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Testbericht

Stefan Grundhoff, 24. Januar 2008
Als zu dem James Bond Film Casino Royale erstmals Fotos vom neuen Ford Mondeo auftauchten, ging ein Raunen durch die Autowelt. Dabei fährt sich der Mondeo noch sportlicher, als 007 es zeigen konnte.

Niemand hätte je behauptet, dass der alte Ford Mondeo ein schlechtes Auto gewesen sei. Mit jeder Modellüberarbeitung wurde er besser und konnte sich mit den Besten der Mittelklasse messen. Doch das müde Styling brachte zu wenig Kunden. Damit könnte jetzt Schluss sein: Nach dem gleichermaßen sehenswerten wie erfolgreichen Van-Doppel S-Max und Galaxy hat Ford nun mit dem neuen Mondeo eine dynamisch anzuschauende Mittelklasselimousine kreiert. An Front und Seitenlinie wurden viele Designelemente der IAA-Studie Iosis von 2003 übernommen.

Die flache Front mit dem bulligen X zwischen Motorhaube und Frontschürze dürfte auch beim Publikum sehr gut ankommen. Ausgestellte Radläufe, eine breitere Spur und der verlängerte Radstand - Fords Designdirektor Martin Smith hat keinesfalls in die kreative Trickkiste gegriffen, sondern sich üblicher Methoden bedient, um dem Wagen mehrt Sportlichkeit zu geben. Das ist am Heck nur mit Einschränkungen gelungen, denn die Kontur der Heckklappenkante und die hoch gestellten Heckleuchten wirken keinesfalls so sportlich und elegant wie der Rest. Zudem wirkt die Stufenheckversion fast wie ein Fließheckmodell. Angestammte Limousinenkunden wird man damit wohl kaum ködern können. Aus gutem Grund kalkuliert man in Deutschland mit einem Stufenheckanteil von unter zehn Prozent.

Eines gilt für den alten wie den neuen Ford Mondeo: Seine wohl stärkste Seite ist ein Fahrwerk. Der als Limousine 4,78 Meter lange Kölner lässt sich durch kurvige Landstraßen reiten, dass es nur so eine Freude ist. Die präzise und dabei nicht zu leichtgängige Lenkung hat einen gewichtigen Anteil am exzellenten Auftritt des neuen Mondeo. Die Ingenieure im Bereich Federung und Dämpfung können auf den Job ebenfalls stolz sein. Da holpert und poltert nichts. Tiefe Schlaglöcher, Kopfsteinpflaster oder rutschiger Asphalt – der Mondeo fühlt sich auf jedem Terrain zu Hause und durchschneidet Kurven jeden Durchmessers ohne nervig zu untersteuern. Noch besser geht es mit der optional erhältlichen adaptiven Dämpferregelung, bei der man als Fahrer zwischen drei Modi wechseln kann.

Groß sind die Unterschiede zwischen den Varianten jedoch nicht. Sogar der Frontantrieb kommt mit den üppigen 162 kW/220 PS des 2,5 Liter großen Topmodels gut zurecht. Die Fahrleistungen sind ordentlich - auch wenn der Fünfzylinder trotz 320 Nm ab 1.500 U/min gerade unten herum etwas mehr Dampf an die Vorderachse bringen könnte. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 245 km/h. Im Drittelmix soll sich der Neuling mit 9,3 Litern Super auf 100 Kilometern begnügen. Der CO2-Ausstoß liegt bei 222 g/km. Neue, gleichermaßen kraftvolle wie sparsame Motoren sucht man in der Mondeo-Palette jedoch vergeblich.

Bis auf weiteres gibt es in der neuen Mondeofamilie keinen großen Sechszylinder. Und auch in der Dieselklasse muss man irgendwann nachlegen, wenn man bei den großen Konkurrenten mitfahren will. Zum Marktstart im Juni gibt es vier Benziner mit Leistungen von 110 bis 220 PS und drei Diesel, die zwischen 100 und 140 PS leisten. Noch im Herbst werden zwei Triebwerke mit 160 PS (Benziner) und 170 PS (Diesel) nachgereicht. Die durchzugsstarken Selbstzünder entstammen mittlerweile alle aus der PSA-Ford-Kooperation. Angesichts des überlegenen Fahrwerks und der in den vergangenen Jahren deutlich erstarkten Konkurrenz dürfte es dabei kaum bleiben. Ein stärkerer Benziner ist nicht nur für die später folgende Sportversion Mondeo ST im Gespräch. So dürften im Rahmen des Produktzyklus nicht nur weitere Aggregate, sondern auch ein Allradantrieb folgen, mit dem in den USA bereits zahlreiche Ford-Modelle unterwegs sind.

Auch der Innenraum des Mondeo zeigt sich in einem ganz anderen Licht. Das lieblose Design mit wenig charmanten Plastikorgien gehört der Vergangenheit an. Der neue Mondeo sieht im Innenraum klasse aus. Wertvolle Kunst- und Schaumstoffe, übersichtliche Bedienelemente und Applikationen da, wo sie Sinn machen, erfreuen das Auge nicht nur auf den ersten Kilometern.

Der Sitzkomfort ist vorne und hinten für jedermann vorbildlich - auch wenn die Kopffreiheit im Fond etwas üppiger sein dürfte. Die Beine können selbst groß gewachsene Personen ausstrecken und auch aus der zweiten Reihe blickt man ungestört auf das Cockpit. Der Kofferraum ist mächtig: Beim Fließheckmodel sind es bereits 540 Liter, die für den nächsten Urlaub oder einen opulenten Wochenendeeinkauf genutzt werden können. Klappt man die Rückbank um, hat man den Eindruck, einen Kombi beladen zu können. Wenn man den Ford-Verantwortlichen etwas vorwerfen kann, dann ist es die undurchsichtige Ausstattungspolitik. So ist der neue Mondeo in sechs Modellversionen zu bekommen. Selbst die vier Hauptausstattungen Ambiente, Trend, Ghia und Titanium wären schon eine zuviel. Doch dann legen die Kölner noch die exklusiven Varianten Ghia X und Titaniium X nach. So viel Undurchsichtigkeit sieht man sonst allenfalls bei Renault. Für den Kunden dürfte das alles kaum zu durchschauen sein. Wer sich einen Nachmittag mit der Preisliste ersparen will, sollte gleich zum Mondeo Ghia greifen. Der bietet unter anderem Klimaautomatik, Tempomat, Alufelgen, Nebelscheinwerfer, Sitzheizung, Licht-/Regensensor und eine heizbare Frontscheibe. Mit dem 2,5-Liter-Motor kostet der Mondeo Ghia allerdings mindestens 29.900 Euro.

"Beim Mix für die Karosserievarianten kalkulieren wir mit 30 Prozent für die Fließheckvariante, 8 Prozent für die Limousine und 62 Prozent für den Turnier", sagt Jürgen Stackmann, Geschäftsführer Marketing und Verkauf bei Ford. "Fließheck und Limousine sind zum gleichen Preis erhältlich. Der Turnier hat einen Aufpreis von 1.125 Euro." Ab Juni will Ford dieses Jahr in Deutschland noch 23.000 Fahrzeuge verkaufen. In einem vollen Jahr sollen es mindestens 35.000 bis 40.000 Stück sein.

Quelle: Autoplenum, 2008-01-24

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