Fahrbericht: Porsche 911 Targa 4 - Mit ohne Dach
Testbericht
Seit über 40 Jahren jagt der Porsche Targa um die Kurven. Ohne die Frauen und Ralph Nader hätte es ihn vielleicht nie gegeben. Aber warum wollen 10% aller 911er-Kunden weder Fisch (Cabrio) noch Fleisch (Coupé)?
Wenn heute ein neues Auto auf den Markt kommt, dann muss es harte Crashtests bestehen. In den 60ern waren andere Prüfungen viel wichtiger der "Ehefrauen-Frisurentest" zum Beispiel. "Selbst bei entferntem Dach zog es im Innenraum des Porsche Targa nicht mehr als bei einem geöffneten Schiebedach, so dass auch die Turm-Frisuren der 60er eine Fahrt unbeschadet überstanden", erzählt Dieter Landenberger, Leiter des historischen Archivs bei Porsche.
Einen ernsteren Grund für den Erfolg des 1965 erstmals präsentierten Porsche 911 Targa weiß Landenberger natürlich auch. Seit der amerikanische Verbraucherschützer Ralph Nader mit seinem Buch "Unsafe at any speed" die schlechte Sicherheitsausstattung amerikanischer Autos zum Thema gemacht hatte, stand für viele Hersteller die Zukunft ihrer Cabrios ernsthaft auf der Kippe. Der Targa mit seinem Überrollbügel kam da genau richtig. Als "erstes serienmäßiges Sicherheitscabrio der Welt" bewarb Porsche denn auch den Wagen auf der Frankfurter IAA. Das herausnehmbare Faltdach konnte man im Kofferraum verstauen und die Heckscheibe herunter klappen.
Der prägnante Targa-Look ist längst einem elektrischen Glasdach gewichen, doch Porsche hält an seinem halboffenen 911er unbeirrt fest. Und für einen Sportwagen ist der neue Targa durchaus praktisch. Die Heckscheibe lässt sich öffnen. Da man die winzigen Rücksitze ohnehin niemandem zumuten kann, klappt man sie lieber um und hat so 230 Liter Stauraum zur Verfügung. Zusammen mit dem vorderen Gepäckfach (105 Liter) kann man so zumindest rechnerisch locker das Kofferraumvolumen eines VW Polo toppen. Durch die Heckscheibe lässt sich der Wagen zudem einfacher beladen. Der Targa ist damit so etwas wie der Kombi unter den 911ern. "Diesen Vergleich hören wir bei Porsche allerdings gar nicht gern", betont ein Mitarbeiter des Unternehmens. Tun Sie also bitte so, als hätten Sie ihn nicht gelesen.
Wenn das Verbundglasdach geschlossen ist, lässt es noch ungefähr ein Drittel des Sonnenlichts durch. Schiebt man per Knopfdruck an der Mittelkonsole die Jalousie nach vorn, bleibt die Sonne fast vollständig draußen. Porsches Liebe zum Detail zeigt sich beim Heckwischer. Damit die glatte Optik der Scheibe nicht gestört wird, sitzt der Wischermotor an der Karosserie. Der Wischer wird über eine Mitnehmerscheibe betätigt, wenn die Heckscheibe geschlossen ist.
Etwa sechs Sekunden braucht das Dach, bis es nach hinten gefahren ist. Das Schönste am Targa ist eigentlich nicht das Freiluft-Feeling das ist keineswegs mit dem des 911 Cabrio zu vergleichen sondern der Sound: Das kräftige Brabbeln des Boxers klettert vom Heck nach vorn, treibt sich lustvoll im offenen Dach herum und jagt dann nach draußen, um den Sportwagen schon von weitem anzukündigen. Der Targa fährt sich erwartungsgemäß genau so flott wie ein normaler Carrera 4. Die 60 Kilo Mehrgewicht sind schließlich kaum dazu geeignet, 345 Pferde in eine ernste Krise zu stürzen. Der Sechszylinder-Boxer mit Sechsgangschaltung oder Doppelkupplungsgetriebe befördert den Targa in fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Carrera ist ein paar Zehntel schneller. Aber das dürfte wohl nur eingefleischten 911er-Jüngern auffallen, die vor dem Einschlafen als Mantra die Kurven der Nordschleife vor sich hin summen.
Genau dort trifft man Targa-Piloten übrigens nicht so oft, verrät Porsche. "Den typischen Targa-Fahrer wird man weniger häufig auf der Rennstrecke finden als den Coupé-Piloten. Er ist eher der Genießer-Typ, der mit dem Wagen viele Reisen unternimmt", sagt Erhard Mössle, Projektleiter der 911er-Reihe. Typisch sei auch das hohe Sicherheitsbewusstsein der Targa-Klientel deshalb gibt es den Wagen nur mit Allradantrieb. Auch der Altersdurchschnitt der Käufer ist etwas höher als beim Rest der Modellreihe. Nur 10% aller 911er laufen mit Targa-Dach vom Band, der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf Coupé und Cabrio. Der wichtigste Targa-Markt ist immer noch Nordamerika, danach folgen Deutschland und Großbritannien.
97.907 Euro will Porsche für den halboffenen 911er haben. Der Aufpreis gegenüber einem normalen Carrera 4 (89.577 Euro) entspricht damit ungefähr dem Basispreis eines kompletten Dacia Logan Kombi. Neun von elf Porsche-Kunden dürfte der Targa trotzdem wie ein Sonderangebot vorkommen - denn selten bekommt man bei der Sportwagenmarke so viel mehr für so wenig Geld. Der Aufschlag vom normalen Carrera zum Cabrio zum Beispiel beträgt rund 10.000 Euro, der zum Carrera 4S etwa 17.000 Euro. Der Targa 4S mit 385 PS kostet 108.855 Euro. Für eine Turbo-Version sieht Porsche übrigens keinen Bedarf. Wer einen der raren 300 PS starken Turbo-Targas von 1987 sein Eigen nennt, sollte ihn also als Wertanlage behalten einen neuen wird es wohl nicht mehr geben.
Wenn heute ein neues Auto auf den Markt kommt, dann muss es harte Crashtests bestehen. In den 60ern waren andere Prüfungen viel wichtiger der "Ehefrauen-Frisurentest" zum Beispiel. "Selbst bei entferntem Dach zog es im Innenraum des Porsche Targa nicht mehr als bei einem geöffneten Schiebedach, so dass auch die Turm-Frisuren der 60er eine Fahrt unbeschadet überstanden", erzählt Dieter Landenberger, Leiter des historischen Archivs bei Porsche.
Einen ernsteren Grund für den Erfolg des 1965 erstmals präsentierten Porsche 911 Targa weiß Landenberger natürlich auch. Seit der amerikanische Verbraucherschützer Ralph Nader mit seinem Buch "Unsafe at any speed" die schlechte Sicherheitsausstattung amerikanischer Autos zum Thema gemacht hatte, stand für viele Hersteller die Zukunft ihrer Cabrios ernsthaft auf der Kippe. Der Targa mit seinem Überrollbügel kam da genau richtig. Als "erstes serienmäßiges Sicherheitscabrio der Welt" bewarb Porsche denn auch den Wagen auf der Frankfurter IAA. Das herausnehmbare Faltdach konnte man im Kofferraum verstauen und die Heckscheibe herunter klappen.
Der prägnante Targa-Look ist längst einem elektrischen Glasdach gewichen, doch Porsche hält an seinem halboffenen 911er unbeirrt fest. Und für einen Sportwagen ist der neue Targa durchaus praktisch. Die Heckscheibe lässt sich öffnen. Da man die winzigen Rücksitze ohnehin niemandem zumuten kann, klappt man sie lieber um und hat so 230 Liter Stauraum zur Verfügung. Zusammen mit dem vorderen Gepäckfach (105 Liter) kann man so zumindest rechnerisch locker das Kofferraumvolumen eines VW Polo toppen. Durch die Heckscheibe lässt sich der Wagen zudem einfacher beladen. Der Targa ist damit so etwas wie der Kombi unter den 911ern. "Diesen Vergleich hören wir bei Porsche allerdings gar nicht gern", betont ein Mitarbeiter des Unternehmens. Tun Sie also bitte so, als hätten Sie ihn nicht gelesen.
Wenn das Verbundglasdach geschlossen ist, lässt es noch ungefähr ein Drittel des Sonnenlichts durch. Schiebt man per Knopfdruck an der Mittelkonsole die Jalousie nach vorn, bleibt die Sonne fast vollständig draußen. Porsches Liebe zum Detail zeigt sich beim Heckwischer. Damit die glatte Optik der Scheibe nicht gestört wird, sitzt der Wischermotor an der Karosserie. Der Wischer wird über eine Mitnehmerscheibe betätigt, wenn die Heckscheibe geschlossen ist.
Etwa sechs Sekunden braucht das Dach, bis es nach hinten gefahren ist. Das Schönste am Targa ist eigentlich nicht das Freiluft-Feeling das ist keineswegs mit dem des 911 Cabrio zu vergleichen sondern der Sound: Das kräftige Brabbeln des Boxers klettert vom Heck nach vorn, treibt sich lustvoll im offenen Dach herum und jagt dann nach draußen, um den Sportwagen schon von weitem anzukündigen. Der Targa fährt sich erwartungsgemäß genau so flott wie ein normaler Carrera 4. Die 60 Kilo Mehrgewicht sind schließlich kaum dazu geeignet, 345 Pferde in eine ernste Krise zu stürzen. Der Sechszylinder-Boxer mit Sechsgangschaltung oder Doppelkupplungsgetriebe befördert den Targa in fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h. Der Carrera ist ein paar Zehntel schneller. Aber das dürfte wohl nur eingefleischten 911er-Jüngern auffallen, die vor dem Einschlafen als Mantra die Kurven der Nordschleife vor sich hin summen.
Genau dort trifft man Targa-Piloten übrigens nicht so oft, verrät Porsche. "Den typischen Targa-Fahrer wird man weniger häufig auf der Rennstrecke finden als den Coupé-Piloten. Er ist eher der Genießer-Typ, der mit dem Wagen viele Reisen unternimmt", sagt Erhard Mössle, Projektleiter der 911er-Reihe. Typisch sei auch das hohe Sicherheitsbewusstsein der Targa-Klientel deshalb gibt es den Wagen nur mit Allradantrieb. Auch der Altersdurchschnitt der Käufer ist etwas höher als beim Rest der Modellreihe. Nur 10% aller 911er laufen mit Targa-Dach vom Band, der Rest verteilt sich zu gleichen Teilen auf Coupé und Cabrio. Der wichtigste Targa-Markt ist immer noch Nordamerika, danach folgen Deutschland und Großbritannien.
97.907 Euro will Porsche für den halboffenen 911er haben. Der Aufpreis gegenüber einem normalen Carrera 4 (89.577 Euro) entspricht damit ungefähr dem Basispreis eines kompletten Dacia Logan Kombi. Neun von elf Porsche-Kunden dürfte der Targa trotzdem wie ein Sonderangebot vorkommen - denn selten bekommt man bei der Sportwagenmarke so viel mehr für so wenig Geld. Der Aufschlag vom normalen Carrera zum Cabrio zum Beispiel beträgt rund 10.000 Euro, der zum Carrera 4S etwa 17.000 Euro. Der Targa 4S mit 385 PS kostet 108.855 Euro. Für eine Turbo-Version sieht Porsche übrigens keinen Bedarf. Wer einen der raren 300 PS starken Turbo-Targas von 1987 sein Eigen nennt, sollte ihn also als Wertanlage behalten einen neuen wird es wohl nicht mehr geben.
Quelle: Autoplenum, 2008-09-25
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