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Testbericht

Stefan Grundhoff, 14. November 2011
Toyota will Emotionen wecken – ab kommendem Sommer. Mit müden Modellen wie Auris, Avensis und Prius ein wahrhaft chancenloses Unterfangen. Damit bei den Kunden nicht nur der Kopf nickt, sondern auch das Herz jubelt, wird die Celica neu aufgelegt. Eine erste Ausfahrt.

Es gab Zeiten, da hatte Toyota sportliche Autos im Programm. Doch Fahrdynamiker wie 2000 GT und Celica spielten im gierigen Wettbewerb um Effizienz und Kostenstrukturen im Laufe der letzten zehn Jahre keine nennenswerte Rolle mehr. Während die internationale Konkurrenz mehr und mehr auf Spartenmodelle wie Sportwagen, Roadster oder Rennsemmeln setzt um das jeweilige Markenimage zu schärfen, gab es bei Toyota lange Jahre nur das müde Basisprogramm für den grauen Jedermann. Emotionale Autos – Fehlanzeige. Erst langsam kommen die umtriebigen Japaner wieder auf den Pfad der Untugend zurück. Eine Neuauflage der eingeschlafenen Toyota Celica, die intern unter dem Entwicklungscode FT-86 läuft, soll weltweit die sportlichen Gemüter erwecken. Das Konzept dabei ist denkbar einfach. Frontmittelmotor, Hinterradantrieb, wenig Gewicht und mindestens 200 PS sollen reichen, um potentiellen Kunden eine interessante Alternative zu Audi TT, VW Scirocco, Peugeot RCZ oder Mini Coupé zu bieten.

Der freundlich lächelnde Tetsuya Tada hatten in den letzten Jahren alle Hände voll zu tun. Als Projektleiter sollte er dem 4,24 Meter langen FT-86 Odem einhauchen und ihn fit machen für die großen Sportwagenmärkte in Asien, Europa und Nordamerika. Zusammen mit Subaru wurde ein Sportcoupé entwickelt, das für 30.000 Euro bezahlbaren Fahrspaß bieten soll und Toyota einmal von seiner dynamischen Seite abseits allen hybriden Gedankenguts zeigt. Die Optik der neuen Celica mit flacher Front, niedriger Dachlinie und knackigem Heck kann sich auch beim folienbeklebten Prototypen sehen lassen. „Unser FT-86 ist sogar flacher als ein Porsche Cayman oder ein Ferrari 430“, zeigt Tetsuya Tada nicht ohne Stolz die Linien nach. Am Steuer zeigt der FT-86, dass er ein echter Sportwagen sein kann. Die Sitze des Erprobungsträgers sind eng konturiert und bequem.

Das Lenkrad liegt gut in der Hand und die Gangschaltung erinnert an den Sechsgang-Joystick des Nippon-Klassikers Mazda MX-5. Das Cockpit ist um den Fahrer herumgebaut. Das Tempo wird digital und analog angezeigt und in der Mitte der Instrumente glänzt nach Porsche-Manier der großer Tourenzähler. Die beiden Notsitze im Fond eignen sich bei Wohlwollen für kleine Taschen und auch beim Laderaum mag man an keine Reisezeiträume denken, die über ein langes Wochenende hinausgehen.

Was den Antrieb angeht, hat sich Toyota für einen Sportwagen überraschend zaghaft aus dem Fenster gelehnt. Ein zwei Liter großer Vierzylinderboxer aus dem Hause Subaru sorgt zwar für eine sehenswert flache Front; bietet jedoch keinen Turbo, der Flügel verleihen könnte. „Nur durch den Boxermotor haben wir die niedrige Haube hinbekommen und den Schwerpunkt so niedrig halten können“, unterstreicht Tada. So muss man den Sauger eifrig drehen, um ihm echte Sportwagengene zu entlocken. Unten herum geht wenig. Mutig ist der Ansatz, allein ein Motorvariante und diese mit gerade einmal 147 KW / 200 PS auf die serienmäßigen 17-Zöller zu stellen. Tetsuya Tada erzählt von 220 km/h Spitzentempo, wohl weißlich, dass dieser Wert weder in Deutschland, noch in den USA einen Sportwagenfan aus seiner Garage hervorzuholen vermag. Und ein geringer Verbrauch im Teillastbetrieb, den der Entwicklungs-Chef gerne aufgreift, kann keine Emotionen wecken.

So sehr sich der zukünftige Toyota Celica im unteren und mittleren Drehzahlband müht, so sehr gefällt der ambitionierte Trab im Sportmodus. Unter 1.300 Kilogramm soll der Zweitürer real auf die Straße bringen. Die Lenkung ist direkt und Dank Hinterradantrieb ohne jegliche Antriebseinflüsse. Wieso nicht immer so? Schaltung und Fahrverhalten tragen ebenfalls zu einem breiten Lächeln im Gesicht es Piloten bei. Die straffe Abstimmung gefällt – nicht zuletzt auch durch die gelungene Gewichtsverteilung, die den Japanern wichtiger denn je war. Ungezählte Touren der Entwickler auf Schnee und Eis in Lappland oder der japanischen Halbinsel Hokaido, der Nordschleife des Nürburgrings, sowie amerikanischen Highways und deutschen Autobahnen haben sich ausgezahlt. Bei ausgeschaltetem ESP stellt das japanische Federgewicht bereitwillig sein Hinterteil heraus. So muss es sein. Nicht nur wegen der technologisch weit entwickelten Konkurrenz bleibt fraglich, wieso Toyota für den Celica des dritten Jahrtausends zunächst nur eine manuelle Handschaltung entwickelt hat. Ein sinnvolles Doppelkupplungs-Getriebe befindet sich aktuell allenfalls in verträumten Ingenieurhirnen. Einzig eine Getriebeautomatik ist in Planung. Eine leistungsgesteigerte Version mit über 250 PS? Ebenso auf dem Prüfstand wie eine etwaige Celica-Rennserie.

Nach mehreren Messeauftritten seit dem Herbst 2009 in Tokio feiert der Toyota Celica wiederum auf der Heimmesse Anfang Dezember seine offizielle Weltpremiere. Marktstart für den Toyota Celica in Europa ist im Sommer 2012. Am wenig hochwertigen Interieur von einigen Schaltern und Bedienelementen soll bis dahin noch eifrig gearbeitet werden. Das würde man sich auch vom Sounddesign wünschen, denn der Prototyp zeigt sich auch hier betont zahm. Eine Roadsterversion scheint aufgrund der Seitenlinie und der einzelnen Karosseriemodule nicht unwahrscheinlich. „Einen Roadster würde ich lieber heute als morgen bauen“, schließt Tetsuya Tada ab, „technisch ist das alles machbar. Aber das müssen sie unseren Chef, Herrn Toyoda fragen.“

Quelle: Autoplenum, 2011-11-14

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