht und noch ein zuverlässiges Auto sucht, ist beim Captur richtig. Ältere Modelle kosten ab 7.000 Euro; für Fahrzeuge, die nach dem Facelift gekauft wurden, muss man mindestens rund 10.000 Euro hinlegen.Die Kombination aus Kleinwagen und französischer Provenienz lässt TÜV-Prüfer oft „rot“ sehen und lange Mängelprotokolle schreiben. Doch es gibt Ausnahmen, wie der Renault Captur vormacht.
Fazit
Die Kombination aus Kleinwagen und französischer Provenienz lässt TÜV-Prüfer oft „rot“ sehen und lange Mängelprotokolle schreiben. Doch es gibt Ausnahmen, wie der Renault Captur vormacht.Quelle: Autoplenum, 2021-09-01
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