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Testbericht

Stefan Grundhoff, 21. September 2008
Der Qashqai ist für Nissan seit Anfang 2007 die Eiermilch legende Wollmilchsau. Die nach neuer Kontur suchenden Franko-Japaner stellen dem erfolgreichen Einsteiger SUV einen Ableger zur Seite: den Qashqai +2.

Selten hat sich ein Autohersteller bei der Namensfindung für ein neues Modells wohl weniger Mühe gegeben. So einfachsreich "Qashqai" war, den man sich von einem Nomadenstamm bezieht, so dünn ist die Erklärung für den Qashqai +2: Es ist nahezu dasselbe Auto – mit zwei zusätzlichen Sitzplätzen im Kofferraum. Zudem wurden beim Radstand des Stretch-Qashqai 13,5 und bei der Gesamtlänge 21 Zentimeter angebaut. Das schafft auf Höhe des hinteren Radlaufs Lebensraum für zwei weitere Passagiere - mit denen man es allerdings nicht besonders gut meint. Wenn es schon bei Fahrzeugen, die zwei Klassen größer sind, mit dem Platzangebot in der dritten Reihe schlecht aussieht, dann kann man sich denken, wie knapp es im Qashqai +2 zugeht. Nissan meint, Personen bis 1,60 Metern sei das ganze zuzumuten. Real sollte man deutlich kleiner sein, bevor man sich das antut. Kleine Kinder – ja. Alle anderen bitte nicht. Sowohl das Ein- und Aussteigen als auch der Sitzkomfort sind kaum zumutbar. Daran ändern auch die vergrößerten Türen und die längeren Seitenelemente am Heck nichts.

Trotzdem dürfte sich der 4,53 Meter lange Nissan Qashqai +2 als sinnvolle Ergänzung zur bisherigen Version in Szene setzen können. Die wurde seit ihrer Markteinführung vor rund eineinhalb Jahren mehr als 250.000 Mal verkauft - bei steigender Nachfrage. Im Juli wurde im Produktionswerk Sunderland daher eine dritte Schicht eingeführt. "So wie der Qashqai Kunden eine Perspektive jenseits von Golf und Focus eröffnet hat, so offeriert ihnen der +2 eine willkommene Alternative zum konventionellen C-MPV", sagt Simon Thomas, bei Nissan Europe verantwortlich für Sales und Marketing. Nissan erwartet daher einen +2-Verkaufsanteil von 35 Prozent.

Das Mehr an Platz muss denn auch nicht nur den Passagieren in der dritten Reihe bieten. Die Langversion des Qashqai bietet auch in der zweiten Reihe mehr Freiheit für Kopf, Knie - und für das Gepäck. Der Laderaum fasst bei normaler Bestuhlung 550 Liter. Das sind 140 Liter mehr als im kurzen Qashqai. Zudem wurde die Ladekante durch eine geänderte Heckklappe geringfügig abgesenkt. Praktischer als die beiden Notsitze im Laderaum ist denn auch die verschiebbare und in der Neigung verstellbare Rücksitzbank. Hier sitzen Passagiere jeder Größe sehr bequem und freuen sich über die zahlreichen Ablagemöglichkeiten. Wer die Rücksitze komplett umklappt, hat eine nahezu ebene Ladefläche und Stauraum bis zu 1.520 Litern. Die Zuladung variiert je nach Version zwischen 490 und 550 Kilogramm.

Das Motorenangebot entspricht der bekannten Qashqai-Palette ohne die Basisversionen mit 1,5 und 1,6 Litern Hubraum. Nicht nur wegen dem Mehrgewicht von rund 100 Kilogramm empfiehlt sich der zwei Liter große Commonrail-Diesel mit 110 kW/150 PS. Von der Automatikversion sollte man trotz der 320 Nm maximalem Drehmoment (ab 2.000 U/min) jedoch auch im Modelljahr 2009 die Finger lassen. Die sechsstufige Wandlerautomatik macht den an sich ebenso kraftvollen wie leisen Vierzylinder träge, müde und nimmt ihm jede Dynamik. Hier ist die manuelle Schaltvariante die deutlich bessere Version. Der Verbrauch liegt mit sieben Litern pro 100 Kilometern einen Liter unter der Automatikversion. Die Höchstgeschwindigkeit geht mit 190 km/h in Ordnung. Der Spurt von 0 auf 100 km/h in 12,4 Sekunden dauert mit dem Wandlerautomaten jedoch deutlich zu lang.

Ein Plus an Länge, Gewicht und Personen – auch bei der Fahrwerksabstimmung wurde deshalb nachgearbeitet. Ebenso wurden größere Bremsen verbaut. Trotzdem würde man sich in engen Kurven etwas weniger Seitenneigung wünschen - das gilt besonders, wenn man beladen unterwegs ist. Die Servolenkung ist präzise und direkt. Um den Crossover nicht zum reinen Blender zu machen, sollte man sich für die Allradversionen entscheiden. Macht beim gut ausgestatteten Nissan Qashqai +2 Acenta 4WD einen Aufpreis von 1.850 Euro. Der komfortable Acenta bietet Klimaautomatik, Lederlenkrad, Nebelscheinwerfer, 17-Zoll-Alufelgen, sowie Regen- und Lichtsensor. Das 2.200 Euro teure Executive-Paket stattet das Modell zudem mit Bildschirmnavigation und Einparkhilfe mit Rückfahrkamera aus. Serienmäßig bei allen Qashqai-Langversionen an Bord: sechs Airbags, ESP, ABS und das fast 1,20 Meter langen Panorama-Glasdach.

Wer sparen will und auf den Cent schaut, kann sich jedoch auch für das Basismodell Qashqai +2 Visia mit einem zwei Liter großen Basisbenziner mit 104 kW/141 PS entscheiden. Mit Frontantrieb geht es dann bei 23.490 Euro los. Der kurze Qashqai kostet mit identischem Triebwerk nur 250 Euro weniger. Ein Grund mehr also, sich für die Langversion und den Namenszusatz "+2" zu entscheiden – auch wenn man die dritte Sitzreihe dort lässt, wo sie hingehört: im Ladeboden.

Quelle: Autoplenum, 2008-09-21

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