Fahrbericht: Lancia Delta 2.0 Multijet - Neues aus Anderland
Testbericht
Der Fiat-Konzern feiert bei seinem luxuriösen Sorgenkind Lancia eine Wiedergeburt. Der in diesem Jahr neu aufgelegte Delta ist ein echter Lancia: Viel Licht, viel Schatten, viel Technik und ganz, ganz viel Charisma.
Für Vincenzo Lancia war die zweitbeste Lösung immer die schlechteste. Jedes Detail seiner Wagen musste origineller und raffinierter sein als bei der Konkurrenz und schöner. So ließ der Lancia-Gründer schon mal die Verkabelung seiner Autos schwarz einfärben, weil das edler aussah.
Noch heute ist die Begeisterung der Lancia-Leute für ihr Produkt mit Händen zu greifen. Vorstandschef Olivier François brauchte bei der Präsentation des neuen Delta eine Stunde, um alle Raffinessen zu beschreiben: Einpark-Automat, variables Fahrwerk, Spurhalteassistent mit Lenkunterstützung, LED-Tagfahrlicht, Kurvenlicht und, und, und. Dazwischen pries Designer Marco Tencone die gestalterischen Finessen des Delta mit einem solchen Trommelfeuer italienischer Adjektive, dass man befürchten musste, die Dolmetscherin werde jeden Moment in ihrer Sprecherkabine hyperventilierend zusammenbrechen.
Schön sieht er ja auch aus, der Lancia. Schön anders. Die Front ist noch recht zahm, das futuristisch gerundete Heck dagegen ein echtes Statement. Nach diesem Auto wird man sich umdrehen. Die besseren Plätze sind im Delta übrigens hinten. Die Rückbank, die sich in Längsrichtung verschieben lässt, wirkt so breit und gemütlich wie bei einem amerikanischen Straßenkreuzer. Die Kopffreiheit ist gut, die Kniefreiheit enorm. Fahrer und Beifahrer haben auch genug Platz, ärgern sich aber über die kurzen und weichen Sitzpolster. Ungemütlich sind die schmalen und harten Kopfstützen.
Das Cockpit wirkt liebevoll konstruiert. Selbst die Innenleuchten sind mit kleinen Chromringen umgeben. Im Detail erweisen sich viele Lösungen dann aber doch als konventionell. Einen selbst leerenden Aschenbecher wie bei der legendären Aurelia erwartet ja niemand. Aber bei der Bedienung des Navigations- und Entertainment-System hätte mehr Lancia-Pfiff gut getan, etwa ein origineller Mini-Joystick. Pluspunkte gibt es für die vielen Ablagen. Die Verarbeitung hinterlässt einen ordentlichen Eindruck, abgesehen von kleinen Details wie einer nicht passgenauen Seitenabdeckung im Kofferraum.
Die Motorenpalette umfasst Benziner von 120 bis 200 PS und Dieselmotoren von 120 bis 190 PS, kombiniert mit Sechsganggetriebe oder (beim 1.8 T-Jet) Sechsgangautomatik. Der 1,4-Liter-Turbobenziner mit 150 PS aus dem Bravo überzeugt als völlig ausreichende Motorisierung mit spontaner Kraftentfaltung, sattem Drehmoment schon bei niedrigen Touren und einem kaum wahrnehmbaren Turboloch. Das Aggregat läuft leise und ist mit einem Durchschnittsverbrauch von 7 Litern (Werksangabe) sparsam. Ein souveränes Kraftpaket ist der neue 2.0 Multijet-Diesel mit 165 PS. Lancia hat den 1.9-Liter Diesel für die Euro 5-Norm fit gemacht und neben dem kleinen Hubraum-Plus zum Beispiel das Verdichtungsverhältnis zur Senkung des Stickoxid-Ausstoßes reduziert. Der Motor ist trotz eines spürbaren Turbolochs durchzugsstark und soll im Schnitt nur 5,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrauchen.
Leider kommt die Fahrdynamik des Delta nicht ganz mit den kräftigen Motoren mit. Gelegentliche Traktionsprobleme und starke Antriebseinflüsse in der Lenkung senken den Fahrspaß. Die elektronische Lenkung ist leichtgängig, aber gefühllos. In Kurven wankt der Wagen kaum, poltert aber mit seiner Torsionslenkerachse geräuschvoll über Bodenwellen. Eine knackige Fahrmaschine wie der ursprüngliche Delta ist sein Namensnachfolger nicht.
Dafür gibt es ein Feuerwerk an Komfortoptionen und technischen Leckerlis. Ein Einparkautomat übernimmt gegen Aufpreis die Lenkarbeit bei Parkmanövern. Das zum "Absolute Handling System" aufgerüstete elektronische Stabilitätsprogramm führt automatische Lenkkorrekturen durch, zum Beispiel beim Bremsen auf unterschiedlich griffigem Untergrund. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der Spurhalte-Assistent "Driving Advisor". Eine Kamera vor dem Innenspiegel beobachtet die Fahrbahnmarkierungen und gibt zwischen 65 und 185 km/h einen ganz leichten Gegenlenkimpuls, wenn man ohne zu blinken die Spur verlässt. Das fühlt sich an, als würde jemand zaghaft ins Lenkrad greifen, und könnte für unerfahrene Piloten eher verwirrend als hilfreich sein. Bei unserer Testfahrt funktionierte das System zudem bei starkem Regen nicht.
Lancia verspricht sich viel vom neuen Delta auch in Deutschland, wo die Marke eigentlich kaum noch stattfindet (2555 Neuzulassungen in 2007). Der Delta kommt ab dem 5. September nach Deutschland - zu Preisen "zwischen 20.000 und 30.000 Euro", so Lancia. In der Gerüchteküche ist von einem Kampfreis um 20.000 Euro für das Basismodell die Rede. Drei Ausstattungspakte stehen zur Wahl. Bereits die Basisversion Argento hält unter anderem LED-Tagfahrlicht, Klimaanlage, ESP, 7 Airbags, Nebelscheinwerfer mit Kurvenlichtfunktion, CD-Radio und elektrische Fensterheber bereit.
Für Vincenzo Lancia war die zweitbeste Lösung immer die schlechteste. Jedes Detail seiner Wagen musste origineller und raffinierter sein als bei der Konkurrenz und schöner. So ließ der Lancia-Gründer schon mal die Verkabelung seiner Autos schwarz einfärben, weil das edler aussah.
Noch heute ist die Begeisterung der Lancia-Leute für ihr Produkt mit Händen zu greifen. Vorstandschef Olivier François brauchte bei der Präsentation des neuen Delta eine Stunde, um alle Raffinessen zu beschreiben: Einpark-Automat, variables Fahrwerk, Spurhalteassistent mit Lenkunterstützung, LED-Tagfahrlicht, Kurvenlicht und, und, und. Dazwischen pries Designer Marco Tencone die gestalterischen Finessen des Delta mit einem solchen Trommelfeuer italienischer Adjektive, dass man befürchten musste, die Dolmetscherin werde jeden Moment in ihrer Sprecherkabine hyperventilierend zusammenbrechen.
Schön sieht er ja auch aus, der Lancia. Schön anders. Die Front ist noch recht zahm, das futuristisch gerundete Heck dagegen ein echtes Statement. Nach diesem Auto wird man sich umdrehen. Die besseren Plätze sind im Delta übrigens hinten. Die Rückbank, die sich in Längsrichtung verschieben lässt, wirkt so breit und gemütlich wie bei einem amerikanischen Straßenkreuzer. Die Kopffreiheit ist gut, die Kniefreiheit enorm. Fahrer und Beifahrer haben auch genug Platz, ärgern sich aber über die kurzen und weichen Sitzpolster. Ungemütlich sind die schmalen und harten Kopfstützen.
Das Cockpit wirkt liebevoll konstruiert. Selbst die Innenleuchten sind mit kleinen Chromringen umgeben. Im Detail erweisen sich viele Lösungen dann aber doch als konventionell. Einen selbst leerenden Aschenbecher wie bei der legendären Aurelia erwartet ja niemand. Aber bei der Bedienung des Navigations- und Entertainment-System hätte mehr Lancia-Pfiff gut getan, etwa ein origineller Mini-Joystick. Pluspunkte gibt es für die vielen Ablagen. Die Verarbeitung hinterlässt einen ordentlichen Eindruck, abgesehen von kleinen Details wie einer nicht passgenauen Seitenabdeckung im Kofferraum.
Die Motorenpalette umfasst Benziner von 120 bis 200 PS und Dieselmotoren von 120 bis 190 PS, kombiniert mit Sechsganggetriebe oder (beim 1.8 T-Jet) Sechsgangautomatik. Der 1,4-Liter-Turbobenziner mit 150 PS aus dem Bravo überzeugt als völlig ausreichende Motorisierung mit spontaner Kraftentfaltung, sattem Drehmoment schon bei niedrigen Touren und einem kaum wahrnehmbaren Turboloch. Das Aggregat läuft leise und ist mit einem Durchschnittsverbrauch von 7 Litern (Werksangabe) sparsam. Ein souveränes Kraftpaket ist der neue 2.0 Multijet-Diesel mit 165 PS. Lancia hat den 1.9-Liter Diesel für die Euro 5-Norm fit gemacht und neben dem kleinen Hubraum-Plus zum Beispiel das Verdichtungsverhältnis zur Senkung des Stickoxid-Ausstoßes reduziert. Der Motor ist trotz eines spürbaren Turbolochs durchzugsstark und soll im Schnitt nur 5,3 Liter Diesel pro 100 Kilometer verbrauchen.
Leider kommt die Fahrdynamik des Delta nicht ganz mit den kräftigen Motoren mit. Gelegentliche Traktionsprobleme und starke Antriebseinflüsse in der Lenkung senken den Fahrspaß. Die elektronische Lenkung ist leichtgängig, aber gefühllos. In Kurven wankt der Wagen kaum, poltert aber mit seiner Torsionslenkerachse geräuschvoll über Bodenwellen. Eine knackige Fahrmaschine wie der ursprüngliche Delta ist sein Namensnachfolger nicht.
Dafür gibt es ein Feuerwerk an Komfortoptionen und technischen Leckerlis. Ein Einparkautomat übernimmt gegen Aufpreis die Lenkarbeit bei Parkmanövern. Das zum "Absolute Handling System" aufgerüstete elektronische Stabilitätsprogramm führt automatische Lenkkorrekturen durch, zum Beispiel beim Bremsen auf unterschiedlich griffigem Untergrund. Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der Spurhalte-Assistent "Driving Advisor". Eine Kamera vor dem Innenspiegel beobachtet die Fahrbahnmarkierungen und gibt zwischen 65 und 185 km/h einen ganz leichten Gegenlenkimpuls, wenn man ohne zu blinken die Spur verlässt. Das fühlt sich an, als würde jemand zaghaft ins Lenkrad greifen, und könnte für unerfahrene Piloten eher verwirrend als hilfreich sein. Bei unserer Testfahrt funktionierte das System zudem bei starkem Regen nicht.
Lancia verspricht sich viel vom neuen Delta auch in Deutschland, wo die Marke eigentlich kaum noch stattfindet (2555 Neuzulassungen in 2007). Der Delta kommt ab dem 5. September nach Deutschland - zu Preisen "zwischen 20.000 und 30.000 Euro", so Lancia. In der Gerüchteküche ist von einem Kampfreis um 20.000 Euro für das Basismodell die Rede. Drei Ausstattungspakte stehen zur Wahl. Bereits die Basisversion Argento hält unter anderem LED-Tagfahrlicht, Klimaanlage, ESP, 7 Airbags, Nebelscheinwerfer mit Kurvenlichtfunktion, CD-Radio und elektrische Fensterheber bereit.
Quelle: Autoplenum, 2008-06-08
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