Volvo V60 Plug-in-Hybrid im Test: Der Wechsel-Schwede
Testbericht
Düsseldorf, 2. Mai 2013 - Können Sie sich das vorstellen? Eine Autofirma gibt bekannt, dass sie das erste Hybrid-Auto der Welt auf den Markt bringt, das einen Elektromotor mit einem Diesel kombiniert und das auch noch rein elektrisch 50 Kilometer weit fahren kann - einen Plug-in-Hybriden also. Von zunächst 1.000 Exemplaren sind für Deutschland gerade mal 94 Stück vorgesehen. Eines davon kostet mindestens 58.710 Euro - und Sie müssen unbedingt eines haben! Da das Angebot limitiert ist, schreiben Sie einen netten Bewerbungsbrief an Volvo - das ist nämlich der Hersteller mit dem seltenen Angebot. Sie zahlen für Ihren Mittelklasse-Kombi namens V60 Plug-in-Hybrid mit allem Drum und Dran in der Pure-Limited-Version knapp 66.000 Euro, warten knappe neun Monate und freuen sich riesig, das seltene Stück Automobiltechnik Ihr eigen nennen zu können.
Der erste Käufer: Ein Ingenieur
Ja, gibt es wirklich, so geschehen in Deutschland, vor gar nicht langer Zeit. Die Verkündung des Kaufpreises erledigte Volvo im Juni 2012 auf der Automesse AMI in Leipzig, die Auslieferung des Fahrzeugs an besagten Kunden erfolgte kürzlich. Der Glückliche ist ein technikbegeisterter Ingenieur in Potsdam. Er machte sich und seiner Frau mit dem Edelkombi ein Hightech-Geschenk zum Hochzeitstag.
Mit 215 PS starkem Dieselmotor
Dieser V60 ist kein normales Hybridauto. Zum einen hat er einen Diesel als Verbrennungsmotor - nun das gibt es von Citroën und Peugeot auch. Aber er kann rein elektrisch fahren, an der Steckdose aufgeladen werden und das Allerbeste: Er kann richtig schnell sein. Als Dieselmotor kommt nämlich kein Geringerer als der 215 PS starke Fünfzylinder von Volvo zum Einsatz - einer der von Sound und Durchzug schönsten Diesel, die es überhaupt gibt (und leider nicht mehr lange, denn Volvo stellt auf maximal vier Zylinder um, die von E-Motoren unterstützt werden, wenn Sechszylinderleistung gefordert wird.)
In 6,1 Sekunden auf Tempo 100
Die Dieselmaschine treibt die Vorderräder an (die bei kräftigem Gasgeben auch mal durchdrehen können), während der Elektromotor mit einer Leistung von 50 kW (68 PS) auf die Hinterachse wirkt. Vorne also 440 Newtonmeter, hinten 200. Damit beschleunigt der Elektro-Diesel in 6,1 Sekunden von null auf Tempo 100 und schafft in der Spitze 230 km/h - nicht schlecht für ein grünes Auto.
Stromproduktion auf der Autobahn
Das gibt es so bei anderen Hybrid-Autos auch nicht: Der Fahrer kann per Knopfdruck zwischen mehreren Antriebsarten wählen: Im "Pure"-Modus fährt der V60 elektrisch bis zu 50 Kilometer weit und das geht bis zu Tempo 120, bevor sich der Diesel unmerklich dazuschaltet. Im "Hybrid"-Modus werden alle Komponenten des Antriebssystems so gesteuert, dass möglichst wenig Kraftstoff verbraucht wird. Im "Power"-Modus schaltet sich bis zu 150 km/h der E-Motor zu, um zusätzliches Drehmoment zu liefern. Der "AWD"-Modus eignet sich für den Hänger-Betrieb und bei rutschigen Straßenverhältnissen - der E-Motor treibt die Hinterachse an, wenn vorne Schlupf auftritt. Und im "Save for Later"-Modus lädt der Dieselmotor während der Fahrt die Batterie auf. So kann man auf der Autobahn laden, um in der Stadt emissionsfrei zu fahren - Elektrozone, ich hör dir trapsen!
Geschrumpfter Kofferraum
Die 11,2 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie besteht aus zwei Modulen mit 200 Zellen. Sie ist unter dem Kofferraumboden untergebracht, so dass der Boden oberhalb der normalen Ladekante liegt und der Kofferrauminhalt von 430 Liter auf 304 Liter schrumpft.
Ausstattung auf Luxusklasse-Niveau
Ansonsten ist der V60 auf Luxusklasse-Niveau ausgestattet. Der schicke Innenraum ist mit elektrischen Ledersitzen und hochwertigen Materialien ausgestattet. Dazu gibt es eine Klimaautomatik (kann wie die Standheizung mit angeschlossenem Ladekabel zur Vorklimatisierung per Smartphone-App genutzt werden). Ein Top-Navi und ein Top-Soundsystem sind ebenso an Bord wie Dual-Xenon-Scheinwerder, Einparkhilfe, City Safety System, sechs teilweise adaptive Airbags. Gegen Aufpreis gibt es einen Notbremsassistenten mit Fußgänger-Erkennung mit aktivem Geschwindigkeits- und Abstandsregelsystem mit Stau-Assistent und Distanzwarner, den Bremsassistenten Pro, das Driver Alert System zur Warnung bei Übermüdung und unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrspur, eine Verkehrszeichen-Erkennung, einen Fernlicht-Assistenten sowie das Blind Spot Information System (BLIS) zur Überwachung des toten Winkels.
Ausgereift, aber teuer
Der Volvo V60 wirkt ausgereift. Er ist normal sehr leise und komfortabel, wenn das Fahrwerk auch etwas zu straff abgestimmt ist. Dafür kann man aber auch sehr sportlich fahren und das typische Fünfzylinder-Gurgeln genießen. Sie haben Interesse an einem solchen Stück automobilen High-Techs? Die erste Serie ist ja ausverkauft. Er werden aber neue V60-Plug-in-Hybride gebaut. Das Modelljahr 2014 geht ab Juni 2013 in Produktion, 4.000 bis 6.000 Exemplare sollen bis Jahresende gebaut werden. Aber nicht vergessen: Sie brauchen mindestens 58.710 Euro!
Technische Daten
Antrieb: | Allradantrieb |
---|---|
Anzahl Gänge: | 6 |
Getriebe: | Automatik |
Motor Bauart: | Plug-in-Hybridsystem bestehend aus Turbodiesel, Elektromotor an der Hinterachse, Lithium-Ionen-Akkus |
Hubraum: | 2.400 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 5 |
Leistung: | 158 kW (215 PS) bei UPM |
Drehmoment: | 440 Nm bei 1.500 UPM |
Preis
Neupreis: 58.710 € (Stand: April 2013)Fazit
Mit 230 km/h auf der Autobahn heizen, was das Gaspedal hergibt, aber in der Stadt den Saubermann spielen und rein elektrisch vor sich hin surren? Ja das geht. Der Volvo V60 Plug-in-Hybrid ist Mr. Jekyll und Mr. Hyde - per Knopfdruck und in Sekundenbruchteilen wechselt er sein Wesen. Ein tolles Auto für Leute mit Geld, Sinn für Understatement und einem Faible für Technik, die anderen voraus ist.Testwertung
Quelle: auto-news, 2013-05-02
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