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Testbericht

Sebastian Viehmann, 24. Januar 2008
Der Peugeot 205 GTI war eine der schärfsten Asphaltfräsen. Heute heißen Peugeots Top-Sportler RC - das erinnert an die Rallye-Serie WRC und steht auch für »Rassig Charmant«. Der 207 RC ist ein würdiger GTI-Nachfolger.

Vor wenigen Monaten erst hat Peugeot den 207 THP mit dem 150 PS starken Turbomotor vorgestellt. Und schon legen die Franzosen nach. Der RC hat noch einmal 25 Pferdchen mehr im Stall, das Drehmoment klettert mit Overboost auf 260 ungeduldige Newtonmeter. Bei der Karosserie muss man dagegen zweimal hinschauen, um die Unterschiede zwischen den beiden flotten Peugeots zu bemerken. Zwar hockt schon der normale 207 äußerst dynamisch auf dem Asphalt. Aber erst das Heck mit dem markanten Dachspoiler und dem dicken Doppelauspuff-Endrohr trennt den RC klar vom 150 PS-THP ab. Die Franzosen setzen auf Understatement, ganz im Gegensatz zu den Rüsselsheimern, die vor kurzem den aggressiv gestylten Corsa OPC auf die Piste geschickt haben. Allerdings wird auch andersrum ein Schuh draus: Der Opel bietet deutlich mehr Renn-Optik fürs Geld (ist aber rund 1600 Euro teurer als der RC).

Auch im Innenraum hat sich Peugeot vor Sportlichkeit nicht gerade überschlagen. Das schönste Attribut sind noch die straffen Recaro-Sportsitze. Ein wenig Alu-Optik an Zierleisten und Pedalen ergänzt den dezenten Sportler-Dress. Das Lenkrad liegt zwar griffig in der Hand, ist aber wie schon beim normalen THP einfach eine Spur zu groß für ein sportliches Auto.

Dafür ist das Platzangebot für Fahrer und Beifahrer sehr großzügig. Den RC gibt es nur als Dreitürer, der THP ist auch als Fünftürer zu haben. Der ist schließlich gedacht als "Auto für Menschen, die nicht nur Leistung wollen, sondern auch morgens die Kinder zur Schule bringen müssen", sagte einmal Peugeot Deutschland-Chef Olivier Dardart. Der RC ist dagegen eher etwas fürs Kind im Manne. Und damit kommen wir zum Wesentlichen: Aus dem 1,6 Liter großen Vierzylinder, den Peugeot zusammen mit BMW entwickelt hat, schöpft der RC die Kraft von 175 Pferdestärken. Das gleiche Aggregat hilft auch dem Mini Cooper S auf die Sprünge. Schon bei niedrigen Touren baut der Twin-Scroll-Turbolader Druck auf.

Ab 1600 Umdrehungen liegt das maximale Drehmoment von 240 Newtonmetern an, das sich unter Volllast durch einen Overboost auf 260 Newtonmeter steigert. Dazu erhöht die Elektronik einfach kurzzeitig den Ladedruck. Beim Überholen sorgt das für einen willkommenen Extra-Kick. Der Vorgänger 206 RC benötigte noch einen Saugmotor mit zwei Litern Hubraum, um 177 PS auf die Straße zu bringen. Der neue RC schöpft nicht nur mehr Leistung aus weniger Hubraum, sondern erreicht auch bessere Fahrleistungen bei gleichzeitig deutlich geringerem Verbrauch. In 7,1 Sekunden beschleunigt der flotte Franzose auf 100 Km/h. Damit ist der RC so spurtstark wie der Corsa OPC mit 192 PS, der uns allerdings beim Überholen noch ein Stückchen bissiger erschien.

Um mit dem 207 RC im siebten Fahrspaß-Himmel zu schweben, braucht man nur zwei Dinge: Viele Kurven und wenig Verkehr. Bei unseren Testfahrten auf den verschlungenen Gebirgsstraßen in der Nähe von Nizza gab es beides. Hier treten jedes Jahr die Rallye-Profis gegeneinander an. Und hier wurde auch eine der spektakulären Verfolgungsjagden für den Film "Ronin" gedreht, dem Action-Klassiker mit Jean Reno und Robert De Niro. Allerdings kann man im RC Kurvenspaß erleben, ohne gleich die Anarchie auf den Straßen auszurufen. Dafür sorgen schon der durchzugsstarke Motor und die fantastische Straßenlage. Der Vierzylinder röhrt kräftig, aber nicht zu laut, er schiebt den 1,4 Tonnen schweren Franzosen bei jedem Tritt aufs Gaspedal ungestüm voran. Von einem Turboloch ist praktisch gar nichts mehr zu spüren.

Das Fahrwerk kennt kein Wanken und kein Nicken, so dass sich der RC sehr schnell und sicher um die Kurven zirkeln lässt. Die Lenkung vermittelt einen ausgezeichneten Kontakt zur Fahrbahn. Der RC besitzt außerdem ein technisches Leckerli: Das SSP (Steering Stability Program) koppelt ESP und elektrische Servolenkung. Es kommt bei Bremsmanövern zum Einsatz, bei denen die Räder auf Untergründen mit unterschiedlich guter Haftung rollen. Das SSP soll die Bremsleistung verbessern und macht sich durch einen leichten Lenkimpuls bemerkbar, der den Fahrer auf die richtige Fährte zur Stabilisierung des Autos führt.

Wie schon beim THP ist leider die Gangschaltung des RC eine Enttäuschung. Die Fünfgang-Box hätte knackiger ausfallen dürfen, und dass es bei dieser Motorleistung keinen sechsten Gang gibt, ärgert einen spätestens dann, wenn man einmal nicht um die Kurven flitzen, sondern Verbrauchs-schonend dahin gleiten will. Den Durst des Kurven-Jägers gibt Peugeot mit durchschnittlich 7,2 Litern auf 100 Kilometern an. Solche Werte kann man bei ambitionierter Fahrweise kaum erreichen, aber unterm Strich bleibt ein noch erträglicher Durst. Die Umwelt-Bilanz von Peugeot – beim CO2-Ausstoß zum Beispiel liegen immerhin 13 Modelle der Marke schon jetzt unter 140 Gramm pro Kilometer – dürfte der RC ohnehin kaum verhageln. Er ist ein Image-Träger und kein Volumenmodell, das sich oft verkaufen muss. Peugeot rechnet in diesem Jahr nur mit 350 Zulassungen.

Das sollte locker zu schaffen sein, denn der Preis ist heiß: 20.900 Euro kostet der RC und ist mit Klimaanlage, Sitzheizung, elektrischen Fensterhebern, CD-Radio, Zentralverriegelung und Nebelscheinwerfern ordentlich ausgestattet. Die meisten Kraftzwerge anderer Hersteller sind deutlich teurer, besitzen zum Teil aber auch mehr Motorleistung. Für 22.000 Euro gibt es den Peugeot-Flitzer in der "Cup"-Ausstattung, die zusätzlich zum normalen RC eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Licht- und Regensensor, Tempomat, Einparkhilfe (keine schlechte Idee bei der miesen Übersicht nach hinten) und ein paar dezente Optik-Extras wie stärker getönte Scheiben bietet.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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