Test: Subaru BRZ - Einer der letzten Echten
Woran ich mich während des Tests mit dem Subaru BRZ am meisten gewöhnen musste? An den Sound des Vierzylinder-Boxers, der unter der Haube des kleinen Coupés steckt. Stieß ein derartig konstruiertes Triebwerk schon im neuen Porsche 718 Cayman nicht auf viel Zustimmung, macht im Zuffenhausener Sportwagen doch zumindest noch ein Turbo etwas Stimmung. Bitte nicht falsch verstehen, die frei saugende Natur des Japan-Boxers ist ein Genuss auf kurvigen Landstraßen und eine willkomme Abwechslung zum zwangsbeatmeten Einheitsbrei in der Kompaktsportler-Kategorie, doch ein wenig mehr Krach dürfte der gemeinsam von Toyota und Subaru entwickelte Sportler schon aus den beiden großen Endrohren machen. So mischt sich ein leicht dieseliger Grundton in den niedrigen Drehzahlbereichen lediglich mit einem dumpfen Dröhnen, sobald man die Drehzahlleiter emporklettert.
Generell ist das zwei Liter große Subaru-Aggregat, das so auch im Toyota GT86 steckt, kein emotionaler Motor. Den 147 kW/200 PS stehen gerade einmal 205 Newtonmeter zur Seite. Und obwohl die maximale Leistung erst bei 7.000 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung steht, was bei guten Saugmotoren zu einem Feuerwerk im oberen Bereich führt, gibt der BRZ seine Pferde recht linear nach und nach frei. Man wird zwar immer schneller und spürt besonders nach überschreiten der 4.500er-Marke einen Zuwachs an Kraft, die emotionale Ausbeute, die zum Beispiel der Zweiliter-Sauger im letzten Renault Clio R.S. bot, kann der BRZ nicht bringen.
Warum ich nun schon am Anfang des Tests so über das Herz des kleinen Subaru herziehe? Weil es ab jetzt nur noch bergauf geht. Hat man sich mit dem etwas müden und seltsam tönenden Motor abgefunden, angefreundet oder ihn zumindest akzeptiert, ist der BRZ eines der erfrischendsten Autos, die man aktuell für etwas mehr als 30.000 Euro neu kaufen kann. Aber der Reihe nach.
Werfen wir also zuerst einen Blick auf die Optik. 4,24 Meter lang, 1,78 Meter breit und 1,32 Meter hoch: Der BRZ trifft beinahe auf den Zentimeter genau die Außenmaße des ersten Porsche 911 von 1963. Und damit ist klar: Ein Riese ist der Japaner nicht. Doch die leicht ausgestellten Kotflügel, die lange Haube und das kurze Heck verleihen dem Subaru eine sehnige und athletische Optik, die sich bis in den Innenraum zieht. Die gleichermaßen schönen wie bequemen Sportsitze bieten einen tollen Seitenhalt und sind sehr tief montiert – so muss das sein. Einziger Kritikpunkt beim Thema Sitzposition? Das kleine Sportlenkrad, das ansonsten perfekt in der Hand liegt, lässt sich nicht so weit zum Fahrer hin verstellen, wie mancher es sich wünschen würde. Ansonsten ist das Cockpit eine Mischung aus viel Plastik, ein bisschen Carbonfolie hier und da und schon fast historisch altbacken wirkenden Knöpfen, Tasten und Schaltern. Die Kipphebel, mit dem sich die Türen verriegeln lassen? Hatte meine Oma schon in ihrem Toyota RAV4. Und der kam 1994 auf den Markt. Aber die Kommandozentrale des BRZ ist eben mehr Arbeitsplatz als Wohlfühloase – trotz Sitzheizung, Klimaautomatik und Clarion-Infotainment-System. Obwohl dessen Bedienung schon wieder so nervig ist, dass ich hier gar nicht genauer drauf eingehen möchte.
Fahren wir lieber mit den positiven Attributen des BRZ fort. Hat man sich einmal in die Leder-Alcantara-Schalensitze geworfen, den ratternden Boxer angeschmissen und das Ortsschild hinter sich gelassen, blüht der BRZ geradezu auf. Der kurze Schalthebel flutscht durch die sechs Schaltgassen, dass es eine Freude ist. Automatisches Zwischengas beim Runterschalten? Nicht im Fahrerauto BRZ. Vor der Kurve staucht die etwas klein geratene Schwimmsattel-Bremse den Subaru zusammen, dann übernimmt die geniale Lenkung. Ohne Antriebseinflüsse an der Vorderachse lässt sich jeder Quadratmillimeter unter den Vorderrädern spüren, als würde man mit dem Gesicht auf dem Asphalt liegen. Mit steigenden Kurvengeschwindigkeiten nehmen die Lenkkräfte zu und man spürt jederzeit das Limit der schmalen Reifen. Nach dem Scheitelpunkt kann das Gaspedal – im Trockenen – getrost wieder voll durchgetreten werden. Solange kein Wasser, Sand oder Schnee zwischen Gummi und Straße liegt, richten die 205 Newtonmeter nichts gegen das gute Gripniveau der Michelin-Reifen aus, die übrigens auch auf dem Toyota Prius montiert werden. Im Nassen sieht das Ganze allerdings wieder anders aus. Hier wird der BRZ zum Ballett-Tänzer ganz ohne Star-Allüren. Das ESP wird in den „Track“-Modus geschaltet und schon lassen sich feine Driftwinkel zu jeder Zeit einleiten, spielerisch halten und wieder abfangen. Kein Wunder, dass der aktuelle Drift-Weltrekord (über 144 Kilometer) in einem baugleichen Toyota GT86 aufgestellt wurde.
Dass der BRZ ein echter Landstraßen-Held ist, hätten wir nun geklärt. Wie sieht es im täglichen Berufsverkehr aus? Ich würde sagen, ist man dort mit dem kleinen Coupé unterwegs, fühlen sich weder Auto noch Fahrer zu 100 Prozent wohl. Klar, der Subaru eignet sich auf jeden Fall, ihn ganz alltäglich zu nutzen. Große Fahrfreude kommt dabei allerdings nicht auf. Zu müde ist der Motor im unteren Drehzahlbereich, zu trocken die Kupplung beim Anfahren an der Ampel und zu hakelig die Gangwechsel beim langsamen Dahinschleichen in der allabendlichen Blechlawine. Doch klemmt man sich dann mit Beginn der Abenddämmerung noch einmal hinters Steuer und scheucht den BRZ über verlassene Eifel-Sträßchen, zeigt sich wieder, warum die Fahrzeuge eine so treue Fangemeinde haben. Es kann so einfach sein: Nur du, das Auto und die Straße. Keine Armada an Fahrhilfen, keine downgesizte Turbo-Luftpumpe, kein Vorderradantrieb und keine Sitzposition wie auf einem Kinder-Hochstuhl. Im BRZ bist du noch Herr über dein Handeln. Und kühlt der Japaner sich nach getaner Arbeit vor dem Biergarten ab, dann kommt dir ob der Landstraßen-Hatz ein Gedanke, den heutzutage nicht mehr viele Autos auslösen: Man weiß „Das gerade, das habe ich geschafft“ – und fragt sich nicht „Wow, wie hat das Auto das geschafft?“. Und das ist schön. Denn so sollte es sein.
Subaru BRZ – Technische Daten:
Zweitüriges, viersitziges Sportcoupé, Länge: 4,24 Meter, Breite: 1,78 Meter, Höhe: 1,32 Meter, Radstand: 2,57 Meter
Vierzylinder-Boxer mit zwei Liter Hubraum, 147 kW/200 PS, maximales Drehmoment: 205 Nm, manuelles Sechsgang-Getriebe, Vmax: 226 km/h, 0-100 km/h: 7,6s, Verbrauch (NEFZ): 7,8 Liter / 100 Kilometer, Test-Verbrauch: 8,3 Liter / 100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 180 g/km, Grundpreis ab 32.400 Euro
Kurzcharakteristik – Subaru BRZ:
Warum: Geniales Landstraßen-Auto, tolle Optik, pures Fahren
Warum nicht: etwas müder Motor, nicht besonders gut im Alltagsgebrauch
Was sonst: Toyota GT86, Mazda MX-5 RF, BMW 220i, Lotus Elise Sport 220, Abarth 124 Spider
Mit dem BRZ und dem GT86 haben sich Subaru und Toyota einiges getraut. Zeit, dem selteneren der beiden Brüdern genauer auf den Zahn zu fühlen.
Quelle: Autoplenum, 2017-07-22
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