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Testbericht

30. Dezember 2008
Haar, 30. Dezember 2008 - Es war einmal im Jahre 2000, als sich ein tapferer Franzose aufmachte, um in einen Wettbewerb mit den marktbeherrschenden Teutonen zu treten. Die Rede ist von Peugeots gehobener Mittelklassewagen 607. Mit ihm wollte das Unternehmen endlich BMW, Audi und Mercedes Konkurrenz machen. Wirklich geschafft haben es die Franzosen allerdings bis heute nicht. Von Januar bis Oktober 2008 konnte Peugeot in Deutschland gerade einmal 236 Einheiten vom 607 an den Mann bringen. Weit abgeschlagen hinter BMW mit 37.690 verkauften 5ern, Audi mit 36.944 ausgelieferten A6 und Mercedes mit 37.531 abgesetzten E-Klassen. Wir wollten wissen, warum der 607 kaum Käufer findet.

Zwei kleine Turbolader Der 607 rollt im Peugeot-Stammwerk im französischen Sochaux vom Band. Der 170 PS starke 2,2-Liter-Vierzylinder-Bi-Turbo kommt auch in der Mittelklasse-Baureihe 407 zum Einsatz. Das Besondere an diesem Motor ist die parallel-sequenzielle Bi-Turbo-Aufladung. Das System besteht aus zwei klein dimensionierten Garrett-Turboladern. Im unteren Tourenbereich ist nur einer der beiden Lader aktiv, der Zweite kommt erst zwischen 2.600 und 3.600 U/min zum Einsatz. Dadurch wird die komplette Drehzahlbandbreite optimal ausgenutzt und das berühmte Turboloch fällt weg.

Laufruhiger Bursche Der Bi-Turbo stellt ein maximales Drehmoment von 370 Newtonmeter zur Verfügung, das bereits bei 1.500 Touren anliegt. In 9,3 Sekunden rennt der Wagen von null auf Tempo 100. Bei ausreichenden 224 km/h endet seine Kraft. Der Motor an sich besticht durch seine Laufruhe. Beinahe beruhigend brabbelt der Diesel im Off. Die Geräuschkulisse bleibt selbst bei Tempo 200 sehr dezent, lediglich im unteren Tourenbereich macht das Kraftwerk diskret auf sich aufmerksam.

Schlichter Koloss Mit über 1,7 Tonnen ist die Limousine nicht gerade ein Fliegengewicht, ein vergleichbarer BMW 520d wiegt 1,6 Tonnen, genauso schwer ist ein Mercedes E 220 CDI. Auch aufgrund seines Gewichts ist es mit dem 607 gänzlich unmöglich, an die gut gemeinte Herstellerangabe von durchschnittlich 6,4 Liter Diesel auf 100 Kilometer heranzukommen. Bei rasanter Fahrweise vertilgt der Franzose schon einmal an die zehn Liter Kraftstoff, bei wohldosiertem Gaspedalgebrauch begnügt er sich mit durchschnittlich 7,5 Liter Sprit. Kein Spitzenwert, aber angesichts seiner Ausmaße von 4,90 Meter Länge und 1,80 Meter Breite sowie seines Gewichts eine durchaus annehmbare Größe.

Unhandliches Schalt-Getriebe Während man die Kraftentfaltung überraschend sportlich nennen kann, gibt die Kraftübertragung ein unbefriedigenderes Bild ab. Das Einlegen der sechs Gänge macht keinen Spaß. Mehr schlecht als recht lassen sich die Gassen finden, außerdem sind die Gangwege unkomfortabel lang geraten. Leider kann man dem unhandlichen Schalt-Getriebe überhaupt nicht entgehen, denn eine Automatik bieten die Franzosen in Kombination mit dem 2,2-Liter-Bi-Turbo nicht an.

Komfortables Fahrwerk Der 607 ist geradezu prädestiniert für lange Strecken. Das Fahrwerk ist außerordentlich komfortabel ausgelegt. Bodenunebenheiten werden beinahe komplett absorbiert, nur wirkliche Schlaglöcher werden an die Passagiere weitergeleitet. Die weiche Abstimmung ist allerdings nicht jedermanns Sache, denn wer auch einmal sportlich in die Kurven gehen möchte, der wird mit dem gemütlichen Franzosen nicht glücklich. Zum einen geben die edlen Ledersitze kaum Seitenhalt und zum anderen spricht sich auch die schwammige Lenkung vehement gegen ein dynamisches Serpentinenfahren aus.

Ausgezeichnetes Platzangebot Absolut überzeugend hingegen ist das Raumkonzept des 607. Fahrer, Nebensitzer und die Fondpassagiere haben mehr als ausreichend Platz. Auch im Kofferraum steht massig Stauraum zur Verfügung. Dank umklappbarer Rücksitze, was in der oberen Mittelklasse eine Seltenheit ist, können sogar längere Gegenstände problemlos transportiert werden. Der Innenraum ist solide und beinahe spießig gestaltet. Die Instrumente sitzen dort, wo man sie erwartet und ihre Bedienung wirft keine allzu großen Fragen auf. Auch die Verarbeitung und die Materialanmutung geben keinen Grund zur Kritik.

Ab 34.150 Euro erhältlich Der Einstiegspreis für den Peugeot 607 mit 136 PS starkem 2,0-Liter-Diesel in der Basisvariante "Sport" liegt bei 34.150 Euro. Serienmäßig an Bord sind hier ein elektronisch gesteuertes Fahrwerk, eine Klimaautomatik, eine 40:60 geteilt umklappbare Rücksitzlehne, eine Geschwindigkeitsregelanlage mit Geschwindigkeitsbegrenzer und ein Sicht-Paket. Zur aktiven und passiven Sicherheit tragen unter anderem ein ABS, ein ESP mit ASR, Reifendrucksensoren sowie acht Airbags bei. Unser Testwagen mit 2,2-Liter-Diesel in der gehobenen Ausstattung "Platinum" schlägt mit 40.650 Euro zu Buche. Hier gibt es zusätzlich ein Navigationssystem mit 7-Zoll-Farbbildschirm, 30-Gigabyte-Festplatte, Sprachsteuerung und Infrarot-Schnittstelle. Außerdem verwöhnen Walnussholz-Einlagen in der Armaturentafel, der Mittelkonsole und den Türen sowie feines Leder die Augen und Körper der Insassen.

Im Vergleich Preislich bewegt sich der Franzose unter dem Niveau seiner deutschen Konkurrenten. Für einen Audi A6 2.0 TDI in der Basisversion muss man 35.100 Euro hinblättern. BMW lässt sich einen 520d mit 38.200 Euro bezahlen und Mercedes will für einen E 220 CDI stolze 41.055 Euro haben.
Technische Daten
Antrieb:Frontantrieb
Anzahl Gänge:6
Getriebe:Schaltgetriebe
Motor Bauart:Reihenmotor, Common-Rail
Hubraum:2.179
Anzahl Ventile:4
Anzahl Zylinder:4
Leistung:125 kW (170 PS) bei UPM
Drehmoment:370 Nm bei 1.500 UPM
Preis
Neupreis: 40.650 € (Stand: Dezember 2008)
Fazit
Der Peugeot 607 ist eine gediegene und komfortable Limousine - mehr aber auch nicht. Was dem Wagen fehlt, ist der Funke, der überspringt, denn um den deutschen Platzhirschen Paroli bieten zu können, bedarf es mehr als einer soliden Verarbeitung und einem großzügigen Raumangebot. Es braucht zusätzlich Charme, Image und ein charakteristisches Design. Damit geht der 607 aber eher sparsam um. Kunden, die sich für eine gehobene Mittelklasselimousine interessieren, möchten mit ihrer Autowahl aber meist auch ein Status-Statement setzen und sich nicht nur von A nach B bewegen. Wer sich damit allerdings zufrieden gibt, der ist mit dem Peugeot 607 an der richtigen Stelle.
Testwertung
3.5 von 5

Quelle: auto-news, 2008-12-30

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