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Testbericht

Jürgen Wolff, 27. November 2008
Nach drei erfolgreichen Jahren frischt Porsche nun das auf dem Boxster basierende Coupé Cayman auf. Außen tut sich wenig - unter dem Blech um so mehr. Die Formel: Mehr Leistung bei deutlich weniger Verbrauch.

Außen hat sich wenig getan am neuen Porsche Cayman. Warum auch: Es gibt nicht wenige, die ihn für das schönste Auto halten, das die Zuffenhausener im Angebot haben. Die Coupé-Version des Boxster gehört zu den raren Sportwagen, die mit dem Schwung ihrer Linienführung nicht nur dann begeistern, wenn man sie von außen betrachtet. Ein Blick von Fahrerplatz aus in den Seitenspiegel - es ist schwer, in jugendfreien Worten zu beschreiben, wie dieser Heckschwung sich darbietet. Und beim Blick nach vorne hört der Cayman nach der Windschutzscheibe nicht einfach aus - er schwingt über die beiden Kotflügel aus. Insofern hat Porsche gut daran getan, ihm außen nur leichte Retuschen angedeihen zu lassen. Die Frontscheinwerfer haben nun zwei Projektoren und integrierte Blinker bekommen, die Nebelscheinwerfer sind etwas weiter nach außen und leicht höher gerückt, die Kurve, die sich um die drei Lufteinlässe zieht, ist ausgeprägter. Dazu kommen optional zwei neben den Nebelscheinwerfern platzierte LED-Linien als Tagfahrlicht. Die Seitenspiegel haben nun das Doppelarm-Design und eine größere Sichtfläche. Auch die Felgen (17" beim Cayman, 18" beim S) bekamen ein neues Styling und eröffnen nach wie vor den Blick auf die Bremsanlage. Hinten waren die Designer ähnlich sparsam: Die spitzer zulaufenden Rückleuchten wurden mit LEDs auf den aktuellen Stand gebracht. Und auch das nach wie vor zentral angeordnete Auspuff-Endrohr wurde leicht modifiziert: Beim Cayman S gibt es hier ein Doppelendrohr. Geblieben ist - natürlich - der ausfahrbare Spaltflügel im Heck, der bei Geschwindigkeiten ab 120 km/h automatisch ausfährt und unterhalb von 80 km/h wieder eingezogen wird. Bei Tempo 270 zum Beispiel sorgt er für 14 Kilogramm mehr Last auf der Heckachse und eine bessere Fahrstabilität.

Die Maße des neuen Porsche Cayman entsprechen nahezu exakt denen des Vorgängers: Höhe und Breite sind mit 1306 bzw. 1801 mm identisch, lediglich in der Länge hat er um einen offiziellen Millimeter zugelegt. Beim Leergewicht ist er um 65 auf 1350 kg abgespeckt, das zulässige Gesamtgewicht ist um 15 auf nun 1645 kg dagegen leicht gewachsen. Das Volumen der beiden Kofferräume vorne und hinten ist mit zusammen 410 Litern ebenfalls gleich geblieben, der Tank fasst mit 65 Litern jetzt einen Liter mehr. Innen setzen sich die sparsamen Verbesserungen fort. Die Mittelkonsole etwa ist etwas klarer gegliedert. Die meisten Änderungen fallen kaum auf. Der Einschub für die SIM-Karte des Telefons etwa enthält keinen fummeligen Plastikschlitten mehr sondern ist als wenig anfälliger Slot ausgebildet. Das Lenkrad wurde weitgehend vom 911er übernommen, ist formschön, funktional und griffig - und hat das gleiche Problem bei Fahrzeugen mit Doppelkupplungsgetriebe: Durch die Anordnung der Schalter für die manuelle Gangwahl löst man einen Gangwechsel auch schon mal aus, wenn man den Handballen unbeabsichtigt bewegt. Nach wie vor sitzt man geborgen und bombenfest in den Sportsitzen - doch nach wie vor lassen die sich für Zeitgenossen mit langen Beinen nicht weit genug nach hinten schieben. Ein, zwei Rastweiten mehr sollten die Porsche-Designer schon gönnen, wenn der Cayman in ein paar Jahren auch im Karosseriedesign überarbeitet wird. Die Maße, die der Boxster 1996 mal definiert hat, sind nicht mehr zeitgemäß - der einst ähnlich enge 911er ist seither innen auch gewachsen.

Die wirklichen Veränderungen aber hat es unter dem Blechkleid gegeben. Nach dem 911er bekommt der aktualisierte Cayman zumindest beim S nun auch einen neu entwickelten Boxer-Motor mit Direkteinspritzung und ein nahezu perfekt dazu passendes, auf den Cayman-Mittelmotor abgestimmtes Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK), das als Option (2.945 Euro) die bisherige Tiptronic S ablöst. Die Formel dieses Doppelpacks ist einfach: Mehr Leistung und Performance bei weniger Verbrauch. Der Boxer im Cayman S hat nach wie vor 3,4 Liter Hubraum - "alles andere jedoch ist vollkommen neu", verkündete Porsche-Sprecher Christian Dau bei der Vorstellung stolz. Vor allem die Direkteinspritzung hat zusammen mit einem um sechs Kilo abgespeckten Gewicht, weniger bewegten Massen und einer Reduzierung der inneren Reibung für einen Leistungsschub und eine sauberere Verbrennung beim S gesorgt. Bei Volllast pushen nun 235 kW/320 PS und ein Drehmoment von 370 Nm den Cayman S voran. Im Zusammenwirken mit dem PDK reicht das für einen Spurt von 0 auf 100 km/h in 5,1 sec. und eine Höchstgeschwindigkeit von 275 km/h. Die Direkteinspritzung sorgt dadurch, dass der Treibstoff unmittelbar vor der Verbrennung injiziert wird, auch für eine merkbar spontanere Reaktion des Motors. Trotz mehr Leistung ist der Verbrauch sehr deutlich gesunken: Mit dem siebenstufigen PDK schluckt der Cayman S nun im DIN-Schnitt 9,2 Liter SuperPlus auf 100 km - das sind 1,8 Liter (oder 16%) weniger als sich der Vorgänger mit Tiptronic S noch genehmigt hat. Zum Vergleich: Ein Ford Focus ST steht bei sehr viel weniger Leistung mit 9,3 Litern in der Liste, ein 343 PS starkes BMW Z4 M-Coupé mit 12,1 Litern. Der Norm-Verbrauch kommt beim Cayman zudem der Realität dabei ziemlich nahe: Auf einer ersten Ausfahrt genehmigte sich der Cayman S laut Bordcomputer nur knapp 10 Liter.

Bei ruhigem Cruisen mit Tempo 80 auf der Landstraße fährt der Cayman im spritsparenden 7. Gang - ein Kick aufs Gaspedal und die Automatik schaltet blitzschnell herunter bis zur optimalen Beschleunigungsstufe. Der Motor erfüllt zudem die Euro-5 Norm, im umweltstrengen Kalifornien laufen beide Motorversionen des Cayman als Ultra Low Emission Vehicle (ULEV). Das auf die höhere Leistung neu abgestimmte Fahrwerk, aber vor allem auch das Mittelmotor-Konzept mit seiner ausgewogenen Achslast-Verteilung sorgen bei so viel Leistung für eine sichere und sportlich souveräne Straßenlage mit hohen Sicherheitsreserven. Beschleunigt man zackig aus der Kurve heraus, schwingt das Heck um den Motor-Drehpunkt herum souverän nach außen. Ansonsten regelt das ESP allzu großen Übermut - wenn man es nicht kurzerhand abschaltet. Mit dem optionalen Sport Chrono Paket (ab 797 Euro) zieht Fahrfreude pur ein. Über drei Schalter in der Mittelkonsole lassen sich Motor, Lenkung und Fahrwerk perfekt auf komfortables, sportliches und (neu) sehr sportliches Fahren einstellen. Die dritte Funktion mit Namen Sport Plus gibt es nur in Verbindung mit dem PDK. Sie initialisiert ein Schaltprogramm, das für Rundstrecken gedacht ist.

Zusätzlich lässt sich dann über ein Launch Control-Programm auch die bestmögliche Anfahrbeschleunigung aktivieren: Um einen Rennstart hin zu legen, steht der Fahrer mit dem linken Fuß auf der Bremse und tritt mit dem rechten Fuß gleichzeitig das Gaspedal voll durch. Der Motor läuft dann mit 6500 U/min. Nimmt der Fahrer den Fuß von der Bremse, rennt der Cayman S mit der maximal möglichen Beschleunigung los - in 4,9 Sekunden ist er auf 100 km/h, so schnell wie ein 911 Carrera. Auch wenn der Aufschlag von gut 1000 Euro zum Vorgängermodell noch moderat ausgefallen ist: Ein Schnäppchen ist auch der neue Cayman S nicht gerade. Schon für die Basisversion müssen bei der Markteinführung Ende Februar 2009 mindestens 61.493 Euro überwiesen werden. Halbwegs ordentlich bestückt mit PDK, Sport Chrono, Bi-Xenon Scheinwerfern (1.558 Euro), Heckscheibenwischer, Regensensor & Co. sind auch 70.000 Euro keine wirkliche Grenze: Das Taschenbuch mit den gelisteten Extras ist rund 80 Seiten dick.

Quelle: Autoplenum, 2008-11-27

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