VW Polo GTI 2015: Test, technische Daten und Preise
Testbericht
Valencia (Spanien), 28. November 2014 - Man muss fast zwei Mal hinhören, um es zu glauben. VW gönnt einem Kleinwagen - wenn auch seinem derzeit sportlichsten - mehr Hubraum. Downsizing ist ja so 2013. Also wuselt der neue Polo GTI nun mit 1,8- statt 1,4-Liter-Motor durch die Gegend. Das EA888-Aggregat, das im Zweiliter-Format auch im Golf GTI oder sogar im Golf R für Betrieb sorgt, kennt man aus dem Passat oder dem Audi Q5. Für den gelifteten Sport-Polo hat man noch ein bisschen Feinschliff betrieben und so 192 PS herausgekitzelt. Das sind 12 PS mehr als bisher und total zufällig genauso viel wie beim Mini Cooper S. Was der GTI besser kann als der zackige Brite (und auch als alle anderen Kleinwagen) ist Drehmoment. Die Entwickler wollten ein gutes Stück mehr Punch, was wohl auch der Hauptgrund ist, warum man den 1,4-Liter-Turbo aus dem Vor-Facelift zum Teufel schickte. Nun gibt es massige 320 Newtonmeter. Also, zumindest wenn man sich für das neue Sechsgang-Schaltgetriebe entschieden hat. Das nun optionale Siebengang-DSG verträgt den ganzen Kraftberg nicht so gut, weshalb man mit "nur" 250 Newtonmeter zurechtkommen muss, wenn man sich die Gänge lieber automatisch zurechtlegen lässt. Erstmals mit adaptiven Dämpfern Für Freunde des analogen Sports ist die Wahl aber ohnehin klar und laut VW sind das einige. Der Wunsch, doch lieber selbst zu schalten, kam wohl häufiger auf, als gedacht. Darum reagierte man beim voll durchrenovierten GTI und auch sonst eichte man den potenten Winzling deutlicher als bisher auf unverfälschten, weniger restriktiven Fahrspaß. Das etwas unbefriedigende elektronische Sperrdifferenzial ist zwar immer noch da, allerdings hilft man dem Auto mit neuen Achslagern, einem dickeren Stabilisator, einer neuen elektromechanischen Lenkung und extra für den GTI gebackenen Reifen auf die Sprünge. Außerdem neu: Das XDS+-System, das dem Untersteuer-Teufel durch Bremseingriffe an den kurveninneren Rädern den Garaus machen soll. Endgültig in den Fahrdynamik-Himmel hieven den Polo laut Volkswagen ein etwas entspannter ausgelegtes Sport-ESP und - großer Tusch - erstmals auch elektronisch veränderbare Dämpfer. Und weil man ein Facelift (VW spricht sogar permanent vom "neuen" Polo GTI) auch sehen soll, wurde der Kraftgnom mit neuen Schürzen, einem viel GTI-igeren Grill und einem schwarz abgesetzten Dachspoiler geschminkt. Gegen Aufpreis gibt es dazu erstmals LED-Scheinwerfer. Der Innenraum sieht jetzt wie eine geschrumpfte Variante des großen Bruders Golf GTI aus. Sitze und Lenkrad wurden entsprechend aufgehübscht. Außerdem profitiert das Infotainment von den neuesten technischen Errungenschaften wie dem Mirror-Link-System, das die eigenen Smartphone-Apps auf den Polo-Touchscreen zaubert. Mehr Kraft als ein KleinwagenDa wir gerne mit dem ganzen Drehmoment und dem neuen elektronischen Fahrwerk spielen wollen, klauen wir uns einen GTI-Handschalter mit dem sogenannten "Sport-Select-Fahrwerk” samt "Sport Performance-Kit”. Obwohl der neue GTI nur 0,2 Sekunden von der Null-bis-100-km/h-Zeit des alten GTI abschabt, wirkt er durch die Bank spürbar kräftiger. So kräftig, dass sich kleine (nicht schlimme) Antriebseinflüsse in der Lenkung nicht immer kaschieren lassen. Auch der neue Motor ist kein Wunder an Drehfreude, aber mit dem frühen und gleichmäßigen Druck kann man definitiv gut arbeiten. Gerade im mittleren Drehzahlbereich ist das Aggregat schon erstaunlich voluminös, das wird man bei der Konkurrenz so nicht finden. Das erstmals erhältliche Schaltgetriebe ist gut auf den Motor abgestimmt, sehr leichtgängig und exakt. Sonderlich emotional wirken Schalt- und Pedalgefühl zwar nicht, aber wir würden es dem gerade unter Volllast etwas wirren und bevormundenden DSG auf jeden Fall vorziehen.
Antrieb: | Vorderradantrieb |
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Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | manuell |
Motor Bauart: | Reihenmotor, Turbo |
Hubraum: | 1.798 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Leistung: | 141 kW (192 PS) bei 4.200-6.200 UPM |
Drehmoment: | 320 Nm bei 1.450-4.200 UPM |
VW hat den "neuen” Polo GTI vor allem unter dem Blech erstaunlich tiefgreifend modifiziert und ihm damit einen großen Gefallen getan. Der 1,8-Liter-Motor drückt gewaltig, ohne wirklich mehr zu verbrauchen und das Fahrverhalten hat sich prächtig in Richtung Spaß entwickelt. Eine ausdrückliche Empfehlung erhalten das Sechsgang-Schaltgetriebe sowie die elektronischen Dämpfer. Aus sportlicher Sicht haben Ford Fiesta ST und Mini Cooper S noch immer die Nase vorn, aber der Vorsprung schrumpft. Als Kompaktsport-Allrounder ist der Polo GTI kaum zu schlagen. + durchzugsstarker Motor, deutlich unterhaltsameres Fahrverhalten, endlich Schaltgetriebe, sehr hochwertiger Innenraum - Konkurrenz weniger steril, im Sport-Modus etwas hart