Fahrbericht: Fiat 500 Abarth - Giftspritzolino
Testbericht
Abarth ist wieder zurück - und drückt aufs Tempo. Nach dem Grande Punto haben sich die Haustuner des Fiat-Konzerns nun des Fiat 500 angenommen und aus der kleinen Knutschkugel einen rasanten Kugelblitz gemacht.
Dieses Autochen ist "böse". Böse, böse, böse. Fiats Marken-Chef Luca de Meo, locker mit offenem Hemd und Abarth-roten Jeans, wird nicht müde, das zu betonen. Der kleine Fiat 500 Abarth ist keine nostalgische Knutschkugel für Romantiker, sondern eine kleine Rennmaschine mit bissigem Motorsound und ruppigen Manieren. Richtig "böse" eben. Denn "böse" ist gut. Zumindest in der Zielgruppe, die Fiat mit der kleinen Giftspritze anpeilt: Jung, sportlich, autobegeistert. "Mit ihm", sagt de Meo, "haben wir einen Joker in der Hand." Von Mitte Juli an sollen die bislang 17 Abarth-Händler in Deutschland in diesem Jahr noch 450 Fiat 500 Abarth verkaufen. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht: Laut Fiat ist die Nachfrage riesig. Wie sein "zivile" Bruder Fiat 500 spielt auch der Abarth mit den nostalgisch verklärten Erinnerungen. Denn auch der kleine Fiat war im Rennsport der 60er und 70er Jahre ein Ikönchen, das mit aufgeklappter Heckklappe um die Kurven jagte und so eine ganz eigene Form der Motorkühlung für sich erfand.
Wie schon bei der Reanimierung des Fiat 500 haben die Italiener allem Anschein nach auch mit dem Comeback der Marke mit dem Skorpion im Logo alles richtig gemacht. Denn der 500er Abarth ist eine kleine Sportskanone geworden, deren Preis im umgekehrten Verhältnis zum Spaßfaktor steht. 18.100 Euro verlangt Fiat für ihn. Die 5600 Euro Aufpreis zum mit 100 PS stärksten normalen Fiat 500 lassen sich allerdings problemlos begründen.
Das beginnt mit der Optik innen wie außen. Vorne dominiert ein dreifacher Lufteinlass, dessen Mittelteil deutlich vergrößert wurde. Wegen des Turboladers wurde die Front mit dem Skorpion-Logo nach vorne verschoben. Die Seitenansicht wirkt deutlich dynamischer und gestreckter. Das Heck dominieren eine spezielle Stoßstange, Diffusor, Heckspoiler und die beiden Endrohre. Auf sportlich getrimmt ist auch das Interieur. Die Sitze mit integrierter Kopfstütze bieten stabilen Seitenhalt, würden aber eine breitere Sitzfläche durchaus vertragen - denn zumindest von der Verstellbarkeit her finden hier auch großgewachsene Fahrer gut Platz. Leider läßt sich das - ansonsten sehr griffige - Lenkrad zwar nach oben und unten, nicht aber in der Tiefe verstellen. Das große Rundinstrument ist chic und praktisch. Links integriert ist das analoge Manometer für die Messung des Ladedrucks, in dem sich auch die Anzeige für den empfohlenen Gangwechsel befindet.
Nett: Ein optionales Navi speziell für den Abarth liefert dem Hobby-Rennfahrer für viele Rundstrecken nicht nur Positionsdaten sondern auch eine ganze Reihe von Telemetriedaten wie Rundenzeit, Motordrehzahl, Geschwindigkeit oder eingelegte Gangstufe. Zudem können für jede Strecke die optimalen telemetrischen Daten gespeichert werden.
Mit dem Motor geht es weiter. Im Abarth steckt zwar als Basis der 1,4-Liter-Motor. Allerdings wird dessen Leistung durch einen Turbolader mit fester Geometrie um 35 PS auf nun 99 kW/135 PS aufstockt. Damit und mit einem Drehmoment von (bei Overboost) maximal 206 Nm bei 3000 U/min. kann man schon einiges anfangen - selbst aus niedrigen Drehzahlen heraus. So beschleunigt der Abarth binnen 7,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h - nicht, ohne seine Kraft auch akustisch kernig kund zu tun. Mit dieser Beschleunigung ist der kleine Abarth schon deutlich schneller als der Ford Focus ST (8,4 sec.) und fast so schnell wie die Cup-Version des VW Polo GTI (7,5 sec.). Schluss ist bei 205 km/h. Bei alledem verbraucht der schon Euro-5-taugliche Motor mit 6,5 Liter auf 100 km nur 0,2 Liter mehr als sein Bruder ohne Turbokraft.
Damit der gerade mal 3,66 Meter lange Flitzer bei so viel Power nicht abhebt, haben die Entwickler von Abarth tüchtig an Fahrgestell und Elektronik gemacht und gedreht - denn als Plattform steckt eigentlich ein biederer Fiat Panda unter der rundlichen Hülle. Das Fahrgestell wurde komplett neu abgestimmt und tiefer gelegt: McPherson-Achse vorne, Torsionslenkerachse mit Stabilisator hinten. Dazu kommt neben den für Kleinwagen auch schon nicht üblichen Verdächtigen wie ABS, ESP, Antischlupfregelung, Bremsassistent oder Hill Holder noch einiges mehr an hilfreicher Elektronik. Das per Knopfdruck aktivierbare Torque Transfer Control (TTC) sorgt für eine bessere Übertragung des Drehmoments auf die Vorderräder. Und der Gear Shift Indicator (GSI) zeigt dem Fahrer über eine LED-Anzeige an der Instrumententafel, wann er am besten den Gang wechselt. Im Normal-Modus richtet sich die Anzeige nach einer möglichst spritsparenden Gangwahl, im ebenfalls per Knopfdruck aktivierbaren Sport-Modus ist dagegen die bestmögliche Fahrleistung der Maßstab.
Besonders schön kann man all das natürlich auf einer abgesperrten Teststrecke ausfahren. Der 500 Abarth fliegt nur so um die Kurven und beschleunigt satt wieder heraus. Wer zu forsch abbremst, muss allerdings mit einem leicht tänzelnden Heck klarkommen - ohne dass es allerdings gefährlich würde. Da vorne wie hinten innenbelüftete Scheibenbremsen zu Werke gehen, ist die Verzögerung ohnehin sehr ordentlich. Mit eingeschaltetem TTC sind die Kurvenfahrten dann noch weniger ein Problem.
Ein paar Mankos offenbaren sich - bei allem Spaß - dann doch ausgerechnet auf der Rennstrecke. So ist zum Beispiel die an sich gut abgestufte Gangschaltung für das Renntempo deutlich zu hakelig. Immer wieder haut man durch die wabbelige Schaltkulisse in den falschen Gang oder bleibt gleich ganz im Leerlauf hängen. Wenn Abarth die Schaltkulisse überarbeitet: Kürzere Schaltwege wären auch eine Empfehlung. Ähnlich die elektrische Servolenkung. Selbst im Sportmodus muss man in engen Kurven zu viel kurbeln, zu wenig läßt sich mit weniger als einer Lenkradumdrehung bewältigen. Dass die Lenkung zudem ein wenig mehr Gefühl für die Straße vertragen könnte, kommt bitte gleich mit auf die ToDo-Liste. Wenig ändern können wird man an der Neigung zur Seitenneigung in schnellen Kurven - die Karosserie hat nun mal nicht den niedrigen Schwerpunkt eines Formel-Rennwagens. All das mindert jedoch weder den Spaß noch das Sicherheitsgefühl in dem kleinen Renner. Selbst bei forschem Tempo und schon reichlich abradierten Reifen gab es nie ein Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Ein Kraftpaketchen für den Alltag ebenso wie für die Wochenendrunden auf der Nordschleife. Fürs richtige Rennerlebnis will Fiat allerdings den extra aufgebauten und noch einmal angefixten 500 Abarth Assetto Corse anbieten - in einer Auflage von 500 Stück. Der kommt dann auf 200 PS und 300 Nm Drehmoment. Mit ihm will Abarth eine und zudem preiswerte eigene Marken-Rennserie begründen. Im Schnitt, verspricht Luca de Meo, würde man pro Renneinsatz auf rund 2500 Euro Kosten kommen. Nach 43 Jahren, sagt er, "wäre Abarth damit wieder auf der Piste".
Dieses Autochen ist "böse". Böse, böse, böse. Fiats Marken-Chef Luca de Meo, locker mit offenem Hemd und Abarth-roten Jeans, wird nicht müde, das zu betonen. Der kleine Fiat 500 Abarth ist keine nostalgische Knutschkugel für Romantiker, sondern eine kleine Rennmaschine mit bissigem Motorsound und ruppigen Manieren. Richtig "böse" eben. Denn "böse" ist gut. Zumindest in der Zielgruppe, die Fiat mit der kleinen Giftspritze anpeilt: Jung, sportlich, autobegeistert. "Mit ihm", sagt de Meo, "haben wir einen Joker in der Hand." Von Mitte Juli an sollen die bislang 17 Abarth-Händler in Deutschland in diesem Jahr noch 450 Fiat 500 Abarth verkaufen. Die Chancen dazu stehen nicht schlecht: Laut Fiat ist die Nachfrage riesig. Wie sein "zivile" Bruder Fiat 500 spielt auch der Abarth mit den nostalgisch verklärten Erinnerungen. Denn auch der kleine Fiat war im Rennsport der 60er und 70er Jahre ein Ikönchen, das mit aufgeklappter Heckklappe um die Kurven jagte und so eine ganz eigene Form der Motorkühlung für sich erfand.
Wie schon bei der Reanimierung des Fiat 500 haben die Italiener allem Anschein nach auch mit dem Comeback der Marke mit dem Skorpion im Logo alles richtig gemacht. Denn der 500er Abarth ist eine kleine Sportskanone geworden, deren Preis im umgekehrten Verhältnis zum Spaßfaktor steht. 18.100 Euro verlangt Fiat für ihn. Die 5600 Euro Aufpreis zum mit 100 PS stärksten normalen Fiat 500 lassen sich allerdings problemlos begründen.
Das beginnt mit der Optik innen wie außen. Vorne dominiert ein dreifacher Lufteinlass, dessen Mittelteil deutlich vergrößert wurde. Wegen des Turboladers wurde die Front mit dem Skorpion-Logo nach vorne verschoben. Die Seitenansicht wirkt deutlich dynamischer und gestreckter. Das Heck dominieren eine spezielle Stoßstange, Diffusor, Heckspoiler und die beiden Endrohre. Auf sportlich getrimmt ist auch das Interieur. Die Sitze mit integrierter Kopfstütze bieten stabilen Seitenhalt, würden aber eine breitere Sitzfläche durchaus vertragen - denn zumindest von der Verstellbarkeit her finden hier auch großgewachsene Fahrer gut Platz. Leider läßt sich das - ansonsten sehr griffige - Lenkrad zwar nach oben und unten, nicht aber in der Tiefe verstellen. Das große Rundinstrument ist chic und praktisch. Links integriert ist das analoge Manometer für die Messung des Ladedrucks, in dem sich auch die Anzeige für den empfohlenen Gangwechsel befindet.
Nett: Ein optionales Navi speziell für den Abarth liefert dem Hobby-Rennfahrer für viele Rundstrecken nicht nur Positionsdaten sondern auch eine ganze Reihe von Telemetriedaten wie Rundenzeit, Motordrehzahl, Geschwindigkeit oder eingelegte Gangstufe. Zudem können für jede Strecke die optimalen telemetrischen Daten gespeichert werden.
Mit dem Motor geht es weiter. Im Abarth steckt zwar als Basis der 1,4-Liter-Motor. Allerdings wird dessen Leistung durch einen Turbolader mit fester Geometrie um 35 PS auf nun 99 kW/135 PS aufstockt. Damit und mit einem Drehmoment von (bei Overboost) maximal 206 Nm bei 3000 U/min. kann man schon einiges anfangen - selbst aus niedrigen Drehzahlen heraus. So beschleunigt der Abarth binnen 7,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h - nicht, ohne seine Kraft auch akustisch kernig kund zu tun. Mit dieser Beschleunigung ist der kleine Abarth schon deutlich schneller als der Ford Focus ST (8,4 sec.) und fast so schnell wie die Cup-Version des VW Polo GTI (7,5 sec.). Schluss ist bei 205 km/h. Bei alledem verbraucht der schon Euro-5-taugliche Motor mit 6,5 Liter auf 100 km nur 0,2 Liter mehr als sein Bruder ohne Turbokraft.
Damit der gerade mal 3,66 Meter lange Flitzer bei so viel Power nicht abhebt, haben die Entwickler von Abarth tüchtig an Fahrgestell und Elektronik gemacht und gedreht - denn als Plattform steckt eigentlich ein biederer Fiat Panda unter der rundlichen Hülle. Das Fahrgestell wurde komplett neu abgestimmt und tiefer gelegt: McPherson-Achse vorne, Torsionslenkerachse mit Stabilisator hinten. Dazu kommt neben den für Kleinwagen auch schon nicht üblichen Verdächtigen wie ABS, ESP, Antischlupfregelung, Bremsassistent oder Hill Holder noch einiges mehr an hilfreicher Elektronik. Das per Knopfdruck aktivierbare Torque Transfer Control (TTC) sorgt für eine bessere Übertragung des Drehmoments auf die Vorderräder. Und der Gear Shift Indicator (GSI) zeigt dem Fahrer über eine LED-Anzeige an der Instrumententafel, wann er am besten den Gang wechselt. Im Normal-Modus richtet sich die Anzeige nach einer möglichst spritsparenden Gangwahl, im ebenfalls per Knopfdruck aktivierbaren Sport-Modus ist dagegen die bestmögliche Fahrleistung der Maßstab.
Besonders schön kann man all das natürlich auf einer abgesperrten Teststrecke ausfahren. Der 500 Abarth fliegt nur so um die Kurven und beschleunigt satt wieder heraus. Wer zu forsch abbremst, muss allerdings mit einem leicht tänzelnden Heck klarkommen - ohne dass es allerdings gefährlich würde. Da vorne wie hinten innenbelüftete Scheibenbremsen zu Werke gehen, ist die Verzögerung ohnehin sehr ordentlich. Mit eingeschaltetem TTC sind die Kurvenfahrten dann noch weniger ein Problem.
Ein paar Mankos offenbaren sich - bei allem Spaß - dann doch ausgerechnet auf der Rennstrecke. So ist zum Beispiel die an sich gut abgestufte Gangschaltung für das Renntempo deutlich zu hakelig. Immer wieder haut man durch die wabbelige Schaltkulisse in den falschen Gang oder bleibt gleich ganz im Leerlauf hängen. Wenn Abarth die Schaltkulisse überarbeitet: Kürzere Schaltwege wären auch eine Empfehlung. Ähnlich die elektrische Servolenkung. Selbst im Sportmodus muss man in engen Kurven zu viel kurbeln, zu wenig läßt sich mit weniger als einer Lenkradumdrehung bewältigen. Dass die Lenkung zudem ein wenig mehr Gefühl für die Straße vertragen könnte, kommt bitte gleich mit auf die ToDo-Liste. Wenig ändern können wird man an der Neigung zur Seitenneigung in schnellen Kurven - die Karosserie hat nun mal nicht den niedrigen Schwerpunkt eines Formel-Rennwagens. All das mindert jedoch weder den Spaß noch das Sicherheitsgefühl in dem kleinen Renner. Selbst bei forschem Tempo und schon reichlich abradierten Reifen gab es nie ein Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Ein Kraftpaketchen für den Alltag ebenso wie für die Wochenendrunden auf der Nordschleife. Fürs richtige Rennerlebnis will Fiat allerdings den extra aufgebauten und noch einmal angefixten 500 Abarth Assetto Corse anbieten - in einer Auflage von 500 Stück. Der kommt dann auf 200 PS und 300 Nm Drehmoment. Mit ihm will Abarth eine und zudem preiswerte eigene Marken-Rennserie begründen. Im Schnitt, verspricht Luca de Meo, würde man pro Renneinsatz auf rund 2500 Euro Kosten kommen. Nach 43 Jahren, sagt er, "wäre Abarth damit wieder auf der Piste".
Quelle: Autoplenum, 2008-07-11
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