Fahrbericht: Renault Megane Grandtour - Gebremste Avantgarde
Testbericht
Keine Experimente mehr: Der Grandtour soll mit klarem aber mehrheitstauglichen Design den Mégane zum Erfolg führen. Um sicher zu gehen, ist der Kombi auch noch preiswerter als sein Vorgänger.
Da mag Renaults Deutschlandchef Achim Schaible auch noch so sehr darauf bestehen: "Der Klemptnerkombi ist mega out, Design ist gefragt." Die Zeiten der einsamen Avantgarde sind bei Renault endgültig vorbei. Das belegt nun spätestens die Kombiversion des Mégane. Sexy? Durchaus. Sehenswert? Aber immer. Doch extravagant? Wohl kaum. Wer genau hinschaut, der hat zwar keine Mühe, den aktuellen Mégane in die Evolutionslinie einzupassen, an deren Anfang vor fast zehn Jahren der ebenso futuristische wie erfolglose Avantime stand. Aber längst sind die Linien und Rundungen massenkompatibel geschliffen geworden - vor allem beim Kombi.
Kein Wunder: Denn der Mégane Grandtour, den die Franzosen nach Limousine und Coupé nun in der dritten Generation auf den Markt bringen, "ist für uns die wichtigste Neuheit des Jahres", sagt Renault-Sprecher Thomas May-Englert. Der Kombi hat deutlich bessere Chancen, hierzulande in seinem Segment einen guten Schnitt zu machen, als die drei- und fünftürigen Mégane-Versionen. Denn die müssen sich gegen niemand geringeren durchbeißen als gegen den Klasseprimus VW Golf. Da lohnen sich Investitionen ins Produkt: 190 Millionen Euro haben die Franzosen in ihr Werk bei Valencia gesteckt, wo der Mégane vom Band rollt.
Auch wenn er mehr den Kunden als den Kuratoren der Museen für moderne Kunst gefallen soll - so ganz ohne Anspruch sind die Designer bei Grandtour denn doch nicht zu Werke gegangen. Die Vorderansicht ist klar gezeichnet mit den Frontscheinwerfern, deren schwungvolle Linien sich in den großen Lüftungen im Stoßfänger fortsetzen. Dazu kommen eine nach hinten abfallende Dachlinie, die dem Kombi einen Hauch von Coupé mit auf den Weg gibt, spitz zulaufende Seitenfenster und eine gerundete Heckscheibe. Vor allem aber: ausgeprägt markante, zweigeteilte Heckleuchten, die sich optisch weit in die Heckklappe hinein ziehen.
Hinter dieser Klappe liegt ein gut zugänglicher Laderaum mit niedriger Ladekante und viel Platz. Komplett bestuhlt reicht es für 524 Liter. Wer die hinteren Sitze umklappt, kommt auf bis zu 1595 Liter Stauraum. Das ist in dieser Klasse sehr ordentlich. Sind öfters lange Lasten zu transportieren, lässt sich der Grandtour mit umklappbarem Beifahrersitz bestellen - dann sind selbst schwedische Regale bis 2,55 Meter Länge kein Problem. Der Laderaum ist nicht nur groß - er kann auch mit einer ganzen Reihe praktischer Details punkten. Im Wagenboden verbirgt sich ein Staufach für Kleinkram, an den Seiten gibt es Netze, Aluschienen sind optional bestellbar und die Laderaumabdeckung lässt sich vielseitig verwenden.
Der Innenraum selbst macht, was Materialien und Verarbeitung betrifft, einen hochwertigen und angenehmen Eindruck. Das Armaturenbrett erscheint auf den ersten Blick aufgeräumt und übersichtlich. Das liegt auf den zweiten Blick aber auch daran, dass einige wichtige Hebel und Funktionen versteckt und nur mühsam zu ertasten sind - oder sie sich nur umständlich über den Bordcomputer einstellen lassen. Intuitiv geht anders. Gestartet wird per Knopfdruck, die in der Hosentasche etwas sperrige Schlüssel-Keycard findet in einem Schlitz an der Mittelkonsole ihren Platz. Eine Start-Stopp-Funktion gibt es beim Mégane auch nicht gegen Aufpreis: "Wir arbeiten daran", sagt Schaible lapidar.
Fahren lässt sich der Mégane Grandtour so angenehm, wie zu erwarten war: Ein Gleiter, kein Raser. Sicher zirkelt er zwar auch bei flotter Fahrt um jede Kurve - aber man merkt schnell, dass ihm die Kurvenhatz weniger liegt als seinen um 16 cm kürzeren und mit 5 cm weniger Radstand auch etwas agileren Brüdern aus der Limousinen- und Coupé-Fraktion. Die 6-Gang-Handschaltung ist gut abgestimmt, die Lenkung ausreichend präzise. Die Federung arbeitet harmonisch und komfortabel - auch gröbere Unebenheiten schlagen nicht unangenehm bis zu den Passagieren durch.
Mit 81 kW/110 PS reicht der 1,6-Liter-Basisbenziner schon gut aus, um ohne Frust unterwegs zu sein. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 195 km/h, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h schafft der Kombi laut Werksangabe und subjektivem Gefühl in knapp 11 Sekunden. Man hat auch beim Überholen oder an Steigungen kaum je das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Auch der avisierte Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern Super ist sehr konkurrenzfähig. Wer mehr Vortrieb will, für den stehen drei weitere Benziner mit bis zu 180 PS und vier Diesel mit Leistungen zwischen 90 und 160 PS zur Wahl.
Um in schweren Zeiten auch finanziell einen Anreiz zu bieten, haben die Franzosen den Grandtour gegenüber dem Vorgänger um 600 Euro billiger gemacht - trotz besserer Ausstattung. Und gegenüber der vergleichbar motorisierten Limousine sind 1000 Euro Aufpreis für den Kombi auch noch moderat. In der preiswertesten Version mit dem 110-PS-Benziner ist der Mégane Grandtour denn auch schon ab 18.950 Euro zu haben. Damit liegt er psychologisch knapp unter dem Einstandspreis für einen 1,6-Liter VW Golf Variant - doch dessen Modellreihe ist mittlerweile angestaubt und sie bietet eine deutlich magerere Serienausstattung. Ein Audi A3 Sportback ist nicht unter 20.500 Euro zu haben, der Fiat Croma startet bei knapp 22.000 Euro und den 115-PS-Focus lässt sich Ford als Turnier mit mindestens 20.000 Euro bezahlen.
Da mag Renaults Deutschlandchef Achim Schaible auch noch so sehr darauf bestehen: "Der Klemptnerkombi ist mega out, Design ist gefragt." Die Zeiten der einsamen Avantgarde sind bei Renault endgültig vorbei. Das belegt nun spätestens die Kombiversion des Mégane. Sexy? Durchaus. Sehenswert? Aber immer. Doch extravagant? Wohl kaum. Wer genau hinschaut, der hat zwar keine Mühe, den aktuellen Mégane in die Evolutionslinie einzupassen, an deren Anfang vor fast zehn Jahren der ebenso futuristische wie erfolglose Avantime stand. Aber längst sind die Linien und Rundungen massenkompatibel geschliffen geworden - vor allem beim Kombi.
Kein Wunder: Denn der Mégane Grandtour, den die Franzosen nach Limousine und Coupé nun in der dritten Generation auf den Markt bringen, "ist für uns die wichtigste Neuheit des Jahres", sagt Renault-Sprecher Thomas May-Englert. Der Kombi hat deutlich bessere Chancen, hierzulande in seinem Segment einen guten Schnitt zu machen, als die drei- und fünftürigen Mégane-Versionen. Denn die müssen sich gegen niemand geringeren durchbeißen als gegen den Klasseprimus VW Golf. Da lohnen sich Investitionen ins Produkt: 190 Millionen Euro haben die Franzosen in ihr Werk bei Valencia gesteckt, wo der Mégane vom Band rollt.
Auch wenn er mehr den Kunden als den Kuratoren der Museen für moderne Kunst gefallen soll - so ganz ohne Anspruch sind die Designer bei Grandtour denn doch nicht zu Werke gegangen. Die Vorderansicht ist klar gezeichnet mit den Frontscheinwerfern, deren schwungvolle Linien sich in den großen Lüftungen im Stoßfänger fortsetzen. Dazu kommen eine nach hinten abfallende Dachlinie, die dem Kombi einen Hauch von Coupé mit auf den Weg gibt, spitz zulaufende Seitenfenster und eine gerundete Heckscheibe. Vor allem aber: ausgeprägt markante, zweigeteilte Heckleuchten, die sich optisch weit in die Heckklappe hinein ziehen.
Hinter dieser Klappe liegt ein gut zugänglicher Laderaum mit niedriger Ladekante und viel Platz. Komplett bestuhlt reicht es für 524 Liter. Wer die hinteren Sitze umklappt, kommt auf bis zu 1595 Liter Stauraum. Das ist in dieser Klasse sehr ordentlich. Sind öfters lange Lasten zu transportieren, lässt sich der Grandtour mit umklappbarem Beifahrersitz bestellen - dann sind selbst schwedische Regale bis 2,55 Meter Länge kein Problem. Der Laderaum ist nicht nur groß - er kann auch mit einer ganzen Reihe praktischer Details punkten. Im Wagenboden verbirgt sich ein Staufach für Kleinkram, an den Seiten gibt es Netze, Aluschienen sind optional bestellbar und die Laderaumabdeckung lässt sich vielseitig verwenden.
Der Innenraum selbst macht, was Materialien und Verarbeitung betrifft, einen hochwertigen und angenehmen Eindruck. Das Armaturenbrett erscheint auf den ersten Blick aufgeräumt und übersichtlich. Das liegt auf den zweiten Blick aber auch daran, dass einige wichtige Hebel und Funktionen versteckt und nur mühsam zu ertasten sind - oder sie sich nur umständlich über den Bordcomputer einstellen lassen. Intuitiv geht anders. Gestartet wird per Knopfdruck, die in der Hosentasche etwas sperrige Schlüssel-Keycard findet in einem Schlitz an der Mittelkonsole ihren Platz. Eine Start-Stopp-Funktion gibt es beim Mégane auch nicht gegen Aufpreis: "Wir arbeiten daran", sagt Schaible lapidar.
Fahren lässt sich der Mégane Grandtour so angenehm, wie zu erwarten war: Ein Gleiter, kein Raser. Sicher zirkelt er zwar auch bei flotter Fahrt um jede Kurve - aber man merkt schnell, dass ihm die Kurvenhatz weniger liegt als seinen um 16 cm kürzeren und mit 5 cm weniger Radstand auch etwas agileren Brüdern aus der Limousinen- und Coupé-Fraktion. Die 6-Gang-Handschaltung ist gut abgestimmt, die Lenkung ausreichend präzise. Die Federung arbeitet harmonisch und komfortabel - auch gröbere Unebenheiten schlagen nicht unangenehm bis zu den Passagieren durch.
Mit 81 kW/110 PS reicht der 1,6-Liter-Basisbenziner schon gut aus, um ohne Frust unterwegs zu sein. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 195 km/h, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h schafft der Kombi laut Werksangabe und subjektivem Gefühl in knapp 11 Sekunden. Man hat auch beim Überholen oder an Steigungen kaum je das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Auch der avisierte Durchschnittsverbrauch von 6,9 Litern Super ist sehr konkurrenzfähig. Wer mehr Vortrieb will, für den stehen drei weitere Benziner mit bis zu 180 PS und vier Diesel mit Leistungen zwischen 90 und 160 PS zur Wahl.
Um in schweren Zeiten auch finanziell einen Anreiz zu bieten, haben die Franzosen den Grandtour gegenüber dem Vorgänger um 600 Euro billiger gemacht - trotz besserer Ausstattung. Und gegenüber der vergleichbar motorisierten Limousine sind 1000 Euro Aufpreis für den Kombi auch noch moderat. In der preiswertesten Version mit dem 110-PS-Benziner ist der Mégane Grandtour denn auch schon ab 18.950 Euro zu haben. Damit liegt er psychologisch knapp unter dem Einstandspreis für einen 1,6-Liter VW Golf Variant - doch dessen Modellreihe ist mittlerweile angestaubt und sie bietet eine deutlich magerere Serienausstattung. Ein Audi A3 Sportback ist nicht unter 20.500 Euro zu haben, der Fiat Croma startet bei knapp 22.000 Euro und den 115-PS-Focus lässt sich Ford als Turnier mit mindestens 20.000 Euro bezahlen.
Quelle: Autoplenum, 2009-06-19
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