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Testbericht

Mario Hommen/SP-X, 31. Januar 2021
SP-X/Köln. Die erste Generation des Sorento in den Nullerjahren wurde für Kia in Deutschland ein großer Erfolg. Bei den Zulassungszahlen erreichte der Allradler 2006 sogar fast fünfstelliges Niveau. Sein Erfolgsrezept war schlicht: groß und günstig. In den folgenden Generationen 2 und 3 legte er bei Größe, Technik und Qualität noch deutlich zu. Dennoch sackten die Zulassungszahlen im Vergleich zur ersten Auflage auf die Hälfte bis ein Drittel ab. Zwar setzt die frisch gestartete vierte Generation des Sorento das Premium-Konzept der Vorgänger konsequent fort, doch könnte sie damit mehr als zuvor das Potenzial bieten, die Verkaufszahlen wieder nach oben zu treiben.Auf stolze 4,81 Meter ist der Sorento mittlerweile gewachsen, was zusammen mit den serienmäßig montierten 20-Zoll-Rädern der von uns getesteten Platinum-Ausstattung die meisten anderen Autos ziemlich klein wirken lässt. Trotz seiner Wucht verleihen ihm Chromschmuck, schicke Leuchteinheiten oder die Finne in der seitlichen Fenstergrafik auch filigrane Noten. In seiner Gesamtheit wirkt der neue Sorento allerdings auf den Autogaumen amerikanischer Kunden zugeschnitten, was hierzulande wohl nicht jedem munden dürfte. Doch da der Absatz des Sorento ist in den USA ungleich größer ist, ist auch klar, welche Prioritäten die Kia-Entwickler zu setzen hatten.  Eindrucksvoller noch als seine äußere Wandlung ist der Zuwachs an Raum und Premium-Flair innen. Vorne finden Gäste in alle Richtungen viel Entfaltungsspielraum, zudem sind sie von einer breiten Mittelkonsole getrennt, wodurch sich ungewollter Zwangskontakt selbst bei korpulenten Personen ausschließen lässt. Der gegenüber dem Vorgänger nochmals gewachsene Radstand sorgt zudem im Fond für einen deutlichen Raumgewinn, während der flache Kardantunnel eine Belegung der Rückbank mit sogar drei Personen zulässt. Surrt die elektrische Heckklappe nach oben, verleitet der sich dann eröffnende Kofferraum dazu, mit lauten Rufen ein Echo zu erzeugen. Mit über 900 Liter ist so viel Platz wie bei Kleinwagen mit umgeklappter Rückbank. In diesen Zustand versetzt, passen in das Sorento-Heck sogar gut 2,1 Kubikmeter – den Stauraum unterm Kofferraumboden mitgerechnet. Als Reiseauto selbst für kinderreiche Familien gibt sich der Koreaner also keine Blöße. Die Familie darf sogar siebenköpfig sein, wenn man die dritte Sitzbank ordert.In der Topausstattung verwöhnt der Reiseriese mit modernen XL-Displays, elektrisch verstellbaren Ledersitzen sowie State-of-the-Art-Konnektivitäts- und Assistenz-Welten. Ein gemütliches Ambientelicht, wertige Materialien und ein geringes Geräuschniveau sorgen zudem für Behaglichkeit. Ein Erfahrungswert aus dem Winter: Die bei Minusgraden kühlen Ledersitze sind zwar beheizbar, bis allerdings die Wärme von den Drähten im Sitzfleisch ankommt, vergehen einige frostige Minuten.Obwohl der Sorento vornehmlich US-Kunden gefallen soll, wird sein verbindliches Fahrwerk durchaus Ansprüchen europäischer Kunden gerecht. Statt schwammig wirkt das Dickschiff sogar straff, ohne jedoch unkomfortabel zu werden. Und er taumelt auch nicht wie ein betrunkener um Kurven, sondern lässt sich gerne auch flotter um Ecken scheuchen, ohne beim Fahrer ein mulmiges Gefühl auszulösen. Ein Kurvenkracher vom Schlage eines BMW X5 ist der Koreaner dennoch nicht.Und er ist auch kein reiner Asphalt-Cowboy. Bei einer Fahrveranstaltung im Herbst 2020 konnten wir uns auf einem Geländeparcours bereits einen Eindruck von seiner Offroad-Kompetenz verschaffen, die angesichts seines auf Straßeneinsatz optimierten Unterbaus verblüffend hoch war. Ebenfalls sehen lassen kann sich der Sorento im Hängerbetrieb, denn bis zu 2,5 Tonnen dürfen an den Haken.Als entspannte Reiselimousine taugt der Sorento auch dank seiner vielen Helferlein. Einer regelt Tempo und Abstand zum Vordermann; einer gibt acht auf Fahrzeuge im Toten Winkel; einer führt in die Spur zurück, sollte ein abgelenkter Fahrer den korrekten Kurs ungewollt verlassen. Außerdem gibt es eine neue Totwinkel-Funktion, bei der automatisch mit dem Setzen des Blinkers die Bilder von in den Außenspiegeln integrierten Kameras im digitalen Kombiinstrument eingeblendet werden. Diese zeigen mehr als Schulterblick und Seitenspiegel dem Fahrer vermitteln können. Wer beim Abbiegen auch das Kamerabild im Auge behält, hat den Fahrbahnrand sowie dort möglicherweise befindliche Hindernisse besser im Blick. Überzeugend funktioniert das allerdings nur bei Tageslicht, denn bei Dunkelheit lassen sich Details im Kamerabild meist nicht mehr so gut ausmachen.Rundweg angenehm ist der bullige Vierzylinder-Diesel, der mit seinen 148 kW/202 PS und 440 Newtonmeter Drehmoment dem mächtigen Kia auch antriebsseitig ein gewisses Maß an Souveränität verleiht. Den Gasbefehl bei Zwischensprints auf der Autobahn wird jedenfalls auch dank der geschwind wie geschmeidig zwischen den acht Vorwärtsstufen jonglierenden Doppelkupplungsgetriebe stets mit kräftigem Schub kommentiert. Über 200 km/h sind möglich. Und scharrende Reifen sind trotz des bärigen Vortriebs kein Problem, denn in unserem Fall verteilte sich die Kraft auf alle vier Räder. Kehrseite der Medaille: Trotz zumeist bei moderatem Tempo gefahrener Autobahntouren pendelte sich der Verbrauch bei rund 8 Liter pro 100 Kilometer ein, was immerhin rund 30 Prozent mehr sind als Kia im NEFZ-Zyklus proklamiert.   Im Fall des Kia Sorento sollte man also ruhig etwas großzügiger kalkulieren, was übrigens auch auf den Kaufpreis zutrifft. Rund 42.500 Euro kostet die Basis mit dem kräftigen Diesel. Die ist bereits gut ausgestattet, doch wenn man die Vorzüge der Vollausstattung kennt, dürfte der Verzicht schwerfallen. Für unser rundum gediegen ausgestattetes und entsprechend beeindruckendes Testexemplar muss man jedenfalls 56.000 Euro hinblättern. Klingt nach viel, ist angesichts des Gebotenen allerdings auch nicht teuer.Kia Sorento – Technische Daten:Fünftüriges, fünf- oder siebensitziges D-Segment-SUV; Länge: 4,81 Meter, Breite: 1,90 Meter (Breite mit Außenspiegeln: 2,17 Meter), Höhe: 1,70 Meter, Radstand: 2,82 Meter, Kofferraumvolumen Fünfsitzer mit Diesel: 902 – 2.100 Liter2,2-Liter-Vierzylinder-Diesel; 148 kW/202 PS, maximales Drehmoment: 440 Nm bei 1.750 – 2.750 U/min, Allradantrieb, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, 0-100 km/h: 9,2 s, Vmax: 202 km/h, Normverbrauch: 5,7 - 6,0 Liter/100 Kilometer, Testverbrauch: 8,2 Liter/100 Kilometer, CO2-Ausstoß: 150 - 158 g/km, Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: B, Preis: ab 42.490 EuroKia Sorento – Kurzcharakteristik:Warum: weil man ein geräumiges und topmodernes Fahrzeug will, das wirklich vieles kannWarum nicht: weil der neue Sorento vor allem dem Geschmack amerikanischer Kunden gefallen willWas sonst: Hyundai Santa Fe, VW Tiguan Allspace, Toyota HighlanderVielleicht etwas zu groß für unsere Straßen, vielleicht eine Spur zu amerikanisch – doch im Alltag kann man sich gut mit dem neuen Sorento anfreunden.
Fazit
Vielleicht etwas zu groß für unsere Straßen, vielleicht eine Spur zu amerikanisch – doch im Alltag kann man sich gut mit dem neuen Sorento anfreunden.

Quelle: Autoplenum, 2021-01-31

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