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Testbericht

Sebastian Viehmann, 18. Februar 2009
Renault traut sich was. Der Kangoo BeBop ist Kombi, Kleinst-Van und im Bedarfsfall auch Cabrio. Drei Dinge auf einmal – kann das gut gehen? Die Antwort lautet ja. Doch man muss ein paar Abstriche machen.

Manchmal braucht es einen Striptease, damit Autos zu Kultobjekten werden. Aus VWs Vernunft-Bulli wurde dank Faltdach der Samba-Bus. Beim Fiat 500 wollte ganz schnell fast jeder Käufer die Decke zum Aufrollen. Und die Ente ist als fahrender Regenschirm in die Herzen von Millionen gewatschelt. Nun tritt Renault auf den Plan und kann der wachsenden Zahl von Kleinfamilien-Lastern die lange Nase zeigen. Mit ein paar Handgriffen vom Kasten-Kombi zum Freiluft-Kreuzer – davon können Citroën C3 Picasso, Fiat Qubo oder VW Caddy nur träumen.

Der Kangoo be bop ist knapp 3,9 Meter lang und hat das gleiche im Quadrat an Glasfläche. Die Basis teilt sich das Auto mit dem Kleintransporter Kangoo Rapid Compact. "Der Be Bop ist ein Nischenprodukt", gibt Thierry Moreau zu. Er ist Chef der Renault-Abteilung für leichte Nutzfahrzeuge. Wie viele davon sie glauben verkaufen zu können, verraten die Franzosen nicht. Aber man sei in der Produktion sehr flexibel. "Natürlich rechtfertigt der Wagen keine eigene Fabrik und kein eigenes Fließband", sagt Moreau. Und so läuft der Lifestyle-Laster quasi nebenbei im Kangoo-Werk Maubeuge vom Band.

Die Nutzfahrzeug-Gene weiß der Wagen gut zu verstecken. Die zweifarbige Karosserie wirkt frech und freundlich, das etwas dröge Kangoo-Interieur hat Renault für den be bop mit Polstern und Kunststoffen in knalligen Farben aufgepeppt. Große Ablagen – für eine französische Familienkutsche allerdings nicht übermäßig viele – warten auf Krimskrams. Unschön sind die weichen Polster mit wenig Seitenhalt, Die Fond-Passagiere sitzen höher als Fahrer und Beifahrer und die separaten Sitze lassen sich in Längsrichtung verschieben. In den Fond klettert man entweder an den Vordersitzen vorbei oder – etwas Gelenkigkeit vorausgesetzt - über den Kofferraum.

Erwachsene haben zwar reichlich Kopf- und auch genügend Beinfreiheit, doch Sitzriesen hocken wegen des hohen Bodens mit angewinkelten Knien. Das ist auf längeren Fahrten nicht sehr bequem. Mit vier Personen an Bord schrumpft das Kofferraumvolumen auf magere 214 Liter. Maximal sind 1462 Liter drin – wenn man die Rücksitze herausnimmt. Die Heckklappe schwenkt wie eine Tür zur Seite und lässt sich bei 32 oder 85 Grad arretieren. Wenn man sie ganz öffnet, braucht man hinter dem Auto fast eineinhalb Meter Platz. Kleinere Gegenstände kann man durch die Heckscheibe einladen. Sie fährt elektrisch herunter, ausgelöst durch einen Knopf am Autoschlüssel oder einen Schalter an der Mittelkonsole.

Der Clou des Kleinst-Franzosen ist natürlich das wandlungsfähige Heck. Der hintere Dachteil lässt sich zwar nicht – wie von Renault einst angekündigt – elektrisch bedienen. Doch der Weg zum Freiluftvergnügen ist simpel: Per Knopfdruck fährt die Heckscheibe herunter, mit zwei Handgriffen entriegelt man das Dach und mit ein wenig Muskelschmalz schiebt man es nach vorn. Die Seitenwände bleiben stehen. Hinten sitzt man nun im Freien und lässt sich die Sonne auf den Pelz brennen, bleibt aber vom Fahrtwind weitgehend verschont. Den Striptease kann man auch während der Fahrt vollführen und damit den Hintermann verblüffen. Die Idee ist wirklich pfiffig und eine gelungene Neuinterpretation der Faltdach-Klassiker Ente oder R4.

Leider macht die schwere Konstruktion den be bop ziemlich träge. Er wiegt knapp 1,5 Tonnen, fast soviel wie der normale, 34 Zentimeter längere Kangoo. Das macht sich beim Verbrauch bemerkbar – 7,9 Liter pro 100 Kilometer im Schnitt sind kein Ruhmesblatt – und beim Fahren: Der be bop wankt in der Kurve spürbar zur Seite, die Lenkung ist schwammig und die Beschleunigung nicht gerade beeindruckend. Der Vierzylinder mit 106 PS treibt den Franzosen zwar im Großen und Ganzen kräftig genug an, wird aber schnell laut. Ab 100 km/h schwellen auch die Windgeräusche deutlich an. Angenehm flott und sparsam (Durchschnittsverbrauch laut Werksangabe 5,7 Liter) ist man dagegen mit dem Dieselmotor unterwegs.

Der be bop kommt im April in zwei Versionen auf den Markt: Als Benziner (78 kW/106 PS) für 16.950 Euro und als Diesel (76 kW/103 PS) für 18.300 Euro. Damit bewegt sich der Franzose schon in den Preisregionen von Golf Plus oder Mini Clubman. Die Serienausstattung (unter anderem Klimaanlage, ESP, Nebelscheinwerfer, CD-Radio, elektrisch verstellbare Außenspiegel, Licht- und Regensensor) ist ordentlich und die Aufpreise sind moderat. Das Bildschirmnavigationssystem etwa kostet 1200 Euro, der Tempomat mit Geschwindigkeitsbegrenzer 200 Euro. In etwa vergleichbare Autos sind der Citroën C3 Picasso (120-Benziner 18.000 Euro, Diesel ab 20.000 Euro) oder der Fiat Qubo (ab 12.990 Euro). Die haben zwar keine Klappdächer, dafür aber fünf Türen – beim Qubo sogar zum Schieben.

Quelle: Autoplenum, 2009-02-18

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