Der lange Marsch nach Europa: Brilliance BS6 kommt
Testbericht
Bonn, 29, November 2006 Wir öffnen die Tür und uns schlägt ein Geruch wie aus einer chemischen Reinigung entgegen. Egal, wir steigen in den chinesischen Wagen ein, vollkommen gespannt, wie sich der neue Brilliance BS6 auf deutschen Straßen macht. Schließlich sieht sich die Automarke mit dem Edelsteinnamen als europäischster Fahrzeughersteller Chinas.
Absolut gefällig
Die Japaner brauchten 15 Jahre, um sich in Europa zu etablieren. Die Südkoreaner schafften es in zehn Jahren. Die Chinesen haben sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, in nur fünf Jahren im heimischen Markt Fuß zu fassen. Eins ist dafür ganz wichtig: Fehler der anderen nicht wiederholen. Und so hat man im Reich der Mitte längst erkannt, dass in Europa Stil zählt. Asiatische Wagen können in europäischen Augen sehr verschroben aussehen. Um dies hinsichtlich des neuen Brilliance zu verhindern, wurde dieser einfach in Italien von Giugiaro designed. Dies zahlt sich aus: Das Mittelklasseauto sieht sehr gefällig aus. Der Grill erinnert ein wenig an Lancia, die Grundform etwas an BMW. Dabei wirkt das Auto aber deutlich eigenständiger als die manchmal ultrafrechen Form-Kopien anderer chinesischer Hersteller.
Rein optisch: luxuriös
Der beißende Neuwagengeruch ist ganz ehrlich: Die Plastikteile sind aus billigem Kunststoff gehauen. Allerdings wirkt das beige Lederinterieur mit den Holzleisten in allen vier Türen und auf dem Armaturenbrett beim Anschauen hochwertig. Das Radio steckt in gebürstetem Aluminium, welches aber in seiner viereckigen Grundform in der Mittelkonsole auffällig deplatziert wirkt. Die Tachometergestaltung ist unauffällig aber nicht langweilig. Wer von außen ins Auto schaut, ist angenehm überrascht.
Rein gefühlsmäßig: preiswert
Haptisch sieht die Sache schon anders aus: Das Lenkrad ist sehr dünn und fasst sich hart an. Die Sitze sind auch für längere Touren geeignet, allerdings ist Seitenhalt auch optional nicht erhältlich. Die Sitzverstellung ist äußerst schwergängig. Schwergängigkeit findet sich auch bei den Sonnenblenden wieder: Der in ihnen integrierte Spiegel ist hinter einem kleinen Plastikschieber verborgen, welcher sich nur unter Überwindung sehr starker Reibung bewegen lässt. Für längere Beine ist vorne und hinten ausreichend Platz. Wer aber als Sitzgröße durch die Welt wandelt, dürfte schnell Probleme bekommen: Kopffreiheit wird nicht geboten. Selbst 1,88 große Personen gehen auf Tuchfühlung mit dem Wagendach. Die Übersichtlichkeit ist absolut durchschnittlich und reicht zum rückwärts Einparken vollkommen aus.
Guter Dämpfer Das in Zusammenarbeit mit Porsche entwickelte Fahrwerk macht einen richtig guten Job. Kurze Querrillen auf der Autobahn sind zwar überlaut zu hören, zu spüren sind sie nicht. Auch sämtliche anderen Herausforderungen, die eine winterzerzauste mitteleuropäische Straße so bereithält, können den BS6 nicht aus der Ruhe bringen. Seine Wankneigung in den Kurven ist kaum ausgeprägt. Somit zählt das Fahrwerk zu den Stärken des Chinesen. Lauter Lahmer Unter der Haube unseres BS6 verbrennt ein 2,0-Liter-Motor Normalbenzin. 122 PS werden dabei aus den vier Zylindern gequetscht. Dies reicht für eine Beschleunigung von null auf 100 in 13,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Ab 100 km/h muss man allerdings jede Menge Geduld mitbringen. Träge, laut und unter größtem Widerwillen wabert das Triebwerk bis zur 160-km/h-Marke. Danach findet praktisch keine Beschleunigung mehr statt, das Anstreben höherer Geschwindigkeiten lohnt sich nicht. Ob ein Tag oder mehrere bis zum 190er-Punkt vergehen, haben wir nicht getestet. Das Überschreiten der 100-km/h-Grenze bekommen wir übrigens auch auf die Ohren: Windgeräusche umspielen ab jetzt die adretten Außenspiegel. Gut geschaltet Der Schaltknauf ist eindeutig der Bruder des Lenkrads: Auch er fasst sich irgendwie billig an. Aber dass ist nicht weiter schlimm: Die Gänge sortieren sich gut. Wir hatten schon deutlich hakeligere Apparaturen in der Hand. Teilweise knacken die Stufen schön kernig in ihre Position. Aber man kann schalten wie man will, der Beschleunigung kommt das nicht zugute. (gh)
Guter Dämpfer Das in Zusammenarbeit mit Porsche entwickelte Fahrwerk macht einen richtig guten Job. Kurze Querrillen auf der Autobahn sind zwar überlaut zu hören, zu spüren sind sie nicht. Auch sämtliche anderen Herausforderungen, die eine winterzerzauste mitteleuropäische Straße so bereithält, können den BS6 nicht aus der Ruhe bringen. Seine Wankneigung in den Kurven ist kaum ausgeprägt. Somit zählt das Fahrwerk zu den Stärken des Chinesen. Lauter Lahmer Unter der Haube unseres BS6 verbrennt ein 2,0-Liter-Motor Normalbenzin. 122 PS werden dabei aus den vier Zylindern gequetscht. Dies reicht für eine Beschleunigung von null auf 100 in 13,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h. Ab 100 km/h muss man allerdings jede Menge Geduld mitbringen. Träge, laut und unter größtem Widerwillen wabert das Triebwerk bis zur 160-km/h-Marke. Danach findet praktisch keine Beschleunigung mehr statt, das Anstreben höherer Geschwindigkeiten lohnt sich nicht. Ob ein Tag oder mehrere bis zum 190er-Punkt vergehen, haben wir nicht getestet. Das Überschreiten der 100-km/h-Grenze bekommen wir übrigens auch auf die Ohren: Windgeräusche umspielen ab jetzt die adretten Außenspiegel. Gut geschaltet Der Schaltknauf ist eindeutig der Bruder des Lenkrads: Auch er fasst sich irgendwie billig an. Aber dass ist nicht weiter schlimm: Die Gänge sortieren sich gut. Wir hatten schon deutlich hakeligere Apparaturen in der Hand. Teilweise knacken die Stufen schön kernig in ihre Position. Aber man kann schalten wie man will, der Beschleunigung kommt das nicht zugute. (gh)
Technische Daten
Anzahl Gänge: | 5 |
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Getriebe: | Schaltung |
Motor Bauart: | Otto-Reihenmotor |
Hubraum: | 2.000 |
Anzahl Ventile: | 4 |
Anzahl Zylinder: | 4 |
Preis
Neupreis: 20000 €Fazit
Der Brilliance BS6 ist eine optisch ansprechende Mittelklasselimousine. Bei einem avisierten Basispreis von 18.000 Euro bekommt man tatsächlich viel Auto fürs Geld. Viel Auto, welches sich preiswert mit Normalbenzin bewegen lässt. Allerdings geht dieses Geld für ein Auto mit luxuriösem Aussehen innen wie außen, aber unluxuriösem Komfort drauf.Der Motor ist schlapp und unsympathisch. Wer für das gleiche Geld einen deutlich kleineren europäischen Wagen kauft, hat vielleicht mehr davon. Dass es ESP nur gegen Aufpreis gibt, bedarf der Nachbesserung, was Brilliance auch versprochen hat. Und eins ist klar: Die Chinesen lernen sehr schnell. Auf die Zukunft darf man gespannt sein.
Testwertung
Quelle: auto-news, 2006-11-29
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