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Testbericht

Stefan Grundhoff, 17. März 2008
Mit einem derart sportlichen Design wie dem des neuen Mitsubishi Lancer ist seit Jahren kein Automodell mehr in der Mittelklasse aufgeschlagen. Wie sportlich fährt sich der japanische Aufsteiger?

Mitsubishis Limousinen Lancer, Carisma oder Galant gehören seit vielen Jahren zum europäischen Straßenbild. Aufgefallen sind sie bisher dennoch kaum jemandem. Das Design ist - nun ja: zurückhaltend. Wenn sich abseits von Pajero und Outlander überhaupt ein Mitsubishi einen Namen machen konnte, dann ist es die viertürige Rennlimousine aus der Evo-Reihe. Mit dem neuen Lancer soll nun vieles anders werden. Mitsubishi will auffallen, neue Kunden locken - und hat beim Design einen wahren Quantensprung hingelegt. Die verschiedenen und viel beachteten Studien vorneweg konnten ihre sportlichen Gene und besonders die einem Jet nachempfundene Front in das Serienmodell des Lancers hinüber retten. Mit seinen leicht zusammen gekniffenen Augen, den feinen Linien und gespannten Muskeln macht der 4,57 Meter lange Lancer auf sportlicher, als man es ihm je zugetraut hätte.

Doch bei den Motoren gibt es abseits der geplanten Sportversionen Evo und Ralliart kaum mehr als müde Krieger. Ist man mit einem zwei Liter großen und 140 PS starken Pumpe-Düse-Diesel aus dem Hause Volkswagen gestartet, so folgt nun der Benziner. Diese Eigenkreation von Mitsubishi wird erst einmal der einzige Benziner im Programm bleiben. "Wir erwarten, dass der Lancer als 1.8-Benziner einen Anteil von rund 60 Prozent bei den Kunden ausmachen wird", sagt Mitsubishi-Sprecher Albrecht Trautzburg. "Davon sollten sich rund 20 Prozent für eine Getriebe-Automatik entscheiden."

So sportlich sich der neue Lancer auch präsentiert, so wenig sportlich ist er motorisiert. Besonders schwach präsentiert sich der 143 PS starke Vierzylinder in Verbindung mit der wenig überzeugenden CVT-Automatik. In Zeiten von Doppelkupplung, Direktschaltgetriebe und Hightech-Automatiken überrascht es, dass die rallyeerprobten Japaner trotz kraftvoller Formen und 18-Zoll-Radsatz auf ein stufenloses Getriebe setzen - vor allem auch, weil der 1,8 Liter große Benziner nicht gerade mit satten Leistungs- und Drehmomentkurven glänzen kann. Im Gegenteil: Im normalen Automatikmodus geht es träge, fast schon unwillig zur Sache. Wer den 1,4 Tonnen schweren Fronttriebler für einen Überholvorgang auf der Landstraße Leistung abverlangt, erntet nichts als Lärm. Der Vortrieb ist enttäuschend. Etwas besser, aber keinesfalls dynamisch läuft es, wenn man über die Schaltpaddel manuell ins Geschehen eingreift. Dann lässt sich der nervige und wenig limousinenhafte Ziehharmonika-Effekt zumindest etwas eindämmen.

Der an sich stufenlosen CVT-Automatik wurden dafür sechs Schaltstufen injiziert. Das so etwas klappen kann, zeigt zum Beispiel die Multitronic des Audi A4/A5. Doch dort gibt es nicht nur acht Stufen, sondern auch deutlich mehr Leistung - das kaschiert viel.

Im Vergleich zum lauten, aber immerhin kraftvollen 140-PS-Diesel zeigt sich der 1,8 Liter große Benziner des Lancer träge. Gerade angesichts der sportlichen Optik werden insbesondere Mitsubishi-Erstlinge enttäuscht sein. Die objektiven Fahrleistungen liegen im Mittelmaß. 105 kW/143 PS und 178 Nm bei 4.250 U/min sorgen zwar für einen soliden Vortrieb. Doch die träge Automatik nimmt dem modernen Vierzylinder mit seinen variablen Ventilhüben und Steuerzeiten jede gefühlte Dynamik. Dabei könnte auch das Fahrwerk deutlich mehr Dampf vertragen. Ein Spurt von 0 auf 100 km/h in 11,2 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h sollten ebenfalls nur die Genügsamen erfreuen können. Insbesondere deshalb, weil es - außer bei den Sportmodellen - keinen stärkeren Benziner geben soll. Stattdessen legt Mitsubishi einen 1,5 Liter großen Basisbenziner mit 80 kW/109 PS nach. Angesicht immer stärker werdender Konkurrenten, 4,57 Metern Aussenlänge und einem Leergewicht von über 1,4 Tonnen allemal überraschend. Konkurrenten wie Opel Vectra, VW Jetta, Peugeot 407, Toyota Avensis oder Renault Laguna bieten da deutlich mehr Leistung und Dynamik – zumindest auf Wunsch. Immerhin verspricht Mitsubishi beim Lancer 1,8 einen Durchschnittsverbrauch von unter acht Litern auf 100 Kilometern.

Nur überzeugte Gleiter und Verweigerer von Handschaltungen sollten sich daher für einen Lancer mit CVT-Automatik entscheiden. Doch auch die manuelle Version bietet mit unzeitgemäßen fünf Gängen ebenfalls nicht mehr als ein automobiles Basisprogramm. Immerhin ist das Platzangebot ordentlich. Der Kofferraum fällt mit 377 bis 400 Litern jedoch recht dürftig aus. Wenn das nicht reicht, lässt sich die Rückbank geteilt umklappen. Von wenig Detailliebe zeugen leicht lieblose Bedienelemente, ein nur in der Höhe verstellbares Lenkrad und die Haptik einiger Oberflächen.

Der Lancer ist in den Ausstattungsversionen Inform, Invite, Intense und Instyle zu bekommen. Das Topmodell bietet neben Klimaautomatik, Ledersitzen, Xenonlicht, Keyless-Go, DVD-Navigation und 18 Zoll großen Alufelgen ein Sicherheitspaket mit sieben Airbags und ESP. Sein Preis: knapp 28.000 Euro. Die Basisausstattung mit 1,8 Liter Motor gibt es bereits für 19.250 Euro.

Quelle: Autoplenum, 2008-03-17

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